Preisentwicklung bei gebrauchten Motorrädern
Motorräder als Wertanlage?

Eigentlich logisch, dass ein Motorrad mit der Zeit an Wert verliert. Aber nur eigentlich, denn es gibt Verlierertypen, die nach wenigen Jahren plötzlich glänzend dastehen, unter Umständen sogar Gewinn abwerfen. Eine Analyse.

Motorräder als Wertanlage?
Foto: Yamaha/fotolia

Für Festgeld gibt es aktuell gut 2,5 Prozent, Tagesgeldzinsen liegen bei einem Prozent. Erspartes ist bei der Bank zwar immer noch besser als im Strumpf unterm Kissen aufgehoben, aber mal ehrlich: In Anbetracht der durchschnittlichen Inflationsrate spart man sich arm. Da Motorradfahrer in der Regel rechnen können, liegt es nahe, dass Mann oder Frau in solchen Zeiten wohl lieber in etwas investiert, das mehr Spaß macht als Kontoauszüge mit läppischen Gewinnmeldungen. Ist es also besser, sich für ein paar Tausend Euro Wertpapiere zuzulegen und sich bei den Börsenmeldungen wie ein wichtiger Wall Street-Broker zu fühlen? Warum dann nicht gleich statt auf dem hoch riskanten Aktienmarkt lieber auf dem vertrauten Motorrad Gebrauchtmarkt nach Wertanlagen suchen?

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Bei Auto-Old-timern klappt es: Alte Porsche, Aston Martin und Mercedes gehen bei Auktionen für mehrere Millionen unter den Hammer, und gewiefte Youngtimer-Fans erzielen für vor Jahren noch für wenige Hunderter erworbene Gebrauchtkarren nun Preise von mehreren Tausend Euro. Geht da vielleicht auch was mit Motorrädern aus zweiter Hand? Um es gleich vorwegzunehmen: nicht viel. Sicherlich gibt es genügend Sammlerstücke und Raritäten – Vorkriegsmodelle von Brough und Vincent zum Beispiel –, die ähnlich wie Auto-Oldies an andere Sammler für horrende, sechsstellige Preise weitergereicht werden. Aber das sind Ausnahmen und nicht das Thema dieser Geschichte. Hier geht es eher darum, wie viel Geld man beim Motorradkauf durch Wertverlust kaputt macht. Also der Regelfall. Aber keine Regeln ohne Ausnahmen, denn es gibt sie: Gewinner.

"Praktischer Nutzen oder innere Bereicherung"

Im Duden steht zum Begriff „Gewinn“: „Materieller Nutzen, Ertrag; Überschuss über den Kostenaufwand.“ Dort steht aber auch: „Praktischer Nutzen oder innere Bereicherung, die aus einer Tätigkeit oder dem Gebrauch von etwas kommt.“ Wird folglich Motorradfahren als innere Bereicherung empfunden oder verliert der Fahrer beim täglichen Arbeitsweg weniger Zeit im Stau und bei der Parkplatzsuche, kann dies durchaus als Gewinn angesehen werden. Doch nun mal das Theorie-Geschwurbel beiseite und Tacheles: Vom Kauf bis zum Wiederverkauf verliert die Maschine an Wert – in der Währung namens Euro.

Immerhin: Anders als bei Autos, bei denen man für allzu Abgehangenes ohne TÜV noch draufzahlt, damit jemand den sperrigen Haufen abholt, findet sich selbst für ein Motorrad in schlechtem Zustand meist noch ein Käufer, der Bares auf den Tisch legt. Dazu eine hypothetische Rechnung: Man ersteigert im Internet eine fahrtüchtige Bastelbude für 400 Euro und macht diese als Hobbyschrauber wieder fit, erwirbt nötige Ersatzteile für sagen wir mal 300 Euro, bringt sie durch den TÜV. Mit Glück und Geschick kann man sie für knapp 1000 Euro wieder veräußern. Lässt man den Zeitaufwand außer Acht, ergibt sich also ein monetärer Gewinn von gut 200 Euro, das wäre eine Rendite von rund 25 Prozent bei geringem Verlustrisiko.

Aber Sie merken schon, Geld verdient man so kaum – es bleibt bei einem netten (Schrauber-)Hobby. Immerhin hat man am Ende wohl mehr Taler erlangt als durch reguläres Banksparen, und solange man Marktrecherche, ankaufen, schrauben, Teile besorgen, wieder inserieren, sich mit Interessenten rumschlagen et cetera gerne macht und genau darin eine innere Bereicherung sieht, voilà: gewonnen!

