Zwischen Kanone und Kapelle ist der beste Platz. Dort reicht der Regen kaum mehr hin und die Aussicht noch gerade so. Zu sehen gibt’s momentan allerdings eh nichts – bis auf die Ski-Bettenburgen Breuil-Cervinias tief unter uns; künstlerisch kein besonders wertvolles Luftbild. Zwangspause in den Wolken eines Sommergewitters, an einer Gebirgskämpfer-Gedenkstätte auf der Südseite des Matterhorns. Zeit, um Karte und Notizen noch einmal zu studieren. Hier irgendwo muss sie liegen. „Exponierte Berghütte am Matterhorn... Rifugio Duca degli Abruzzi.“ Der Name, der Besessenheit auslöste. Damals, beim Zusammenspinnen dieser wahnwitzigen Liste der höchsten anfahrbaren Alpenziele. Als auf Platz vier, zwischen Ötztaler Gletscherstraße (2803 m) und La Bonette (2802 m), plötzlich dieses Rifugio auftauchte. Alle Fantasien drehten in den roten Bereich: Eine Hütte am Berg der Berge, 2802 Meter über Null! Mit einem Namen, als läge sie jenseits von Eboli. Die wollten wir sehen!
Nur scheint die Sache etwas komplizierter als im Ötztal oder an der Route des Grandes Alpes. „Über einen sieben Kilometer langen, geschotterten Privatweg zu erreichen!“ Da gibt es hier einige Möglichkeiten. Das Donnern wird schwächer, in Zeitlupe schiebt die Wolkenbank ab, lässt erste winzige Blicke auf den Eisriesen durchblitzen. Da! Da oben krallt sich der Pfad am Felsen fest. Kraxelt in klitzekleinen Serpentinen die Wand hinauf. Schmal, steil, unerbittlich. Mit den letzten Regentropfen starten wir. Ein paar Meter noch über tröstlichen Restasphalt, dann ausgewaschener Schotter, grobes Geröll und Kehren eng wie Hundehütten. „Bis zu 20 Prozent Steigung. Sehr anspruchsvoll.“ Übertrieben hatte die Liste nicht.
Ein heftiger Windstoß reißt die letzen Wolken vom Horn, riesig ragt es über uns auf. Wow! Wir sind viel näher dran als gedacht. Gänsehaut. Pioniergefühle. Noch eine Serpentine bis zur finalen Rampe, et voilà: Duca degli Abruzzi! Jahrelange Vision – direkt vor unseren Augen zerbröselt sie zur Bestätigung des famosen Helmut-Schmidt-Zitats: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Der Schuppen entpuppt sich als banaler, grauer Steinklotz mit dem Charisma eines Bottroper Buswartehäuschens. Geschlossen ist obendrein. Drei, vier Sekunden Ernüchterung, dann übernimmt die magische Kulisse Regie. Hellgrün schimmert hinter der Hütte ein atemberaubender Gletschersee. In tiefer Stille liegt er im Schnee am Fuß des Zackens. Fast arktisch treiben Eisbrocken darin, und rundum reihen sich bis zum Horizont die Viertausender des Alpenhauptkamms. Wir sind im Herzen der Höchsten angelangt – einer völlig entkoppelten Welt.
Blöd nur, dass der Weg hier endet. Weiter kommen nur Kniebundhosen. Ein letzter Blick; und noch einer, bis die Szenerie in den Rückspiegeln ver... – hoppla, fast den Lenker verrissen. Schluss jetzt, volle Konzentration auf die Abfahrt. Höhenmeter um Höhenmeter verglüht, immer surrealer wirkt die Erinnerung an die Eiszeit dort oben. Dann beginnen wieder der Asphalt, die Vege-tation und schließlich die Wärme des Südens. Nach 2200 Metern Sinkflug und 20 Grad Temperaturanstieg heißt es: back to life! Willkommen auf der Erde, im hektischen Treiben des Aostatals. Seit Jahrhunderten Haupttraverse der Westalpen, Auffangstation von Montblanc- und St.-Bernhard-Tunnel sowie der grenzüberschreitenden Pässe zwischen Frankreich und Italien. Autobahn, Schnellstraße, Schiene, Fluss – ein einziges lärmendes Gewusel. Und über allem der Geruch nach hoch verdichtetem Leben. Droben in den Eisstadien riecht’s ja streng genommen nach nichts.
