9 Motorradreiniger im Test
Reingungskraft früher höher?

Früher war nicht alles besser, Motorradreiniger aber schon. Zumindest haben sie das deutlich besser erledigt, was sie in erster Linie sollen: reinigen. So die Einschätzung altgedienter Saubermänner. Gibt’s heutzutage denn nur noch Weichspüler? Jein. Meist schon, aber nicht nur. 9 Motorradreiniger im Vergleichstest.

Reingungskraft früher höher?
Foto: Foto: factstudio.de
In diesem Artikel:
  • Die Ergebnisse im Überblick
  • Bikecare Motorrad Gel Reiniger
  • Bikecare Motorrad Gel Power Reiniger
  • Liqui Moly Motorbike Cleaner
  • Motorex Moto Clean (360º)
  • Procycle Motorrad Komplett-Reiniger
  • Procycle Motorrad Gel-Spezial-Reiniger
  • S100 Total Reiniger Plus
  • Shine Motorrad Gel Reiniger
  • Praxis-Tipps
  • So testet MOTORRAD
  • MOTORRAD-Endwertung
  • Rezeptur von 2009 mit besseren Ergebnissen
  • Sparzwang in der Produktion hat Spuren hinterlassen
  • Praktisch keine ernsthafte Gesundheitsgefahr

Während wir früher noch munter mit Kaltreinigern, die nur knapp nicht unters Kriegswaffenkontrollgesetz fielen, auf dem Grünstreifen der elterlichen Hofeinfahrt experimentiert haben, ist heutzutage bereits die Werbeaussage "biologisch abbaubar" nicht zulässig. Weil "biologisch abbaubar" mittlerweile eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass so ein Reiniger überhaupt über den Ladentisch geschoben werden darf und somit als Alleinstellungsmerkmal ausgedient hat.

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Die Ergebnisse im Überblick

In der Endwertung wurden mittels eines Punktesystems die getesteten Produkte hinsichtlich folgender Eigenschaften bewertet und verglichen:

  • Reinigungswirkung
  • Materialverträglichkeit
  • Spreitvermögen
  • Anwendung/Praxistauglichkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Bikecare Motorrad Gel Reiniger

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Bikecare Motorrad Gel Reiniger.

Anbieter: Polo Motorrad und Sportswear GmbH

Füllmenge: 750 ml in PET-Flasche

Preis: 6,99/6,99 Euro (UVP/gezahlt bei Polo, Leinfelden-Echterdingen), UVP entspricht 9,32 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 8,42, Dichte 1,047 g/ml, Trockensubstanz 11,6 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; Bedienung auf Dauer recht schwergängig, relativ klar definierter Strahl, je Sprühstoß 1,5 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: starker Lösemittelgeruch; Rezeptur: unauffällig

Reinigungswirkung: befriedigende bis gute Leistung beim Wischtest, befriedigende bis gute Leistung beim Selbstreinigungstest, ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden gebrochen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Die Polo-Hausmarke macht relativ günstig befriedigend bis gut sauber. Auf Polycarbonat sollte er lieber nicht für längere Zeit verweilen, ansonsten ist der Gelreiniger aber absolut unauffällig. Beim Sprühkopf merkt man, dass auch Polo bei der Kalkulation nicht zaubern kann. Für Sparfüchse aber durchaus eine Kaufempfehlung.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Bikecare Motorrad Gel Power Reiniger

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Bikecare Motorrad Gel Power Reiniger.

Anbieter: Polo Motorrad und Sportswear GmbH

Füllmenge: 750 ml in PET-Flasche

Preis: 8,99/8,99 Euro (UVP/gezahlt bei Polo, Leinfelden-Echterdingen), UVP entspricht 11,20 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 9,77, Dichte 1,052 g/ml, Trockensubstanz 18,91 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; Bedienung auf Dauer recht schwergängig, relativ klar definierter Strahl, je Sprühstoß 1,5 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: Ammoniakgeruch; Rezeptur: unauffällig, Hauptunterschied zum Standard-Gelreiniger: Farbveränderung nach praxisgerechter Einwirkzeit (durch pH-Wert-Veränderung, Phenolphthalein als pH-Indikator)

Reinigungswirkung: befriedigende bis gute Leistung beim Wischtest, befriedigende bis gute Leistung beim Selbstreinigungstest, knapp ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach vier Stunden gebrochen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: In Sachen Reinigungswirkung auf dem gleichen Niveau wie der günstigere Gelreiniger aus gleichem Haus. Der "Farbindikator" ist ein netter Gag. Massive Schwächen bei der Polycarbonat-Verträglichkeit. Daher lieber das günstigere Bikecare-Produkt kaufen.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Liqui Moly Motorbike Cleaner

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Liqui Moly Motorbike Cleaner.

