Für die Fangemeinde des Helix ist dieser Roller fast schon ein kleines Heiligtum - nicht nur wegen des ellenlangen Blechpreßrahmens.
Für die Fangemeinde des Helix ist dieser Roller fast schon ein kleines Heiligtum - nicht nur wegen des ellenlangen Blechpreßrahmens.
Eigentlich heißt Helix übersetzt soviel wie Spirale - für einen der schnellsten Roller auf dem Markt nicht gerade eine gelungene Bezeichnung, zumal sie den stolzen Besitzer auch noch im unklaren läßt, ob es nun »der Helix« oder »die Helix« heißen soll.
MOTORRAD wagt einen Vorstoß: Da es »der Helix-Roller« heißt, wird das gute Stück hier fortan auch männlich behandelt.
Der ursprüngliche Name, unter dem Honda den CN 250 ab 1986 zuerst in Japan und den USA anbot, war ohnehin zutreffender. Fusion, also Verschmelzung, hieß der Sofaroller dort. Und die Verschmelzung von Motorrad und Roller war den Honda-Machern mit dem CN 250 offensichtlich gelungen: Wetterschutz und Komfort eines Rollers gepaart mit dem Fahrverhalten eines Motorrads. Das Ergebnis war ein Fahrzeug mit langem Radstand, großzügiger Sitzfläche und seltsam anmutender Sitzposition.
Nachdem sich viele der eigenwilligen Roller jahrelang über graue Wege Zugang nach Deutschland verschafft hatten, konnte man den Helix ab dem 1. April 1990 endlich auch beim Honda-Händler bekommen.
Die Modellpflegemaßnahmen von 1986 bis heute beschränkten sich auf Kleinigkeiten wie Farbgebung, Rückenlehne oder eine höhere Verkleidungsscheibe. Das Grundkonzept, der Blechpreß-Stahlrohrrahmen und die Motorisierung, blieben seit nunmehr gut zehn Jahren unverändert.
Die Stärke des Helix liegt in der, auch für einen Roller ungewöhnlich bequemen Sitzposition. Selbst großgeratene Fahrer bringen ihre Haxen unter, was bei fast allen anderen Rollern Schwierigkeiten bereitet.
Andererseits gehen ein großzügiges Platzangebot und ein langer Radstand natürlich auf Kosten der Handlichkeit im Stadtgewühl. So kann der CN 250 erst auf der Landstraße seine wahren Vorteile ausspielen. Solange ihm weder Schlaglöcher noch Seitenwind in die Quere kommen und man nicht gerade mit zirka 100 km/h unterwegs ist, gleitet der »Über-Roller« Sänftengleich dahin. In dem genannten Geschwindigkeitsbereich entwickelt der Helix sehr unangenehme Vibrationen und bei stärkerem Seitenwind schlingert die Fuhre beträchtlich und läuft Gefahr, von der Straße gepustet zu werden.
Außerdem ist der Helix kein Freund des Zweipersonenbetriebes, zumindest nicht, wenn die Straßen ruppig werden. Dann sind die Federelemente, vor allem der grau-importierten Roller, überfordert und halten den Fahrspaß in Grenzen. Mit Federbeinen von Bitubo kann man Abhilfe schaffen. Für 339 Mark sind diese bei alpha technik erhältlich (Telefon 08036/4545), müssen jedoch per Einzelabnahme beim TÜV eingetragen werden.
In Anbetracht der gesalzenen Originalteil-Preise von Honda empfiehlt sich - nicht nur nach Sturzschäden - ein Preisvergleich mit Teilen aus dem Zubehörhandel. Von JF-Motorsport (Telefon 06002/1771) gibt es beispielsweise eine höhere Spoilerscheibe mit ABE für 199 Mark, während die Originalscheibe von Honda über 600 Mark kostet. Ebenfalls bei JF Motorsport erhält man einen Topcase-Träger für 149 Mark, für den sich in fast allen Größen und Preislagen auch ein passendes Topcase - wenn erwünscht mit Rückenpolster - findet.
