Gebrauchtberatung Triumph Speed Triple
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Die Triumph Speed Triple besitzt längst Kultstatus. Besonders beliebt sind bei den Triple-Fans die T-509-Modelle bis Baujahr 2001. MOTORRAD hat sich ein neuwertiges Exemplar angesehen und gibt Tipps zum Gebrauchtkauf.

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Foto: Holzwarth

Wer sich im Winter von seinem Motorrad trennen will, muss schon etwas Besonderes bieten, um in dieser unwirtlichen Zeit realistische Verkaufs-Chancen zu haben. Einen günstigen Preis beispielsweise, weil Schnäppchen immer gehen. Oder ein Bike, das nicht an jeder Straßenecke zu finden ist. So wie diese im regionalen Anzeigenblatt ausgeschriebene Triumph Speed Triple, die der Besitzer verkauft, weil er Vater wurde.
Der Kult-Drilling aus erster Hand wurde 2001 zugelassen und ist seither nur 6500 Kilometer gelaufen. »Die hat noch nie
Regen gesehen«, betont der Verkäufer bereits am Telefon den neuwertigen Zustand seiner Maschine. Das war nicht zu viel versprochen, wie sich tags darauf bei der Besichtigung herausstellt. Die Edelstahlkrümmer zeigen lediglich die typische goldbraune Verfärbung, sind aber frei von eingebrannten Schmutz- oder Wasserflecken, wie sie sich im Alltagsbetrieb
normalerweise kaum verhindern lassen. Kratzer oder sonstige Mängel, die man preismindernd geltend machen könnte, sind ebenfalls nicht zu entdecken.
Dafür aber eine Menge Zubehör. Im Preis von 8300 Euro sind nicht nur zwei Shark-Endschalldämpfer (EG-BE und Racing) enthalten, sondern auch eine Cockpitverkleidung, zwei Montageständer für Front und Heck, ein Karbon-Kettenschutz, eine Cockpituhr sowie die Spezial-Stecknuss für die Hinterrad-Demontage. Darüber hinaus ist eine Verlängerung des Kupplungshebels montiert, welcher die Betätigungskraft deutlich minimiert.
Apropos minimieren: Beim Preis sig-
nalisiert der Besitzer Verhandlungsbereitschaft, wenngleich er »wegen des
neuwertigen Zustands und der geringen
Laufleistung nur wenig Spielraum« sieht. Beim Kauf mit all dem Zubehör will er denn auch nur 150 Euro nachlassen. Wer jedoch auf Racingtopf, Verkleidung und die beiden Montageständer verzichtet, kann die Triumph für 7800 Euro mitnehmen. Dieser Betrag entspricht laut Schwacke-Liste exakt dem aktuellen Händlerverkaufspreis einer Speed Triple von 2001 – allerdings mit der vierfachen Laufleistung. Demnach ein gutes Angebot, sofern es noch zu haben ist.

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Technische Daten - Triumph Speed Triple

Motor
Wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier über Tassenstößel betätigte Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, elektronische Saug-
rohreinspritzung, Ø 41 mm, kontaktlose Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Drehstromlichtmaschine 480 Watt, Batterie 12 V/14 Ah.
Bohrung x Hub 79 x 65 mm
Hubraum 956 cm3
Verdichtungsverhältnis 11,2:1
Nennleistung
79,5 kW (108 PS) bei 9200/min
Max. Drehmoment
97 Nm (9,9 kpm) bei 5800/min

Kraftübertragung
Primärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

Fahrwerk
Brückenrahmen aus Alurohren, Motor mittragend, Telegabel mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Standrohrdurchmesser 45 mm, Einarmschwinge aus Aluguss, über Hebelsystem angelenktes Zentralfederbein mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolbensättel, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Doppelkolbensattel, Reifengröße vorn 120/70 ZR 17, hinten 190/50 ZR 17.

Maße und Gewichte
Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 86 mm, Federweg v/h 120/140 mm, Sitzhöhe 810 mm, Tankinhalt 18 Liter, Gewicht vollgetankt 223 kg, zulässiges Gesamtgewicht 405 kg.