Secondhand-Käufer sind immer besser dran

Hievt man das Ganze auf ein höheres Niveau und kauft dementsprechend höherwertige Gebrauchte an, hübscht diese auf, bestehen naturgemäß höhere Gewinn-, aber auch Verlustmöglichkeiten. Dann jedoch ist man das, was professionelle Händler etwas abschätzig „Sofa-Dealer“ nennen. Gemeint sind Privatpersonen, die sich peu à peu Secondhand-Bikes in die Garage oder Scheune daheim stellen, je nach Talent ein bisschen an den Mopeds rumschrauben und diese dann mit reiner Profitabsicht wieder losschlagen. Ohne Gewerbeschein und getarnt als Privatverkauf zahlen sie keine Steuern, geben keine Gewährleistung, weshalb dieses „Hobby“ auch als moralisch bedenklich angesehen werden darf.

Anders liegt der Fall bei passionierten Sammlern, die ab und zu ihre Kollektion mal entrümpeln müssen. Verkleinern sie ihren „Streichelzoo“ und bieten schweren Herzens einzelne Maschinen zu fairen Preisen an, ist daran nichts zu bekritteln, und Schnäppchenjäger können mit Verhandlungsgeschick sogar einen tollen Hit landen. Als Interessent wird man vor Ort bei der Besichtigung schnell ein Gefühl dafür entwickeln, woran man ist. Erhärtet sich der Verdacht, es mit einem solchen Sofa-Dealer zu tun zu haben, sollte man sich nichts vormachen: Das Angebot ist bestimmt nicht so günstig, wie der Verkäufer vorgibt, schließlich möchte er seinen Schnitt machen. Bei jedem Gebrauchtkauf besteht jedoch eine gute Chance, auf das richtige Modell zu setzen, dessen Wert sich gut entwickelt. Verglichen zum Preisverfall eines neu erworbenen Motorrads, sind Secondhand-Käufer immer besser dran. Die von uns untersuchten Modelle weisen in den ersten fünf Jahren nach Neukauf Wertverluste von im Idealfall einem Fünftel des Listenpreises bis hin zu fast zwei Dritteln auf. Dass ein Motorrad in den ersten Jahren schon die Hälfte an Wert verliert, ist also keine Seltenheit. Umso mehr Jahre ins Land ziehen, desto eher stagniert der Wertverfall und endet schließlich auf einem bestimmten Niveau. Beispiel: Supersportler sind nach 20 Jahren meist technisch so veraltet und runtergeritten und dementsprechend uninteressant für potenzielle Käufer, dass sie sich auf einem Restwert von knapp über zehn Prozent des Neupreises einpendeln.

Ganz anders bei Mittelklasse-Cruisern. Selbst bei mittelmäßigem Pflegezustand fallen sie selten unter 30 Prozent ihres Neuwerts. Recht banal: Bleibt man lange genug seinem Bock treu, kann es passieren, dass der Gebrauchtpreis den Neupreis sogar übertrifft. Beispiel: Der Enduro-Klassiker Yamaha XT 500 kostete um 1980 neu etwa 5000 Mark, also umgerechnet etwa 2500 Euro. Heutzutage zahlt man für stark abgenutzte Exemplare dieses Baujahres ähnlich viel. Nun aber von keinem Wertverlust auszugehen, wäre eine Milchmädchenrechnung, denn vor 35 Jahren kam man mit den Piepen deutlich weiter beziehungsweise musste man härter knüppeln, um den Betrag erst mal zu verdienen.

Worauf man achten sollte

Angesichts einer durchschnittlichen Inflationsrate von zirka zwei Prozent in den letzten zehn Jahren lagen Käufer einiger der im Schaubild analysierten Fünf-Jahres-Gebrauchten aus heutiger Sicht goldrichtig. Supergewinner Kawasaki W 650 mit Wertzuwachs, Triumph Bonneville, Moto Guzzi Griso, KTM Duke II, Harley Sportster, Yamaha Bulldog – sie alle liegen unter zwei Prozent Wertverlust, de facto ging kein Geld kaputt. Bandit 1200 und Honda Hornet hingegen gelten in diesem Kontext als eher schlechte Deals, wohlgemerkt, es handelt sich um nutzwertige Gegenstände, die zudem Spaß einbringen.

