Kawasaki Versys 1000 gebraucht kaufen
Für Understatementkäufer

Wer an Reiseenduros denkt, hat meist 19 Zoll, zwei Zylinder und was Weißblaues im Kopf. Aber anders geht auch gut – und günstig, wie uns diese Kawasaki Versys 1000 zeigt. Der Tipp für Understatementkäufer!

Für Understatementkäufer
Foto: r-photography.info

Halten wir uns gar nicht lange an Äußerlichkeiten auf. Das exotische Zyklopengesicht der Kawasaki Versys 1000 ist in der Fangemeinde hinlänglich durchdiskutiert, interessanterweise aber recht schnell vom Hersteller aufgegriffen und beseitigt worden. Denn bereits in ihrem vierten Verkaufsjahr (2015) startete diese bislang sehr ein­malige Reiseenduro komplett renoviert durch. Bei der vollkommen neuen Verkleidungsarchitektur mag man gar nicht von einem Facelift sprechen, äußerlich ist quasi kein Plastikteil auf dem anderen geblieben. Und siehe da, die Verkaufszahlen schnellen plötzlich rasant in die Höhe.

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Von Anfang an ohne Fehl und Tadel

Dabei hat sich am Grundcharakter der Kawasaki Versys 1000 eigentlich nichts geändert, denn der war von Anfang an ohne Fehl und Tadel. Lobenswert ist vor allem, wie sich die Grünen in der Fraktion der Reiseenduristen ab 2012 behauptet haben. Natürlich hätte man ein Modell konzipieren können, das sich stark am Klassenprimus GS orientiert. Um dem dann mit scharf kalkuliertem Preis ein paar unentschlossene Käufer abzuluchsen. Stattdessen beweist Kawa Mut, pflanzt den fetten Vierzylinder der Z 1000 in ein hochbeiniges 17-Zoll-Fahrwerk und gibt so ein klares Statement ab, wo die 250-Kilo-Enduros eigentlich zu Hause sind: auf gut befestigten Asphaltpisten aller Art – wer will denn mit diesen Mörderbrocken noch ernsthaft ins Gelände abbiegen?

Extrem günstige Einstiegstarife

Mit der im Vergleich zur Z 1000 spürbar zahmeren Abstimmung hat man den Reihenvierer für die Versys goldrichtig gestaltet: weniger Spitzenleistung (118 anstelle von 137 PS) und wesentlich mehr Druck im Unten-Mitte-Bereich – genau so ist’s richtig für engagierte Landstraßensurfer. Auch das extrem handliche Chassis fügt sich einwandfrei in das Anspruchsdenken dieser Klientel ein. Da man den Versys-Fahrer im Fernreisebusiness verortet, schafft man auch hier klare Fakten: saubequeme Zweier-Sitzbank, satten (und einstellbaren) Windschutz, üppige Zu­ladung und eine ab Werk erhältliche Gepäcklösung. Das Ganze gilt als solide und ausgereift, und somit präsentiert sich die Kawasaki Versys 1000 als die perfekte Lösung für Kilometerfresser. Und dank extrem günstiger Einstiegstarife kann man jetzt über exotische Urlaubsdestinationen nachdenken.

Marktsituation Kawasaki Versys 1000

Experten sind sich einig: Die erste Generation der Kawasaki Versys 1000 verkauft sich nur über den Preis. Sonst steht sie länger. Die noch junge zweite ist zwar teurer, aber deutlich gefragter.

Kawasaki Versys 1000 ab 6.500 Euro

Niedriges Preisniveau

Die erste Generation der Kawasaki Versys 1000 fällt langsam in Richtung halber Neupreis. In Kauf nehmen muss man dafür teils hohe Kilometerleistun­gen, im Gegenzug gibt es voll ausgestattete Bikes mit viel Zubehör „on top“.

Kawasaki Versys 1000 ab 8.000 Euro

Mittleres Preisniveau

Ein spannendes Feld. Viele Angebote der ersten Genera­tion, garniert mit viel Zubehör und zum Teil extrem geringer Laufleistung. Mit viel Glück finden sich auch schon 2015er-Versen mit dem schnittigeren Design.

