Motorrad-Marken und ihr Ruf

Die Marken und ihr Ruf Image-Check von MOTORRAD

48.118 Leser haben mit der Teilnahme an der Wahl zum „Motorrad des Jahres“ ihre Wahrnehmung der Zweiradmarken skizziert. Die Reputation beim Kunden ist wichtig für den Erfolg. Was trauen die Leser den einzelnen Marken zu?

Image-Check von MOTORRAD mps-Fotostudio

Ein guter Ruf setzt sich unter anderem aus Vertrauenswürdigkeit, ­Verantwortung, Kompetenz und positiver Ausstrahlung zusammen. Es dauert lange, diesen aufzubauen. Viel schneller geht es hingegen, ihn zu ramponieren. Die Wahl zum „Motorrad des Jahres“ gilt seit Jahren als Lackmustest in der Branche: Trendveränderungen sind entweder positive Bestätigung oder Warnsignal für die Markenverantwortlichen. Dabei spielt das Wissen der MOTORRAD-Leser eine große Rolle. Denn sie verteilen die abgefragten Eigenschaften nur an jene Marken, zu denen sie auch konkrete Aussagen machen können. Und das generiert durchweg aussagekräftige Ergebnisse.

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Das fahren die Leser

Grafik: MOTORRAD
Beinahe schon traditionell: MOTORRAD-Leser bevorzugen das Segment der Naked Bikes.

Interessant ist ebenfalls, wie die knapp 50.000-köpfige MOTORRAD-Wählerschaft zusammengesetzt ist: 89 Prozent sind Männer und ebenfalls 89 Prozent besitzen ein Motorrad, wovon wiederum knapp die Hälfte die Maschine neu gekauft hat. Der Altersdurchschnitt der Wahl-Teilnehmer hat sich im Vergleich zu 2010 um rund vier Jahre auf 47,3 Lenze erhöht. Über 71 Prozent fahren ein Motorrad mit mehr als 750 Kubikzentimetern Hubraum und legen damit im Schnitt 7400 Kilometer pro Jahr zurück. Etwa ein Fünftel der Teilnehmer-Bikes wurde ab 2013 erstmals zugelassen, 36,6 Prozent wurden im selben Zeitraum gekauft. In der Gunst der MOTORRAD-Leser liegt beinahe schon tra­ditionell das Segment der Naked Bikes vor Enduros und Sportlern. Neu hinzugekommen sind 2015 erstmals die Kategorien Modern Classics und Crossover.

Mit der Markentreue nehmen es die ­Leser auch traditionell nicht so genau: Lediglich 44 Prozent der Käufer von neuen Maschinen wollen bei ihrer Marke bleiben, während 49 Prozent einen anderen Hersteller präferieren. Bei Gebrauchtkäufern ist der Wille zum Wechsel noch ausgeprägter: 58 Prozent wollen eine andere Marke kaufen, lediglich 35 Prozent stehen treu zur alten. Der Motorradmarkt ist so stark in Bewegung wie seit Langem nicht mehr.

Welche Marken liegen im Trend?

Grafik: MOTORRAD
Bestes Beispiel dafür, wie man sein Image innerhalb kürzester Zeit aufpolieren kann, ist Yamaha.

Welche Marken im Trend liegen, spiegelt die aktuelle Momentaufnahme aus Lesersicht (siehe Grafik) wider. Ein Wunder ist es nicht, dass BMW nach wie vor derart angesagt ist. Hier zahlt sich die Neuheitenflut der vergangenen Jahre ebenso aus wie der grundsätzliche Paradigmenwechsel der letzten Dekade. Weg vom Zweirad-Traditionalisten für ältere Herrschaften, hin zum progressiven Technologie-Vorreiter für alle – das war die Devise.

Eine ähnlich erfolgreiche Metamorphose, aber unter anderen Vorzeichen, kann man auch KTM attestieren. Weg vom Offroad-Spezialisten, hin zum Vollsortimenter mit ernsthaften Asphalt-Ambitionen, wobei die Österreicher mit ganz ähnlichen Mitteln arbeiten wie die Münchner. Eine Flut neuer Modelle, technologische Eigenständigkeit und eine einheitliche markentypische Designsprache – so lauten die Image­fak­to­ren, mit deren Hilfe sich beide an die Spitze der Trendskala hievten. Eskortiert werden sie dabei von Ducati. Die Italiener konnten mit 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr beim Trend-Barometer sogar noch zulegen und liefern sich jetzt mit KTM ein Kopf- an Kopf-Rennen um den zweiten Platz.