Möchte man nun also in eine Gebrauchte investieren – anstelle sein Geld lustlos bei der Bank zu parken –, sollte man auf Folgendes achten: Geringe Stückzahlen und limitierte Editionen, kurze Bauzeiten, hohe Modellkonstanz sowie herausragende technische Bedeutung (­„Meilensteine“) bieten beste Voraussetzungen für Wertstabilität und Chancen auf Wertgewinn. Negativ wirken sich Modellwechsel oder technische Änderungen aus, die das Nachfolgemodell deutlich verbessern (mehr Leistung, ABS etc.). Ungeahnte Imagewandel und zukünftige Trends, die manchen Gebrauchten eine höhere Beliebtheit bescheren, lassen sich kaum vorhersagen. Hier sind Jagdgespür und regelmäßige Marktbeobachtung gefragt, am besten über die dynamischen Internet-Marktplätze. Bei guten Offerten sollte man schnell sein. Es geht zwar nicht wie in der Finanzwelt um Sekundenbruchteile, aber wenige Stunden können über ein erfolgreiches Schnäppchen entscheiden. Und noch eine goldene Handelsregel: Im günstigen Ankauf liegt der Gewinn beim Wiederverkauf. Also: Durchschnittspreise ermitteln, kann man die Maschine dann mindestens 20 Prozent billiger schießen, lohnt sich die Chose. Allerdings ist es mit dem cleveren Gebraucht(ver)kauf nicht ganz so einfach, wie die illustren Beispiele unserer Redaktionskollegen zeigen, und auch Profis liegen gerne mal daneben. Es gibt Gewinner und Verlierer – genau das macht das Spiel aus!

Die Gebraucht-Onkels: Motorrad als Wertanlage? Unsinn. Zumindest in den meisten Fällen, zumal neben dem Wertverlust für die Maschine ja noch Neben- und Folgekosten anfallen. Als Fazit bleibt aber, dass mit clever gekauften Gebrauchten kaum Geld kaputt geht.

BMW F 650 GS Dakar

markus-jahn.com
Markus Biebricher (53), Ressortleiter MOTORRAD Leben: musste lange suchen, um eine zum Budget passende BMW F 650 GS Dakar zu finden.

Der Traum: Südamerika per Motorrad bereisen. Der Anspruch: eine zuverlässige, günstige Enduro unter 200 Kilo Leergewicht. Da bleiben nur Einzylinder. Wenn man dem Bike jetzt noch eine Sozia und Gepäck für zwei Personen aufbürden muss, wird es für ältere Eintöpfe eng. Die Lösung: BMW F 650 GS Dakar. Von 2000 bis 2004 wurde die erste Serie gebaut, von 2004 bis 2007 die zweite mit Doppelzündung, der Neupreis lag zuletzt bei etwas über 7000 Euro. Mit der Gebrauchtmarkt-Recherche kommt die Ernüchterung: Runtergerittene, 15 Jahre alte Draußenparker mit weit über 50.000 Kilometer Laufleistung sollen noch über 3000 Euro kos­ten. Für gepflegte Exemplare mit etwa 30.000 Kilometern werden gerne 4500 Euro aufgerufen, und reisefertige Schätzchen mit Fahrwerks-Tuning kosten noch einen Tausender mehr. Ist das teuer! Da war die Offerte eines Freundes für eine 2005er mit 11.000 Kilometern, Rallye-Fahrwerk und Reise-Ausstattung für unter 4000 Euro wie ein Lottogewinn!

Buell XB125s

www.factstudio.de
Klaus Herder (53), Redakteur MOTORRAD, ehemaliger Buell-Sammler, hatte vom ersten bis zum letzten Modell eigentlich alle. Bis auf die Blast ...: „Irgendwann hole ich mir wieder eine!“

Der gute Erik Buell hatte soeben per trauriger Videobotschaft verkündet, dass Ende Oktober 2009 die Produktion der seinen Namen tragenden Motorräder eingestellt würde. Und was machte ich alter Leichenfledderer? Sicherte mir noch schnell beim Buell-Dealer des Vertrauens eine der letzten XB12Ss Lightning Long. Die gab’s damals mit etwas Glück für rund 75 Prozent des Listenpreises von 10.399 Euro. Im Unterschied zu allenzuvor in meiner Garage geparkten Buells – und das waren zeitweise bis zu vier Stück gleichzeitig – blieb der lange Blitz aber unangemeldet. Stichwort Kapitalanlage, Sie verstehen. Gute drei Jahre später hatte ich aber vom ewigen Hin- und Herrangieren der Noch-Neumaschine die Nase voll und benötigte Bares für einen vierrädrigen Ami: Die Buell ging für einen fairen Tarif, der die Anschaffungs- und Lagerkosten kompensierte, in Richtung Berlin. Seitdem war und bin ich erstmalig seit 1997 Buell-los, und – Sie ahnen es natürlich – es schmerzt doch ein wenig. Besonders, wenn ich die Preisentwicklung gut erhaltener XB125s beobachte. Unter 7500 Euro geht wenig.

