Im Zeitraum von Januar und September 2020 kamen die vier größten EU-Motorradmärkte plus der britische Markt auf insgesamt 708.503 Neuzulassungen, wobei die ACEM auch die Leichtkrafträder dazuzählt. Die Länder Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien machen etwa 80 Prozent des europäischen Motorradmarkts aus.
Deutschland im Neuzulassungs-Plus
Deutschland liegt als einziges dieser fünf Länder im Plus. Von Januar bis September diesen Jahres wurden in der Bundesrepublik 183.514 Motorräder neu zugelassen. Im Vorjahreszeitraum waren es 151.265 Einheiten. Italien kommt von Januar bis September auf 183.701 Motorräder (Vorjahreszeitraum: 198.395), Frankreich auf 155.159 Motorräder (Vorjahreszeitraum: 162.032), Spanien auf 109.305 Einheiten (Vorjahreszeitraum: 136.548) und das vereinigte Königreich (UK) laut ACEM auf 76.824 (Vorjahreszeitraum: 84.586). Wenn das so weitergeht hätte Deutschland dieses Jahr sogar Chancen, Italien den Rang als stärksten Zweiradmarkt abzulaufen.

Das Registrierungsvolumen liegt noch 3,3 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück. Trotzdem machen die aktuellen Zahlen Mut, denn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hatten die wichtigsten europäischen Märkte mit insgesamt 17 Prozent Rückgang zu kämpfen. Der Corona-Lockdown sorgte zeitweise für eine komplette Lähmung des Motorradmarkts – und das auch noch zum Zeitpunkt des klassischen Saisonstarts im März und April.
Mopedmarkt im Plus
Der europäische Mopedmarkt hingegen liegt im Plus. Die Registrierungen von motorisierten Zweirädern mit bis zu 50 cm³ Hubraum und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h liegen 6,4 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Zu den größten europäischen Märkten für dieses Segment zählen unter anderem Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande und Spanien. Die größten Märkte kommen von Januar bis September 2020 auf insgesamt 205.688 Einheiten.

Antonio Perlot, Generalsekretär von ACEM, kommentiert die aktuelle Situation des EU-Motorradmarkts folgendermaßen: "Die Registrierungszahlen für die ersten neun Monate des Jahres zeigen, dass sich der Sektor langsam von den sehr schwierigen Monaten März und April 2020 zu erholen beginnt (…)." Die Situation bliebe aber heikel und die durch den COVID-19-Ausbruch verursachte Unsicherheit sei noch nicht vorbei, so der ACEM-Generalsekretär. Grund für ein wenig Optimismus sieht er trotzdem, vor allem weil "die jüngste Entscheidung der EU-Institutionen, die Frist für den Verkauf von Euro 4-Modellen bis zum 31. Dezember 2021 zu verlängern, der Motorradindustrie sicherlich helfen wird, diese Krise besser zu bewältigen."
Krise kann Zweiradmarkt fördern
In der Krise sieht er auch Chancen für den Zweiradmarkt: "Die COVID-19-Krise bietet den politischen Entscheidungsträgern auch die Möglichkeit, über die lokale Verkehrspolitik nachzudenken. Die Krise hat deutlich gezeigt, dass eine übermäßige Abhängigkeit vom öffentlichen Verkehr zu Schwachstellen in den Verkehrssystemen der Städte führen kann. Ein besserer Ansatz wäre es, ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu finden. Eine bessere Integration von Zweirädern in den Verkehrsmix kann beispielsweise das derzeitige Risiko verringern, öffentliche Verkehrsnetze mit voller Kapazität zu betreiben."