Man muss es so deutlich sagen: Die meisten Serienbikes bieten richtig viel Raum für Verbesserungen. Besonders die eindeutigen Fahrwerksschwächen und die inaktive Sitzposition der Yamaha FZ8 trüben die Darbietung des Mittelklasse-Bikes. Damit ist es geradezu prädestiniert für die neue, in loser Folge erscheinende Serie in PS, in der Spezialisten die jeweiligen Schwachpunkte ausmerzen, um Performance und Fahrspaß zu steigern. Teils werden wir fertige Umbauten testen, teils lassen wir Bikes gezielt modifizieren oder legen selbst Hand an, um sie danach mit dem Serienpendant zu vergleichen.
Vorhang auf für die Premiere, bei der eine Klein-Yamaha FZ8 gegen die Standardversion antritt. Japan zeigte bei der Wahl der Serienreifen kein besonders glückliches oder zu sehr aufs Sparen fixiertes Händchen und entschied sich für den Bridgestone BT 21 in der Sonderspezifikation „BB“. Auf diesem Gummi zieht die Nackte leider keinen sauberen Strich, und der Pilot muss in Kurven häufig die Linie etwas korrigieren. Außerdem liefert der Pneu wenig Rückmeldung, und auch der Grip dürfte sowohl auf trockenen Straßen als auch im Nassen besser sein. Unvermittelt einsetzende Rutscher bei zwar zügiger, aber keinesfalls übertrieben schneller Fahrweise mahnen zur Vorsicht und malträtieren mit der Zeit das Nervenkostüm.

Daher lautet der erste Tipp, der zugleich die geringsten Kosten verursacht: runter mit den Serienpellen und passendes Material aufziehen. Yamaha-Händler Dominik Klein (www.motorradklein.de) spendierte seinem Umbau einen Satz Michelin Pilot Power. Den gibts zwar schon eine halbe Ewigkeit, er ist aber auf der Landstraße immer noch voll bei der Musik. Da der Gummi demnächst von seinem Nachfolger abgelöst wird, bekommt man ihn zurzeit zu einem recht günstigen Kurs. Auf diesen Sohlen fährt die Yam wie verwandelt: Linie anvisieren, durchziehen, fertig. Auch Grip, Feedback und Handling sind vom Feinsten. Da verzeiht man ihm gerne das leicht kippelige Verhalten beim Einlenken.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir hier nur jene Daten auflisten, bei denen sich Serie und Umbau unterscheiden. Grund: Der komplette Datenkasten der FZ8 steht bereits in dem großen Naked Bike-Vergleich. Zweite Baustelle an der Yamaha: das Fahrwerk. Viel zu soft abgestimmt, herrscht immer sehr viel Unruhe im Gebälk. Auch das sabotiert eine saubere Linie und verwässert das Feedback von der Straße. Abhilfe schaffen ein Gabelumbau und ein strafferes Federbein. Damit brettert die Yam wesentlich stabiler durchs Geläuf und vermittelt ein viel satteres Gefühl.

Japan hat das Manko erkannt und bringt im Frühjahr eine überarbeitete Version mit einstellbarem Fahrwerk. Hoffentlich spendieren die Entwickler dem Naked Bike bei dieser Gelegenheit auch gleich etwas schärfere Bremsbeläge, denn die bisherigen Pads beißen etwas verhalten zu. Etwas kräftigere Beißer wäre auch unser Wunsch an den Tuner. Auch die serienmäßig etwas inaktive Sitzposition ist verbesserungswürdig. Wegen des schmalen Lenkers und der vergleichsweise niedrigen Sitzbank ist der Fahrer eher Passagier als Herr des Geschehens. Mit der breiteren Lenkstange (plus 40 Millimeter) und der um zehn Millimeter höheren Sitzbank jagt der Pilot die Tuning-FZ8 deutlich engagierter um die Ecken. Einzig die Lenkerhöhe könnte etwas geringer ausfallen - das brächte etwas mehr Gewicht auf die Front und damit ein noch knackigeres Feedback.
Klein dopte die FZ8 auch mit einem anderen Komplettauspuff und einem programmierbaren Steuergerät. Damit puncht die Yam wie Hölle und wähnt -ihren Treiber plötzlich in einer anderen Hubraum-Liga - die Unterschiede zur Serie sind vor allem bei mittleren Drehzahlen brutal. Nachteil: Das Steuergerät ist natürlich illegal, der Auspuff ohne Kat ist es auch. Dazu brüllt die Yamaha zumindest ohne dB-Killer ohrenbetäubend - autsch! Auf der Habenseite steht die dank des schmaleren Endtopfs etwas höhere Bodenfreiheit.
Außer den erwähnten technischen Änderungen hübschte der Tuner die FZ8 auch optisch auf: Speziallackierung, -Miniblinker, kurzer Kennzeichenhalter. Passend dazu der Name: Pride - zu Deutsch: Stolz. Zur völligen Noblesse fehlt der Klein-Yamaha nur noch ein ABS. Die Serie hat eins. Und ist darauf auch etwas stolz. Dennoch kann sie punktemäßig nicht mit ihrer umgebauten Schwester mithalten. Die sammelt mit 156 Punkten satte 16 Zähler mehr als die Serienversion. Logisch, dass sie damit klar den besseren Kick liefert.
Problem | Lösung | Kosten |
Fahrzeug lenkt unpräzise und unhandlich ein. Darüber hinaus muss der Pilot die Linie in Schräglage immer etwas korrigieren. Dazu vermittelt die FZ8 wenig Rückmeldung von der Straße und liefert wenig Grip. | Andere Reifen aufziehen. In unserem Beispiel verbessert der Michelin Pilot Power das Fahrverhalten grundlegend. | zirka 220 Euro zzgl. Montage |
In der Fuhre herrscht viel Bewegung. Selbst auf ebenen Strecken kommt die Yamaha kaum zur Ruhe. | Federelemente überarbeiten beziehungsweise ersetzten. | 914 Euro |
Die Sitzposition auf der Yamaha ist recht inaktiv. Niedrige Sitzbank, schmaler Lenker: Damit lässt sich die Yam nur unzureichend dirigieren. | Höheres Sitzpolster und einen anderen, breiteren Lenker montieren. | 415 Euro |
Deutlicher Leistungshänger bei mittleren Drehzahlen. | Motorsteuerung ändern, eventuell anderen Auspuff montieren. | Achtung: illegal!1830 Euro |