„Hehrzlich wilkomen bei dausend Be-Es.“ Den Satz kennt fast jeder Motorradinteressierte mit einem Internetzugang. Wenn der Wiener Dialekt aus einem Youtube-Video grüßt, dann läuft vermutlich gerade 1000PS.
„Hehrzlich wilkomen bei dausend Be-Es.“ Den Satz kennt fast jeder Motorradinteressierte mit einem Internetzugang. Wenn der Wiener Dialekt aus einem Youtube-Video grüßt, dann läuft vermutlich gerade 1000PS.
Über 250.000 Menschen haben den Kanal abonniert, die Videos sind millionenfach geklickt. 1000PS ist auf Youtube so erfolgreich wie kaum ein Motorrad-Kanal. Warum? Weil „Nasty Nils“ und Co. sich der Größten aller Leidenschaften mit dem Wiener Schmäh nähern. Testberichte, Events, Fahrtipps – vielfältige Inhalte mit einer Menge Humor, trotzdem seriös. Das Geheimnis des Erfolgs bringt Unternehmensgründer und CEO Nils Müller mit „Man muss es leiwand machen“ auf den Punkt.
Leiwand, das bedeutet so viel wie gut/cool/super, eigentlich alles gleichzeitig. Für Nils sind Motorräder leiwand oder seine bunten Hemden. Damit ein Video leiwand ist, muss es vor allem authentisch sein. Da trifft es sich gut, dass jene Leidenschaft fürs Motorradfahren ohnehin allzeit präsent ist und auch abseits der Kamera gelebt wird. „Am liebsten wäre es mir, wenn die Kamera immer mitlaufen würde“, sagt Nils. „Dann wäre auch nichts anders. Die derben Sprüche, die Witze, das machen wir den ganzen Tag so.“
Es ist niemals gut genug!
„1000PS ist mein Leben. Ich habe seit sieben Jahren jeden Tag gearbeitet“, sagt Nils. „Es ist auch niemals gut genug für mich. Wenn wir 500.000 Klicks haben, frage ich: Warum nicht eine Million?“
So kommt es, dass jeder Mitarbeiter versucht beschäftigt auszusehen, wenn Nils durch die 1000PS-Büros und Aufnahmestudios in der Wiener Neustadt geht. Redakteur Martin „Vauli“ Vielhaber setzt sich demonstrativ blitzartig auf, hackt wie wild auf der Tastatur herum und schaut konzentriert. Dann muss er lachen – und Nils auch. Gute Stimmung, trotzdem nur ein kurzer Austausch – dann wird „weitergehackelt“. So sagt man hier, wenn man arbeitet.
„Alles probieren, was neu ist“
Hier und da bekommt Nils kurze Updates, Vorschläge kommentiert er einheitlich mit „Macht’s halt“, lange Meetings gibt es nicht. „Der Plan ist, alles zu probieren, was neu im Netz ist“, sagt er. „Jetzt haben die jungen Leute hier gesagt, wir müssen Tiktok machen. Das ist für mich der größte Scheißdreck, aber macht’s halt. Vor zwei Jahren war es das gleiche mit Instagram. Da bin ich froh, dass ich auf die jungen gehört habe.“
Auch der Youtube-Kanal ist auf diese Art entstanden. So überzeugt Nils von sich selbst und seinem Weg ist, so gerne lässt er sich eines Besseren belehren. Wer 1000PS voranbringen will, wird angehört. Passt die Einstellung nicht, gibt es aber auch keine Gnade. „Ich kündige schnell. Wenn du nicht leiwand genug bist, dann sage ich das.“
Übrigens: 1000PS ist viel älter als Youtube. Hinter dem Kanal steht ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft ein völlig anderes ist. Es begann im Jahr 2000 damit, dass Nils Websites für Motorradhändler programmierte und einen Online-Marktplatz mit den Inseraten seiner Kunden aufbaute, dazu ein Forum – die 1000PS Internet GmbH war geboren.
„Ich wollte der reichste Mensch der Welt werden“, sagt Nils. Sein exakt durchkalkulierter Plan als angehender Wirtschaftsingenieur: Ein Unternehmen in einer schwachen Branche aufbauen und es möglichst schnell verkaufen, um mit dem Geld die „richtig große Nummer“ zu machen. Der Plan ging zunächst auch auf. 1000PS wuchs schnell, Nils stellte Mitarbeiter ein – aber verkaufte niemals vollständig. Noch immer hält er 24 Prozent der Anteile, ist selbst CEO und beschäftigt rund 30 Mitarbeiter. Bei allem Streben nach Erfolg und Reichtum fiel er der Leidenschaft Motorrad zum Opfer. „Ich kann aus der Branche nicht mehr raus.“ Jetzt soll 1000PS eben das relevanteste Motorrad-Medium des Planeten werden. „Vielleicht dauert es noch 20 oder 50 Jahre, aber irgendwann ist es so weit. Und wenn wir das geschafft haben, will ich zum Mars“, sagt Nils.
An der österreichischen 1000PS Internet GmbH ist die Motor Presse Stuttgart seit 2008 beteiligt. Derzeit hält das MOTORRAD-Stammhaus mit 76 Prozent die Mehrheit an dem führenden Motorradmedium Österreichs. Die restlichen 24 Prozent der Unternehmensanteile sind im Besitz des Gründers Nils Müller.