Yamaha Trendsetter, Honda Absteiger

Den sogenannten unglücklichen Vierten, nämlich Yamaha, wird das nicht an­fechten, denn diese Platzierung ist für die Japaner alles andere als ein Misserfolg. Im Gegenteil: Wohl selten hat es eine Marke geschafft, innerhalb kürzester Zeit vom unauffälligen Mitläufer wieder zum Trendsetter zu avancieren. Dazu trägt maßgeblich die MT-Baureihe mit neuen Zwei- und Dreizylindermotoren bei. Aber auch die Tatsache, dass Yamaha als Einziger der japanischen Big Four eine Antwort auf die aktuelle Customizing-Welle und all ihre Facetten hat. Die neue XJR 1300, die XV 950 – ja, überhaupt der Heritage Sport-Gedanke Yamahas – passen in die Zeit und beschwören ein überzeugendes Comeback.

Davon ist eine andere japanische Marke, nämlich Honda, derzeit entfernter denn je. Sie macht sowohl beim Image als auch bei den Zulassungen (minus 4,5 Prozent im Jahr 2014) Miese. Ein Platz im hinteren Mittelfeld – mehr ist für den einstigen Marktführer hinsichtlich der Wahrnehmung nicht mehr drin. Noch schlechter stehen nur Apri­lia, Moto Guzzi und – oh Wunder! – Suzuki da, auch wenn das Trend-Schlusslicht im vergangenen Jahr bei den Neuzulas­sungen (plus 8,3 Prozent) und sogar beim Image (plus neun Prozent) ein wenig zu­legen konnte.

Schön ja. Aber echte Kaufabsicht?

Fotos: mps-Fotostudio; Grafik: MOTORRAD
Nur schön oder auch ein Motorrad zum Kaufen?

Dafür, um im nächsten Ranking unter den Top Ten zu landen, hat es trotzdem für keine Suzuki gereicht. Im Feuerwerk der Modellneuheiten 2015 gibt es ganz andere Raketen: Als Antwort auf die Frage „Wie gut gefällt dieses Modell insgesamt?“ steht die Ducati 1299 als absoluter Publikumsliebling da. Oder besser: als Traum. Denn wenn es um eine konkrete Kaufabsicht geht, wird es eher einsam um den bezaubernden radikalen und sündteuren italienischen Supersportler (siehe Grafik ). Ebenso wie um die ähnlich gestrickte Aprilia RSV 4, die BMW S 1000 RR oder die neue Yamaha YZF-R1. Diese Renner sehen super aus, wirken dynamisch, sind ein Schmuck für jeden Besitzer. Aber praktisch – und damit im echten Leben eine Kaufoption – sind sie nicht.

Schon bei der im Schönheitswettbewerb zweitplatzierten Ducati Multistrada zeigt sich ein ganz anderes Bild. Sport meets Alltag: Das passt auch für die meisten Leser. Dass dann am Ende doch wieder eine BMW, nämlich die R 1200 R, den Spagat zwischen nur gefallen oder auch gekauft werden wol­len am besten meistert, passt angesichts der deutlich sportlicheren Anlagen des neuen Roadsters auch wieder. Nur zwölf Prozentpunkte trennen bei ihr Wunsch und Wirklichkeit.

Das trauen unsere Leser den Marken zu

Grafik: MOTORRAD
Stunde der Wahrheit: Was die Leser welcher Marke zutrauen. Teil 1

Womit wir beim polarisierendsten und auch umstrittensten Thema der Erhebung sind – denn über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten. Und trotzdem: Auf die Frage, auf welchen Hersteller die Aussage „gutes Aussehen“ zutrifft, kann es nur eine Antwort geben. Ducati!

