Auch jenseits des Eisernen Vorhangs wurden beeindruckende Rennmotorräder gebaut. Insbesondere bei Ceská Zbrojovka, kurz CZ, im tschechoslowakischen Strakonice. Bereits vor dem Krieg konstruierte Jaroslav Walter, Sohn des tschechoslowakischen Motorrad-Pioniers Josef Walter, seinen ersten ohv-Rennmotor mit 250 cm³.
Nach dem Krieg und der Verstaatlichung der väterlichen Zahnradfabrik 1948 erhielt Jaroslav Walter grünes Licht für den Aufbau der CZ-Rennabteilung. Auf Basis seines ohv-Motors konstruierte er ab 1950 Varianten mit 250 und 350 cm³, die bei nationalen Rennen zahlreiche Siege einfuhren. Davon ermutigt, stieg CZ 1952 mit einem von Walter neu konstruierten dohc-Motor mit Königswellenantrieb bei den 125ern ein. Mit beachtlichen Erfolgen, selbst bei sporadischen Einsätzen im Westen. Und beim damals noch nicht zur WM zählenden tschechoslowakischen Grand Prix 1952 standen sogar drei CZ-Piloten auf dem Siegerpodium!
CZ 850 dohc wirkt stimmig, wie aus einem Guss
Weitere Erfolge der 125er-Rennmaschinen, unter anderem ein Sieg in Schweden 1954, ließen für die Weiterentwicklung der angejahrten 250er, intern Typ 850 genannt, wenig Luft, obwohl Jaroslav Walter bereits 1952 damit begonnen hatte. Für die Saison 1955 reichte es daher für zwei Werks-Rennmaschinen des Typs 850 nur zu einem neuen Doppelnocken-Zylinderkopf, mit dem der CZ-Werkspilot Stanislav Malina damals einige nationale Erfolge einfahren konnte.
Unser Fotomodell ist eines dieser beiden Übergangsmodelle – die von Jaroslav Walter komplett neu konstruierte 250er-Rennmaschine mit der Typenbezeichnung 853 war erst Ende 1955 fertig geworden. Im Vergleich zur Einnocken-Steuerung der angejahrten Basis baute der dohc-Kopf mit den via Königswelle angetriebenen vier Stirnrädern wesentlich größer, weshalb Vergaser und Krümmer schräg angeflanscht wurden. Was der Ästhetik dieser Maschine jedoch nicht im Geringsten schadet. Im Gegenteil, die CZ 850 dohc wirkt stimmig, wie aus einem Guss. Ein Grund mehr, weshalb der jetzige Eigner dieses exotische Motorrad erstanden hat. Er begeistert sich für die wenig bekannten Rennmaschinen des Ostblocks. In dieser 250er-CZ-Rennmaschine sieht er einen „einzigartigen Prototypen mit einer wunderschönen Linie, der sowohl im Hinblick auf die Technik als auch auf die Historie sehr interessant ist“.
Originales Gehäuse aus Magnesium noch vorhanden
Der Wiederaufbau lag in den Händen von Libor Kamenicky, dem Vorsitzenden des tschechischen Motorrad-Oldtimerverbands, und Olda Prokop. Prokop, ein Sammler von Jawa- und CZ-Werksmaschinen, ist im Besitz der originalen CZ-Konstruktionszeichnungen.
Ein Glücksfall, weil so das Motorgehäuse mit Hilfe aufwendiger Gussformen aus Aluminium nachgefertigt werden konnte. Das originale Gehäuse aus Magnesium ist zwar noch vorhanden, würde heute aber jede Demonstrationsfahrten zu einem riskanten Unterfangen wegen des mittlerweile versprödeten Gussmaterials machen. Denn fahren soll sie weiterhin, die CZ. Und hierbei zeigen, welch eindrucksvolle Konstruktionen damals hinterm Eisernen Vorhang entstanden sind.
Technische Daten CZ 250 dohc (Typ 850)

Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertakt-motor, zwei Ventile, über Königswelle, Stirnräder und zwei obenliegende Nockenwellen
betätigt, Bohrung 63 mm, Hub 80 mm, Hubraum 249,4 cm³, Verdichtung 8,4:1,zirka 35 PS bei 9000/min, ein Amal TT-Vergaser, Trockenkupplung, Vierganggetriebe,Kettenantrieb
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, hydraulisch gedämpfte Telegabel, Zweiarmschwinge mitzwei hydraulisch gedämpften Federbeinen hinten, Simplex-Trommelbremsen vorn und hinten, Ø 220 mm, Reifen 2.75-19 vorn, 3.00-19 hinten, Trockengewicht zirka 115 kg, Tankinhalt 23 l
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Baujahr: 1955