Schnell weg. Wohin, ist klar: Courmayeur. Die nächste Kontaktfläche zu alpinen Superlativen. Auf Nebenstraßen lernen wir den Hinterhof des steinreichen Aostatals kennen: rostende Autowracks neben verfallenen Häusern, Bergorte, in denen kaum jemand wohnt. Sichtbare Armut und Abwanderung – runter in den Hexenkessel an der Dora Baltea. La Saxe, stopp! Das ist sie: die Schlüsselstelle zum Montblanc. Auf der Generalkarte in kaum mehr erkennbarem Dünnweiß verzeichnet, marschiert ein winziges Sträßchen fast auf Nabelhöhe des mächtigsten Alpengipfels durchs wundervolle Val Veny. Verhältnismäßig unscheinbare 2180 Höhenmeter erklimmend und auf dem allerletzten Listenplatz, doch kommt man dem Weißen Riesen per Motorrad nirgendwo näher. En passant präsentiert er seine Gletscher am Straßenrand, „nach zehn Kilometern Asphalt ist allerdings Schluss. Zum Rifugio Elisabetta geht‘s nur noch per Pedal oder pedes.“ Wegen eines Erdrutsches ist die Passage über den Giro del Monte Bianco gesperrt. Erdrutsch – naja, schon irgendwie. Aber da käme sogar ‘ne Gold Wing samt Anhänger drüber. Okay, nur mal kurz um die Ecke spicken. Ein, zwei Kilometer.

Dann passiert’s: Wanderer! Au Backe. Der enduristische Albtraum! Wir mitten auf dem Sentiero Alpino, und die Stöcke unerbittlich heranklickend. Einfach so tun, als wären wir gar nicht da. In den Gebirgsbach gucken oder irgendwas am Moped rumfummeln. Klick, klick-klick, klick – gleich sind sie da. „Buon giorno“, schreit der Erste, wir ziehen die Köpfe ein, „wie geht’s?“ Das Unfassbare geschieht: Die Wandercombo outet sich als vergnügte italienische Großfamilie, die auch viel lieber motorradeln statt latschen würde.
Ermutigend angesichts des nun folgenden komplizierteren Terrains – der guten alten Schweiz. Wo wir nicht ganz sicher sind, ob unsere abwegigen Höheninteressen in tollen Perspektiven oder Sicherheitsverwahrung enden.
Noch unverfänglich: der Große Sankt Bernhard. Platz 33, 2469 Meter hoch: „37 Kehren, 78 Kilometer und ein Pass, den schon die Römer kannten. Oben Hospiz mit Hundegebell, unten Tunnel und Maut abstecken.“ Tunnel – no way! Mögen die weichen Stollen noch so erbarmungswürdig durch die weiten Teerschleifen eiern: keine Westalpenüberquerung ohne den ehrwürdigen Altvorderen. Am Scheitel Begegnungen mit einem der letzten Grenzposten und der letzten Nationalwährung der Alpen.
Schon auf der Nordabfahrt lockt die erste Versuchung. Vom Berghang jenseits des Lac des Toules zwinkert ein Gipfelkreuz. Offensichtlich erreichbar. Kein Listenplatz, einfach nur schön. An der Staumauer beginnt das Gekletter, hoch zu den Wiesen, mittendrin eine Alm – und der Weg stracks mittendurch. Das war’s vermutlich. „Ah, les moteurs“, ruft der Bauer. Ein Typ wie aus dem Heimatmuseum: Pfeife im Gesicht, Fellhorn um den Leib, ein paar Schuhe, die auch als Wassermelonen durchgingen. Er schlurft zum Weidezaun, öffnet ihn, winkt uns ohne eine Miene zu verziehen durch. Nein, stören würden wir hier keinen. Sollten nur immer ordentlich die Zäune schließen. Außerdem gäb‘s bei ihm Käse zu kaufen. Unser Schweizbild emsig revidierend setzen wir die kleine Himmelfahrt fort. Sie endet an einem Stall mit obligatorischer Badewanne. Zehn Schritte entfernt das Gipfelkreuz, drei Schritte weiter die senkrecht in den See stürzende Felsflanke. Völlig geräuschlos und ameisenklein krabbelt unten der Grenzverkehr, gegenüber funkelt das mächtige Massiv des Grand Combin. Genau aus solchen Perspektiven ist die Sucht nach Höhenmetern gemacht.

