Hohe Reinigungskraft und trotzdem materialschonend – Spezialreiniger sind teurer als normale Putzmittel. Aber sind sie auch besser? MOTORRAD hat's getestet.
Hohe Reinigungskraft und trotzdem materialschonend – Spezialreiniger sind teurer als normale Putzmittel. Aber sind sie auch besser? MOTORRAD hat's getestet.
Wer Motorrad und Ausrüstung auf Hochglanz bringen will, dem steht im Fachhandel ein prall gefülltes Regal mit Spezialreinigern zur Verfügung. Aber sind die ihr Geld auch wirklich wert? Könnte man dasselbe Ergebnis nicht auch deutlich günstiger erreichen? Wir haben es getestet.
14 Reinigungsprodukte werden nach folgenden Kriterien getestet: Produktsicherheit, Reinigungsleistung, Materialverträglichkeit und Preis/Leistung.
Eine Mischung aus Ruß und Öl ist eine der hartnäckigsten Verschmutzungen von Stahlfelgen. Hier muss der Reiniger eine starke Leistung bringen, darf das Material aber auf keinen Fall angreifen. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis ist auch die Wahl der (Putz-)Waffen sehr entscheidend.
In unserem Fall eignen sich ein Mikrofasertuch oder ein weicher Schwamm am besten. Im Kärcher-Labor zeigen sich schnell die Unterschiede der beiden Produkte. Zwar liegt das Backofenspray bei der Reinigungsleistung leicht vorne, doch entscheidend ist, welche Auffälligkeiten sich bei der Materialverträglichkeit zeigen. Der Produkthinweis beim Backofenspray ist eindeutig: Nicht für die Anwendung auf Aluminium geeignet! Passend zu dieser Warnung zeigt auch unser Alu-Teststreifen entsprechende Spuren. Damit katapultiert sich dieser vermeintliche Internet-Geheimtipp ins Aus. Dem Backofenspray selbst kann man das aber nicht ankreiden. Schließlich werden alle Warnhinweise gut gekennzeichnet und Inhaltsstoffe ausführlich beschrieben.
Motul Felgenreiniger
Bref Backofenspray
Fazit: Auch wenn Backofenspray in Onlineforen für Motorräder und Autos als Felgenreiniger angepriesen wird, zeigt unser Test, dass ein Spezialreiniger eindeutig die bessere Wahl ist. Empfehlung also für Motul mit einer starken, aber nicht zu aggressiven Reinigungsleistung.
Unangenehme Gerüche aus Polstern zu entfernen – und sie auch richtig zu reinigen –, ist schwierig. Helmpolster lassen sich zwar schnell rausnehmen, aber wie unbeschadet überstehen sie einen Waschgang in der Maschine, ohne die Form zu verlieren? Reiniger in dieser Kategorie müssen also besonders sanft zum Material sein. Allergieauslösende Stoffe und starke Parfüme sollten vermieden werden.
Unsere beiden Testteilnehmer liegen in allen Kategorien gleichauf. Bei der Reinigungsleistung schneiden beide eher durchschnittlich ab. Beim Wiederanschmutzungstest hatte der Multi-Textilreiniger von Vanish die Nase aber knapp vorn. Was ist das Besondere an diesem Test? Wenn Rückstände der Reiniger im Polster bleiben, ziehen diese den Schmutz stärker wieder an. Das Material kann nach der Reinigung also schneller wieder dreckig werden. Außerdem können die Duftstoffe vor allem die empfindliche Gesichtshaut und die Schleimhäute reizen. Daher sollten alle Helmpolsterreiniger immer gründlich ausgebürstet – im Idealfall auch ausgewaschen – werden.
S100 Helmpolsterreiniger
Vanish Textilreiniger
Fazit: Das Testergebnis ist denkbar knapp. Am Ende entschieden die enthaltenen Duftstoffe pro S100. Bei Polsterreinigern sollte man immer auf einen neutralen Geruch achten. Dieser kann nämlich allergische Reaktionen auslösen und auch die Konzentration schwächen.
Wie gut lassen sich Straßendreck und Insektenreste wieder vom Visier entfernen? Vor allem: ohne Kratzer zu hinterlassen, die einem bei strahlendem Gegenlicht förmlich die Sicht rauben können. Aber nicht nur die Reinigungsleistung an sich muss stimmen.
Beim Wischtest im Kärcher-Labor schneiden sowohl der Glasreiniger wie das Spezialmittelchen fürs Visier gut ab. Oberflächlich betrachtet schaffen es beide, den „simulierten“ hartnäckigen Schmutz aus einer Öl-/Rußmischung wieder zu entfernen. Bei der anschließenden Weißgrad-Messung hat der Helm- und Visierreiniger von Procycle aber knapp die Nase vorn. Auch im Materialverträglichkeitstest schneidet die Eigenmarke von Louis sehr gut ab. Punktabzug gibt es wegen einer schlecht lesbaren Produktbeschreibung und dem einfachen Sprühkopf. Dem Hausmittel fehlt die korrekte Kennzeichnung. Bei der Materialverträglichkeit spielt der Spezialreiniger wieder seine Stärken aus und holt sich die Empfehlung. Trotzdem ist der Sidolin-Glasreiniger wegen seiner Reinigungskraft einegünstige Alternative.
