Wenn die Sommertour ins Ausland geht, müssen auch Motorradfahrer auf Mautkosten gefasst sein. Viele europäische Länder erheben nicht nur für die von uns normalerweise gemiedenen Autobahnen Nutzungsgebühren, sondern auch beispielsweise für ausgewählte Brücken oder Tunnel. Zudem sind Biker zwar in manchen, längst aber nicht in allen Ländern von der Vignettenpflicht befreit. Wir geben einen Überblick über die Kosten in Europa.
Streckenbezogene Maut und Kurzzeit-Vignetten
In der EU erheben insgesamt neun Länder eine sogenannte streckenbezogene Maut: Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Großbritannien, Irland, Kroatien, Polen und Portugal. An meist beschrankten Mautstationen wird dabei die jeweilige Gebühr fällig. In Österreich, der Schweiz, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn sind für das Befahren von Schnellstraßen und Autobahnen Vignetten verpflichtend, die vorher gekauft und im Fahrzeug platziert werden müssen. Da das EU-Parlament im Februar 2022 einen neuen Maßnahmen-Katalog verabschiedete, wird es künftig auch Vignetten von kürzerer Dauer, beispielsweise für einen Tag oder eine Woche geben. das ist vor allem für diejenigen interessant, die beispielsweise nur durch Österreich durchfahren möchten.
Künstle
Die Vignette muss immer vorschriftsmäßig am Bike angebracht werden. Am einfachsten: Auf dem Windschild oder wie hier gut sichtbar an der Gabel.
Die gute Nachricht für Motorradfahrer: von City-Mauten, die für PKW beispielsweise in Italien und Großbritannien anfallen, sind wir Biker normalerweise befreit.
Strafen
Neben den Informationen rund um die Maut-Gebühren in unseren Nachbarländern ist natürlich auch zu klären, was bei Verstößen passiert. Innerhalb der EU ist die Antwort auf den ersten Blick recht simpel, hier ist eine grenzüberschreitende Vollstreckung von Geldbußen grundsätzlich möglich. Die Vollstreckung obliegt hier dem Bundesamt für Justiz. Inkassobüros können zwar zur Zahlung auffordern, sie aber nicht vollstrecken. Bußgelder aus Nicht-EU-Staaten wie Norwegen, Liechtenstein oder der Schweiz können nicht vollstreckt werden. Wer jedoch innerhalb der Verjährungsfristen, die je nach Land vier, fünf oder mehr Jahre betragen können, das Land betritt, wird direkt vor Ort zur Kasse gebeten.
Da zur Vollstreckung ein für das jeweilige Land lohnender Betrag erreicht sein muss, werden Bußgelder normalerweise erst ab 70 Euro (inklusive Bearbeitungsgebühr) vollstreckt. Einen Einfluss auf das Flensburger Verkehrsregister haben im Ausland begangene Sünden generell nicht.
Übersicht Mautgebühren in Europa (Stand: 2019)
Bei Vignettenpflicht dürfen Mautstraßen nur mit einer gültigen Vignette befahren werden. Das gilt nicht für alle Straßen des jeweiligen Landes und die Mautstrecken sind als solche gekennzeichnet. Meist sind hauptsächlich die Autobahnen kostenpflichtig. Auch die entfernungsabhängige Maut, die – wie oben beschrieben – normalerweise direkt an Mautstationen zu entrichten ist, wird vorrangig auf Autobahnstrecken erhoben. In Einzelfällen kostet auch das Befahren von Schnellstraßen, die dann ähnlich gut ausgebaut sind wie Autobahnen, eine Gebühr. In der folgenden Auflistung verwenden wir der Einfachheit halber einheitlich den übergeordneten Begriff "Mautstraße". Entfernungsabhängige oder streckenbezogene Maut bedeutet, dass die Höhe der Gebühr an der zurückgelegten Strecke auf der Mautstraße berechnet wird. Besondere Gebühren wie City-Mauten sind separat aufgeführt.
- Albanien: Keine Maut für Pkw. Laut dem Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touring Club (ÖAMTC) ist aber die Einführung einer Maut in Albanien geplant.
- Belgien: Keine Maut für Pkw. Der 1,4 km lange Liefkenshoek Tunnel im Nordwesten von Antwerpen (Teil des Autobahnrings R 2) ist gebührenpflichtig und kostet für Motorradfahrer sechs Euro.
- Bosnien und Herzegowina: Ja, hier werden Gebühren fällig auf der Mautstraße A1 zwischen Lucani und Josanica. Kosten: 5,40 Euro für Biker. Wer ohne Ticket erwischt wird, kann mit mehreren hundert Euro Strafe rechnen.
- Bulgarien: keine Vignettenpflicht für Motorräder. Es existieren mautpflichtige Fähren, Kostenpunkt maximal drei Euro.
- Dänemark: Keine Maut – mit Ausnahme von zwei Brücken. Kosten für Motorräder: Storebaelt-Brücke: 18 Euro, Öresund-Brücke: 30 Euro.
- Estland: Keine Maut.
- Finnland: Keine Maut.
- Frankreich: Ja, entfernungsabhängige Maut sowie Brücken-, Tunnel- und City-Maut ist auch für Motorräder an den Mautstationen zu bezahlen.
- Griechenland: Ja, entfernungsabhängige Maut zwischen den Städten Thessaloniki, Patras, Athen, Tripoli, Korinth und Kalamata. Zudem existieren Sondermauten für Brücken, Tunnel und Nationalstraßenabschnitte.
