Statistik zu Motorradunfällen 2019: Tötungsrisiko viermal so hoch

Motorrad-Unfallstatistik 2019 Tötungsrisiko viermal so hoch

Wenn Motorradfahrer Unfallverursacher sind, dann waren sie häufig zu schnell unterwegs. In den meisten Fällen sind aber auch Autofahrer an den Unfällen beteiligt. Und egal, ob der Motorradfahrer Schuld ist oder nicht, er ist am gefährdetsten.

Honda Goldwing im 100.000-Kilometer-Dauertest. Jens Möller-Töllner.
Motorrad Unfallstatistik 2019
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Im Folgenden verwenden wir den Begriff Motorradfahrer für alle Nutzer – Fahrer und Mitfahrer – von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen. Darunter fallen Nutzer von Motorrädern, Leichtkrafträdern, großen Roller sowie drei- und schweren vierrädrigen Kraftfahrzeugen. Versicherungspflichtige Zweiräder wie Mopeds, Mokicks, Mofas, S-Pedelecs sowie drei- und leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge werden im Folgenden als Kleinkrafträder bezeichnet.

542 tödlich verunglückte Motorradfahrer

2019 verunglückten 28.426 Motorradfahrer auf deutschen Straßen, wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts (Desatis) hervorgeht. Bei den Kleinkrafträdern zählten die Statistiker 2019 insgesamt 14.213 Unfälle. Im Vergleich zu 2018 ging die Zahl der 2019 verunglückten Motorradfahrer damit um 11,1 Prozent zurück, bei den Kleinkrafträdern ist es ein Minus von 5,8 Prozent. Ums Leben kamen 542 Motorradfahrer, 63 tödlich Verunglückte waren es mit einem Kleinkraftrad. Damit ging die Zahl der getöteten Kraftradfahrer um 12,4 Prozent zum Vorjahr zurück, die Zahl der Kleinkraftradfahrer um 19,2 Prozent.

Motorradfahrer besonders gefährdet

Was wir alle wissen, wird auch 2019 wieder durch die Unfallstatistik des Statistischen Bundesamts belegt: Motorradfahrer leben gefährlicher als anderer Verkehrsteilnehmer – und zwar, was das Verletzungsrisiko angeht als auch das Risiko, durch einen Unfall zu sterben. Bezogen auf 1.000 zugelassene Krafträder mit amtlichem Kennzeichen verunglückten im Jahr 2019 sechs Motorradfahrer. In der Pkw-Statistik kommen auf 1.000 Pkw fünf Verunglückte.

Auch das Risiko, bei Unfällen im Straßenverkehr tödlich verletzt zu werden, liegt höher: Zwölf getötete Motorradfahrer sind es je 100.000 Krafträder mit amtlichem Kennzeichen. Bei Pkw-Insassen sind es drei Getötete je 100.000 zugelassenen Fahrzeugen.

Tötungsrisiko mehr als viermal so hoch

4,4 Millionen Krafträder mit amtlichem Kennzeichen gab es 2019 in Deutschland. Pkw waren bundesweit 46,6 Millionen gemeldet. Das Risiko als Motorradfahrer getötet zu werden, war im Jahr 2019 also mehr als viermal so hoch wie das Risiko für Autofahrer. Allerdings hat dieses Risiko in den letzten Jahren nicht zugenommen. Bezogen auf den Bestand nahm das Risiko bei einem Verkehrsunfall zu sterben sogar ab.

Einen Überblick über das unfallgeschehen liefert der interaktive Unfallatlas.

Die meisten Unfälle im Juni

2019 waren die Monate mit den meisten Motorradunfällen der Juni mit 15,5 Prozent, der August mit 14,1 Prozent, der Juli mit 13,3 Prozent, gefolgt vom September mit 12,3 Prozent der Verunglückten. Im Januar verunglückten mit 1,1 Prozent die wenigsten Motorradfahrer.

Junge Fahrer besonders gefährdet

35,4 Prozent der verunglückten und 18,3 Prozent der getöteten Kraftradbenutzer waren im Alter von 15 bis 24 Jahren. Bezogen auf den Fahrzeugbestand bedeutet das: je 100.000 zugelassene Krafträder starben im vergangenen Jahr 71 Fahrer im Alter von 15 bis 24 Jahren. Davon waren 60 der Getöteten zwischen 18 und 24 Jahre jung. "Dies ist das Dreifache des Wertes bei den 25- bis 35-Jährigen, die gemessen am Bestand das zweithöchste Todesrisiko haben." In dieser Altersgruppe kamen im Jahr 2019 also insgesamt 23 Motorradfahrer ums Leben. So die Angaben des Statistischen Bundesamts.

Pkw ist häufigster Unfallgegner

31 Prozent der verunglückten und 27,4 Prozent der getöteten Motorradfahrer kamen bei Alleinunfällen zu Schaden, das heißt, es waren keine anderen Fahrzeuge oder Fußgänger beteiligt. Wenn hingegen andere Verkehrsteilnehmer an einem Motorradunfall beteiligt sind, handelt es sich in 80,8 Prozent der Fälle um ein Auto – so die Statistik zum Unfalljahr 2019. Bei 26.221 Zusammenstößen zwischen Auto und Kraftrad verunglückten 1.653 Pkw-Insassen und 22.036 Motorradfahrer. 93 Prozent der Unfallopfer waren also Kraftradfahrer oder -mitfahrer, wobei über die Hälfte, nämlich 68,3 Prozent dieser Unfälle von Pkw-Fahrern verursacht wurden.

Unfallursache Geschwindigkeit

Bei 22,2 Prozent der Unfälle mit Personenschaden attestiert die Polizei beteiligten Motorradfahrern eine "nicht angepasste Geschwindigkeit". Auch bei den Fahrern von Kleinkrafträdern war eine "nicht angepasste Geschwindigkeit" die häufigste Ursache bei Unfällen mit Personenschaden (12,6 Prozent). Mit 5,3 Prozent der Unfallbeteiligten standen sie außerdem, im Verhältnis zu anderen Fahrzeugführern, besonders häufig unter Alkoholeinfluss.

Jugendliche und Senioren auf Kleinkrafträdern

Auf Kleinkrafträdern verunglücken besonders häufig Jugendliche und Senioren: Zur Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen gehörten 24 Prozent aller verunglückten und 17,5 Prozent aller getöteten Fahrer und Mitfahrer von Kleinkrafträdern. 8,6 Prozent der verunglückten und 28,6 Prozent der tödlich verletzten Benutzer von Kleinkrafträdern waren 65 Jahre oder älter.

Fazit

Motorradfahrer sind die am gefährdetsten motorisierten Verkehrsteilnehmer– das ist nun wirklich nicht überraschend. Interressant ist die Unfallstatistik trotzdem jedes Jahr. Vor allem, wenn eine Erkenntnis immerhin die ist, dass die Zahl der getöteten Motorradfahrer um 12,4 Prozent zurück ging und die Zahl der verünglückten um 11,1 Prozent. Und das bei kontinuierlich steigenden Motorradneuzulassungen: 112.122 Neuzulassungen im Jahr 2019 stehen 107.534 Neuzulassungen von 2018 entgegen.

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