Procycle Visierreiniger
Sidolin Crystal
Fazit: Wie in den bisherigen Testkategorien spielt die Materialverträglichkeit auch bei der Visierreinigung eine große Rolle. Wer mit klarem Wasser gründlich nachspült, kann auch ohne Bedenken das deutlich günstigere Hausmittel verwenden.
Lack ist ein sehr empfindliches Material. Schnell können bei falscher Behandlung kleine Kratzer entstehen. Daher empfiehlt der Fachmann, zur Reinigung immer eine sehr weiche Bürste oder einen Schwamm zu benutzen. In unserem Labortest liefern der Spezialreiniger und das Hausmittel in jeder Kategorie eine akzeptable Leistung ab
Die sehr cremige Konsistenz des Caramba-Sprays erleichtert das gleichmäßige Verteilen. So können auch senkrechte und schwer erreichbare Stellen gründlich gereinigt werden. Ein sorgfältiges Nachspülen mit klarem Wasser sollte man aber bei beiden Reinigern beherzigen. Das Pril Kraftgel ist ein Hochkonzentrat und deshalb sehr ergiebig. Der Preispunkt geht in dieser Testkategorie also klar an das Hausmittel. Die Produktbeschreibungen und die Verarbeitung sind zufriedenstellend, und auch bei der Materialverträglichkeit sind beide Kontrahenten gleichauf. Ein fairer Gleichstand! Der sparsame Motorradfahrer kann also ohne schlechtes Gewissen zum deutlich günstigeren Spülmittel aus der Küche greifen.
Caramba Lackpflege
Pril Kraftgel
Fazit: Das einzige Testfeld mit einem Gleichstand. Bei den Lackreinigern kommt es auf die Anwendung an. Wer nach der Reinigung den Lack noch auf Hochglanz bringen will, sollte auf einen hohen Wachsanteil in der Politur achten. So wird die Farbe zusätzlich geschützt.
Lederkombis sind extremen Bedingungen ausgesetzt. Deshalb sollten auch sie regelmäßig gesäubert werden. Gleiches gilt für Echtleder-Sitzbänke. Denn Straßenschmutz und Reibung belasten das Material auf Dauer über Gebühr.
Um die Reinigungsleistung zu überprüfen, wird unser Testleder mit einer Mischung aus Ruß und Motoröl schwärzer als zuvor gemacht. Nun müssen die Reiniger zeigen, wie sie den Dreck wieder runterbekommen. Natürlich alles streng nach Anwendungsbeschreibung. Vorteil der Reinigungstücher: Sie sind sofort einsatzbereit, während die Sattelseife mit dem beigepackten Schwamm vorher aufgeschäumt werden muss. Deshalb ist auch eine gute Nachbehandlung wichtig. Sofern möglich, sollte mit klarem Wasser nachgespült und – um Flecken zu vermeiden – mit einem Tuch gut trocken gerieben werden. In der Rubrik Materialverträglichkeit liegen die Reinigungstücher von Armor All deutlich vorn. Zusätzlich enthält der Spezialreiniger Bienenwachs. Dieses pflegt nicht nur das Leder, sondern schützt es auch vor Wiederanschmutzung. Leistungstechnisch hat hier der Spezialreiniger eindeutig die Nase vorn.
Armor All Lederpflege
Mühlendorfer Sattelseife
Fazit: Die Lederreinigung wird oft vernachlässigt. Dabei lohnt es sich, hier in einen Spezialreiniger zu investieren. Denn diese enthalten zusätzliche Pflege und Imprägniermittel, die das Leder schützen.
Dauerhafte Sonneneinstrahlung lässt Gummi und Kunststoffe schnell ermatten. Die richtige Reinigung und Pflege sind auch bei diesen Materialen ein wichtiger Punkt. Deshalb kommt es nicht nur auf die richtigen Putzutensilien an, sondern auch auf ein effektives Produkt.
Mit dem größten Preisunterschied im ganzen Testfeld gehen in dieser Kategorie die Plastikreiniger von Meguiar’s und der Drogeriekette dm an den Start. In der Reinigungsleistung liegen Welten zwischen beiden Kontrahenten. Während das günstige Hausmittel die Verunreinigungen restlos entfernt, enttäuscht der teure Spezialreiniger auf ganzer Linie. Beim Wischtest auf glattem ABS-Kunststoff schaffte er gerade einmal, die Hälfte des Schmutzes zu entfernen. Auch in der Rubrik Produktsicherheit kommt es wegen einer mangelnden Produktbeschreibung, die nicht der EU-Kennzeichnungspflicht, sondern den USA-Standards entspricht, zu einer Abwertung. Bei der Materialverträglichkeit liegen beide Produkte wieder gleichauf. Ein Überraschungssieg für den Kunststoffreiniger von dm.
