Das Konzept des Motors: aus den 80ern. Der V2 kam erstmalig in der – heutzutage sehr kultigen – TR1 zum Einsatz, später im Cruiser XV 1100. Dann: Vergaser. Braucht eigentlich niemand mehr. Und hey, nicht mal ABS! Ja geht’s noch? Na klar geht es. Auch mit wenig rekordverdächtigen 65 PS und einfach gestricktem Fahrwerk. Für Motorradfahrer, die eine kraftvolle Maschine ohne Schnickschnack mit aufrechter Sitzhaltung suchen, geht die Yamaha BT 1100 Bulldog sogar sehr gut. Yamaha selbst sagt: „Etliche dieser Leute fordern aber nicht unbedingt ein Motorrad mit einer extremen Leistungs- und Handlingscharakteristik.“ Die Zielgruppe wolle lieber ein traditionelles Motorrad mit ganz eigenständigem Charakter. Diese Aussagen sind von 2001, und die Marketingstrategen von Yamaha lagen damals bei ihrer sogenannten Zielgruppe grandios daneben. Sportlich-dynamische Naked Bikes bildeten nämlich die neue aufstrebenden Klasse.
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Yamaha BT 1100 Bulldog in der Gebrauchtberatung
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Die eher komfortable Yamaha BT 1100 Bulldog fuhr im Verkauf nur hinterher. Auch eine Modellpflege 2005 änderte daran nichts, 2006 war Schluss. Doch aktuell bringen die Hersteller wieder Maschinen, die an Traditionen anknüpfen und die den Fahrer entschleunigen sollen. Siehe Ducati Scrambler, siehe Moto Guzzi V7, siehe BMW R nineT, siehe Triumph Bonneville. Mit Erfolg. Und eigentlich liegt auch die Bulldog voll in diesem Trend. An dieser Stelle noch mal zitiertes Yamaha-Geschwurbel, anno 2001, aber diesmal treffend, warum sich eine Probefahrt mit der Bulldog lohne: „Fahrspaß ist ja bekanntlich die entscheidende Motivation zum Motorradfahren!“
Technische Daten Yamaha BT 1100 Bulldog
fact
Eher Ausflugs- als Reisemobil für zwei: Mitnahme möglich, aber auf Dauer unbequem - das hat sich auch über die Jahre nicht geändert.
Modellpflege
Die letzten beiden Bulldog-Baujahre (2005 und 2006) erkennt man leicht am neu gestalteten, aber unübersichtlicheren Multifunktions-Cockpit.
2002 Erstes Modelljahr – die ersten Maschinen (Typ RP05) sind bereits ab Oktober 2001 erhältlich. Farben: Blau, Schwarz, Silber. Preis: 16.781 Mark (8580 Euro).
2003 Neu: Zweifarblackierung Bronze-Silber. Preis: 8650 Euro.
2004 Neu: Dunkelblau-Silber, Bronze einfarbig. Preis: 8845 Euro.
2005 Modellpflege: ungeregelter Katalysator, modifizierte Auspuffanlage, Vergaser, Luftfilter, Zündbox (Anpassung an Euro-2-Norm), vordere Bremsen, Gabelbrücke, Tank, Sitzbank. Neu: Cockpit, Warnblinklicht, Wegfahrsperre. Farben: Rot, Schwarz, Silber-Blau; Preis: 8800 Euro.
2006 Letztes Jahr. Preis unverändert.
Marktsituation
MOTORRAD
Eine mittelhohe Verfügbarkeit auf dem Gebrauchtmarkt sorgt für günstige Preise. Dazu kommt, dass Yamaha die letzen Baujahre zu Schleuderpreisen rausgehauen hatte.