Und damit kleinere Stürze und Umfaller ohne größere Folgen bleiben, bietet VIM Rollerzubehör (Telefon 0611/304887) verchromte Sturzbügel für vorn und hinten an - Kostenpunkt: zusammen 408 Mark.
Wem diese Aufwertungen noch immer nicht genug Aufsehen erregen, sollte sich für einen Seitenwagen von Jeaniel-Cobra (Telefon 05683/7271) für knapp 9000 Mark entscheiden. Der Aufmerksamkeitsfaktor des Gefährts steigt enorm, die Höchstgeschwindigkeit endet dann allerdings schon diesseits der 90-km/h-Marke.
Zurück zur Serie, speziell zu den Macken. Recht häufig reißen die Sitzbankbezüge ein. Bevor man sich aber für über 700 Mark das teure Originalteil kauft, sollte man versuchen, die Sitzbank von einem Sattler richten zu lassen. Die Lebensdauer des Keilriemens verhält sich hin und wieder etwas launisch. Manch einer reißt bereits nach 10000 Kilometern, während ein anderer schadlos die sechsfache Distanz übersteht.
Motorseitig gibt es hingegen keinen Grund zur Klage. Das Herzstück des Helix schnurrt auch nach vielen Jahren noch munter vor sich hin und genehmigt sich selten mehr als vier Liter Normal auf 100 Kilometer.
Sollte sich Honda irgendwann zu weitergehenden Modellpflegemaßnahmen entschließen, hätten die Leser einige Verbesserungsvorschläge: weg mit der Fußbremse, statt dessen ein Bremshebel am Lenker. Außer der versicherungsgünstigen 17-PS-Version besteht darüber hinaus großes Interesse an einer deutlich stärkeren Leistungsvariante.
Da auch Helix-Fahrer gern unter ihresgleichen sind, ist ein Großteil von ihnen in Clubs und Vereinen organisiert. An der Spitze der größten Helix-Interessengemeinschaft, die im Juni 1990 ins Leben gerufen wurde, steht Günter Finken (Telefon 0234/512366), der so ziemlich alles zum Thema Helix beantworten kann, egal, ob es sich dabei um technische Fragen oder Veranstaltungstermine handelt.
Zum Schluß noch ein Aspekt, der alle Helix-Besitzer freuen dürfte, Gebrauchtkauf-Interessenten dagegen weniger: Der Wertverlust des CN 250 ist erstaunlich gering. Für einen Roller von 1990 beispielsweise werden immer noch rund 4500 Mark hingeblättert. Interessenten, die einen Helix von 1993 suchen, kommen nicht unter 6000 Mark weg - bei einem damaligen Neupreis von 10270 Mark ein wahrlich stattlicher Preis für ein heiliges Blechle.