Anbieter: Liqui Moly GmbH

Füllmenge: 1.000 ml in PE-Flasche

Preis: 20,70/20,99 Euro (UVP/gezahlt bei Polo, Leinfelden-Echterdingen), UVP entspricht 20,70 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 8,4, Dichte 1,076 g/ml, Trockensubstanz 21,11 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; Bedienung auf Dauer recht schwergängig, wenig definierter Strahl, kaum Unterschied zwischen Punkt- und Fächerstrahl, je Sprühstoß 0,9 g, Konsistenz: leicht gelartig, Sensorik: beerig-parfümiert; Rezeptur: weitgehend unauffällig, sehr geringer Anteil von NTA (Nitrilotriessigsäure, "Verdacht auf krebserzeugende Wirkung")

Reinigungswirkung: befriedigende bis gute Leistung beim Wischtest, unterdurchschnittliche Leistung beim Selbstreinigungstest, ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden mit oberflächlichen Spannungsrissen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Hochpreisiges Markenprodukt, das in der Praxis aber nicht wirklich überzeugt. Ohne manuelle Nacharbeit werden stark verschmutzte Teile nicht richtig sauber. Der einfache Sprühkopf und die mäßige Polycarbonat-Verträglichkeit machen es nicht besser. Es gibt Besseres für deutlich weniger Geld.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Motorex Moto Clean (360º)

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Motorex Moto Clean (360º).

Anbieter: Bucher AG Langenthal

Füllmenge: 1000 ml in PE-Flasche

Preis: 15,95/15,95 Euro (UVP/gezahlt bei KTM, Stuttgart), UVP entspricht 15,95 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 9,42, Dichte 1,054 g/ml, Trockensubstanz 16,11 %

Anwendung: hochwertiger Sprühkopf, stufenlos von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; sehr einfach zu bedienen, klar definierter Strahl, Überkopf-Sprühen möglich, je Sprühstoß 1,4 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: neutral, kaum
Eigengeruch; Rezeptur: unauffällig

Reinigungswirkung: gute bis sehr gute Leistung beim Wischtest, gute Leistung beim Selbstreinigungstest, befriedigendes bis gutes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden
gebrochen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Ein echter Lichtblick inmitten des weitgehend mittelprächtigen Testfelds. Überzeugende Reinigungsleistung, ein top Sprühkopf, einfachste Bedienung und das Ganze auch noch zum – besonders für Schweizer Verhältnisse – sehr fairen Preis. Es geht aber immer noch besser: siehe Polycarbonat-Verträglichkeit.

MOTORRAD-Urteil: gut

Procycle Motorrad Komplett-Reiniger

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Procycle Motorrad Komplett-Reiniger.

Anbieter: Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH

Füllmenge: 1.000 ml in PE-Flasche

Preis: 6,99/4,99 Euro (UVP/gezahlt bei Louis, Stuttgart), UVP entspricht 6,99 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 8,4, Dichte 1,024 g/ml, Trockensubstanz 6,02 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; einfache Bedienung, Punktstrahl etwas zu fächerig, je Sprühstoß 0,8 g, Konsistenz: flüssig, Sensorik: Lösemittelgeruch; Rezeptur: unauffällig

Reinigungswirkung: befriedigende bis gute Leistung beim Wischtest, unterdurchschnittliche Leistung beim Selbstreinigungstest, befriedigendes bis gutes Spreitvermöge

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden gebrochen (aber kaum Spannungsrisse), Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Wer mit dem günstigsten Reiniger der Louis-Eigenmarke Procycle putzt, darf etwas öfter Lappen oder Schwamm schwingen – von allein wird da nicht viel sauber. Der sehr günstige Preis – besonders beim Aktionsangebot – dürfte so manchen darüber hinwegtrösten. Aber auch hier gilt wie so oft: Nicht zu lange auf Polycarbonat-Teilen belassen.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Procycle Motorrad Gel-Spezial-Reiniger

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Procycle Motorrad Gel-Spezial-Reiniger.

