- Meinung des Autors: Was bedeutet das für den Premium-Markt Europa?
- Offizielles Statement von Honda Deutschland:
- Honda 2022 Marktführer
- Fazit
Bisher führte Honda mit Japan, Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika, Asien und Ozeanien sowie China die unterschiedlichsten Märkte als mehr oder weniger eigenständige Organisationen. Um die Elektrifizierung in die Geschäftsmodelle zu integrieren, bleiben von den 6 großen Marktregionen noch Nordamerika, China und die sogenannten verbundenen Regionen. Diese gliedern sich ab dem 1. April 2023 in Japan, Asien und Ozeanien, Südamerika und Europa sowie Afrika und der Nahe Osten. Sprich: Selbst das Heimatland Japan ist der eigenen Grafik nach keine zentrale Region mehr für den größten Motorradhersteller. Mit der neuen Struktur plant Honda "Elektrifizierungsstrategien umzusetzen und den Betrieb für jede Region auf der Grundlage seiner globalen Strategie stärken." Bis 2040 möchte Honda alle Zweiräder klimaneutral betreiben.
Meinung des Autors: Was bedeutet das für den Premium-Markt Europa?
Der Motorradmarkt in Europa, speziell der deutsche, sieht sich gern als Zentrum der Motorradwelt. Nicht wegen hoher Stückzahlen, sondern wegen Kaufkraft und dem Hang, mehr zu kaufen, als wirklich genutzt wird. Für hochpreisige Marken mit kleinen Stückzahlen ein interessantes Feld. Für Honda als aktuell größtem aller Hersteller bedeutet dies – salopp gesagt – immer eine Extrawurst für einen stückzahlmäßig kleinen Markt. Wirft dieser Markt in dieser Zusammenstellung womöglich zu wenig Rendite ab?
Selbst wenn – 2023 kamen 2 sehr europäische neue Modelle auf einer völlig neuen, wichtigen Plattform mit 750 Kubik Hubraum: die neue Hornet und die neue Transalp. Wobei letztere den Zeitgeist mittelgroßer Reiseenduros meisterlich trifft. Allerdings stehen einer vergleichsweise langen Entwicklungszeit von 4 bis 5 Jahren mitunter kurzfristigere Entscheidungszeiträume eines Konzerns gegenüber. Sprich: 2017 fällt die Entscheidung für eine Modellpalette. 2023 sieht das Unternehmen eine andere Entwicklung des Weltmarkts und entscheidet die Marschroute "klimaneutral bis 2040" mit einer völlig anderen Struktur zu hinterlegen.
Die Zukunft der Plattform vor dem Hintergrund der Neuausrichtung wirkt ungewiss, da 750 Kubik für die meisten internationalen Wachstumsmärkte viel zu groß sind und auf den etablierten Märkten kaum Wachstum verzeichnet wird. In die trübe Kristallkugel gesprochen: Die beiden neuen 750er könnten die letzten Hondas sein, die wir uns haben wünschen können.
Offizielles Statement von Honda Deutschland:
"Die Reorganisation von sechs zu drei globalen Regionen bedeutet nicht, dass Honda in Europa zurückfallen oder dass Europa seinen Status als Kernmarkt verlieren wird. Die Reorganisation betrifft alle Produktlinien und zielt darauf ab, die Elektrifizierungsstrategie umzusetzen, um die Abläufe in den Regionen, basierend auf der globalen Ausrichtung von Honda, zu stärken. Honda bekennt sich stark zu Europa und zu den hier stattfindenden Verkaufs-, Produktions- und Entwicklungsaktivitäten. Honda wird weiterhin FUN Motorräder (Motorräder über 125ccm) für die großen Motorrad-Segmente für Europa entwickeln. Dies gilt auch für Deutschland. Das hier erzielte Verkaufsvolumen ist auf einem ähnlichen Niveau wie in Frankreich und Italien. Damit zählt Deutschland zu den Top-3-Märkten für FUN Motorräder in Europa. Europa ist weiterhin der größte und wichtigste "BIG Motorcycle” Markt der Welt und spielt eine außerordentlich wichtige Rolle als Trendsetter und Schaufenster für andere Regionen in den Bereichen Design, Technologie, Motorsport und Marke."
Honda 2022 Marktführer
Nach Neuzulassungen steht Honda in Deutschland mit 25.308 Motorrädern und Roller über 125 Kubik an der Spitze der Hersteller, ist Marktführer. Die 5 meist zugelassenen Modelle über 125 Kubik waren 2022 die Africa Twin, die CB und CBR 650 R, sowie die beiden 500er Rebel und CB F (zusammen 6.944 Stück). Zum Vergleich: Weltweit verkaufte Honda im Geschäftsjahr 2022 17,02 Millionen Zweiräder. Um den Schwung nach Südamerika zu machen, das mit Europa die neue verbundene Region bildet: Dort werden vornehmlich deutlich kleinere Modelle mit deutlich älterer Technik verkauft. Weder Marktgröße noch Struktur passen aktuell zusammen: In Südamerika werden jährlich um die 5 Millionen Motorräder verkauft, in Europa ist es in guten Jahren 1 Million, inklusive Mopeds.
Anmerkung der Reaktion: Dieser Artikel wurde am 22.02.2023 nach Leserreaktionen von der Redaktion erweitert.
Fazit
Honda richtet das Unternehmen neu aus. Aus bisher 6 regionalen Organisationen werden 2 große und mehrere kleine. Europa, und damit Deutschland, verliert wohl den Status Kernmarkt und findet sich ab dem 1. April 2023 in einer Organisation mit Südamerika.