Motorradfahren in einer vernetzten Welt, ohne Helm, ohne Schutzkleidung, ohne Risiken, mit einem ultimativen Gefühl der Freiheit. Dafür soll die Konzeptstudie BMW Motorrad Vision Next 100 laut Hersteller stehen. Möglich werden soll dies durch diverse Assistenzsysteme und der permanenten Vernetzung von Motorrad, Fahrer und Umwelt. Mit der Studie möchte BMW zeigen, was in etwa zwei bis drei Jahrzehnten möglich sein könnte.
Neben den vielen eher futuristischen Merkmalen der Konzeptstudie sollen einzelne Elemente an das klassische Design ehemaliger BMW-Motorräder erinnern, wie beispielsweise der schwarze Dreiecksrahmen, der bereits 1923 bei der BMW R32 zum Einsatz kam, oder die weißen Linien und die klassische Form des Boxermotors, in der der emissionsfreie Antrieb der Studie BMW Motorrad Vision Next 100 untergebracht ist.
Biegsamer Lenkrahmen und Assistenzsysteme
Der sogenannte „Flexframe“ spannt sich vom Vorder- zum Hinterrad und erlaubt durch seine Biegsamkeit Lenkmanöver ohne die üblichen Gelenke. Der gesamte Rahmen verformt sich und ermöglicht somit Richtungsänderungen, wenn der Lenker bewegt wird. Lenkmanöver im Stand sollen besonders leicht von der Hand gehen. Bei höheren Geschwindigkeit soll der Rahmen dann aber auch eine ebenfalls höhere Steifigkeit bieten.
Die Vernetzung zwischen Fahrer, Motorrad und Umwelt soll kritische Fahrsituationen vorhersehbar machen. Die Assistenzsysteme sollen den Fahrer sowohl auf Gefahrensituationen hinweisen als auch im Ernstfall schützend eingreifen. Zusätzlich soll sich das Zukunftsbike durch die aktiven Assistenzsysteme während der Fahrt und im Stand selbstständig ausbalancieren. Das Motorrad kann also nicht umfallen, selbst wenn der Fahrer bereits abgestiegen ist. Auch das Fahrerlebnis soll agiler und dynamischer werden.
Informationsaustausch dank Datenbrille
Mithilfe einer sichtfeldumschließenden Datenbrille soll der Informationsaustausch zwischen Fahrer und Fahrzeug realisiert werden. Der sogenannte „Visor“ projiziert situativ relevante Daten direkt in das Sichtfeld des Fahrers. Das Sichtfeld soll sich dabei in vier Anzeigebereiche unterteilen, die durch die Blickhöhe gesteuert werden. Die normale Blickebene zeigt während der Fahrt keine Inhalte. Wenn Handlungsbedarf besteht oder der Fahrer spezielle Informationen benötigt, ändert sich die Anzeige. So werden bei Bedarf beispielsweise Hilfen zur Ideallinie, Schräglage oder zu potentiellen Gefahrenstellen eingeblendet. Die Darstellung soll laut BMW dabei ähnlich sein wie in einem Flugzeug-Cockpit. Nebenbei soll die Brille auch ganz profan vor Fahrtwind schützen und lebensmüde Fliegen abwehren.
Zusätzlich soll die Datenbrille eine Rückspiegelfunktion bieten, die beim Blick nach oben aktiviert wird. Schaut der Fahrer nach unten, wird ein Menü geöffnet, welches per Fingergestiksteuerung bedient werden kann. Eine Kartenansicht inklusive Routenplanung erscheint im Sichtfeld, wenn der Fahrer seinen Blick noch weiter senkt.
Fahrerbekleidung der nächsten Generation
BMW hat bei der Entwicklung der Konzeptstudie BMW Motorrad Vision Next 100 auch an die Fahrerausstattung gedacht. Ein Helm und konventionelle Schutzkleidung sollen wegfallen. Der auf den Fotos abgebildete Anzug soll Wind- und Wetterschutz sein. Eine Klimafunktion soll den Fahrer je nach Wetter kühlen oder wärmen. Über Sensoren wacht das System über Daten wie Puls und Körpertemperatur.
Der Nackenbereich der Bekleidung lässt sich bei schneller Fahrt mit Luft füllen, wodurch die Halswirbelsäule entlastet werden soll. Ansonsten bietet der Anzug keine Sicherheitsfunktionen. Laut BMW sei dies aufgrund der intelligenten Assistenzsysteme nicht erforderlich, da Stürze ja sowieso ausgeschlossen sein sollen. Mithilfe von vibrierenden Elementen an Armen und Beinen soll der Fahrer zum Beispiel auf eine nötige Veränderung der Fahrtrichtung hingewiesen werden, etwa wenn das Navi den Fahrer darauf aufmerksam machen möchte, dass er die Abzweigung verpasst hat.