Doch Achtung! Gutes Aussehen attes­tieren inzwischen sogar ein Drittel der Leser der Marke BMW – sie hat in dieser Disziplin fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zugelegt und rangiert jetzt auf Rang drei hinter der Italien-Fraktion aus Bologna (Ducati, 62 Prozent) und Varese (MV Agusta, 36 Prozent). Wenn es um gute Verarbeitung geht, können die Bayern mit 59 Prozent zwar noch Rang eins vor Honda (57 Prozent) und Yamaha (39 Prozent) verteidigen, büßen aber binnen eines Jahres sechs Prozentpunkte ein. Ähnliches gilt für die Dis­ziplin „Fortschrittliche Technik“: Auch hier hat BMW verloren (zwei Prozentpunkte). Kräftig zugelegt haben dagegen aus Lesersicht Yamaha (plus zehn Prozent, aufgrund der jüngsten Modelloffensive) und Kawasaki (plus sieben Prozent wegen der langfristig gelungenen Modellpolitik).

Grafik: MOTORRAD
Stunde der Wahrheit: Was die Leser welcher Marke zutrauen. Teil 2

Was macht eine Marke stark? Tiefe Einblicke in die Wertschätzung der Motorrad­fahrer gibt das, was sie den Herstellern in Sachen Service, Technik, Kosten-Nutzen-Aspek­ten und Sport-Engagement zutrauen (siehe Grafiken ). Dieses Stimmungsbarometer zeigt deutliche Verschiebungen im Vergleich zu 2010. Bei Kundendienst und Ersatzteilversorgung müssen alle am häufigsten genannten Marken Federn lassen. In Sachen Verarbeitung und Zuverlässigkeit verliert BMW im zweistelligen Bereich, was vermutlich auch Rückrufen wie dem Federbein-Desaster der R 1200 RT geschuldet ist. Dafür liegen die Bayern bei den hohen ­Sicherheitsstandards mit 86 Prozent turmhoch vor Honda und KTM, was besonders die Mattighofener mächtig ärgern wird, denn auch sie bieten mittlerweile auf diesem Feld Beachtliches. Yamaha hat dafür aus Sicht der Leser inzwischen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Beim Sympathie-Faktor „Ich mag die Marke“ hat der Hersteller mit den Stimmgabeln den Langzeitrivalen Honda mächtig ins Abseits gekickt.

Was bleibt dem Weltmarktführer an­gesichts dieses Debakels? Aus Sicht der MOTORRAD-Leser ist die Sache einfach. Den Europäern und Yamaha folgen, neue Technologien und neue Motorräder präsentieren. Dann könnte sich das Blatt auch schnell wieder wenden.

Zufrieden mit der Marke?

Grafik: MOTORRAD
Wohlfühl-Faktor: So zufrieden sind die Leser mit ihrer Marke.

In der Zufriedenheitsskala schneiden die Münchner darüber hinaus eher unterdurchschnittlich ab (siehe Diagramm), während hier die europäische Konkurrenz von Ducati und KTM ganz vorne liegt. Generell zeigen sich Käufer von Neumaschinen jedoch eher zufrieden mit ihrem Motorrad. Dies ist ein gutes Indiz für das Festhalten an der Marke, wenn die Anschaffung des nächsten Bikes ansteht. Besonders zufrieden sind Ducatisti und KTM-Fahrer mit ihrer Marke, während BMW-, Kawa- und Moto Guzzi-Fahrer höhere Er­wartungen hegen. Im Fünf-Jahres-Vergleich sind jedoch interessante Verschiebungen zu beobachten: Die Marken BMW, Harley-David­son, Kawasaki, Suzuki und Triumph ­haben zum Teil deutlich verloren, während Aprilia, Ducati, Honda, KTM, Moto Guzzi und Yamaha mehr zufriedene Käufer verzeichnen können.

Alternativ-Marken

Grafik: MOTORRAD
Schaun wir mal: Alternativ-Marken.

Wie gut sich Motorradfahrer bei ihrer Marke aufgehoben fühlen, ist gleichwohl an der Bereitschaft zu messen, beim Neukauf einen anderen Hersteller in Erwägung zu ziehen. 48 Prozent der Teilnehmer nehmen auch Alternativ-Marken ins Kalkül. Bei Harley-Fans kommt das am seltensten vor, bei Moto Guzzi-Käufer dagegen überdurchschnittlich oft.

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