Kawasaki Versys 1000 ab 9.500 Euro

Hohes Preisniveau

Wer in dieser Region privat verkauft, muss schon reichlich Zu­behör in die Waagschale werfen. Deutlich unter 10.000 Euro locken auch schon ladenneue 2016er-Vorführer vom Vertragshändler, allerdings meist ohne Koffer und Extras.

Modellpflege Kawasaki Versys 1000

  • 2012: Markteinführung der Kawasaki Versys 1000 mit modifiziertem Vierzylindermotor aus der Z 1000. Ausstattungsvariante Grand Tourer inklusive dreiteiligem Koffersystem mit passenden Innentaschen und Tankpad. Farben: Grau, Weiß. Preise (Standard/GT): 11.995/12.995 Euro. Verkäufe in D: 817 Stück.
  • 2013: Technik und Preise unverändert, Weiß entfällt, nun erhältlich in Grau und Orange. Verkäufe in D: 257 Stück.
  • 2014: Technik und Preise unverändert, Grau und Orange entfallen, nun erhältlich in Schwarz und Grün. Verkäufe in D: 241 Stück.
  • 2015: Umfangreiche Modellüberarbeitung. Motor mit höherer Leistung (120 PS) neu abgestimmt und bereits auf Euro 4 angepasst, Anti-Hopping-Kupplung, Lichtmaschine mit höherer Leistung, neue Fahrwerksabstimmung, neues Bosch-ABS, Kofferhalter im Soziusgriff integriert, Hauptständer, Anschlussvorbereitung für elektronisches Zubehör, komplett neu gestaltete Verkleidung. Auch erhältlich als Tourer (Seitenkoffer, Innen­taschen, Tankpad, Handprotektoren) und Grand Tourer (plus 47-Liter-Topcase). Farben: Schwarz, Orange, Weiß. Preise (Standard/T/GT): 12.190/12.990/13.990 Euro. Verkäufe in D: 677 Stück.
  • 2016: Keine technischen Änderungen. Farben: Grün, Grau, Silber. Preise (Standard/T/GT): 12.490/13.290/14.290 Euro. Verkäufe in D: 538 Stück.
  • 2017: Ganganzeige im Cockpit, neue Frontscheibenversteller. Farben: Schwarz, Grün, Orange. Preise (Standard/T/GT): 12.690/13.490/14.490 Euro. Verkäufe in D: 295 Stück*

Technische Daten

Kawasaki Versys 1000 (Modelljahr 2012)

Motor: Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub: 77,0 x 56,0 mm
Hubraum: 1.043 cm³
Nennleistung: 86,8 kW (118 PS) bei 9.000/min
Max. Drehmoment: 102 Nm bei 7.700/min

Fahrwerk: Rohrrahmen aus Aluminium, Upside-down-
Gabel, verstellbare Federbasis und Zug­stufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, ABS. Alu-Gussräder: 3.50 x 17; 5.50 x 17, Reifen: 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17

Maße + Gewicht: Radstand 1520 mm, Lenkkopfwinkel 63,0 Grad, Nachlauf 107 mm, Federweg v./h. 150/150 mm, Sitzhöhe* 830 mm, Gewicht vollgetankt* 241 kg, Tankinhalt 21,0 Liter.

Messungen: (MOTORRAD 4/2012)
Höchstgeschwindigkeit** 226 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h3,5 sek
Durchzug 60–100 km/h3,7 sek
Verbrauch5,2 l/100 km (Landstraße)

* MOTORRAD-Messungen; ** Herstellerangabe

Händler-Interview

Fabian Keppler (33), Zweiradmeister und Chef vom PS-Service Keppler (www.ps-motorrad.de) in Kammeltal bei Günzburg. Das sind seine Erfahrungen mit der Kawasaki Versys 1000.

MOTORRAD: Fabian, wir sind uns einig. In Sachen Aussehen ist die Kawasaki Versys 1000…

Fabian Keppler: …natürlich gewöhnungsbedürftig. Jedenfalls die erste Generation, bis diese dann 2015 von der gründlich und sinnvoll überarbeiteten Versys abgelöst wurde. Aber das sind nur Oberflächlichkeiten. Abgesehen davon schätzen Neu- und Gebrauchtkäufer die hervorragenden Reisequalitäten. Die 1000er punktet vor allem durch ihren starken Vierzylinder. Damit kann sie sich nicht nur schön von der Konkurrenz absetzen, sondern liefert uns auch ein gutes Verkaufsargument.