- Großbritannien: Nein, mit Ausnahme eines gebührenpflichten Abschnitts der M6 nördlich von Birmingham. Kosten: Tagsüber drei, nachts zwei Pfund. Brücken und Tunnel sind gebührenfrei, Straßen von Durham und die Ultra Low Emission Zone Londons müssen bezahlt werden.
- Irland: Ja, die hier gibt es viele Mautstrecken und auch einige Brücken und Tunnel sind gebührenpflichtig.
- Island: Keine Maut. Lediglich der Unterwasser-Tunnel Hvalfjaroargöng ist mautpflichtig. Kosten für Motorräder: ca. 1,40 Euro.
- Italien: Ja, hier werden entfernungsabhängige Mauten verlangt – auf fast allen Autobahnen, außer einigen Abschnitten, wie zum Beispiel der A3 von Salerno nach Reggio di Calabria. In den Städten Bologna, Mailand und Palermo müssen Biker im Gegensatz zu PKW-Fahrern keine City-Maut zahlen. Einige Pässe und Tunnel sind aber mautpflichtig.
- Kroatien: Ja, hier werden für alle Kfz entfernungsabhängige Mauten verlangt.
- Lettland: Keine Maut für Motorräder.
- Litauen: Keine Maut für Motorräder. Lediglich die Einfahrt in die Kurische Nehrung, Neringa, muss bezahlt werden. Kosten: fünf Euro.
- Luxemburg: Keine Maut für Motorräder.
- Malta: Keine Maut für Motorräder
- Mazedonien: Hier muss Maut auf den Mautstraßen M1, M3 und M4 abhängig von der Streckenlänge entrichtet werden. Kosten der Abschnitte für Motorräder zwischen 50 Cent und 1,40 Euro.
- Moldawien: keine Maut für Motorräder.
- Monaco: Keine Maut.
- Montenegro: Hier muss die Nutzung des 4,1 km langen Sozina-Tunnel auf der E 80 zwischen Podgorica und Bar bezahlt werden. Kosten: ein Euro für Biker.
- Niederlande: Keine Maut. Lediglich der 6,6 km lange Westerscheldetunnel (2,50 Euro) sowie der Kilitunnel (zwei Euro) sind gebührenpflichtig.
- Norwegen: Motorradfahrer müssen nur am Atlanterhavstunnelen eine Gebühr entrichten, sonst herrscht freie Fahrt.
- Österreich: Ja, hier herrscht Vignettenpflicht. Kosten: Zehn Tage: 5,30 Euro, Zwei Monate: 13,40 Euro, ein Jahr: 35,50 Euro. Wer sich ohne oder auch mit falsch angebrachter Vignette erwischen lässt, muss 120 Euro Ersatzmaut oder ab 300 Euro Strafe bezahlen. Seit dem 10.11.2017 ist die Digitale Vignette erhältlich, die ausschließlich online bei der österreichischen Straßenbetreibergesellschaft Asfinag sowie über die Asfinag-App Unterwegs erhältlich ist. Wichtig: Sie ist kennzeichengebunden und frühestens ab 18 Tage nach der Bestellung gültig. Für bestimmte Tunnel und Pässe wird eine zusätzliche Maut fällig.
- Polen: Ja, auf den Mautstraßen wird eine Gebühr fällig. Sie ist an den Mautstationen oder elektronisch zu bezahlen.
- Portugal: Ja, hier müssen streckenabhängige Gebühren auf Mautstraßen bezahlt werden.
- Rumänien: Keine Maut, sondern freie Fahrt für Motorräder.
- Schweden: Nein, auch von den City-Mauten sind Motorradfahrer befreit. Aber: wie schon in Dänemark muss für die Öresundbrücke eine Gebühr entrichtet werden.
- Schweiz: Ja, hier herrscht Vignettenpflicht, die ausschließlich pro Jahr bezahlt werden muss. Kosten: 36,50 Euro. Gültigkeit: 14 Monate. Zusätzlich fallen Kosten für zwei Verbindungstunnel nach Italien an.
- Serbien: Ja, hier werden streckenbezogene Gebühren erhoben. Beispiel: Belgrad nach Sid: ca. 1,60 Euro.
- Slowakei: Keine Maut für Motorräder.
- Slowenien: Die Benutzung von Mautstraßen ist gebührenpflichtig und kann per Vignette bezahlt werden. Kosten: Sieben Tage: 7,50 Euro, sechs Monate: 30 Euro, ein Jahr: 55 Euro.
- Spanien: Ja, auf bestimmten Mautstraßen müssen hier streckenabhängige Gebühren bezahlt werden. Allerdings sind seit 2020 viele hundert Kilometer gebührenfrei und 2021 kommen weitere Autobahnen hinzu, die Spanien verstaatlicht und weitestgehend gebührenfrei macht.
- Tschechien: Keine Vignettenpflicht für Motorräder.
- Türkei: Ja, hier werden auf vielen Mautstraßen Gebühren fällig, die nur elektronisch zu bezahlen sind. Zusätzlich fallen Kosten für die Überquerung von Brücken an.
- Ungarn: Ja, hier herrscht E-Vignettenpflicht. Kosten: Zehn Tage: ca. 10,80 Euro, ein Monat: ca. 14,80 Euro, ein Jahr: ca. 133 Euro.
- Vatikanstadt: Keine Maut.
- Weißrussland: Keine Maut für Motorräder.