Droge Berg, wir sind drauf. Rutschen parallel zum St. Bernhard hinab ins Val d’Entremont. Finden zwischen alten Walliser Holzhäusern und Feldscheunen eine Verbindung ins Val de Bagne, das Übergänge in die Hochflächen der Skireviere um Verbier verspricht. Mit den Listenplätzen 53, 83 und 97 äußerst prominente Ziele. Doch dann taucht etwas anderes auf. Ein handgemaltes Schild: „Cabane Brunet ouvert.“ Was immer das sein mag – offen ist es. Verbier kann warten. Man soll’s ja nehmen, das Leben, wie’s einem vors Vorderrad kommt. Und es kommt gut. Fast schwerelos stauben wir den ausgeschilderten Weg entlang, durch Tannenwälder und Wiesen, gemustert von rabenschwarzen Kühen, an deren Hälsen kirchturmtaugliche Glocken baumeln. Scheinbar ohne an Höhe zu gewinnen führt der Flug über feinen, gut gewalzten Split, bis unvermittelt hinter einer Kuppe die Spitzen der Viertausender doch wieder auftauchen. Sanft schimmernd im wolkenverhangenen Abendlicht. Aus dem Schornstein der Cabane steigt Rauch. Grobe Holztische und eine Gas Gas vor der Tür. Stockbetten und Spaghetti im Angebot – hier bleiben wir. „Tout est silence“ steht am Gipfelkreuz hinter der Hütte. Und tatsächlich scheint die Stille fast greifbar.
ZUM FRÜHSTÜCK GIBT Es SCHWARZBROT, Himbeer-marmelade, ein großes Stück Käse und zwei blaue Löcher am Himmel. Neben uns brummt die Eistruhe, in der Küche trällert ein Radio französische Chansons, und die Wirtin bringt den Wetterbericht von 5.41 Uhr. Sieht nicht schlecht aus, nachdem es die ganze Nacht geschüttet hat. Die Frage, wie denn die Rechtslage auf den hiesigen Wirtschaftswegen sei, beantwortet die Mittfünfzigerin lachend: „Wer hier fahren kann und sich benimmt, der darf es auch. Per Auto, Motorrad oder Camion.“ Nur die Wanderwege seien strikt gesperrt.
Also weiter ins Skigebiet: Les Ruinettes, Croix de Coeur und Lac de Cleuson. Auf aussichtsreicher Halbhöhenlage tasten wir uns bis knapp unter den Mont Gelé – ja, der Berg heißt wirklich so. Nur wirklich gut ist’s nicht mehr. Kahle Hochflächen, Wiesen und Gipfel gezeichnet vom winterlichen Brettlzirkus. Planier-raupen dröhnen auf Schlammpisten zwischen Liftanlagen, die Orte darunter verwaist. Höhe allein bringt’s offensichtlich doch nicht. In Hérémence, der einzig verbliebenen schönen Ortschaft der Gegend, halten wir Kriegsrat. Die Skigebiete werden gestrichen, die Innerschweiz auf später verschoben. Zurück ins Aostatal und den französischen Granden entgegen.
Als Startbahn empfiehlt sich der versteckte Colle de San Carlo. In hochgenialen Schleifen fädelt er quasi durch die Hintertür am Kleinen St. Bernhard ein, der mit 2188 Metern Platz 96 belegt. Ein Nebenschauplatz liegt fast am Weg: Mont Belvedere (2641 Meter, Platz 14). Doch nach drei schweißtriefend durchfrästen Altschneefeldern werfen wir das Handtuch. Ende Juni heißt an den Nordhängen eben noch lange nicht Sommer.
