Regelmäßige Kettenpflege kann den Moment des Kettenwechsel herauszögern, aber irgendwann kommt er: Der alte Kettensatz ist durch, ein neuer muss her.
Regelmäßige Kettenpflege kann den Moment des Kettenwechsel herauszögern, aber irgendwann kommt er: Der alte Kettensatz ist durch, ein neuer muss her.
Das Lebensende der Kette deutet sich an, wenn die Zähne der Kettenräder spitz werden, die Kette am hintersten Punkt des Kettenrads sich um mehr als eine halbe Zahnhöhe abheben lässt oder der Kettenspanner am hinteren Ende der Skala steht. Normalerweise verschleißen Kettenräder und Kette gleichzeitig, weshalb man beide zusammen wechselt.
Kombinierte Neu- und Altteile nutzen einander schnell ab. Zum Wechseln von Kette und Kettenrädern ist eine gut sortierte Werkzeugkiste und etwas Spezialgerät nötig. Je nach Motorrad werden gebraucht: eine Nuss für die Hinterachsmutter, Gabelschlüssel für die Kettenspannschrauben und die Kontermuttern, eine Drehmomentschlüssel bis mindestens 120 Nm, Innensechskantschlüssel, eine Nuss für die Ritzelmutter mit Verlängerung zum Drehmomentschlüssel, eine Nuss für die selbstsichernden Bundmuttern am hinteren Kettenrad, ein Kettentrenn- und Vernietwerkzeug, ein mittlerer Hammer, ein kleiner Meißel, Reinigungsmittel (Bremsenreiniger, WD-40), reichlich Lappen, Wälzlagerfett für die Keilnuten der Getriebeabtriebswelle. Weiterhin hilfreich ist ein Schlagschrauber, um die Ritzelmutter zu öffnen.
Zum Trennen der alten Kette und Vernieten der neuen ist ein Spezialwerkzeug erforderlich. Man kann die Kette zwar auch an den Gliederplatten oder Nietköpfen mit einem Winkelschleifer trennen. Bei der Montage der neuen Kette ist zum Vernieten eine geübte Hand nötig, die den Hammer zielsicher führt. Das Kombiwerkzeug zum Trennen und Vernieten ist die bessere Wahl.
Wer angesichts der folgenden Anleitung die Hände über dem Kopf zusammenschlägt: Nicht umsonst gibt es Werkstätten, die solche Aufgaben gern übernehmen. Und vielleicht wecken die vielen aufgezeigten Schritte ein wenig Verständnis für die Kosten. Los geht´s! Äußere Ritzelabdeckung abschrauben, Regler/Gleichrichter, kurzen Schalthebel und Geschwindigkeits-Sensor abnehmen.
Es empfiehlt sich, auch den Kupplungsnehmerzylinder abzuschrauben, damit sich die innere Ritzelabdeckung ohne Probleme vollständig abnehmen lässt. Bei abgeschraubtem Kupplungsnehmerzylinder den Kolben mit einer Klammer sichern. Innere Ritzelabdeckung abnehmen, Kupplungsdruckstange ausziehen, Schrauben der Abdeckung ausdrehen, Deckel abnehmen. Mit Sechskantnuss und Verlängerung die Ritzelmutter öffnen. Nicht versuchen, die Ritzelschraube mit einem Gabelschlüssel zu öffnen.
Dabei rutscht man mit Sicherheit ab. Hinterrad mit der Bremse blockieren. Keinen Gang einlegen! Falls die Bremskraft zum Gegenhalten nicht ausreicht, Hammerstiel oder Holzstück durch das Rad stecken und eine Speiche gegen die Schwinge blockieren. Hammerstiel nicht auf die Bremsleitung drücken! Noch einfacher ist die Mutter mit einem Schlagschrauber zu öffnen. Kettenrad-Befestigungsmuttern am Hinterrad lösen und zwei Umdrehungen öffnen.
Nietglied suchen, Kettentrenner ansetzen, Gewindebuchse festziehen, Durchschlag einschieben, Kettentrenner festhalten, mit dem Hammer auf den Durchschlag klopfen: Bolzen wird entnietet. Kette abheben. Kettenritzel vorne abziehen, Getriebewelle säubern.
Keilnuten mit Fett schmieren. Neues Ritzel mit der Aufschrift nach außen aufschieben. Scheibe aufstecken; gereinigte, leicht geölte Mutter handfest aufdrehen. Hinterrad ausbauen, Kettenradmuttern abdrehen, altes Kettenrad abnehmen. Anlageflächen am Kettenblattträger und Gewinde der Stehbolzen reinigen und ölen.
Anlageflächen des Kettenrads fetten oder ölen, Kettenrad mit Aufschrift nach außen aufstecken, Muttern handfest anziehen. Kettenspann-Einstellschrauben ganz weit in die Schwinge eindrehen, Rad einbauen, Achse so weit es geht nach vorne schieben. Neue Kette auf Kettenräder auflegen; Nietglied gut mit Kettenfett einfetten, neue O- oder X-Ringe auf Bolzen schieben. Enden der Kette mit Nietglied verbinden: Kette muss sicher auf Kettenrädern sitzen. Neue O- oder X-Ringe auf die herausstehenden Bolzen des Nietglieds aufsetzen, Kettenlasche gleichmäßig ansetzen, aufschieben und mit Kettenwerkzeug etwas aufpressen Abstandslehren auf beiden Seite der Kette einstecken; Kettenlasche aufpressen.
Verniet-Gewindebolzen in Kettenwerkzeug montieren. Kettenwerkzeug ansetzen und mit der Gewindebuchse die Kettenlasche gleichmäßig auf beide Bolzen aufpressen, bis sie auf den Abstandslehren ansteht. Überstände vernieten. Lehren herausziehen; Vernietung kontrollieren.
Ritzelmutter festziehen: Hinterrad mit Bremse blockieren. Wenn die Bremskraft nicht ausreicht, Hammerstiel gegen eine Radspeiche unter Schwinge durchstecken. Bundmuttern der hinteren Kettenblatt-Befestigung festziehen. Kettendurchhang justieren. Hinterachsmutter festziehen nicht vergessen.
Abgebaute Teile wieder anschrauben. Fett außen von der Kette abwischen. Ausrüstungstipp: Von Enuma (Tel. 06245/9947910, www.enuma.de) gibt es auch Schraubglieder für die meisten gängigen Motorradketten. Sie können ohne Spezialwerkzeug montiert werden, gelten als sehr betriebssicher und langlebig. Wer seine Ketten fachgerecht ent- und vernieten will, sollte seine Ausrüstung um ein Kettentrenn- und Vernietwerkzeug (ab ca. 100 Euro) erweitern.