Kawasaki ZRX 1200 R

markus-jahn.com
Uli Holzwarth (51), leitender Redakteur von MOTORRAD Classic, ärgert sich noch immer über den Verkauf seiner Lawson-Replica: „Früher ein Flop, heute ist die ZRX 1200 R top“

Ja, ich könnte mir in den Hintern beißen, dass ich meine Kawasaki ZRX 1200 R weggegeben habe – als Inzahlungnahme für einen GS-Boxer. Heute traue­re ich der ZRX nach, die ich 2007 neu gekauft hatte. Es war eines der letzten R-Modelle in Lime Green mit den polierten Edelstahlkrümmern. Ebenjene Variante, für die man aktuell wieder Preise auf den Tisch blättern muss, die bei einem Top-Exemplar gar nicht mehr so weit vom einstigen Neupreis entfernt sind. Den hatte Kawasaki Deutschland 2005 auf 8150 Euro reduziert, weil sich damals selbst die ZRX 1200 mit der kecken Cockpitverkleidung nur schleppend verkaufte. Aktuell gestaltet sich vor allem die Suche nach einem guten R-Modell schleppend. Von dem wurden von 2001 bis 2007 nämlich nur 1307 Exemplare verkauft. Derzeit jedoch scheint die Eddie-Lawson-Replica den Geschmack vieler retro-orientierter Biker zu treffen. Blöd für alle Interessenten, denn der frühere Flop ist heute ein Top – auch beim Preis.

 

Yamaha MT-01

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Thorsten Dentges (44), Redakteur MOTORRAD, checkt seit über zehn Jahren hauptberuflich Gebrauchtpreise. Zurzeit auf Honda Helix hängengeblieben: „Hätte handeln müssen“

Nach einer Testfahrt im Jahr 2005 verstand ich. Die Yamaha MT-01 ist kein übergewichtiges Naked Bike, sondern ein verdammt schneller und sportlicher Cruiser. Gab’s so noch nicht, sie sah sexy aus, klang berauschend. Ich war verliebt. Aus anfänglicher Skepsis erwuchs folglich unbedingter Kaufdrang. 13.000 Piepen für eine Neue erschienen mir seinerzeit aber happig, also lieber erst mal abwarten und Preise beobachten. Zwischenzeitlich wurde sie mit Tachostand null für unter 9000 Euro verschleudert. Aus zweiter Hand, sehr gepflegt mit unter 20.000 Kilometern, in meiner Wunschfarbe Schwarz fand man sie um das Jahr 2010 herum für 5500 Euro. Ich aber wollte nun nicht mehr als fünfe dafür ausgeben, also maximal die Hälfte vom realen Neupreis. Und zögerte dementsprechend wieder. Anstatt zu handeln. Nach dem Baustopp 2012 stiegen die Gebrauchtpreise der nur 3500-mal verkauften Maschine dann, aktuell kostet eine wie oben beschriebene Gebrauchte über 6500 Euro. Grrr, jetzt also ganze 1000 mehr fürs Gleiche bezahlen? In Violett ist sie billiger, mmh, weiß nicht … lieber abwarten.

Suzuki DR-Z 400

Jörg Künstle
Tobias Beyl (28), Volontär MOTORRAD, stolzer Besitzer der Suzuki-Supermoto – bisher reichte die Kohle aber nur fürs 1:12-Modell: „Leichte Maschine, schwerer Kaufentscheid“

Ein Verkäufer kann verlangen, was er will. Und ein Käufer kann entscheiden, ob er das zu dem Preis kauft – oder eben nicht. Genau das ist der Grund, warum ich keine Suzuki DR-Z besitze: 2005 lag der Neupreis der Supermoto-Variante bei 5490 Euro. Mit durchschnittlich 20.000 Kilometern auf der Uhr wird sie heute, mehr als zehn Jahre später, für stattliche 4500 Euro feilgeboten. Wucher? Wohl eher eine Sache von Angebot und Nachfrage. Der Markt regelt die Preise. Und die 2007 zum letzten Mal gebaute DR-Z ist heute eben sehr gefragt. Sie liegt äußerst A2-tauglich knapp unter 48 PS und bietet mit unter 150 Kilogramm ein recht niedriges Gewicht bei einer moderaten Sitzhöhe von 88 Zentimetern. In Zeiten des Sumo-Hypes also ein leckeres Bike für die nachwachsende Generation von Motorradfahrern und in ihrer Mischung aus Sportlichkeit und Gutmütigkeit durchaus eine Eier legende Wollmilchsau. Bis auf den Preis, der dürfte gerne niedriger sein.