Unter dem Schutz der mächtigen Statue des Heiligen Bernhard von Menthon geht‘s mit glühenden Bremsscheiben in schier endloser Abfahrt von der verwaisten Grenze nach Bourg-Saint-Maurice. „Schmales Asphaltband. Randsicherungen? Keine! Also aufgepasst, Sportsfreunde: lernt die Bilderbuchlandschaft bloß nicht näher kennen, als Euch lieb ist.“ Wie befreit feiern wir nach der ziellosen Schufterei am Belvedere die Errungenschaften der Teerwelt: tiefe Kraxelei, staubfreie Sicht und endlich mal wieder richtig Tempo. In nicht mehr zu bremsender Euphorie fällt kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch der Col de l’Iseran. 2770 Meter hoher „Seealpen-Klassiker auf dem Weg ans Mittelmeer. Landschaftlich großes Kino“. Oben allerdings nur noch grauer Fels, pfeifende Murmeltiere, sonst nichts. Wir sind die Letzten. Ziehen alles an, was irgendwie warm hält, ducken uns vor dem Wind, der beißend in die Crosshelme packt. Bis uns bei Brinaçon im Vallée de la Clarée eine romantische Zeltwiese auffängt. Umgeben von Eseln und Schafen, brüllend, blökend – egal. Wir kriegen nichts mehr davon mit, schlafen zwölf Stunden am Stück.
Anderntags werden die Karten noch mal neu aufgelegt. Wir sind im Auge des Hurrikans. Was in den Westalpen Rang und Namen hat, sammelt sich im Radius von 50 Kilometern um Briancon, mit 1346 Metern höchstgelegene Stadt Europas. Entsprechend dicht das Netz ranghöchster Listenplätze. Viele davon Überbleibsel aus Weltkriegszeiten, als Franzosen und Italiener sich hier erbittert bekämpften. Bis in äußerste Gebirgsregionen legte man Pisten an, grub Tunnels, mauerte Festungen. Ein ganzer Nudeltopf alter Militärstraßen klebt auf dem Grenzkamm zusammen. Manche befahrbar, andere verfallen und strikt, sogar unter Strafandrohung gesperrt. Wie auch die einstige Nummer 1, das Gipfelfort auf dem Mont Chaberton. Sensationelle 3136 Meter über Null. Stammtischlegende alternder Helden. „Der Berg! 70 Kehren, bis zu 20 Prozent Steigung. Challenge für lebensverachtende Enduristen.“ Die Behörden haben die Sache beendet, der Chaberton ist definitiv zu! Und streng genommen braucht ihn auch keiner. Wer will, fährt sich in dieser Gegend auch ohne Schotter-Harakiri in die Charts: Galibier, Izoard, Granon, Cayolle, dell‘Agnello...
Auch wenn wir schon taumeln: Der Eine muss noch sein. Über die Route des Grandes Alpes schwingen wir in den Süden hinab und dann gefühlte Stunden nur bergauf. Kurven und Kehren nehmen kein Ende, die Unwirtlichkeit jenseits der Vegetationsgrenze wirkt krasser als anderswo. Der Höhenmesser zeigt langsame, aber kontinuierliche Steigung, und im Westen braut sich das nächste Sommergewitter zusammen. 2600, 2700, 2750 Meter, jetzt noch die Schleife, ein letztes Stück zu Fuß. Bis uns ein gewaltiges 360-Grad-Panorama scheinbar alle Gipfel zwischen Montblanc und Mittelmeer zu Füßen legt. 2862 Meter über Null. Wir sind auf dem Gipfel des La Bonette, 60 Meter tiefer: der höchste Alpenpass überhaupt.
Was jetzt? Noch 250 Kilometer bis zum Meer. Die ersten dicken Tropfen fallen. Wir ziehen die Liste raus, lesen all das Ungefahrene: Großglockner, Platz 21, „wovon schon unsere Großeltern träumten“. Stilfser Joch, „König der Alpen“, platsch, „87 Kehren. Man hat schon Ducatis zurücksetzen sehen“. Oder „die schöne Sella“, klatsch, „beste Runde der Ostalpen“. Vielleicht sollten wir mit dem Schiff nach Rijeka übersetzen und von Osten her ganz von vorn beginnen? Die Blätter drohen zu zer-stieben. Droge Berg! Einmal drauf, für immer in ihren Fängen.
Infos
Es braucht nicht zwingend eine Enduro, um zwischen Matterhorn, Montblanc und La Bonette das maximale Alpen-Feeling zu erleben. Bereits auf Asphalt gehts in hochkarätige Gipfelregionen, und manche geniale Schotterstrecke ist auch für Straßenmotorräder machbar.