Meguiar’s Plasticcleaner
dm Kunststoffreiniger
Fazit: Qualität hat ihren Preis? Nicht in diesem Fall. Der Labortest zeigt deutlich, dass es nicht immer teure Reiniger sein müssen. Auch die günstigen Alternativen reinigen gut und sind sanft zum Material. Sparfüchse können in diesem Fall beruhigt zum Hausmittel greifen.
Acrylglas zu reinigen ist eine Herausforderung, deswegen treten in dieser Putzkategorie auch zwei Kraftbolzen gegeneinander an. Der Frosch-Essigreiniger ist die Wunderwaffe jeder Hausfrau, und der Acrylreiniger von Rotweiß ist eine Polierpaste, die nicht nur Schmutz, sondern auch kleinen Kratzern zu Leibe rücken soll.
Doch gerade diese Doppelwirkung erfordert viel Power. Im Materialverträglichkeitstest zeigen sich nicht nur Spannungsrisse, es kommt auch zum einzigen Bruch in unserem Test. Weshalb Rotweiß in dieser Kategorie deutlich abgewertet werden muss. Auch bei der Reinigungsleistung kann das Spezialprodukt nicht punkten. Zwar ist es in erster Funktion eine Politur, wirbt aber auch mit seiner zusätzlichen Reinigungskraft. Diese ist allerdings unterdurchschnittlich. Der Essigreiniger liefert dagegen in allen Kategorien eine gute Leistung ab. Die natürlichen Inhaltsstoffe und die ausführliche Produktbeschreibung überzeugen im Punkt Produktsicherheit. Das faire Preis-Leistungs-Verhältnis und die hohe Reinigungskraft sorgen für einen verdienten Sieg.
Rotweiß Acrylreiniger
Frosch Essigreiniger
Fazit: Der Rotweiß-Acrylreiniger fällt als einziger Testteilnehmer durch den Verträglichkeitstest. Schade, denn ein Spezialreiniger sollte das Material schützen und nicht angreifen. Der Frosch-Essigreiniger macht dagegen eine gute Figur.
Beim Test der Motorrad-Spezialreiniger und der Haushaltsputzmittel unterstützte uns Kärcher-Laborchef Frank Ritscher: „Das Produkt sollte stark in der Reinigung und trotzdem materialverträglich sein.“ Bereits bei der Kontrolle von Inhaltsstoffen und korrekter Kennzeichnung zeigen die teuren Spezialstoffe erste Schwächen. Dem Kunststoffreiniger von Meguiar’s fehlen die korrekten EU-Kennzeichnungen und Warnhinweise. Das führt zu einer Abwertung in der Kategorie Produktsicherheit. Richtig interessant wird es dann aber beim maschinellen Wischtest, mit der die Reinigungskraft überprüft wird. Dabei gibt es die größte Überraschung im gesamten Test: Der günstige Kunststoffreiniger von dm überzeugt hier mit einer sehr starken Reinigungsleistung. Doch Putzpower allein reicht nicht aus. Auch die Materialverträglichkeit ist ein wichtiger Prüfpunkt.
Weshalb die Testprodukte im Kärcher-Labor auf die sieben Materialien aufgetragen werden. Abdecken verhindert das Verdunsten während der sechsstündigen Einwirkzeit. Besonders negativ fällt der Acrylreiniger von Rotweiß auf: Spannungsrisse auf der Oberfläche, die sogar zum Bruch führen – als einziger Teilnehmer im gesamten Testfeld.
Besondere Vorsicht ist beim Backofenspray geboten. Zwar wird es in Internetforen als Wundermittel zur Felgenreinigung angepriesen, bei Aluminium schlägt unser Experte aber Alarm: „Das Produkt reagiert sofort mit dem Material und greift es an. Darauf wird in der Anwendungsbeschreibung aber auch deutlich hingewiesen“, erklärt Frank Ritscher. Bei den Helmpolsterreinigern wird zusätzlich die Wiederanschmutzung überprüft. Da die Inhaltsstoffe nicht ausgespült werden, kann das Material nach der Reinigung schneller wieder anschmutzen. Empfindliche Nasen sollten starke Düfte und allergieauslösende Stoffe wie Celemene lieber vermeiden. Diese können nicht nur Haut und Schleimhäute reizen, sondern auch die Konzentration beim Fahren beeinträchtigen. Vor dem Kauf schadet ein Blick auf das Kleingedruckte also nicht.
In Konsumlaune ist der deutsche Verbraucher nämlich sogar bei Reinigungsmitteln. Laut einer Studie des Industrieverbands für Körperpflege und Waschmittel gibt er jährlich 211 Euro für die kleinen Helfer aus. Zum Vergleich berappt der Durchschnittseuropäer dafür gerade mal 173 Euro. Doch unser Labortest verdeutlicht: Qualität hat nicht immer ihren Preis.