Z 1000 - ein Name, der Erinnerungen an die Ur-Z 900 weckt. Seit 2003 erobern die Grünen mit der modernen Auflage der "Zett" unsere Herzen. PS untersucht, ob und wenn ja wo der Zahn der Zeit an dieser extrovertiert gestylten Kawasaki nagt.
Z 1000 - ein Name, der Erinnerungen an die Ur-Z 900 weckt. Seit 2003 erobern die Grünen mit der modernen Auflage der "Zett" unsere Herzen. PS untersucht, ob und wenn ja wo der Zahn der Zeit an dieser extrovertiert gestylten Kawasaki nagt.
Böse war sie, die erste Z 900 anno dunnemals. Mitte der Siebziger präsentierte Kawasaki das stärkste und schnellste Großserien-Motorrad der Welt. Jeder echte Kerl musste sie sofort haben. Und je mehr Kerle eine hatten, desto unheilvoller wurde der Ruf der bärenstarken Z - und noch mehr echte Kerle mussten eine haben. Im Englischen wurde die 900er schnell als "man-eater", Menschenfresser bezeichnet, weil die Kawa ihre Fahrer buchstäblich auffraß. Oder schlicht und ergreifend abwarf. Viel Leistung und ein damit überfordertes Fahrwerk waren eine oftmals unheilvolle Kombination. Packte man eine Z 900 bei den Hörnern, war man Teilnehmer eines rasanten Rodeos auf einem gereizten Bullen. Auf diesem Hopp- oder Topp-Charakter gründet der bis heute anhaltende, legendäre Ruf einer ganzen Ära nackter Kawas.
Nach "Z"-freien Neunzigerjahren griff Kawasaki 2003 das Thema sportliches Naked-Bike wieder auf und präsentierte eine neue Zett. Dieses Mal als Großserien--Streetfighter.
Modell A1H - A6F
Und wieder wollten alle eine haben. Aber diesmal nicht nur die echten Kerle, sondern wirklich alle. Aus gutem Grund, denn die Z 1000 ist ein sehr ansprechend gestyltes Motorrad ohne Hinterhältigkeiten oder Marotten. Allein 2003 wurden 2650 Stück an Mann und Frau gebracht, 2004 waren es 2369 Einheiten und 2005 immerhin noch 1386 Stück. Gute Nachrichten für Kauf-Interessierte: Der Bestand guter Gebrauchter ist hoch. Und die Modelle der ersten Baureihe haben so gut wie keine Macken, sind langlebig und mit bemerkenswert niedrigen Kilometerständen auf dem Markt. Am häufigsten finden sich Bikes mit Tachoständen zwischen 20 000 und 30 000 Kilometern, die bereits ab 4000 Euro angeboten werden. Oft mit dem hübschen, aber sehr schweren Originalauspuff, fast nie mit originalem Kennzeichenhalter. Standardumbauten an der Z sind 4-in-1- oder 4-in-4-Auspuffanlagen, geänderte Lenker und kleinere Blinker. Bei der -Besichtigung der ersten Baujahre müssen, da der Motor ein echter Raubauz ist und zwischen 6000 und 8000 Touren kernig vibriert, vor allem die Plastik-teile genau angeschaut werden. Gerne brechen Haltelaschen oder bilden sich dort Risse. Ansonsten gibt sich die Z 1000 völlig unproblematisch. Der aus der ZX-9R stammende Vierzylinder überlebte einen 50 000-km-Dauertest der Schwester-Zeitschrift MOTORRAD (Ausgabe 4/2005) nahezu problemlos. Zwar wurden aufgrund von Laufgeräuschen bei Kilometerstand 12 400 die Gangräder des 6. Ganges getauscht, doch mess- oder sichtbare Schäden waren an den getauschten Teilen nicht festzustellen. Ab 2005, so Kawasaki, wurden andere Getrieberäder verbaut und das Geräusch-Thema aus der Welt geschafft. Insgesamt ist das recht schwergängig zu schaltende Getriebe kein Highlight der Kawasaki.
Weitere Eigenheiten des cool gestylten Naked-Bikes: Der Drehzahlmesser des kleinen Cockpits ist schwer ablesbar, die Kraftstoffreserve im Tank zu klein, da die Benzinpumpe nicht den gesamten Spritvorrat aus dem Tank saugen kann. Hier bietet MCT-Lohmann (siehe Spezialisten) einen Umbau der Benzinpumpe an. Der Reihenvierer generiert bis 5000 Touren nur harmlosen Schub, hier schafft (nur für die Rennstrecke, da nicht zugelassen) ein kleineres Ritzel mit 15 statt 16 Zähnen Abhilfe. Gegen die harte Sitzbank hilft nur ein gestählter Hintern, gegen das vom dicken Hinterreifen aufgewirbelte und bis auf den Rücken des Piloten hochgeschleuderte Regenwasser nur eine wasserdichte Jacke. Trotz ihres kernigen Streetfighter-Looks ist das Fahrwerk der Z 1000 sehr weich abgestimmt. Bei forschem Fahrstil oder gewichtigem Pilot wird eine Überarbeitung des Fahrwerks (siehe Spezialisten) empfohlen.