Anbieter: Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH

Füllmenge: 1.000 ml in PE-Flasche

Preis: 8,99/8,99 Euro (UVP/gezahlt bei Louis, Stuttgart), UVP entspricht 8,99 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 8,35, Dichte 1,025 g/ml, Trockensubstanz 6,6 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; einfache Bedienung, relativ klar definierter Strahl (im Vergleich zum Komplett-Reiniger offensichtlich starke Streuung bei verschiedenen Testmustern), je Sprühstoß 0,75 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: starker Zitrusgeruch; Rezeptur: weitgehend unauffällig, sehr geringe Mengen ggf. allergieauslösender Stoffe

Reinigungswirkung: ausreichende bis befriedigende Leistung beim Wischtest, unterdurchschnittliche Leistung beim Selbstreinigungstest, ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden gebrochen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Haftet besser an senkrechten Flächen als der günstigere Komplett-Reiniger aus gleichem Haus – womit wir auch schon den einzigen Vorteil genannt hätten. Ansonsten kann das vermeintlich einfachere Schwesterprodukt nahezu alles besser.

MOTORRAD-Urteil: ausreichend

S100 Total Reiniger Plus

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S100 Total Reiniger Plus.

Anbieter: Dr. O. K. Wack Chemie GmbH

Füllmenge: 750 ml in PE-Flasche

Preis: 17,99/17,99 Euro (UVP/gezahlt bei Louis, Stuttgart), UVP entspricht 23,99 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 7,67, Dichte 1,034 g/ml, Trockensubstanz 12,29 %

Anwendung: hochwertiger Sprühkopf stufenlos von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; sehr einfach zu bedienen, klar definierter Strahl, je Sprühstoß 1,4 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: neutral, kaum Eigengeruch; Rezeptur: unauffällig

Reinigungswirkung: befriedigende bis gute Leistung beim Wischtest, unterdurchschnittliche Leistung beim Selbstreinigungstest, ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden ohne Befund, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Als einziger Testteilnehmer verhält sich S100 in Sachen Materialverträglichkeit völlig unauffällig. Und auch das stark beworbene "kein Abledern, keine Wasserflecken" ist in der Praxis beeindruckend. Doch möglicherweise wird dem hochpreisigen Premium-Produkt genau das zum Verhängnis; denn die dafür notwendige wasserabweisende Wirkung "schützt" auch Schmutz. Wie auch immer: unterm Strich ein überraschendes und etwas enttäuschendes Ergebnis.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

Shine Motorrad Gel Reiniger

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Shine Motorrad Gel Reiniger.

Anbieter: Hein Gericke Deutschland GmbH

Füllmenge: 750 ml in PET-Flasche

Preis: 5,95/5,95 Euro (UVP/gezahlt bei Martika Autoteile, Backnang), UVP entspricht 7,94 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 8,6, Dichte 1,073 g/ml, Trockensubstanz 19,2 %

Anwendung: einfacher Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; relativ einfache Bedienung, wenig definierter Strahl, kaum Unterschied zwischen Punkt- und Fächerstrahl, je Sprühstoß 1,0 g, Konsistenz: gelartig, Sensorik: Lösemittelgeruch; Rezeptur: unauffällig

Reinigungswirkung: noch ausreichende Leistung beim Wischtest, unterdurchschnittliche Leistung beim Selbstreinigungstest, ausreichendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden mit oberflächlichen Spannungsrissen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Dieser Reiniger ist billig. Ob er auch preiswert ist, muss jeder für sich entscheiden. Um

intensives manuelles Nacharbeiten wird man bei stärkeren Verschmutzungen jedenfalls nicht herumkommen. Und was die Sache nicht einfacher macht: Die Eigenmarken-Produkte der beiden anderen Großen sind deutlich besser.

MOTORRAD-Urteil: ausreichend

WD-40 Motorbike Komplettreiniger

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WD-40 Motorbike Komplettreiniger.

