Die Skala des Kettenspanners ist bereits am Ende angelangt, die Kette hängt hoffnungslos durch, und die vielen Zähne des Kettenrads sehen aus wie Haifischbeißerchen? Dann ist es höchste Zeit für einen Wechsel des Kettensatzes. Und wenn der verschlissene Antriebsstrang kein Clip-Schloss besitzt, dann trennt man ihn am schnellsten mit einem handelsüblichen Kettentrenner. MOTORRAD hat sich mit vier Trennwerkzeugen unterschiedlicher Preisklassen an Ketten verschiedener Größen zu schaffen gemacht. Den Kettentrenner des Herstellers Whale bieten gleich mehrere Firmen in Deutschland an, allerdings zu erstaunlich unterschiedlichen Preisen. Die absolut baugleichen Modelle kosten beispielsweise bei Polo 29,95 Euro, bei Hein Gericke 24,99 Euro und bei Econ WA. 22,49 Euro. MOTORRAD hat sich beim Testexemplar für den günstigsten Anbieter Econ WA. entschieden.
Lediglich bei einem der Testgeräte, dem Kettentrennwerkzeug 4986 von Büse, müssen die Bolzen zum Kettetrennen ganz ausgetrieben werden. Bei den anderen drei nahezu baugleichen Testgeräten von Büse (691A), Econ und Louis werden die Bolzen lediglich durch die Decklasche gedrückt, was den Zeitaufwand beim Trennen deutlich verringert. Damit sich das zu lösende Glied nicht verbiegt, empfiehlt MOTORRAD, die beiden zu lösenden Bolzen schrittweise im Wechsel auszutreiben.
Büse Kettentrennwerkzeug 691A
Anbieter: Büse, Telefon 02471/12690, www.buese.com
Preis: 31,95 Euro; Für Kettentypen*: 415 bis 632
Gewicht: 292 Gramm

Plus
Einfache, problemlose Handhabung; kompaktes Gerät; geringes Gewicht; Dorn lässt sich ohne großen Kraftaufwand austauschen; inklusive Bedienungsanleitung (in Englisch) und Ersatzdorn.
Minus
Bei starken Ketten ab etwa Größe 530 hohe Bedienkräfte
Fazit
Bis Ketten der Stärke 525 sind die Bedienkräfte gering, wobei sich dank langer Hebel und stabilen Dorns mit diesem Werkzeug selbst dicke Ketten trennen lassen, allerdings nur mit hohem Kraftaufwand.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Büse Kettentrennwerkzeug 4986
Anbieter: Büse, Telefon 02471/12690, www.buese.com
Preis: 31,95 Euro; Für Kettentypen*: 420 bis 632
Gewicht: 718 Gramm

Plus
Kettenglied durch Verschraubung gut fixiert; stabile, robuste Ausführung; mit langer Knarre vergleichsweise geringe Bedienkräfte; Bolzen werden komplett ausgetrieben
Minus
Zusätzliches Werkzeug wird benötigt (17er-Nuss und Knarre); für kleine Ketten (bis 520) nur bedingt geeignet, da der Dorn dicker als die Bolzen ausfällt; vergleichsweise hoher Zeitaufwand; keine Bedienungsanleitung.
Fazit
Seine Stärken gegenüber den drei Testmitbewerbern kann das 4986 erst bei extrem starken Ketten ausspielen. Der dicke Dorn treibt dann mit vergleichsweise geringem Kraftaufwand die Bolzen aus – bei entsprechend langem Knarrenausleger.
MOTORRAD-Urteil: gut
Econ Kettentrenner 80795-00
Anbieter: Econ WA., Telefon 02689/928747, www.econ-wa.de
Preis: 22,49 Euro; Für Kettentypen*: 420 bis 530
Gewicht1: 272 Gramm

Plus
Einfache, problemlose Handhabung; kompaktes Gerät; geringes Gewicht; Dorn lässt sich ohne großen Kraftaufwand austauschen
Minus
Bei starken Ketten ab etwa Größe 525 hohe Bedienkräfte, keine Bedienungsanleitung.
Fazit
Das Original mit dem Wal-Emblem eignet sich prima zum Trennen von Ketten kleiner bis mittlerer Stärke. Trotz etwas höherer Bedienkräfte als beim Büse 691A eine Empfehlung für Hobbyschrauber.
MOTORRAD-Urteil: gut
Louis Kettentrenner
Anbieter: Louis, Telefon 040/73419360, www.louis.de
Preis: 9,95 Euro; Für Kettentypen*: 415 bis 632
Gewicht: 278 Gramm

Plus
Einfache, problemlose Handhabung; kompaktes Gerät; geringes Gewicht
Minus
Bei starken Ketten ab etwa Größe 525 hohe Bedienkräfte; Dorn verschleißt schon nach wenigen Anwendungen (wird plattgedrückt); beim Testgerät war ein Auswechseln des Dorns selbst mit Hilfe eines Schraubstocks nicht möglich; keine Bedienungsanleitung.
Fazit
Für Gelegenheitsschrauber, die an schmächtigen Ketten bis maximal 520er-Format basteln, ist das Louis-Modell aufgrund des günstigen Preises ein Tipp. Vom zu weich geratenen Dorn sollten sich Käufer jedoch gleich einen Ersatzvorrat zulegen.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Kettenpflege - Gegen Gliederschmerzen
Antriebsketten gehören zu den am stärksten belasteten Bauteilen des Motorrads – kein Wunder, dass sie verschleißen. Gute Pflege und Wartung kann ihr Leben jedoch beträchtlich verlängern. Das A und O ist die richtige Kettenspannung. Zu geringer Kettendurchhang schadet ebenso wie ein zu großer. Je nach Fahrzeugtyp und zur Verfügung stehendem Federweg sollte sich der Durchhang exakt an die Vorgaben des Herstellers (siehe Fahrzeughandbuch – teilweise auch Schwingenaufdruck) halten.

