Als Nachfolgerin der sehr erfolgreichen Z 750 hatte die kantig gestylte Kawasaki Z 800 ein großes Erbe anzutreten. Ihr Erfolgsrezept: mehr Hubraum, mehr Druck und mehr Streetfighter.
Als Nachfolgerin der sehr erfolgreichen Z 750 hatte die kantig gestylte Kawasaki Z 800 ein großes Erbe anzutreten. Ihr Erfolgsrezept: mehr Hubraum, mehr Druck und mehr Streetfighter.
Sugomi. So lautete ihr japanischer Beiname. Übersetzt bedeutet das „Kämpfernatur“ und macht deutlich, in welche Richtung Kawasaki die einst als Superbike entstandene Z-Baureihe trimmen wollte: weg vom klassischen Naked Bike, hin zum kraftvollen Kurvenräuber. Mit dem 806-Kubik-Motor schloss Kawa zur Yamaha FZ8 auf, die 2011 die Hubraum-Messlatte der Mittelklasse angehoben hatte. Dass aber Mittelklasse nicht Mittelmaß bedeutet, macht die Kawasaki Z 800 im direkten Vergleich mit ihrer Vorgängerin, der 2004 präsentierten Z 750, deutlich: Hintern hoch, Front runter, die Lampenmaske grimmig und der Klang Kawa-typisch rau und knurrig – damit wirkt sie schon im Stand böse und schnell. Doch hinter der Streetfighter-Attitüde steckt ein guter Kern: ein bärenstarker, aber spielerisch zu zähmender Motor, der seine 113 PS auf einer kräftigen Drehmomentwoge entfaltet. Der Pilot könnte es auf der eher schmalen Sitzbank in 834 Millimetern Höhe ziemlich lange aushalten – nicht so der Sozius auf seinem schmalen und rutschigen Sitzbrötchen. Dieses weicht beim Sondermodell Performance konsequenterweise einer Abdeckung, der klobige Serien-Endtopf einem edlen Karbon-Dämpfer aus dem Hause Akrapovic.
2013 erst erschienen, ist die Z 800 natürlich noch nicht wirklich alt. Und genau das merkt man auch an den Gebrauchtpreisen: Neu war sie je nach Modelljahr zwischen 8845 und 9495 Euro zu haben, akzeptable Gebrauchte gibt es ab 6000 Euro.
6990 Euro
Beispiel: EZ 03/2013, 10.400 km
Gebrauchtangebot vom Kawasaki-Vertragshändler: gepflegte Z 800 aus Erstbesitz mit den vollen 113 PS, unverbastelter Originalzustand, un- und umfallfrei, neu bereift, TÜV bis 02/2018 und mit einem Jahr Gewährleistung.
ab 6000 Euro
Beispielanzeige: 10.000 km, EZ 06/2013, HU bis 07/2017, Lenkerendenspiegel, kurzes Heck, LED-Blinker, schwarz-grün, zwei Vorbesitzer, 6300 Euro, Preis ist Verhandlungsbasis (Privatangebot aus Nordrhein-Westfalen)
Mittleres Preisniveau. Die Z 800 kam erst 2013 auf den Markt, entsprechend teuer und einheitlich zeigen sich die Gebrauchtangebote. Unter 6000 Euro ist sie quasi gar nicht zu haben, darüber unterscheiden sich die Angebote hauptsächlich bei der Sonderausstattung und dem Ablauf der HU. Die etwas leistungsreduzierte e-Version wechselt etwas günstiger den Besitzer.
ab 7500 Euro
Beispielanzeige: 2800 km, EZ 08/2014, HU neu, aus erster Hand, scheckheftgepflegt, tiefergelegt, Sportauspuff, Miniblinker, verstellbare Brems- und Kupplungshebel, kurzer Kennzeichenhalter, 7600 Euro, Preis ist Verhandlungsbasis (Privatangebot aus Schleswig-Holstein)
Hohes Preisniveau. Etwa 1000 Euro mehr und man hat die breite Wahl. HU neu, Sonderausstattungen, niedrige Laufleistungen, Angebote aus erster Hand mit Restgarantie oder gleich vom Händler. Fürs gleiche Geld lässt sich dann aber auch schon die Z 800e als Neufahrzeug erwerben, nochmals 1000 Euro drauf, und die ungedrosselte Variante steht als Neumaschine in der Garage.
Hauke Soltau (51) beschraubt und verkauft seit 1987 als Kfz-Meister und Vertragshändler Heller & Soltau Kawasakis im tiefsten Dithmarschen. Dithmarschen? Ganz weit im Westen Schleswig-Holsteins, direkt an der Nordsee.