Anbieter: WD-40 Company Zweigniederl. Deutschland

Füllmenge: 1.000 ml in PE-Flasche

Preis: 13,99/6,95 Euro (UVP/gezahlt bei Martika Autoteile, Backnang), UVP entspricht 13,99 Euro/Liter

Messwerte: pH-Wert 10,7, Dichte 1,009 g/ml, Trockensubstanz 4,31 %

Anwendung: relativ hochwertiger Sprühkopf, von Fächer- auf Punktstrahl verstellbar; einfach zu bedienen, klar definierter Strahl, je Sprühstoß 1,0 g, Konsistenz: leicht gelartig, Sensorik: neutral, kaum Eigengeruch; Rezeptur: weitgehend unauffällig, sehr geringer Anteil von NTA (Nitrilotriessigsäure, "Verdacht auf krebserzeugende Wirkung")

Reinigungswirkung: gute bis sehr gute Leistung beim Wischtest, sehr gute Leistung beim Selbstreinigungstest, hervorragendes Spreitvermögen

Materialverträglichkeit: ABS nach 24 Stunden ohne Befund, Polycarbonat nach 24 Stunden mit oberflächlichen Spannungsrissen, Lack nach 24 Stunden ohne Befund

Fazit: Es gibt ihn noch, den guten alten Motorradreiniger, der dem Schmutz auch ohne große Nacharbeit zu Leibe rückt. Und das sogar zum Schnäppchentarif, denn der "Straßenpreis" weicht von der (auch schon fairen) UVP meist deutlich ab. Klarer Testsieg! Was geht besser? Die Polycarbonat-Verträglichkeit.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Praxis-Tipps

Das Wichtigste beim Waschen: Die Hersteller-Angaben über Einwirkzeiten peinlich genau befolgen und unbedingt darauf achten, dass keine Reinigerreste zurückbleiben. Kunststoff kann besonders empfindlich auf solche Rückstände reagieren, und hinterhältigerweise bieten gerade die Innenbereiche von Verkleidungen jede Menge Verstecke für aggressive Reiniger-Bestandteile. Beim besonders empfindlichen Polycarbonat (z. B. als Windschild, Blinkerglas und auch Scheinwerferabdeckung verbaut) sind es meist die Löcher von Befestigungsschrauben, in denen Reinigerreste zurückbleiben können – also lieber mit zu viel als zu wenig klarem Wasser spülen.

Außerdem immer nur kleine Partien reinigen, niemals in der prallen Sonne oder auf heißen Flächen arbeiten und die Maschine auch nicht zum Trocknen in die Sonne stellen – Kalkflecken wären die unschöne Folge. Wer mit dem Hochdruckreiniger arbeitet, sollte Abstand halten – besonders von empfindlichen Gummiteilen, Aufklebern, Lufteinlässen, Auspufföffnungen, Lagern und vor allem von der Elektrik. Noch bevor die Chemiekeule geschwungen wird, sollte man sich darüber informieren, ob die Fahrzeugwäsche auf dem Privatgrundstück überhaupt zulässig ist. Die Wäsche auf unbefestigtem Grund ist bundesweit überall verboten, die Reinigung auf befestigtem Grund wird durch Verordnungen der Städte und Gemeinden geregelt. Im Zweifelsfall nur offizielle Waschplätze (oft im Tankstellenumfeld) nutzen.

So testet MOTORRAD

Die Motorradreiniger kaufte MOTORRAD im Juli 2016 im Großraum Stuttgart. Danach ging es ins Labor der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG nach Winnenden. Die Reinigungsgeräte-Profis um Laborleiter Frank Ritscher (Motorradfahrer, BMW R 1200 GS) sind schon seit vielen Jahren die Experten, wenn es in MOTORRAD-Produkttests um Chemie geht. Die Analyse von pH-Wert und Dichte stand am Anfang der Laboraktivitäten. Es folgte die genaue Bestimmung der Mengenanteile: Ein "Moisture Analyzer" erhitzte dabei die Proben auf 155 Grad, und nach jeweils rund 15 Minuten blieb nur noch Trockensubstanz übrig. Beim Materialverträglichkeits-Test wurden vorgespannte ABS- und Polycarbonatstreifen (4 bzw. 2 mm stark) sowie frisch lackiertes Blech für 24 Stunden in direkten Kontakt mit den unverdünnten Reinigern gebracht und danach visuell beurteilt. In Sachen Reinigungswirkung standen zwei Tests auf dem Programm: der Wischtest, bei dem mit Reinigern getränkte Vliesstreifen in einer Wischtestmaschine mit exakt gleichem Druck und bei gleicher Geschwindigkeit über weiß lackierte und mit Testschmutz verunreinigte Bleche gezogen wurden.