Besonders bei häufigem Offroad-Einsatz empfiehlt es sich außerdem, die Kette gelegentlich zu reinigen. Dabei keinen Dampfstrahler verwenden, denn der kann die Fettfüllung zwischen Buchsen und Bolzen ausspülen. Spätestens dann, wenn sich die Kettenglieder trocken anfühlen, ist es Zeit zu schmieren. Auch dafür gibt es wichtige Grundregeln: Das Kettenspray innen reichlich, außen mäßig auftragen, außerdem lieber häufiger und sparsam als selten und so dick wie auf dem Foto oben.
Kettenaufbau - Belastbare Verbindung
Moderne Motorradketten müssen hohen Belastungen standhalten, sollen wenig Reibungsverluste erzeugen und eine möglichst lange Lebensdauer besitzen. Um das zu gewährleisten, verwenden die Hersteller hochwertige Werkstoffe und verpassen den Kettengliedern eine verschleißmindernde Fettfüllung, die von Dichtringen abgesichert wird. Die einfachsten sind sogenannte O-Ringe, je nach Hersteller nennen sich die höherwertigeren Modelle beispielsweise X-, XW- oder Z-Ringe.
Unterscheidungsmerkmal Nummer eins sind jedoch die Abmessungen der Kette. Sie werden meist als dreistellige Zahl (beispielsweise 530) angegeben. Die steht für die Teilung (Abstand von Bolzenmitte zu Bolzenmitte) und Breite (innere Weite der Buchse) der Kettenglieder – traditionell in der englischen Maßeinheit Zoll (ein Zoll entspricht 2,54 Zentimeter). Ketten vom Typ 530 und 532 sowie 630 und 632 unterscheiden sich im Bereich der Rollen (die höhere Kennziffer besitzt jeweils verstärkte Rollen) und benötigen trotz identischer Teilung andere Ritzel und Kettenräder.
Kettenschlösser - Für festen Zusammenhalt
Motorradketten gibt es in zwei Ausführungen: endlos als geschlossene Kette oder mit Kettenschloss. Wesentlich schrauberfreundlicher ist die Version mit Schloss, da dann beim Kettenwechsel nicht die Hinterradschwinge demontiert werden muss. Als Verbindungsglied für die offenen Ketten stehen drei Schloss-Versionen zur Wahl: Clip-, Schraub- oder Nietschloss. Für leistungsstarke Motorräder und Ketten, die stärker als Dimension 520 ausfallen, sind Clip-Schlösser nicht empfehlenswert.
Die patentierten Schraubschlösser eignen sich hingegen für alle Motorräder und lassen sich auch ohne Spezialwerkzeug von Hobbybastlern montieren – ein kleiner Schraubenschlüssel oder eine Nuss in der passenden Größe genügt. Für die Montage von Nietschlössern benötigt man hingegen Spezialwerkzeug. Außerdem überlässt man diese Arbeit besser einem Profi oder der Werkstatt, da fehlerhafte Vernietungen fatale Folgen haben können.
Kettenvernieten - Kaltverformung
Decklasche aufpressen, vernieten und fertig. Hört sich kinderleicht an. Dennoch gibt es jede Menge Möglichkeiten, etwas falsch zu machen.

Die Decklasche verkantet leicht, die empfindlichen O-Ringe dürfen nicht beschädigt werden, und beim Aufspreizen (bei Hohlnieten) oder Stauchen (bei Vollnieten) der Nietköpfe ist Maßarbeit gefragt. Vernietwerkzeuge gibt’s schon für unter 100 Euro, professionelle Geräte kosten 250 Euro und mehr.
Entweder erfolgt das eigentliche Vernieten mittels Schrauben und Drehmoment, oder es wird gehämmert, was zwar flotter geht, aber schwerer zu dosieren ist. Gelegenheitsbastler sollten sich darum besser nach einem Gerät mit Schraubprinzip umschauen.
Fazit zum Kettentrenner-Produkttest
Komplett versagt hat keiner der Testteilnehmer, auch wenn das extrem preisgünstige Louis-Modell qualitativ etwas abfällt. Für Gelegenheitsschrauber, die Ketten bis Stärke 520 trennen wollen, reicht jedoch selbst dieses Gerät. Bereits für knapp über 20 Euro bekommt man bei Econ den bewährten Whale-Kettentrenner, das kompakte Büse-Gerät 691A ist noch einen Tick besser, kostet aber gut 30 Euro – MOTORRAD meint: eine lohnende Investition für Hobbyschrauber.