MOTORRAD: Wer hat die Kawasaki Versys 1000 neu gekauft, wer kauft sie heute gebraucht.

Fabian Keppler: Meist sind es Umsteiger, die von kleineren Typen, zum Beispiel der 650er-Versys, kommen und ganz konkrete Ansprüche in Sachen Tourenperformance haben. Sie wollen ihr Gepäck anständig unterbringen und brauchen ein Motorrad, auf dem man zu zweit gut fahren kann. Für Gebrauchtkäufer bietet die erste Generation inzwischen ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. So viel Motorrad für so wenig Geld – da gibt es in dem Segment der großen Reiseenduros nichts Vergleichbares!

MOTORRAD: Gibt es Konkurrenten im eigenen Lager?

Fabian Keppler: Maximal die Z 1000 SX, die ebenfalls ein klasse Tourer ist. Aber wer direkt vergleicht, dem wird bei der Kawasaki Versys 1000 deutlich mehr geboten. Und die ersten Jahrgänge gibt es inzwischen sehr, sehr günstig.

MOTORRAD: Was muss man denn mindestens anlegen?

Fabian Keppler: Die Kawasaki Versys 1000 wird vor allem von Vielfahrern geschätzt. Gebrauchtinteressenten sollten deshalb nach Angeboten mit geringer Laufleistung suchen. Stimmen Ausstattung und Pflege – Stichwort Scheckheft –, dann wird man bereits ab 7.500 Euro fündig.

MOTORRAD: Sind Versys-Fahrer umbauwütig?

Fabian Keppler: Nein, die meisten Typen sind vielfach mit Werkszubehör bestückt, vor allem die Tourenpakete mit Originalkoffersatz sind weit verbreitet. Wenn, dann wird noch ein Motorschutz verschraubt oder ein Zubehörauspuff montiert. Der ersten Kawasaki Versys 1000 fehlte leider ein Hauptständer, den gibt es aber von SW-Motech zum Nachrüsten.

MOTORRAD: Auffälligkeiten in deiner Werkstatt…?

Fabian Keppler: … gibt es nahezu keine. Der Motor ist extrem zuverlässig, ein echter Dauerläufer. Blöd ist nur, dass es so wenige Reifenfreigaben gibt. Die Originalreifen (Pirelli Scorpion Trail) verschleißen schnell, besser zum Charakter der Versys passen ohnehin Tourensportgummis.

Die Konkurrenz

BMW R 1200 GS:

Die Mutter aller Reiseenduros. Kann alles, aber den Boxer-Charakter muss man mögen. Ab 2010 mit dohc-Motor, noch teuer! Technische Daten: Zweizylinder-Boxermotor, 110 PS, Gewicht 246 kg, 0 –100 km/h in 3,7 sek, Vmax 215 km/h, Verbrauch 5,0 Liter, ABS, ab 8.500 Euro.

Honda Crosstourer:

Ähnliches Konzept wie die Kawasaki Versys 1000, ebenfalls stark in Richtung Straße konzipiert. Mit V4-Motor was für Technikfetischisten. Technische Daten: Vierzylinder-90-Grad-V-Motor, 102 PS, Gewicht 239 kg, 0 –100 km/h in 3,7 sek, Vmax 200 km/h, Verbrauch 5,1 Liter, ABS, ab 8.000 Euro.

Triumph Tiger Explorer:

Die Engländerin will vor allem die GS herausfordern, links und rechts interessiert sie nicht. Punktet durch den Reihen-Triple. Technische Daten: Dreizylinder-Reihenmotor, 137 PS, Gewicht 271 kg, 0 –100 km/h in 3,5 sek, Vmax 210 km/h, Verbrauch 4,7 Liter, ABS, ab 8.000 Euro.

Yamaha XTZ 1200 Super Ténéré:

In dieser Übersicht ist der Reihentwin eigentlich der typische Vertreter in der Reiseenduro-Liga. Kann sogar noch schottern. Technische Daten: Zweizylinder-Reihenmotor, 110 PS, Gewicht 267 kg, 0 –100 km/h in 3,7 sek, Vmax 210 km/h, Verbrauch 5,2 Liter, ABS, ab 7.500 Euro.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023