Und der Selbstreinigungstest, bei dem 0,2 ml eines jeden Reinigers auf ein verschmutztes Blech aufgebracht und nach vorgeschriebener Einwirkzeit mit Wasser abgespült wurden. Beim Selbstreinigungstest ließen sich auch Aussagen zum Kriechverhalten machen, der Profi spricht vom "Spreitvermögen" – je weiter sich der Reinigertropfen verteilte, desto besser. Beim Anwendungstest ging es um die Reiniger-Ausbringung pro Sprühstoß und die Qualität des Sprühkopfs, also die Einstellmöglichkeiten und den benötigten Kraftaufwand beim Sprühen. Abschließend wurde geschnüffelt und geschmökert: Der (nicht bepunktete) Sensoriktest erlaubte Aussagen zu dem, was die Nasen der Nutzer erwartet. Und die genaue Lektüre der Etiketten und Sicherheitsdatenblätter diente dem Aufspüren womöglich kritischer Inhaltsstoffe.

MOTORRAD-Endwertung

Ein durchwachsenes Ergebnis: WD-40 und Motorex zeigen gute Reinigungswirkung, und auch die beiden Produkte der Polo-Eigenmarke Bikecare machen noch einen ordentlichen Reinigungs-Job. Die übrigen Testteilnehmer fallen im direkten Vergleich deutlich ab. Wer aber bereit ist, etwas häufiger manuell nachzuarbeiten, findet auch dort Kaufempfehlungen: S100 als einziges Produkt mit voller Punktzahl bei der Materialverträglichkeit. Und den Procycle Komplett-Reiniger als echtes Schnäppchenangebot.

Rezeptur von 2009 mit besseren Ergebnissen

Dem normalen Motorrad-Wäscher mögen die Unterschiede, die sich in den letzten Jahren ergeben haben, vielleicht gar nicht so stark auffallen. Und auch nach diesem Test wird es vermutlich wieder Reaktionen von der Anbieterseite geben, in denen Stein und Bein geschworen wird, dass es noch keinerlei Kundenreklamationen gab und man sich das mittelprächtige Abschneiden gar nicht erklären kann. Einfache Erklärung fürs Nicht-Auffallen/-Reklamieren: Wer als Verbraucher immer nur mit einem Produkt zu tun hat, hat meist gar nicht die Chance, Qualitätsunterschiede zu bemerken, denn wer putzt schon immer unter den gleichen Bedingungen den gleichen Dreck weg?

Eben! Und wenn dann tatsächlich mal etwas mehr manuell nachgeholfen werden muss, war halt die Verschmutzung besonders stark. Dass es an einer schlechteren Reinigerwirkung liegen könnte, kommt dem Endverbraucher kaum in den Sinn. Vor solchen Einschätzungen sind auch die MOTORRAD-Saubermänner nicht ganz gefeit. Konkretes Beispiel: Als die Reinigungsprofis von Dr. Wack vor geraumer Zeit ihren neuen "S100 Totalreiniger Plus" auf den Markt brachten, durften einige Liter davon in der (natürlich mit Ölabscheider versehenen) Redaktions-Tiefgarage im Rahmen eines "Ausprobiert" zeigen, was sie können. Klare Sache: Das Zeug machte prima sauber, und vor allem die Werbeaussage "kein Abledern, keine Wasserflecken" konnten die notorisch ablederfaulen Redakteure vollauf bestätigen und vergaben das Ausprobiert-Urteil "sehr gut".

Monate später tritt das gleiche Produkt im Vergleichstest an, den Sie hier gerade lesen, und unterm Strich steht als Urteil "befriedigend" – wie kann das passieren? Weil ein Vergleichstest-Urteil etwas über die Position im Markt-Umfeld aussagt. Und wenn es Produkte gibt, die es noch besser können, ist nun mal kein Spitzenplatz drin. Und auch, weil der "normale" und im "Ausprobiert" locker beseitigte Straßendreck ein Kinderspiel im Vergleich zum Labor-Testschmutz ist, einer fiesen Mischung aus Ruß, Öl und Gesteinsmehl. Das besagte S100-Beispiel ließ den Testern allerdings keine Ruhe, sollte ein bewährtes Top-Produkt tatsächlich in der Reinigungsqualität nachgelassen haben?