Zur Marktlage: Zum Zeitpunkt der Recherche waren allein auf www.mobile.de über 180 Z 1000 im Angebot. Davon 90 Prozent mit unter 30 000 Kilometer Laufleistung, fast 50 Prozent unter 20 000 Kilo-meter. Dies legt den Schluss nahe, dass die meisten Zs als Genussmittel und nicht als Alltags-Bike ihr Dasein fristen und deswegen in sehr gutem Pflegezustand sein dürften. Sollte bei der Besichtigung vor Ort der Zustand nicht optimal, die Gebrauchsspuren zu stark, die Umbauten zu heftig oder ohne Eintragungen/ABE-Unterlagen sein, einfach weiterziehen. Das Angebot ist reichlich, es gibt also keinen Grund für den potenziellen Käufer, in Sachen Zustand, Farbe oder Ausstattung Kompromisse einzugehen. Auch aus diesem Grund kann und sollte auf ein vollständig beim Kawa-Händler gestempeltes Serviceheft bestanden werden.
Modell B7F - C9F
Während die erste Z-Baureihe noch einen Hauch Unvernunft und Rebellion in sich trägt, ist die ab Mitte 2007 angebotene zweite Serie ein geradezu harmloses Bike. Sie war in Deutschland (mit Ausnahme von 16 Stück des Typs B7F) nur mit ABS erhältlich und geriet auch sonst sehr mild. Ihr neu abgestimmter Motor und das straffere Fahrwerk sind als klarer Fortschritt gegenüber der Vorgängerin zu bewerten, die 13 Kilo Mehrgewicht und das mit Serienreifen träge Handling dagegen nicht. Der Mehrwert dieser Z-Generation liegt definitiv im laufruhigeren und durchzugsstärkeren Motor, der die Kawa harmonisiert. Beim Einstieg in diese Modell-Generation ist neben den üblichen Sachen wie Lager-Kontrollen und so weiter nur das Serviceheft und der Kilometerstand zu beachten. Dass die Anschaffung einer Zett der zweiten Baureihe kein russisches Roulette ist, lässt sich in den Internet-Foren nachlesen. Von Mängeln und Schäden ist da nur selten die Rede. Preislich geht es bei 6000 Euro los, die Laufleistung liegt dann bei zirka 20 000 Kilometer. Wer sich beim Kauf Zeit lässt oder gut verhandelt, der kann für diesen Betrag aber sicherlich auch ein Motorrad mit um die 10 000 Kilometer erstehen. Denn auch bei der zweiten Z-Generation ist der Gebrauchtmarkt prall gefüllt. Bevor man Kompromisse eingeht, lieber etwas warten!
Technische Daten
Kawasaki Z 1000 (A1H-A6F)
Antrieb
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 93 kW (127 PS) bei 10 000/min*, 96 Nm bei 8000/min*, Hubraum: 953 cm³, Bohrung/Hub: 77,2/50,9 mm, Verdichtungsverhältnis: 11,2:1, Zünd-/Einspritzanlage, 38-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsgang-getriebe, Kette, G-Kat
Fahrwerk
Stahl-Zentralrohrrahmen, Lenkkopf-winkel: 66,0 Grad, Nachlauf: 101 mm, Radstand: 1420 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in Federbasis und Zugstufendämpfung. Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis und Zugstufendämpfung. Federweg vorn/hinten: 120/138 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Guss-räder 3.50 x 17“/6.00 x 17“, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung: Bridgestone BT 012, 300-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten
Maße und Gewicht
Länge/Breite/Höhe: 2040/760/1250 mm, Sitz-/Lenkerhöhe: 805/1000 mm, Lenkerbreite: 705mm, 223 kg vollgetankt, v./h.: 49,6/50,4%
Hinterradleistung im letzten Gang
90 kW (122 PS) bei 236 km/h
Sturz- und Verschleißteile
Bremshebel: 38,49 Euro, Kupplungshebel: 12,76 Euro, Lenker mit Gewichten: 89,05 Euro, Auspuffendtopf (eine Seite): 475,32 Euro, Fußrastenanlage (eine Seite): 65,38 Euro, Bremsscheibe vorn (eine Seite): 256,84 Euro, Bremsbeläge (je Sattel): 48,67 Euro, Luftfilter: 39,76 Euro, Zündspule (1 Stück): 112,82 Euro
Verkaufte Einheiten
6927 Stück**
Gebrauchtpreise
Baujahr ab 2003
Laufleistung bis: 15 000 Kilometer Preis: ab 4500 Euro
Laufleistung bis: 45 000 Kilometer Preis: 3900 Euro
Aufgefallen
Pro
fiese Streetfighter-Optik, gute Bremsen und hohe Fahrstabilität, zuverlässiger Motor, auch für kleinere Piloten angenehme Sitzbankhöhe, abgesehen vom Knieschluss gute Ergonomie.