Messwerte (MOTORRAD 14/2000)
Höchstgeschwindigkeit
solo 231 km/h
Beschleunigung solo
0–100 km/h 3,1 sek
Durchzug solo (mit Sozius)
60–140 km/h 7,6 (9,8) sek
Verbrauch
4,7 bis 7,7 l/100 km, Superbenzin

Modellgeschichte - Triumph Speed Triple

*Tests können Sie beim Verlag nachbestellen, Telefon 0711/182-1229
FB = Fahrbericht; T = Test;
VT = Vergleichstest; TT = Top-Test

Modellgeschichte
Vor zehn Jahren zauberte Triumph mit der Speed Triple ein weiteres Motorrad aus dem Dreizylinder-Baukasten, das sich im Lauf der Jahre zum Bestseller der Engländer mauserte und rasch Kultcharakter errang. Dabei war die
erste Speed Triple im Prinzip nichts
anderes als eine Daytona ohne Verkleidung. Doch von den damals gerade zu neuer Blüte erwachten Naked Bikes und deren an klassischen Vorbildern orientiertem Design hob sich die Speed Triple mit ihrem heiseren Dreizylinder-Sound, voll einstellbaren Federelementen, den Reifen im Supersportformat und tief angebrachten Lenkerstummeln wohltuend ab. Dem sportlichen Habitus zum Trotz war sie aufgrund der hecklastigen Gewichtsverteilung sowie dem bei hohen Geschwindigkeiten nicht immer stabilen Fahrverhalten eher ein Café Racer denn ein echter Landstraßenbrenner.
Dies änderte sich jedoch radikal mit der zweiten Generation, die 1997 im Stile eines Streetfighters auf den Markt kam. Die von Grund auf neu konstruierte T 509 mit dem nunmehr von einer elektronischen Einspritzung gespeisten 885-cm3-Dreizylinder avancierte dank des um fast dreißig Kilogramm geringeren Gewichts, der breiten Lenkstange sowie der Leistungssteigerung von 98 auf 107 PS zum astreinen Kurvenflitzer. Wiederum stammte der extravagante Alurahmen mit der Einarmschwinge und den sehr straff abgestimmten Federelementen direkt von der Daytona ab.
Dummerweise teilte sich die Speed Triple aber auch einige Kinderkrankheiten mit dem hubraumstärkeren Supersportler. Insbesondere die Abstimmung der Einspritzung sorgte anfänglich für Verdruss. Das Repertoire der Unpässlichkeiten erstreckte sich von Fehlzündungen und spürbaren Leistungseinbrüchen über hohen Spritkonsum bis hin zum abrupten Absterben des Triebwerks beim Bremsen. Obwohl Triumph rasch reagierte und die Software von Zünd- und Einspritzelektronik mehrfach überarbeitete, bereitete erst die gründliche Modellpflege für 1999 den Malaisen ein Ende. Seither besitzt die Speed Triple das 956-cm3-Triebwerk aus der Daytona und überzeugt mit ihrer druckvollen Leistungsentfaltung bei genügsamem Verbrauch und vorbildlicher Gasannahme.
Für 2002 spendierten die Engländer
ihrem Zugpferd einen neuen, im Druckgussverfahren hergestellten Motor mit 120 PS und geregeltem Katalysator
(T 595 N). Die damit einhergehenden
Design-Retuschen kamen bei den Fans zunächst nicht so gut an und führten zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung. Mittlerweile haben sich die Diskussionen über das neue Styling jedoch wieder etwas beruhigt. Und nach der kürzlich vorgenommenen Preissenkung bei gleichzeitig verbesserter Ausstattung geht die Speed Triple in dieser Saison gestärkt in den Kampf um Marktanteile unter den nackten Supersportlern.