Technische DatenMotorWassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, zwei Ventile, über Kipphebel betätigt, Druckumlaufschmierung, ein Keihin-Gleichdruckvergaser, 0 24 mm, Benzinpumpe, elektronische Zündung, Elektrostarter, Wechselstromlichtmaschine 188 Watt, Batterie 12V/10Ah.Bohrung x Hub 72 x 60 mmHubraum 244 cm3Verdichtungsverhältnis 10:1Nennleistung 17 PS (13 kW) bei 7000/minMax. Drehmoment 2,1 kpm (21 Nm) bei 5000/minKraftübertragungStufenloses, keilriemengetriebenes Automatikgetriebe, Fliehkraftkupplung.FahrwerkBlechpress-Stahlrohrrahmen, gezogene Kurzschwinge vorn, Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen hinten, Scheibenbremse vorn, O 190 mm, Doppelkolbensattel, Trommelbremse hinten, O 130 mm, Aluminium-Räder.Federweg vorn/hinten 53/110 mmFelgengrößevorn 2.50 x 12hinten 2.75 x 10 Reifengrößevorn 4.00-12 4PR TLhinten 120/90-10 65J TLMaße und GewichteLenkkopfwinkel 68 GradNachlauf 90 mmLänge 2270 mmRadstand 1625 mmSitzhöhe 710 mmLenkerbreite 790 mmTankinhalt 12 LiterGewicht vollgetankt 171 kgZul. Gesamtgewicht 340 kgService DatenService-Intervalle alle 6000 kmÖlwechsel alle 3000 kmMotoröl SAE 10 W 40Füllmenge 0,8 LiterZündkerze NGK DPR 8 EA-9Ventilspiel kalt Einlaß 0,10 mm Auslaß 0,10 mm TestwerteHöchstgeschwindigkeit solo/mit Sozius 113/112 km/hBeschleunigung 0-100 km/h solo/mit Sozius 17,5/21,5 sekVerbrauch 4 LiterKraftstoff Normal Ersatzteil-PreiseSturzteileLenker 186,30 MarkRückspiegel 78 MarkBlinker vorn 49,91 MarkTachometer 1031,55 MarkVorderrad 600,30 MarkAuspuff 663,55 MarkRahmen komplett 1396,10 MarkVerkleidung komplett 724,50 MarkHauptbremszylinder 372,60 MarkHinterradschwinge 171,35 MarkVerschleißteileKeilriemen 113,39 MarkBremsbeläge vorn 60,15 MarkKupplungskit 88,09 MarkFederbeine hinten 200,10 MarkLuftfilter 53,71 MarkSitzbank 725,65 Mark Stärken und SchwächenStärkenGuter Wind- und WetterschutzHoher FahrkomfortGeringer WertverlustSchwächenWartungsunfreundlichkeitVibrationen bei etwa 100 km/hSeitenwindempfindlichkeit Test in MOTORRAD1Kurzvorstellung 10/1989Gespanntest 12/1990Test 12/1992Vergleichstest 5/1995 Reifenfreigaben Typ MF 02vorn hinten4.00-12 4PR TL 120/90-10 65J TLBridgestone ML 17 Bridgestone ML 16Dunlop X 488 P Dunlop X 488Fußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.
Für Reise-Enthusiasten und Großgewachsene unter den Rollerfans gibt es keine gleichwertige Alternative zum Helix. Ganz frei von Schwächen ist er aber nicht.
Ich bin sicher einer der ersten Helix-Fahrer in Deutschland und fahre zwischenzeitlich das sechste Exemplar in zehn Jahren. Nur einmal wurden Ansaugstutzen und Auspuffdichtung ersetzt, ansonsten gab es keine nennenswerten Reparaturen. Ein typisches Helix-Problem sind die Vibrationen zwischen 100 und 105 km/h. Für mich gibt es kein rationelleres Fahrzeug für die Fahrt in die Stadt. Ich finde es auch schön, von allen Motorradfahrern gegrüßt zu werden - ein Zeichen der Akzeptanz.Michael Kahlert, KriftelMein Helix, Baujahr 1993, verbraucht auch nach 25000 Kilometern noch kein Öl. Die hinteren Stoßdämpfer habe ich gegen welche von Bitubo getauscht. Seither ist der Helix auch im Zweipersonenbetrieb fahrbar. Die Dunlop-Bereifung ist nicht empfehlenswert, Bridgestone-Reifen sind besser und halten etwa 10000 Kilometer. Bis auf die starke Seitenwindempfindlichkeit bietet der Roller den totalen Fahrspaß - und das bei jedem Wetter. Mit Kühlerabluft beheizte Handprotektoren sorgen auch in der