Seit 2020 dürfen Inhaber des Pkw-Führerscheins der Klasse B in Deutschland, die mindestens 25 Jahre alt sind und eine Fahrschulausbildung von mindestens 13,5 Stunden absolviert haben (Stichwort B196), Leichtkrafträder bis 125 cm³ und 15 PS (11 kW) fahren. Diese Regelung bietet eine neue Mobilitätsoption, die in vielen europäischen Nachbarländern schon länger etabliert ist.
Unfallzahlen im Kontext der Nutzung nahezu identisch
Kritiker der Regelung verweisen oft auf gestiegene Unfallzahlen. Dabei übersehen sie, dass fast 300.000 Personen diese Führerscheinoption gewählt haben und die Zahl der Fahrschul-Aspiranten zu Beginn der Regelung hoch war. Eine faire Bewertung der B196-Regelung muss die Unfallzahlen in Relation zur Nutzung stellen, um die tatsächlichen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit zu ermitteln.
Ein Vergleich der Unfallzahlen von 2020 bis 2022 mit denen von 2017 bis 2019 zeigt, dass die Durchschnittszahlen bei getöteten und schwerverletzten Leichtkraftradnutzern in den relevanten Altersgruppen nahezu identisch sind.
Relativer Anstieg der Unfallzahlen
Die absolute Zahl der verunglückten Leichtkraftradnutzer stieg leicht an, jedoch nicht signifikant: von 1.678 vor der Einführung der B196-Regelung auf 1.758 in den Jahren 2020 bis 2022. Die meisten Unfälle führten zu leichten Verletzungen, und auch Fahrer mit anderen Führerscheinen (z. B. A1 ab 16 Jahren) fließen in die Statistik ein, was den direkten Vergleich erschwert.
Unfallbeteiligung im Verhältnis zur Fahrzeugnutzung
Ein Anstieg der Unfallzahlen bei einem deutlichen Anstieg der Fahrzeugnutzung ist zu erwarten, muss aber im Verhältnis zum Bestandszuwachs betrachtet werden. Betrachtet man die Verunglücktenraten, zeigen sich keine auffälligen Unterschiede zwischen den Jahren mit und ohne B196. Eine objektive Verkehrssicherheitsbewertung muss daher nicht nur die Unfallzahlen, sondern auch die Nutzungsintensität der Fahrzeuge berücksichtigen.
Förderung von Verkehrssicherheit durch gezielte Aufklärung
Die Verkehrssicherheitsarbeit sollte sich auf gezielte Information und Schulung der Verkehrsteilnehmer konzentrieren. Ein Beispiel ist das Kooperationsprojekt "Motorrad: Aber sicher!" des Bundesverkehrsministeriums und des Industrie-Verbands Motorrad (IVM). Dieses Projekt bietet gezielte Informationen für B196-Nutzer und fördert die sichere Nutzung von Leichtkrafträdern.
Bedeutung von Leichtkrafträdern für die Mobilität
Leichtkrafträder und -roller bieten eine platzsparende und kostengünstige Mobilitätsoption, die besonders in städtischen und ländlichen Gebieten von Vorteil ist. Sie entlasten den Verkehr, reduzieren den Ressourcenverbrauch und bieten eine umweltfreundliche Möglichkeit, um zu Ausbildungs- und Arbeitsstätten zu gelangen.
Das Ziel sollte sein, die sichere Nutzung von Leichtkrafträdern zu fördern, nicht die Mobilität zu beschränken. Der Ausbau sicherer Mobilitätsoptionen für alle Verkehrsteilnehmer sollte im Mittelpunkt stehen.





