- Harley verkauft mehr Motorräder
- Harley setzt mehr und weniger um
- Harley verdient wieder
- Harley im Wandel
- Fazit
Harley jubelt. Die Zahlen des Geschäftsjahrs 2021 zeigen nur in eine Richtung: Nach oben. In allen Bereichen wächst die Company. Der wichtigste Indikator des Kerngeschäfts steigt um 30 Prozent: Harley liefert 2021 188.500 Motorräder und damit 43.300 mehr als 2020, dem schlechtesten Jahr seit 2015. Grund zum Jubeln hat Harley, aber noch einiges vor der Brust. MOTORRAD schaut genauer hin.
Harley verkauft mehr Motorräder
Mit 188.500 ausgelieferten Motorrädern liegt Harley 30 Prozent über dem Vorjahr, aber auch noch 14 Prozent oder knapp 30.000 Motorräder hinter dem noch krisenfreien Jahr 2019. Jedoch lag bereits 2019 am Ende einer jahrelangen Minuskurve beim Motorradverkauf: 2015 wurden noch über 266.000 Harleys ausgeliefert. Über 260.000 in 2016, 241.500 in 2017 und 228.000 in 2018. Also: Trotz respektablen, wachsenden und begrüßenswerten Absatzzahlen von Harley, liegt im Vergleich zu 2015 ein steiler Weg hinter und vor der Company. Doch reine Verkäufe sind nicht alles. Ein Blick auf die Umsätze deutet an, wie es Harley heute geht.
Harley setzt mehr und weniger um
Wir belassen es beim Vergleich des Umsatzes des noch absatzstarken 2015 und dem stark wachsenden 2021 von Harley-Davidson. Letztes Jahr erwirtschaftete Harley einen Umsatz von 4,5 Milliarden Dollar. Knapp 3,5 Milliarden davon durch die Verkäufe von Motorrädern. 970 Millionen Dollar durch Zubehör, Teile und Merchandise plus 93 Millionen Dollar durch Lizenzen und als "Sonstiges" deklarierte Posten. 2015 als noch 41 Prozent mehr Motorräder verkauft wurden lag der Umsatz mit 5,3 Milliarden Dollar nur 16 Prozent über 2021. Also: Harley verkauft zwar über 40 Prozent weniger Motorräder als 2015, nimmt aber nur 16 Prozent weniger ein. Verdient Harley heute mehr mit weniger Motorrädern? Ein Blick auf die Marge klärt auf.
Harley verdient wieder
2021 gibt Harley einen Gewinn bei den Motorrädern von 409 Millionen Dollar an, was einer Marge von 9 Prozent entspricht. Harley verdient also an jedem umgesetzten Dollar neun Cent. 2015 lag der Gewinn noch bei 875 Millionen Dollar und einer Rendite von 16,5 Prozent. Nun müssen wir zwei wesentliche Aspekte einbeziehen. Erstens: 2020 hat Harley noch 186 Millionen Dollar Verlust gemacht, was einer Rendite von -5,7 Prozent entspricht. Zweitens: 2015 war Harley-Davidson noch eine völlig andere Firma mit einem komplett anderen Modellangebot. Also: Harley macht wieder Gewinn, trägt aber auch hohe Kosten für eine komplett neue Generation an Harley mit und im Umfeld Corona sind 2021 neun Prozent Rendite nicht schlecht.





Harley im Wandel
2015 war Harley technisch völlig anders aufgestellt. Neben den Sportster-Motoren trieben die 2000 eingeführten Twin-Cam-Motoren noch die großen Modelle an. Außerdem war die recht erfolgreiche Dyna-Baureihe noch in Amt und Würden. Neues war von Harley nicht zu erwarten was sich in bereits sinkenden Zahlen 2015 bemerkbar machte, als knapp 6 Prozent weniger Motorräder zu 2014 verkauft wurden. 2021 steht Harley völlig anders da. Der neue Milwaukee Eight-Motor läuft zwar schon vier Jahre, kann aber die Kosten seiner Entwicklung noch gar nicht amortisiert haben. Während der alte TC-Twin nach 15 Jahren im Amt eine Cash-Cow war. Neu und mit Sicherheit kostenintensiv: Die neuen Harley-Davidson Pan-America und Sportster S mit neuen Chassis und Motoren. Zwar waren die schon 2018 fertig, doch zumindest Kosten für die Industrialisierung, Markteinführung und Homologation schlugen 2021 zu Buche. Also: 2015 wurde mit alter Technik zwar mehr verkauft und verdient, die Talfahrt begann bei Harley aber schon. 2021 stehen neue Motoren und Modelle in den Showrooms und Büchern und die Firma wächst.
Fazit
Gute Zeichen von Harley-Davidson. Die Company wächst deutlich zum katastrophalen Vorjahr, muss aber noch aufholen im Vergleich zu den Vor-Vor-Jahren. Doch auch diese Vorzeichen stimmen: wurde in der Vergangenheit viel mit alter Technik bei sinkenden Zahlen Geld verdient, stehen heute neue Modelle für die Zukunft bereit. Und das ist gut, denn ohne Harley – ob man die Kisten liebt oder hasst – wäre die Motorradwelt um einiges farbloser.