Yamaha Ténéré 700 World Raid Prototyp

Yamaha Ténéré 700 World Raid (Prototyp) Fast serienfertig

Lange Zeit war es still um den Prototypen Yamaha Ténéré 700 World Raid, der Nachfolger der Yamaha XT 660 Z Ténéré sein soll. Nun hat Yamaha ein neues Test-Projekt in die Wege geleitet und einige neue Infos preisgegeben.

Fast serienfertig Yamaha
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Auf der EICMA 2016 hatte Yamaha den Prototyp einer puristischen Enduro mit dem vorläufigen Modellnamen „T7“ gezeigt, den MOTORRAD im Laufe des Jahres 2017 dann auch Probe fahren durfte (siehe unten). Die Ténéré 700 World Raid, welche Yamaha auf der 2017er-EICMA aussstellte, ist einem Serienmotorrad schon deutlich näher gekommen – auch wenn der Hersteller immer noch auf das Etikett „Prototyp“ besteht. Eine reduzierte Sitzhöhe soll mehr Kunden für das Konzept begeistern können, und an der Straßentauglichkeit des Fahrwerks habe man außerdem gründlich gefeilt. Über die offensichtlichen Eckdaten hinaus (Zweizylinder-Motor aus der MT-07, Akrapovic-Auspuff, Upside-down-Gabel und Federbein) war ansonsten leider nicht viel in Erfahrung zu bringen.

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Nun verspricht Yamaha in den kommenden Wochen mehr über die Ténéré 700 World Raid preiszugeben. In der kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung hat der japanische Hersteller angekündigt, einige professionelle Fahrer auf eine ausgiebige Tour zu schicken, um den Prototypen zu testen. Mit dabei sind unter anderem Rodney Faggotter, Stephane Peterhansel, Adrien van Beveren, Nick Sanders, David Frétigné, Herbert Schwarz, Cristóbal Guerrero und Alessandro Botturi. Die Tour, die in Australien beginnt und über mehrere Etappen durch Marokko, Argentinien und Europa führt, wird dabei auf einer eigens dafür angelegten Website (world-raid.com) und in den sozialen Medien begleitet. Bleibt zu hoffen, dass die offizielle Ankündigung des Serienmodells nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Yamaha T7-Prototyp im Fahrbericht

Neunundneunzig. Sitzhöhe in Zentimetern. Das kann auch einen an opulente Reiseenduros gewöhnten 1,87-Meter-Mann zum Straucheln bringen. So jedenfalls jetzt beim Wenden auf einem leicht abschüssigen, schmalen Weg. Von der falschen Seite angedreht (peinlich, Anfängerfehler), kurz die Balance verloren, und das Motorrad kippt fast in Zeitlupe zur Seite. Der Fahrer hält dagegen. Eine leichte Sportenduro hätte er in dieser Situation im Griff gehabt, aber die Yamaha T7 mit ihren 175 Kilo (sagt zumindest Yamaha) drückt zu voller Schräglage runter, bums, da liegt sie. Da es sich um einen einzigartigen Prototyp handelt, ein Motorrad, das bisher nur wenige fahren durften, doppelt peinlich

Klasse Ergonomie und gutmütige Motorcharakteristik

Dabei lief zuvor im Gelände und auf der Landstraße alles glatt. Klasse Ergonomie, gutmütige Motorcharakteristik, das für eine Abenteuer-Enduro nahezu lächerliche Gewicht – all das vermittelt unmittelbar nach dem Losfahren großes Vertrauen in diese fremde Maschine. Spurstabil und fehlerverzeihend ballert sie mit einem Radstand von 1.555 Millimetern über zerfurchte Feldwegspuren, treckert mit gut dosierbarem Dampf steile Schotteranstiege hoch und wedelt auf schmalen Asphaltbändern kinderleicht ums Eck. Top! Nun gut, Malheure passieren im Enduroleben eben, und Yamaha betont, dass die auf Abenteuer und Sport getrimmte Konzeptmaschine so was auch locker wegstecken sollte. Zum Glück ist der Schalthebel schnell wieder zurechtgebogen, und die exklusive Probefahrt geht weiter. Beruhigender Hinweis für alle 1,87-Meter-und-kleiner-Menschen: Mit dieser radikalen Sitzhöhe wird die Yamaha T7, dann ihrem Erbe entsprechend sicherlich stolz mit Zusatztitel „Ténéré“, niemals auf den Markt kommen.