Profis mit Überblick

Thorsten Dentges (li.) \ Motocorner
Frank Buermann (li.) und Manuel Wahl

Motorradhändler bekommen nach jahrelanger Verkaufserfahrung ein gutes Gespür für Gebrauchtpreise. Was sie allerdings nicht davor schützt, auch mal grandios danebenzuliegen, wie zwei Profis aus ihrer Praxis berichten.

Gemischt-Gebrauchtmotorradhändler Frank Buermann (www.ankauf-a30.de): Manchmal muss ich mich schon wundern. Vor einigen Jahren zum Beispiel bekam ich von einem Kawa-Händler drei jungfräuliche Z 1000, Baujahr 2006, zum unmoralischen Schnapperpreis angeboten. In Farbe Rot. Wollte damals keiner, und das Motorrad war ohnehin etwas out, weil ein überarbeitetes Modell gerade auf den Markt kam. Scheinbar also Problem-Maschinen, die wohl nur über den Preis weggehen. Deshalb waren sie gut aufgehoben, denn anders als beim Vertragshändler machen bei mir Discountpreise ja nicht gleich die Preise von anderen Neumaschinen kaputt. Ich hab die Dinger dann das Stück für schlappe 7000 Euro rausgehauen und war mir sicher: Dieses Modell wird als reines Nutzfahrzeug in Bedeutungslosigkeit verblassen, die Preise werden also kontinuierlich fallen. Pustekuchen. Aktuell sind Exemplare der ersten Serie sehr gefragt und unter 5000 Euro kaum auszumachen. Böte mir ein Kunde von damals nun also seine bei mir gekaufte Z 1000 in leckerem Zustand an – ich müsste beim Preis vermutlich schlucken.

Mehr-Marken-Vertragshändler Manuel Wahl (www.motorcorner.de): Ach ja, die Yamaha GTS 1000, was war das für ein zukunftsweisender Technologieträger! 1993 ein echter Paukenschlag: ABS, Einspritzung, G-Kat, Omega-Alurahmen, dann diese extravagante Vorderradführung mit Achsschenkellenkung – ich fand das damals beeindruckend. Die Kunden weniger, wir haben seinerzeit nur wenige Neumaschinen verkauft. Wie so oft zogen die Japaner dann auch schnell den Schwanz ein, entwickelten nicht weiter und senkten 1995 den Preis von 23.500 auf 18.900 Mark, umgerechnet also etwa 9500 Euro. Ich persönlich dachte, wenn die Zeit reif ist, werden sich Gebraucht­interessenten um den Technik-Bomber reißen, und kalkulierte, dass man zehn Jahre später für ordentlich gepflegte Stücke mit nicht allzu hoher Laufleis­tung wohl noch 7500 Euro bekommen würde. Tatsächlich gab es gebrauchte GTS 1000 kurz nach der Jahrtausendwende aber schon um 3500 bis 4000 Euro. Enttäuschend, zumal das Modell dann als Gebrauchte komplett auf der Stelle trat. Trotz aller Originalität und obwohl insgesamt nicht mal 1500-mal zugelassen, erlangte die Yamaha auch nie wirklich Samm­lerstatus. Aktuell findet man sie mit weniger als 50.000 Kilometern in gutem Zustand und nur einem Vorbesitzer unter 3000 Euro. Eine Wertanlage sieht anders aus.

Preisvergleich der BMW F 650 GS Dakar, Kawasaki ZRX 1200 R, Yamaha MT-01 und Suzuki DRZ-400

Gebrauchte BMW F 650 GS Dakar, Kawasaki ZRX 1200 R, Yamaha MT-01 und Suzuki DRZ-400 in Deutschland

Obwohl BMW F 650 GS Dakar, Kawasaki ZRX 1200 R, Yamaha MT-01 und Suzuki DRZ-400 alles begehrte Gebraucht-Motorräder sind, gibt es sie auf der Gebraucht-Motorradbörse in kleinen Mengen. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall, vielleicht wartet ja der Deal des Lebens. BMW F 650 GS Dakar, Kawasaki ZRX 1200 R, Yamaha MT-01 und Suzuki DRZ-400 stehen im direkten Preisvergleich: Gebrauchte BMW F 650 GS Dakar, Kawasaki ZRX 1200 R, Yamaha MT-01 und Suzuki DRZ-400 in Deutschland

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023