Anreise Ins Terrain der großen Westalpenpässe gelangt man über die Westschweiz oder (von Osten her) über Mailand/Turin. Variante eins führt von der A 5 (Karlsruhe–Basel) über die Schweizer A 1 und A 12 nach Lausanne und von dort per A 9 zur Schlüsselstelle am Aufstieg zum Großen St. Bernhard in Martigny. Die Ostroute nimmt hinter Mailand Kurs auf die A 3/4 ins Aostatal, welches sich prima als Standort für den nördlichen Teil der Tour eignet. Wer Zeit hat, fährt freilich Landstraße und nimmt gleich ein paar Pässe mit.
Reisezeit Die optimale Reisezeit für die extrem hoch gelegenen Wege der Alpen umfasst nur wenige Wochen. So ist der höchste Straßenpass, La Bonette, mitunter nur von Juli bis Mitte September schneefrei. Je tiefer und südlicher man ansetzt, desto weiter dehnt sich das Zeitfenster Richtung Juni und Oktober aus. Wobei in diesen Randzonen mit instabilen und kühlen Wetterlagen gerechnet werden muss. Im Juni zählt ein Gewitter fast zum Tagesprogramm. Dafür herrscht deutlich weniger Trubel als in den Ferienmonaten Juli und August.
Übernachten Wer besonders bergverbunden übernachten will, findet vor allem im Aostatal und seinen Stichtälern zum Nationalpark Gran Paradiso sehr schöne Campingplätze. Zum Beispiel am Ende des Val Savarenche auf luftigen 1800 Höhenmetern. Stilvolle Zimmer in alten Walliser Holzhäusern gibt es dagegen auf der Schweizer Seite des Alpenkamms. Unzählige Möglichkeiten bieten dort die Täler Val d’Anniviers und Val d’Hérens. Sie liegen quasi im touristischen Windschatten der Mega-(Wintersport-)Reviere rund um Zermatt und Verbier. Viele Hütten und Chalets sind dort auch wochenweise als Feriendomizile zu mieten. Wer auf Komfort verzichten kann, sollte mal eine Berghütte wie die Cabane Brunet ins Auge fassen. Es gibt zwar oft nur Mehrbettzimmer mit Stockbetten und ein einfaches Tagesgericht, aber näher kann man dem urigen Bergleben kaum rücken. Um die 40 Euro inklusive Abendessen und Frühstück kostet der Spaß pro Person. Auf Wanderrouten gelegene Hütten überlässt man während der Saison fairerweise der Hauptzielgruppe.
Orientierung Trotz zunehmenden Trends zur GPS-Navigation kamen auf dieser Tour gute, alte Papierkarten zum Einsatz. Unserer Meinung nach noch immer die schnellste, einfachste und sicherste Orientierungshilfe – vor allem Offroad. Beste Begleiter waren für Italien und die Schweiz die Generalkarte „Italien“, Blatt Nr. 1, und in Frankreich das Michelin-Blatt Nr. 523 „Französische Alpen“. Beide in 1:200000 für je 7,50 Euro. Schotterausflüge wurden mit jeweils vor Ort gekauften 1:50000er-Wanderkarten ausgearbeitet. Teurer Stoff, aber hochpräzise. Literarisches Basiswerk für Pässe-Fetischisten ist der schwergewichtige Denzel-Alpenstraßenführer für 36 Euro.
Das Motorrad Große Nachricht für kleine Leute: Es gibt sie, die Leichtenduro mit Bodenkontakt. Bei dieser Tour kam eine modifizierte KTM 400 EXC Racing, Baujahr 2006, zum Einsatz. Da die serienmäßigen Federwege (295/320 mm vorn/hinten) fürs Endurowandern mehr als genug sind, wurden sie zugunsten der Sitzhöhe gekappt: statt luftiger 925 Millimeter hatte diese EXC nur 825. Was sich zwar als etwas zu viel des Guten und nachteilig fürs Handling erwies, trotzdem hatten wir mit dem nur 114 Kilogramm schweren Hüpfer leichtes Spiel. Fünf Zentimeter Entgegenkommen wären bei einem Körpermaß von 1,60 Meter vermutlich ideal. Umbaukosten ab etwa 300 Euro. Info: Road Star Motorcycles, 90763 Fürth, Telefon 0911/974787; www.roadstar-motorcycles.de. Und noch was: Nach einjähriger Abwesenheit taucht die 400er 2009 wieder im KTM-Programm auf. Als sanfte Abrundung nach unten. Gut so!
Reisedauer: 6 Tage
Gefahrene Strecke: zirka 1000 Kilometer