Marktsituation
Auf den ersten Blick erscheinen die Verkaufszahlen der Speed Triple mit insgesamt rund 4200 Exemplaren seit 1994 zwar vergleichsweise bescheiden, aber im Programm der Engländer zählt sie – gemeinsam mit der Tiger – zu den bestverkauften Bikes. Der Löwenanteil entfällt dabei auf die T 509 mit zirka 2400 Stück. Trotz der anfänglichen Aufregung über das neue Erscheinungsbild fand das aktuelle Modell
T 595 N bis dato auch schon 1200
Abnehmer, während die alte, zwischen 1994 und 1997 angebotene T-300-B-Baureihe mit rund 500 Stück die Rolle des Exoten einnimmt. Wie bei vielen seltenen Motorrädern ist bei letzterem Modell seit einiger Zeit eine leicht anziehende Nachfrage zu verzeichnen. Die Folge sind relativ hohe Gebrauchtpreise dieser Typen, die bei gepflegten Maschinen mit Laufleistungen bis 20000 Kilometer kaum unter die Schwelle von 5000 Euro sinken.
Weniger gesucht und entsprechend günstiger zu haben sind die ersten
T 509 mit dem »kleinen« 885-cm3-Triebwerk, deren Ruf doch merklich unter den beschriebenen Kinderkrankheiten gelitten hat. So sind Exemplare mit um 30000 Kilometer auf der Uhr bereits deutlich unter den Werten der Schwacke-Liste zu ergattern, die den Händlerverkaufspreis eines 1998er-Modells mit 50000 Kilometer Laufleistung auf immerhin 5300 Euro taxiert. Am beliebtesten ist bei Gebrauchtkäufern die Speed Triple 955i bis
Baujahr 2001. Diese erweisen sich als überaus preisstabil, laut Schwacke kostet ein 1999er-Modell (40000 Kilometer) noch etwa 6500 Euro, ein Exemplar von 2001 (24000 Kilometer) rund 7800 Euro.
Besichtigung
Während es bei den älteren T-300-
Modellen keine großen Änderungen gab, erhielten die ab 1997 gebauten Speed Triple im Laufe der Zeit zahlreiche Modifikationen, mit denen Triumph rasch auf Schwachpunkte in der Serie reagierte. Deswegen ist es ratsam, vor dem Kauf einer Gebrauchten erst einmal den Vertragshändler seines Vertrauens zu kontaktieren. Dort kennt man sich bestens aus mit den diversen Modellpflegemaßnahmen, Serviceanweisungen und Rückrufaktionen für die T-509-Modelle. Weil die Nachbesserungen überwiegend im Rahmen der regelmäßigen Inspektionen erledigt wurden, sollte von vornherein die Auswahl auf Secondhand-Maschinen mit einem lückenlosen Service-Scheckheft beschränkt werden.
Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die in Frage kommende Triumph tatsächlich alle Nachbesserungen aufweist. Bestehen daran Zweifel, können Vertragshändler mit Hilfe der Fahrgestellnummer problemlos feststellen, ob das Kaufobjekt tatsächlich alle Umrüstungen erhalten hat. Von den vielen Verbesserungsmaßnahmen sollten sich Gebrauchtkäufer nicht verunsichern lassen, betrafen sie doch zumeist nur kleinere Ärgernisse (Benzinverbrauch, Absterben des Triebwerks), die die
Lebensdauer des Motors nicht beeinträchtigten. Der akustisch stets präsente und etwas rau laufende Dreizylinder gilt als ebenso standfest wie japanische Massenware. Somit können sich Gebrauchtinteressenten bei der Besichtigung auf den allgemeinen Pflegezustand sowie die üblichen Checkpunkte konzentrieren.


Internet
www.t5net.de


Tests in
MOTORRAD*
26/93 (FB); 7/97 (T); 10/97 (VT); 21/97 (VT); 19/98 (T); 22/98 (VT); 21/99 (VT); 3/00 (VT); 9/00 (VT); 14/00 (VT); 24/00 (VT); 20/01 (TT); 23/01 (T); 26/
01 (VT); 11/02 (VT); 18/02 (VT); 22/02 (VT); 13/03 (VT)

Modellpflege - Triumph Speed Triple

1994 Markteinführung der Speed Triple (Modellcode T 300 B) mit Fünfganggetriebe zum Preis von 19115 Mark
1995 Speed Triple erhält Sechsganggetriebe der Daytona
1996 Verkürzte Gabelstandrohre sorgen für einen bündigen Abschluss mit der oberen Gabelbrücke
1997 Einführung der komplett neu entwickelten T-509-Baureihe, elektronische Kraftstoffeinspritzung, 107 PS
1999 Hubraum vergrößert auf 956 cm3; überarbeitete Einspritzung für stabileren Leerlauf, verbesserte Gasannahme und reduzierten Benzinverbrauch; modifizierte Auspuffanlage, größere Wasserkühler, Erhöhung von Leistung (108 PS) und Drehmoment
2000 Runder Schalldämpfer aus poliertem Edelstahl und silberne Räder
2002 Einführung des stark überarbeiteten Typs T 595 N (Preis: 11100 Euro) mit folgenden Änderungen: neuer, im Druckgussverfahren hergestellter Motor (956 cm3), Keihin-Einspritzanlage mit G-Kat und Sekundärluftsystem zur Erfüllung der Euro-2-Norm, neues Styling von Tank und Verkleidungsteilen, geänderte Instrumente mit Digitaltacho, näher am Cockpit angebrachte Scheinwerfer
2004 Neue Fußrastenanlage, leichtgängigere Kupplung durch geänderte Übersetzung; Cockpitverkleidung, Kühler- und Soziusabdeckung sowie Bugspoiler gehören ab sofort zur Serienausstattung; neuer Preis: 10990 Euro
RÜCKRUFE
1997 Austausch der Dichtung der Benzinpumpenplatte (Fahrgestell-Endnummern 071699 bis 073366)
1999 Austausch der Motorgehäuseschrauben (076793 bis 072706)
2000 Austausch der Antriebskette (098573 bis 099811)
2001 Austausch des Kupplungszugs (108460 bis 137191)
2002 Austausch der Hinterradlager (132693 bis 161257)
Serviceanweisungen
1997 Austausch Motorgehäusestopfen (046269 bis 052452)
1997 Nachrüstung eines Überlaufschlauchs am Tank (alle bis 056407)
1998 Austausch des zentralen Massesteckers (060540 bis 072706)
2002 Modifizierung des Hauptkabelbaums (140464 bis 155287)

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023