Wie der Zufall es wollte, konnte MOTORRAD-Chemievertrauensmann Frank Ritscher vom letzten MOTORRAD-Universalreinigertest im Jahr 2009 noch eine Probe des damals aktuellen S100-Reinigers hervorzaubern. Und ebendiese Probe lief im aktuellen Test bei den Reinigungsversuchen mit. Wenig überraschendes Ergebnis: 2009 schaffte die alte Rezeptur deutlich mehr Schmutz weg als die neue Rezeptur 2015. Aber: Damals sorgte der Reiniger auch für Spannungsrisse beim ABS-Kunststoff. ABS blieb diesmal völlig unbeeindruckt, und auch dem noch deutlich empfindlicheren Polycarbonat konnte die neue S100-Rezeptur nichts anhaben – übrigens als einziges Produkt.

Sparzwang in der Produktion hat Spuren hinterlassen

Der für alle Reinigerhersteller geltende Interessenkonflikt sollte damit klar sein: bestmögliche Reinigungsleistung auf der einen Seite, größtmögliche Schonung von Material und Umwelt auf der anderen Seite. Verstärkt wird der Konflikt dadurch, dass die Oberflächenqualität bei manchen Motorrädern in den letzten Jahren spürbar nachgelassen hat. Besonders bei einigen günstigen Mittelklassemotorrädern ist deutlich zu merken, dass der Sparzwang in der Produktion seine Spuren hinterlassen hat. So sind zum Beispiel minderwertige und damit sehr empfindliche Chromatierungen gar nicht mal so selten anzutreffen. Erschwerend kommt hinzu, dass wohl nur ein kleiner Teil der Reiniger-Nutzer die Anwenderhinweise liest und auch beachtet.

Eine teuflische Kombination, denn wenn der Reiniger zu lange auf der ohnehin schon empfindlichen Oberfläche bleibt, ist der Schaden praktisch schon programmiert. Die A-Karte hat dann der Reinigerhersteller, denn die Kundenreaktion lautet meist: "Das Mittel XYZ hat mein Motorrad kaputt gemacht!" Und wie lautet dann mittelfristig die natürliche Reaktion des Reinigerherstellers? Richtig: Er macht sein Mittel noch etwas harmloser, damit auch ja nichts passieren kann. Das im Vergleich zu 2009 durchweg schlechtere Ergebnis in Sachen Reinigungswirkung ist die Konsequenz.

Praktisch keine ernsthafte Gesundheitsgefahr

Doch bevor der reinigungswillige Leser jetzt ob der nachlassenden Reinigungsleistung in schwerste Depressionen verfällt, seien auch ein paar positive Aspekte der Entwicklung herausgestellt. Während nämlich noch vor sieben Jahren neun von elf getesteten Produkten besagten ABS-Kunststoff mehr oder weniger stark angegriffen haben, konnten diesmal alle Reiniger dem gern in Form von Verkleidungen verbauten Werkstoff nichts anhaben. Und auch in Sachen Gesundheitsgefahren sieht die Reiniger-Welt 2015 etwas freundlicher aus als noch 2009. Die überaus kritischen und suchfreudigen Kärcher-Chemiker konnten praktisch nichts entdecken, was für den Anwender bei sachgemäßer Nutzung eine ernsthafte Gesundheitsgefahr darstellen könnte.

Beim "Drumherum" haben einige Hersteller auch zugelegt: Vernünftige, stufenlos zu verstellende und leicht zu bedienende Sprühköpfe und stabile PE- anstelle der billigeren und meist auch empfindlicheren PET-Flaschen sind immer häufiger anzutreffen. Der Schweizer Anbieter Motorex gönnt seinem Reiniger sogar ein Zuführungssystem, dass das Überkopf-Sprühen ermöglicht – sehr löblich. Dass ein gelartiger Reiniger an senkrechten Flächen besser haftet und länger einwirken kann als ein sofort ablaufender dünnflüssiger, hat sich mittlerweile auch als wenig überraschende Erkenntnis durchgesetzt. Und falls eine aufkommende Reiniger-Depression an dieser Stelle immer noch nicht erfolgreich bekämpft sein sollte, sei abschließend noch Folgendes verraten: Nicht alle sind Schluffis, zwei der getesteten Produkte sind sogar fast so wie früher, als alles sowieso viel besser war. Und wer eins der anderen Produkte kauft, wird ohne direkten Vergleich vielleicht auch glücklich, muss eben nur etwas mehr von Hand nachhelfen.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023