Stichwort „Mittelklasse-Bike“…
Die Z 800 gehört eindeutig zur Mittelklasse. Sie ist perfekt für jemanden, dem die Z 1000 zu heftig ist, aber eine 600er zu klein. Da passt sie genau rein. Gespart wurde trotzdem weder bei der Ausstattung noch der Verarbeitung.
Und wer kauft beziehungsweise verkauft eine Z 800?
Vor allem Fahranfänger und Wiedereinsteiger finden einen großen Gefallen an der Z 800. Charakterlich unterscheiden sie sich aber nicht von anderen Motorradfahrern. Die Haltedauer ist vergleichsweise lang, die Z 800 wird meist nur aus gesundheitlichen Gründen verkauft, oder weil ein Wechsel, meist in Richtung Supersportler, angestrebt wird.
MOTORRAD hatte in bisherigen Tests die Serienbereifung und eine verzögerte Gasannahme bemängelt. Ist das auch bei anderen Z-Fahrern ein Thema?
Die Serienbereifung ist bei vielen Motorrädern nicht besonders toll oder passend, das ist für mich deshalb kein Argument für eine Schwäche. Wir haben einen Kunden, der fährt über 20.000 Kilometer pro Reifenpaarung, und für den ist das der Top-Reifen. Ein anderer Kunde geht ganz anders zur Sache und macht die Gummis in 5000 Kilometern fertig – der braucht dann natürlich einen anderen Reifen. Unsere Vorführer haben jedenfalls die Serienbereifung und wir fahren damit gut und gerne. Eine verzögerte Gasannahme nehmt vielleicht ihr als Profis wahr, das wäre aber Meckern auf hohem Niveau. Normalsterbliche kommen eigentlich niemals in Bereiche, wo diese Schwachpunkte wirklich eine Rolle spielen könnten.
Was wird an einer Z 800 am ehesten verändert?
Vor allem am Heck, Lenker und an Blinkern wird Hand angelegt. Außerdem schrauben Z 800-Besitzer gerne einen anderen Auspuff dran und freuen sich über den im Vergleich zur Serie noch genialeren Sound.
Wie ist die Z 800 auf dem Gebrauchtmarkt vertreten?
Gebrauchte Zetts sind sehr gefragt. Es gibt bisher nur recht wenige Angebote, diese liegen zwischen 6000 und 7000 Euro. Obwohl die Z 800 durch das geringe Angebot relativ wertstabil ist, sind diese 2000 bis 3000 Euro Ersparnis durchaus ein Argument für den Gebrauchtkauf.
Tests in MOTORRAD
FB = Fahrbericht, TT = Top-Test, VT = Vergleichstest; Artikel-Download unter www.motorradonline.de/ekiosk
Internet
Literatur
Frisch erschienen: die 176 Seiten starke Bucheli-Reparaturanleitung (ISBN: 978-3-7168-2207-4, Band 5311, 29,90 Euro). Darin finden versierte Schrauber umfangreiche Informationen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen für alle Wartungen und Reparaturen an Motor, Fahrwerk und Elektronik der Z 800 und Z 800e.
Triumph Street Triple R
Dank großer fahrdynamischer Bandbreite kann die dreizylindrige Britin Anfänger entzücken und selbst Profis begeistern.
Dreizylinder-Reihenmotor, 106 PS, Gewicht 190 kg, 0 –100 km/h in 3,3 sek, Vmax 216 km/h, Verbrauch 5,0 Liter, ab 6000 Euro
Yamaha FZ8
Die Yamaha ist ein sehr erwachsenes und gutmütiges Motorrad; ihre 106 PS sind untenrum mild, oben dann aber wild.
Vierzylinder-Reihenmotor, 106 PS, Gewicht 217 kg, 0 –100 km/h in 3,8 sek, Vmax 218 km/h, Verbrauch 5,1 Liter, ABS, ab 4900 Euro
Suzuki GSR 750
Die 750er verkörpert ihre Marke perfekt: Sie bietet viel Motorrad fürs Geld und viel Dampf bei wenig Verbrauch.
Vierzylinder-Reihenmotor, 106 PS, Gewicht 215 kg, 0 –100 km/h in 3,3 sek, Vmax 225 km/h, Verbrauch 4,1 Liter, ABS, ab 5700 Euro
BMW F 800 R
Die BMW tönt trotz Reihentwin wie ein Boxer und kombiniert Sportsgeist mit Touren- und Alltagstauglichkeit.
Zweizylinder-Reihenmotor, 87 PS, Gewicht 212 kg, 0 –100 km/h in 3,7 sek, Vmax 210 km/h, Verbrauch 4,3 Liter, ABS, ab 5300 Euro