kalten Jahreszeit für warme Hände. Zwar gibt es einige Verbesserungsvorschläge, dennoch: Das Helixfieber hat mich voll erfaßt.Rudolf Schmid, A-KirchbachTrotz meiner 190 Zentimeter Körperlänge sitze ich auf meinem Helix, Baujahr 1992, recht gut. Der Yamaha Majesty ist für Leute meiner Körpergröße keine Konkurrenz zum Helix. Aufgrund der aufgezwungenen »Lümmel-Haltung« geht es aber bei längeren Strecken doch arg ins Kreuz. Bei etwa 90 km/h entwickelt der Motor darüber hinaus grausame Vibrationen. Ich bin gespannt, wann ein richtig großer Roller gebaut wird - mit mehr Kubik, mehr Platz und mehr Kofferraum.Klaus Illichmann, ThannhausenDa ich beruflich viel unterwegs bin, habe ich mich 1995 zum Kauf eines Helix-Rollers entschieden. Die Sitzposition wird mit einer leider sehr teuren Zubehör-Rückenlehne vor allem auf längeren Strecken sehr angenehm. Schnell durchfahrene Kurven, womöglich mit Spurrinnen, sind mit höchster Vorsicht zu genießen. Die Leistung von 17 PS ist für den Solo-Betrieb gerade noch ausreichend. Bis jetzt, nach 8000 Kilometern, kann ich noch nicht von Schäden berichten.Peter Simon, DonauwörthDas Los hat entschieden:Die 100 Mark erhält Josef Beckers aus OldenburgNach zehnjähriger Quälerei auf einer Vespa PX 200 kaufte ich 1991 meinen ersten Helix - ein amerikanisches Modell mit Dauerlicht und Stahlrädern. Außer Ölwechseln und alle 10000 Kilometer ein neuer Hinterreifen, brauchte der Roller keinerlei Zuwendung. Den zweiten Helix kaufte ich 1993. Nach Umrüstung auf eine getönte Five Stars-Scheibe sind die Windverhältnisse auch für meine 198 Zentimeter erträglich. Einziger Mangel: Die Kunststoffabdeckung des Tanks schrumpft, so daß sich ein Spalt von mehreren Millimetern bildet. Der Benzinverbrauch liegt unter vier Liter.Jürgen Beuscher, NienburgIm Mai 1996 verkaufte ich meinen sechs Jahre zuvor erstandenen CN 250-Roller nach 160000 Kilometern. Bis Kilometerstand 40000 war außer einer auf Kulanz gewechselten Wasserpumpe nichts zu beklagen. Dann zerlegte sich die Keilriemenautomatik. Auch Lenkkopf und Bremsscheibe wurden ausgetauscht. Nach 70000 Kilometern brach zuerst die Hinterradschwinge und dann der Auspuff. Darüber hinaus verlor ich öfter die Kugeln des hinteren Radlagers und die Zündkerze (lockert sich bei Vollgasfahrt). Nachdem der Antrieb ein weiteres mal den Geist aufgab, verkaufte ich die Helix für 600 Mark. Ich hielt ihr nur so lange die Treue, weil es kein anderes Fahrzeug auf dem deutschen Markt gab, das eine so bequeme Sitzposition und brauchbaren Wetterschutz zu bieten hatte - und das bei einem Verbrauch von knapp über drei Liter auf 100 Kilometer.Dieter Plep, HamburgMeinen ersten Helix habe ich vor drei Jahren gebraucht gekauft. Er wird das ganze Jahr über für die Fahrt ins Büro genutzt. Im Winterbetrieb neigen die Kolben der Bremszange zum Fressen und gehen dann nicht mehr ganz auf. Der eingerissene Sitzbankbezug wurde von einem Sattler umgearbeitet, damit das Wasser nicht mehr in den Sitzmulden stehen bleibt. Durch Montage einer Rückenlehne können auch Kinder bequem und sicher mitgenommen werden. Damit ich meine fünfköpfige Familie unterbringe, habe ich mir zusätzlich einen Helix mit Beiwagen gekauft, der allerdings etwas mehr Leistung gebrauchen könnte.Claus Dieter Jaskolka, DurachDie Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Außerdem kann MOTORRAD keine Garantie für die Gefahrlosigkeit der geschilderten Umbaumaßnahmen leisten.