Wer meint, vom Rostbefall seien ausschließlich Oldtimer-Tanks betroffen, irrt. Oft sind es nur wenige Jahre alte Motorräder, die urplötzlich das Stottern anfangen, weil von der Tankinnenseite abblätternde Rostpartikel die Spritzufuhr unterbrechen. Ein Blick durch den Einfüllstutzen mit Unterstützung einer Taschenlampe sollte daher bei jedem Kauf eines Gebrauchtmotorrads zur Standard-Überprüfung gehören. Und wenn sich bei der Sichtprüfung dann doch irgendwann einmal Rost zeigt, kümmert man sich am besten gleich darum.
Bevor ein Fachbetrieb (siehe Adresskasten) mit der Restaurierung beginnen kann, sind einige Arbeiten in Eigenregie notwendig. So muss der Tank zuerst vollständig entleert werden. Sitzt der Benzinhahn nicht an der tiefsten Stelle, sollte das restliche Benzin mit einer Pumpe abgesaugt werden.

Danach Tankdeckel und Benzinhahn entfernen und den Tank zur Neutralisation der Benzindämpfe mit Wasser und Spülmittel gründlich ausspülen (nur an Waschplätzen mit Ölabscheider!). Anschließend muss der Behälter vollständig getrocknet werden. Hierzu eignet sich beispielsweise ein nicht zu heiß eingestellter Haarfön. Und nach der Restaurierung sollten Besitzer darauf achten, dass der Spritbehälter während längerer Standzeiten möglichst vollgefüllt ist. Das sorgt für eine geschmeidige Beschichtung, verhindert deren Austrocknen und damit wirkungsvoll erneuten Rostbefall.
Schritt 1

Am Beginn der Restaurierungsarbeiten steht eine Eingangskontrolle durch den Fachmann, um das Ausmaß der Korrosion festzustellen.
Schritt 2

Dann folgt die Vorbereitung auf das Laugebad. Hierzu werden alle Öffnungen an der Tankunterseite mit speziellen Dichtplättchen verschlossen.
Schritt 3

Anschließend wird der Tank mit heißer Lauge bis zur Oberkante des Einfüllstutzens gefüllt. Mehrere Lagen Tücher halten Tank und Lauge über eine längere Zeit warm. Die Lauge dient zur Entfettung und verbleibt im Normalfall etwa zwei bis drei Stunden im Spritreservoir. Bei Tanks mit einer Beschichtung der Innenseiten ab Werk, wie beispielsweise bei älteren BMW-Modellen, wird die Einwirkzeit der Lauge bis zu sieben Tage verlängert (falls sich die alte Beschichtung mit Schabern nicht vollständig entfernen lässt, muss das Laugebad wiederholt werden, manchmal sogar mehrmals).
Schritt 4

Nach ausreichender Einwirkzeit wird die Lauge wieder abgelassen, der Tank gründlich ausgespült und anschließend mit einem Warmluftgebläse vollständig getrocknet (Zeitaufwand etwa eine Stunde).
Schritt 5

Tanks mit einem unversehrten Äußeren werden immer mit einer gepolsterten Schutzhülle überzogen, um Beschädigungen bei den folgenden Strahlarbeiten zu vermeiden.
Schritt 6
Für die Strahlarbeiten, die zwischen drei und sechs Stunden dauern können, haben die Fachbetriebe unzählige, teilweise bizarr geformte, selbst angefertigte Strahldüsen parat, um den Rost auch in schlecht zugänglichen Ecken bekämpfen zu können. Als Strahlmittel kommt eine Mischung aus Hartgussgranulat, dem Mineral Korund und Hochofenschlacke zum Einsatz. Wichtig ist die ständige Kontrolle der Strahlarbeiten, damit wirklich keine Rostnester in Ecken, Winkeln oder Kanten übrig bleiben.
Schritt 7

Die Sichtkontrolle erfolgt wie beim Zahnarzt mit Hilfe eines ganzen Arsenals an Spiegeln sowie einer Halogenlampe. Anschließend wird der Behälter mit einem starken Sauger vom Strahlmittel befreit, unterstützt durch Rütteln und Abklopfen der Tankfalze mit einem Gummihammer. Dann werden erneut die unteren Öffnungen mit den Dichtplatten verschlossen und der Behälter mit Aceton ausgespült, um die letzten Körnchen sowie Fettreste zu beseitigen. Danach folgen eine Zwischenspülung, ein Neutralisationsbad sowie eine mehrstündige Trockenphase.
Schritt 8

Nach dieser Prozedur ist im Tankinneren von Rost nichts mehr zu sehen. Beim abgebildeten Spritbehälter einer Ducati 900 SS hat der fortgeschrittene Rostfraß bereits zur Lochbildung geführt. In solchen Fällen sind weitere Arbeiten wie Schweißen oder Löten fällig.
Schritt 9

Sitzt das Loch an einer von außen sichtbaren Stelle, fallen zudem Lackierarbeiten an. Zum Versiegeln des Tanks genügen zwei bis drei Liter vom Siegellack auf synthetischer Kautschukbasis. Der komplett abgedichtete Tank wird nun etwa fünf Minuten in alle Richtungen bewegt, so dass im Inneren alle Stellen von einer Lackschicht bedeckt werden.
Schritt 10

Überschüssiges Material muss umgehend ausgeleert werden. Um Pfützenbildung zu verhindern, wird außerdem ein Vakuumsauger eingesetzt. Im Anschluss daran werden noch der Einfüllstutzen sowie die Übergangsbereiche am Benzinhahn mit einem Pinsel bestrichen und der Tank sofort mit einem Warmluftgebläse rund 50 Minuten lang getrocknet.
Schritt 11

Zum Abschluss der Arbeiten kommt der Tank in den Trockenraum, wo er drei Tage lang aushärten kann. Das Ergebnis kann sich nun sehen lassen: Rost hat hier so schnell keine Chance mehr.
Spezialisten-Adresskasten
- Ammon-Technik,
Telefon 09721/41455,
www.ammon-technik.de - Theo Däschlein,
Telefon 09822/7556,
www.daeschlein.de - Kühlerbau Spannagel,
Telefon 0621/728000,
www.kbs-spannagel.de - Plastec Kunststoffschweißtechnik,
Telefon 0211/7881414,
www.tankreparatur.de - Motorrad Stemmler,
Telefon 02191/53067,
www.motorrad-stemler.de - Tank-Spezialist, Roland Behrend,
Telefon 05932/7355288,
www.tank-spezialist.de - Firma Weiß,
Telefon 069/42602760,
www.beule-im-tank.de