Test: Schreiber-Honda CBX 1000

Test: Schreiber-Honda CBX 1000 Schreiber-Honda CBX 1000

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Was beim Automobil den Beginn menschenwürdiger Motorisierung darstellt, ist bei Motorrädern eine absolute Rarität. Wer einen Sechszylinder fährt hockt entweder auf einem Klassiker oder aber auf dem Hybride von Honda Schreiber aus Zeven. Einer Mischung aus Fireblade und CBX 1000.

Schreiber-Honda CBX 1000 jkuenstle.de

Es überkommt einen nur manchmal. Dann aber heftig und unnachgiebig - dieses Gefühl, mal wieder voll auf den Putz hauen zu müssen. Normalerweise wird dieser innere Teufel, dieses unbarmherzig aufglimmende Verlangen bei PS-Redakteuren mit zügigen Runden auf der Rennstrecke oder einer sportlichen Testfahrt durch den Nordschwarzwald befriedigt. Und normalerweise glimmt es auch nur auf, wenn hochkarätiges Heizmaterial in der Tiefgarage der Redaktion untätig herumlungert und quasi nach einem zünftigen Ausritt schreit. Wer hätte ahnen können, dass einen dieser Hang zur Unvernunft auch bei einem 254 Kilogramm schweren Bike mit 240er-Hinterreifen und mangelhafter Schräglagenfreiheit überkommen könnte?

Naja, ganz so abwegig ist der Gedanke nicht, wenn man sich die mutierte Honda CBX 1000 von Honda Schreiber einmal genau ansieht. Zuerst zieht die Gesamtkomposition den Blick magnetisch auf sich. Mittig dominiert der breite, gerippte Sechszylinder-Motor, hinten macht sich der mächtige 240/40er-Reifen auf seiner 18-Zoll durchmessenden Felge breit. Darüber thront das spartanische Heck des Einsitzers, geschmückt mit einer auflackierten, magischen 46. Über das Sitzpölsterchen gleiten die Augen hin zum schier unendlich großen Spritfass und über dieses hinweg bis hin zum modernen Teil der CBX. Ihre komplette Front entstammt einer Fireblade Typ SC 50, inklusive Rad, Bremsscheiben und -Pumpe sowie deren untere Gabelbrücke. Die obere kommt hingegen aus dem Hause LSL und nimmt gefügig die Riser des 32 Millimeter dicken "Fatty"-Lenkers von K-Maxx auf.

Wow, was für ein Anblick. Classic meets Rock würde das Arrangement heißen, wenn es um Musik ginge. Ein Crossover aus Youngtimer, Racer und Drag Bike. Lang und tief, aber gerade noch so, dass es einigermaßen um die Ecken kommt.

Und schon ist es da, dieses Glimmen. "Wie wäre es, mit diesem Ofen die Poser-Meile der Innenstadt aufzumischen? Mit dem Sixpack an der Ampel mal richtig einen raushauen!" Nicht lang überlegen, Helm auf und raus ins Leben. Sich unter die eitlen Pfaue in Porsche Boxster, 3er-BMW und C-Klasse Daimler mischen. Die CBX hat auch Lust dazu, keine halbe Kurbelwellenumdrehung benötigt der Starter, und der Sechszylinder röhrt grimmig aus den beiden hochgebogenen Shark-Endtöpfen.

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Von Schreiber getunt vermittelt die Honda CBX 1000 durch den Auftritt ihres einzigartigen Motors ein unglaubliches Fahrgefühl.

Wow, das rockt. Trotz dB-Killer ist der Auftritt klangstark, herzerwärmend und einzigartig. Hier singt nicht der jugendliche Fischer-Chor, nein, hier brüllt ein Platon Marines. Die Stadt kocht, es ist Freitagabend, draußen auf der Meile kann es gar nicht genug rote Ampeln geben. Am geilsten ist es nicht etwa, Autos zu versägen, sondern kleine Buben, frisch aus ihren Umlands-Golfs entstiegen, zu erschrecken. Einfach an der Fußgängerampel warten, bis sie direkt vor einem die Straße überqueren, dann kurz den Sechser brüllen lassen. Die Bübchen nässen sich fast ein, wenn sie plötzlich von der CBX angeschrien werden.

Deutlich dezenter und für das Ego nachhaltiger ist es ohne Zweifel, mit der CBX im dritten Gang von Ampel zu Ampel zu surfen. Den breiten "Fatty" von K-Maxx locker in der Hand den satten Schub bei grimmigem Klang genießen. Passanten bleiben mit ihren Blicken an dem mächtigen Hinterrad kleben, das von einer Ducati-916-Schwinge geführt und bei Deget von 5.50 x 17" auf 7.50 x 18" umgearbeitet wurde. Zur Einpassung war es nötig am CBX-Rahmen Änderungen vorzunehmen - das Heck wurde komplett umgeschweißt und vom TÜV abgenommen.

Wem die coole Cruiser-Nummer nicht reicht, der kann wenigstens auf der Geraden noch ordentlich Kapelle geben. Mit 101 PS steht der über 30 Jahre alte Motor gut im Futter, und mit dem langen Radstand besteht absolut keine Wheelie-Gefahr beim Ampel-Start. Die SC 50-Front und deren Bremse sind dem Temperament der CBX locker gewachsen und klären auch kniffelige Situationen problemlos. Einzig in Kreisverkehren muss zurückgesteckt werden, denn die Honda setzt schnell und hart mit ihren Krümmern auf. Egal, in der City kommt die nächste Ampel sowieso. Und da kann man dann wieder voll auf den Putz hauen.

Fazit: Die Schreiber-CBX 1000 taugt definitiv nicht für die schnelle Runde. Ihr Revier ist die Innenstadt oder die gut ausgebaute Landstraße. In diesem Ambiente fühlt sie sich pudelwohl und zieht nicht nur die Blicke auf sich, sondern vermittelt durch den Auftritt ihres einzigartigen Motors auch ein unglaubliches Fahrgefühl. Sie ist einzig, nicht artig.

Technische Daten

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Das Leistungsdiagramm der Schreiber Honda CBX 1000.

Das Sixpack geht sanft, aber nachdrücklich zu Werke, die Leistung steigt linear an und lässt eine schaltfaule Fahrweise zu. Perfekt geeignet zum Cruisen und auf der City-Meile.

Antrieb:
Sechszylinder-Reihenmotor, 2 Ventile/Zylinder, 77 kW (105 PS) bei 9000/min, 84 Nm bei 8000/min, 1046 cm3, Bohrung/Hub 64,5/53,4 mm, Verdichtungsverhältnis 9,3:1, Keihin-Gleichdruckvergaser, 28-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe

Fahrwerk:
Stahlrohr-Rückgratrahmen, Upside-Downgabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federbeine mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg vorn/hinten: 120/ 130 mm

Räder und Bremsen:
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17"/7.50 x 18", Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 240/40 VR 18. Bereifung: Metzeler Sportec M-1/ME 880. 330-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln, 220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel hinten

Maße und Gewicht:
Länge/Breite/Höhe 2060/830/1110 mm, Sitz/Lenkerhöhe 780/985 mm, Lenkerbreite 740 mm, 254 kg vollgetankt, v/h 49,5/50,5 %

Hinterradleistung im letzten Gang:
69 kW (94 PS) bei 193 km/h

Fahrleistungen:
Beschleunigung 0-100 km/h in 3,8 s

Höchstgeschwindigkeit: 219 km/h*

Verbrauch/Tankinhalt:
8,9 Liter/100 km / 23,8 Liter Kraftstoffart Super bleifrei

Preis: 19 500 Euro

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