
Warum, so fragt PS-Leser Patrick Gleim, landet man beim Schalten gelegentlich im Zwischenleerlauf und hat dann keinen Vortrieb mehr? Um zu verstehen, warum sich bei manchem Klauengetriebe ein Zwischenleerlauf einschleichen kann, muss man den Schaltvorgang in seine mechanischen Abläufe „zerlegen“. Ist beispielsweise der erste Gang ausgedreht, nimmt der Fahrer das Gas weg, zieht die Kupplung und bewegt über den Schalthebel und eine Klinkenmechanik die Schaltwalze. Dieses Bauteil (siehe Foto oben) wird innerhalb von etwa 0,1 Sekunden um 50 Grad verdreht und verschiebt über die eingefrästen Nuten die zu schaltenden Getrieberäder des zweiten Ganges. Bei dieser blitzschnellen Aktion kann es vorkommen, dass die in Schwung gebrachten Bauteile im wahrsten Sinne des Wortes übers Ziel hinausschießen.
Durch die Massenträgheit dreht sich die Schaltwalze über die federbelastete Rasterstellung hinweg und schiebt bereits den dritten Gang aus seinem Sitz. Bleibt die Schaltwalze in diesem „halben“ Schaltvorgang stehen, können die Klauen der Zahnräder nicht eingreifen – mit der Folge, dass der Kraftfluss zwischen Motor und Hinterrad unterbrochen ist. Allerdings hält dieser Zustand nur Sekundenbruchteile an. Dann schnappt die federbelastete Schaltwalze in die Vertiefung und arretiert entweder den zweiten oder gar dritten Gang.
Schaltstern und Schaltgabeln

Ein echter Zwischenleerlauf ist bei modernen Klauengetrieben nicht vorgesehen, weshalb der Schaltstern nur im Bereich des Leerlaufes zwischen dem ersten und zweiten Gang eine starke Arretierung aufweist (siehe Foto links). Um ein solches Überschalten zu verhindern, haben clever gemachte Getriebe eine Sperre am Schaltautomaten, die bewirkt, dass sich die Schaltwalze nur so weit verdrehen kann, dass lediglich eine Stufe geschaltet wird.
Gut zu erkennen ist auf dem Foto die „echte“ Leerlaufposition, in deren Kuhle die Rolle einrastet. Schaltgabeln (rechts) werden oft bei Abnutzungsanzeichen getauscht, ohne auch die „abgerundeten“ Zahnräder zu ersetzen – mit fatalen Folgen für die neuen Schaltgabeln und das komplette Getriebe.
Verschlissene Mitnehmer eine weitere Ursache

Eine weitere Ursache für das Überspringen des Ganges in den Zwischenleerlauf sind oftmals verschlissene Mitnehmer. Diese scharfkantigen und zum sicheren Einrasten hinterschliffenen Klauen greifen in das benachbarte Gangrad ein und stellen den Kraftfluss her. Im Lauf der Betriebsdauer können sich die Kanten der Klauen abnutzen und weisen dann eine Verrundung auf (siehe Foto links), über die sich das Zahnrad unter Last aus seiner Position schieben kann. Auch in diesem Fall landet der Fahrer dann im Zwischenleerlauf.
Stark verschlissene Klauen zerstören auf Dauer auch die Schaltgabeln, mit denen die Gangräder auf den Getriebewellen axial verschoben werden. Fälschlicherweise werden bei unsachgemäßen Reparaturen nur die offensichtlich beschädigten und teilweise blau angelaufenen Schaltgabeln ausgetauscht.
Dabei liegt die Ursache für den kapitalen Getriebeschaden darin, dass die verschlissenen Gangräder von den Schaltgabeln in ihrer Position gehalten werden müssen. Da sich diese wegen der verrundeten Klauen unter Last regelrecht und mit hoher Kraft aus ihrer Position drücken, wird das Problem schnell wieder auftreten und zu noch größeren Schäden führen. Deshalb müssen in solchen Fällen immer Gangräder und Schaltgabeln getauscht werden.
Wichtig für einen sauberen, schnellen und vollständigen Gangwechsel ist auch die perfekte Position des Schalthebels – den sollte jeder für sich passend platzieren. Und auf die absolut leichtgängige Lagerung und Kraftübertragung durch hochwertige Kugelgelenkköpfe achten.