Video zum Fahrbericht der Yamaha T7:

Sitzhöhe beim Serienmodell nicht ganz so hoch

Der Prototyp wurde als Rallyemaschine aufgebaut, vorne führt eine feine Gabel aus Yamahas 450er-WR-Modellen, hinten dämpft ebenfalls ein ultrasportliches Federbein. Die Federwege sind weit länger als bei normalen Reiseenduros, aber mindestens 240 Millimeter vorn und 220 hinten wären für eine Version mit Straßenzulassung wünschenswert. Und der fürs Offroaden schmal konturierte Hochsitz der Yamaha T7 böte null Komfort bei weniger abenteuerlichen Touren, zu erwarten ergo: unter 90 Zentimeter Sitzhöhe.

Die goldene Mitte?

Aber genau hier fängt schon die Spekulation an: Was wird Yamaha auf die Räder stellen? Eine radikale Zweizylinder-Sportenduro oder eher eine Mittelklasse-Reisemaschine mit ordentlicher, aber nicht außerordentlicher Geländetauglichkeit? Vielleicht die goldene Mitte, also ein robustes Globetrotter-Bike, das nicht unbedingt Sozius plus vollgepackten Koffer-Topcase-Satz vertragen muss. Die Crossovermaschine Yamaha Tracer 700 etwa hat auch nur 171 Kilo Zuladung und wiegt unter 200 Kilo. Wenngleich sehr ambitioniert, könnte auch die neue T7 Ténéré ähnlich leicht ausfallen. Im Gegensatz zum rallyehaften Prototyp wird man aber auf günstige Massenproduktionsteile setzen müssen. Statt filigraner Enduroräder mit blau eloxierten Alu-Naben werden wohl konven­tionelle Drahtspeichenräder montiert werden. Der leichte Alu-Tank muss vermutlich einem Stahl- oder Kunststofffass weichen. Sollte eine reisetaugliche Reichweite von gut 400 Kilometern angestrebt werden, müsste er mindestens 16 Liter fassen – mehr als beim formschönen Tank der Yamaha T7. Statt zurzeit nur provisorisch zugeschnittener Karbonteile wird eine lackierte Verkleidung weiter aufs Gewicht drücken. Dazu noch Cockpit, Scheinwerfer, Blinker, ABS, ziemlich sicher eine zweite Bremsscheibe vorn sowie stabilerer Heckrahmen und Sitzbank für Soziusmitnahme und weitere alltagstaugliche Bauteile.Und wie viel ein für Offroad und Autobahn konzipierter (Doppelschleifen-)Rahmen auf die Waage bringt? Bleibt auch offen.

Preisgünstige Reiseenduro oder Rallyemaschine?

Was kaum verändert zum Einsatz kommen könnte, wäre der Motor. Der vom Mittelklasse-Hit MT-07 gut bekannte, kompakte und leichte Reihentwin reißt mit 75 PS gut an, liefert bei Geländefahrten sein Drehmoment breitbandig und narrensicher ab, ist sparsam und zuverlässig. Optimal. In Serie muss allerdings eine andere Auspuffanlage her als die durch kernigen Sound begeisternde Akrapovic-Sportanlage. Bei unserem exklusiven Treffen mit der Yamaha T7 haben wir die Maschine, befüllt mit ein paar Litern Benzin, gewogen: 185 Kilo. Sollte Yamaha aus diesem Prototyp nun eine preisgünstige Reiseenduro machen wollen, sprich: unter 10.000 Euro, sind die 200 Kilo wohl kaum zu halten. Realistisch sind wohl eher 210 bis 220 Kilo. Eine sportliche Rallyemaschine für Otto Normalendurist mit leichten, leckeren Teilen läge wohl eher in der Preisliga 11.500 Euro plus. Wir werden sehen. 2018 schon?

Baut unbedingt dieses Motorrad!

Zu einer Markteinführung schweigt man sich bei Yamaha aus. Schade, aber die Probefahrt geht weiter, keine Zeit zum Nachbohren. Ex-WM-Motocrosser Marco Dorsch prügelt nun die Yamaha T7 über den Kurs, springt meterweit, driftet und erklärt aufgeregt dem Yamaha-Mann: „Hinten etwas mehr Progression, aber ansonsten: Baut unbedingt dieses Motorrad!“ Auch Berufsglobetrotter Jo Deleker, der mit seiner über Zigtausend Offroadkilometer stolz ergrauten Einzylinder-Ténéré zum Fahrtermin anreiste, zeigt sich begeistert. Sollte die neue Ténéré ähnlich gute Fernreisequalitäten bieten, zumindest für Solisten, sich dann so athletisch fahren wie die T7, mit diesem tollen Motor, ja dann: „Yamaha, macht einfach!“.

Yamaha T7 Konzept auf der EICMA 2016

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