Das Verhältnis von gewerblichen und privaten Anbietern ist ungefähr fifty-fifty. Gebrauchthändler berichten, dass die Yamaha BT 1100 Bulldog bei ihnen ein gern gesehenes Modell sei, sofern gut gepflegt und kilometerarm. Dann ließe sich die Yamaha zwischen 3000 und 4500 Euro binnen weniger Tage verkaufen. Es gibt Liebhaber und einen treuen Fankreis – Schwarz geht immer, in Bronze ist sie beliebt, Modelle ab 2005 sind bei Kennern gefragter. Über 5000 Euro wird es aber schwer, schließlich wurden die letzten Baujahre kurz vor Einführung der Euro-3-Norm als Billigbikes zu Schleuderpreisen um 7000 Euro rausgehauen, und das ist auch schon fast wieder zehn Jahre her.
Seinerzeit entschieden sich für sie übrigens viele Wiedereinsteiger als Neukäufer, denen ABS schnuppe war. Typische Wiedereinsteiger von heute wollen hingegen nicht auf den elektronischen Bremshelfer und sonstige Assistenzsysteme verzichten und können mit angegrauter Vergasertechnik nicht viel anfangen. Sie fallen als Interessenten aus. Außer vielleicht clevere 48-PS-Einsteiger, die in einer gedrosselten Yamaha BT 1100 Bulldog eine gute Basis erkennen. Zu Recht. Mit entsprechendem Zubehör aufgepimpt, gilt dies übrigens auch für Tourenfahrer. Stilistische Fehlgriffe, etwa aggressive Streetfighter-Umbauten, sind peinlich und finden selbst für kleinstes Geld kaum einen Käufer.
Besichtigung
Eine typische Schwachstelle ist der Anlasserfreilauf. Sind hässliche Geräusche beim Starten zu hören, steht eine zirka 700 Euro teure Reparatur an. Das kann teilweise schon bei Laufleistungen um 20.000 Kilometer vorkommen. Alle 20.000 ist übrigens auch eine große Inspektion fällig, die schnell mal mit über 300 Euro zu Buche schlägt, weil neben Ventilspiel auch Lenkkopflager, Schwingenumlenkung und Federbein gecheckt werden. Bei Wartungsstau und ohne regelmäßige Fettung müssen die Lager mitunter schon bei weniger als 30.000 Kilometern ersetzt werden, und es fallen nervige Folgekosten an.
Also: Serviceheft prüfen! Beliebt sind wegen eines guten Sounds straßenzugelassene Nachrüst-Endschalldämpfer von BOS, Shark oder LeoVince und lassen sich auch anrechnen. Reine Schmuckmaßnahmen wie Miniblinker oder teilpolierte Felgen sowie kleinere Verbesserungen (z. B. progressive Gabelfedern) müssen bei Preisverhandlungen nicht berücksichtigt werden.
Wettbewerber
Yamaha
Simples Konzept: antrittstarker V2-Motor, gefälliges Äußeres, Kardan, aufrechte Sitzposition. Die Bulldog ist gut zum Relaxen.
BMW R 850 R
jkuenstle.de
BMW R 850 R.
Der „kleine“ Kardan-Roadster (71 PS, 1995 bis 2006) ist beinahe vergessen. Dabei gibt’s anständige Gebrauchte schon um 3000 Euro.
Ducati Monster 620
Rossen Gargolov
Ducati Monster 620.
Sportlich und mit Soul. Die von 2004 bis 2006 neu angebotene Ducati Monster 620 (63 PS) findet sich mit ca. 20.000 Kilometern für rund 2500 Euro.
Moto Guzzi Breva 1100
fact
Moto Guzzi Breva 1100.
Für gute Gebrauchte (2005 bis 2008) ist beim kleinen Angebot etwas Geduld gefragt. 86 PS, viel Seele und Fahrspaß. Ab 4000 Euro.
Suzuki GSX 750
Antrittstarke 86 PS, solider Reihenvierer. Die schlichte 750er (1998 bis 2001) ist aus zweiter Hand tipptopp ab 2000 Euro zu bekommen.