Neitem Neigerahmen für Quads und ATV

Neitem Neigerahmen für Quads und ATV Endlich schräg auf vier Rädern

Der bayrische Ingenieur Werner Krammel hat eine Technik erfunden, die Quads und ATVs sicherer macht. Dazu nutzt er die ureigene Fähigkeit von Zweirädern: die Schräglage.

Neitem TC 600 Neitem
Neitem TC 600
Neitem TC 600
Neitem TC 600
Neitem TC 600 6 Bilder

Ein Zweirad neigt zum Umfallen. Das ist keine Neuigkeit und im Stand ist das bestimmt den meisten schon passiert. In Kurven würde das instabile Konstrukt Kraftrad zum kurvenäußeren Rand umfallen. Doch es gibt ein Gegenmittel: Schräglage. Durch diese Besonderheit wird der Schwerpunkt der Mensch-Maschine günstiger in Kurven positioniert, es werden höhere Geschwindigkeiten bei höherer Stabilität erreicht. Zudem macht es Spaß. Anders ist das bei zweispurigen Fahrzeugen wie Quads und ATVS. Sie kippen im Grunde ungern. Und wenn sie mal fallen, dann richtig und meist fatal für alle Beteiligten. Ingenieur Werner Krammel hat für mehrspurige Fahrzeuge wie Quads und ATVs einen Neigerahmen entwickelt, der das verhindern soll.

Neitem Neigerahmen

Das Besondere am Neitem-System ist, dass das Fahrwerk selbst nicht die Fahrlage ändert. Der Schwerpunkt verlagert sich nach innen über einen Neigerahmen, der auf dem Fahrwerk montiert ist. Einem Motorradrahmen nicht unähnlich trägt er Motor und Getriebe in sich. In einer Kurve liegen Fahrer und Rahmen wie bei einem Zweirad in der Kurve und wirken so den Fliehkräften entgegen. Das soll bei Quads oder Three-Wheelern das übermäßige Rollen über die Hochachse verhindern und die kurveninneren Räder am Boden halten.

Zwei Lenkungen, zwei Dämpfungen

Klingt einfach, ist es aber natürlich nicht. Denn zum einen hat ein Motorrad so gesehen zwei Arten der Lenkung, zum zweiten muss der Neigerahmen zusätzlich zum Fahrwerk gefedert und gedämpft sein und zum dritten muss die Kraftübertragung vom beweglichen Antrieb zur fixierten Achse gegeben sein. Fangen wir bei der Lenkung an: Bei niedrigen Geschwindigkeiten oder beim Rangieren dreht das Vorderrad in die gleiche Richtung wie der Lenker. Bei höheren Geschwindigkeiten dreht sich der Effekt um, die Räder drehen sich nur noch mininal in Richtung Kurve und vor allem ändern die Lenkimpulse am Lenker die Fahrlage in die entgegengesetzte Richtung.

Die Neitem-Technik hat für die Lenkung ein spezielles Lenkgetriebe entwickelt. Es kann die Räder für das Rangieren oder zum Abbiegen voll einschlagen, für das eigentliche Kurvenfahren überträgt es den Lenkimpuls auf die Räder und erzeugt sogar ein dem Motorrad sehr ähnliches Feedback im Lenker. Der Neigerahmen selbst dreht sich über eine Achse und seine Bewegungen werden von den beiden großen Federbeinen vor den Downpipes des Rahmens gedämpft. Sie müssen perfekt mit den Dämpfern der Vorderachse und dem Federbein hinten abgestimmt werden.

Fahrpraxis & Fahrtipps

Kette und Kardan in Kurve

Der Motor ist im Neigerahmen verschraubt und gibt seine Kraft wie gewohnt per Kette weiter. Dafür musste Werner Krammel eine Art Schwenkgetriebe entwickeln, das die Kraft der Kette, egal in welcher Schräglage, überträgt. Das sogenannte Nei-Getriebe ist mechanisch – ein Kreuzgelenk wäre passend – mit dem eigentlichen Sekundärantrieb verbunden und exzentrisch gelagert zum Ausgleich des Kettendurchhangs.

54 PS, 230 Kilo

Aktuell existiert ein Prototyp mit dieser Technik: Das TC-600 Sport Moto, ein Dreirad. Es wird von einem Einzylinder mit 600 Kubik und 54 PS angetrieben und wiegt 230 Kilogramm. 10-Zoll-Räder geben Grip und der Neigerahmen erlaubt 35 Grad Schräglage. Trotz vollständiger Beleuchtung gibt es derzeit aber keine Straßenzulassung.

Fazit

Am Ende ist die Idee und Konstruktion von Neitem nur logisch. Quads, ATVs oder die Dreiräder von Can Am haben ein Problem mit hohen Kurvengeschwindigkeiten. Selbst wenn der Fahrer sein Gewicht optimal verlagert, bleibt der stabilisierende und dynamisierende Effekt auf das Fahrzeug aus. Werner Krammel Neigerahmen wirkt dem entgegen und soll das Kurvenfahren für diese Fahrzeuge sicherer machen.

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