Contra
sehr rauer Motorlauf, ausgeprägte Vibrationen zwischen 6000 und 8000 Touren, zu weiche Fahrwerksabstimmung, häufig durch Vibrationen eingerissene Plastikteile.
* Werksangaben, ** Quelle: Kawasaki Deutschland
Technische Daten
Kawasaki Z 1000 (B7F-C9F)
Antrieb
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 92 kW (125 PS) bei 10 000/min*, 99 Nm bei 8200/min*, 953 cm³, Bohrung/Hub: 77,2/50,9 mm, Verdichtungsverhältnis: 11,2:1, Zünd-/Einspritzanlage, 36-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsgang-getriebe, Kette, G-Kat
Fahrwerk
Stahl-Zentralrohrrahmen, Lenkkopf-winkel: 65,5 Grad, Nachlauf: 103 mm, Radstand: 1445 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in Federbasis und Zugstufendämpfung. Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis und Zugstufendämpfung. Federweg vorn/hinten: 120/150 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Guss-räder 3.50 x 17“/6.00 x 17“, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung: Dunlop D 209 Qualifier „PT“, 300-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 250-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS
Maße und Gewicht
Länge/Breite/Höhe: 2100/830/1255 mm, Sitz-/Lenkerhöhe: 805/1200 mm, Lenkerbreite: 705 mm, 236 kg vollgetankt, v./h.: 48,7/51,3%
Hinterradleistung im letzten Gang
84,5 kW (115 PS) bei 220 km/h
Sturz- und Verschleißteile
Bremshebel: 43,49 Euro, Kupplungshebel: 12,76 Euro, Lenker mit Gewichten: 92,23 Euro, Auspuffendtopf (je Seite): 767,57 Euro, Fußrastenanlage (je Seite): 65,38 Euro, Bremsscheibe vorn (je Seite): 266,18 Euro, Bremsbeläge (je Sattel): 50,14 Euro, Luftfilter: 39,76 Euro, Zündspule (1 St.): 112,82 Euro
Verkaufte Einheiten
2975 Stück**
Gebrauchtpreise
Baujahr ab 2007
Laufleistung bis: 10 000 Kilometer Preis: ab 6500 Euro
Laufleistung bis: 25 000 Kilometer Preis: ab 6000 Euro
Aufgefallen
Pro
durchzugsstärkerer Motor mit gutem Druck bei niedrigen Drehzahlen, ruhiger Motorlauf mit akzeptablen Vibrationen, ABS, sportlich orientierte Fahrwerksabstimmung, größerer Tank, gut ablesbares Cockpit.
Contra
Handling schwerfällig durch träge Erstbereifung, leicht verzögerte Gasannahme der Einspritzung, hohes Gewicht (plus 13 Kilogramm).
Beide Triebwerke basieren auf dem alten Motor der ZX-9R. Doch deutlicher könnten deren unterschiedliche Abstimmungen kaum sein: Die alte Z (rotes Diagramm) agiert mit sehr viel Sportsgeist, liefert ihre Leistung spitz und aggressiv ab. Ein Charakter, der nicht zum weich abgestimmten Naked-Bike und entspanntem Kurvenwedeln passt. Dank etlicher Änderungen am Zylinderkopf stimmten die Ingenieure den Motor der zweiten Generation (grünes Diagramm) landstraßentauglicher ab. Mehr Punch in der Mitte und ab 3000/min über 80 Nm an der Kurbelwelle erleichtern sportliches Blasen sowie entspanntes Cruisen gleichermaßen.
Fahrleistungen | Beschleunigung* | ||
0-100 km/h | 0-150 km/h | 0-200 km/h | Kawasaki Z 1000 (03-06) | 3,4 s | 6,0 s | 10,5 s |
Kawasaki Z 1000 (07-09) | 3,3 s | 6,0 s | 10,6 s |
Fahrleistungen | Durchzug* | Höchstgeschw.** | |
50-100 km/h | 100-150 km/h | Kawasaki Z 1000 (03-06) | 3,4 s | 6,0 s | 245 km/h |
Kawasaki Z 1000 (07-09) | 3,3 s | 6,0 s | 245 km/h |
*PS-Messwerte; **Herstellerangabe