Nur 100 Kilometer sind es bis San Juan del Sur, einem kleinen Ort direkt am Meer. Ich fahre kurz durch den Ort und checke in einem Hostel mit Meerblick ein, sieben Dollar pro Nacht sind fair.
Nur 100 Kilometer sind es bis San Juan del Sur, einem kleinen Ort direkt am Meer. Ich fahre kurz durch den Ort und checke in einem Hostel mit Meerblick ein, sieben Dollar pro Nacht sind fair.
Es dauert nicht lange, und ich lerne zwei amerikanische Mädels kennen. Beth und Ava sind äußerst nett, wir verstehen uns auf Anhieb gut, unterhalten uns lange und gehen abends essen. Später sitzen wir vor dem Hostel, Ava hat ihre Ukulele dabei und spielt ein paar Songs, die sie selbst geschrieben hat.
Beth singt mit und ich bin schwer beeindruckt, denn es klingt erstaunlich gut; die Melodien sind klasse und die beiden ein tolles Team, obwohl sie erst seit ein paar Monaten zusammen singen. Dass sie gut sind, merkt auch „Bongo“ (so nennt er sich), ein amerikanischer Musiker, der auch als Doppelgänger von Dustin Hoffman arbeiten könnte. Er lebt seit 12 Jahren in Costa Rica, reist gerade durch Nicaragua und war 40 Jahre im Musik-Business. Er trinkt gerade ein Bier mit einem Bekannten, hört die beiden Mädels singen und setzt sich zu uns. Früher hat Bongo für 300 Dollar pro Stunde gespielt, heute trommelt er für zehn Dollar am Abend, nicht weil er es nötig hätte, sondern weil es ihm Spaß macht. Nun ja, der Abend wird lang, die Mädels singen und spielen, das Bier fließt und die Stimmung ist toll. Bongo spielt morgen Abend mit einer Band in einer Kneipe, ein paar hundert Meter weiter; und gemeinsam schaffen wir es die Mädels zu überreden, in der Pause drei ihrer eigenen Songs zu spielen – das erste Mal vor Publikum. Klare Sache: Ich bleibe morgen auch noch hier, obwohl ich eigentlich los wollte.
Samstag, 13. Oktober 2012
Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich auf einem Surfbrett! Obwohl, das stimmt nicht, ich liege darauf und kraule seit etwa 15 Minuten mehr oder weniger hilflos in der Brandung umher. Und ich merke, dass ich in den letzten vier Monaten keinen Sport gemacht habe. Und die letzten Jahre davor auch nicht viel. Schon nach kurzer Zeit habe ich keine Kraft mehr in den Armen, das ständige Rausschwimmen strengt tierisch an. Das hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Das Brett ist so instabil, dass ich wahrscheinlich mehrere Tage bräuchte, um wenigstens kurz aufzustehen und ein paar Meter zu surfen. Egal, es macht trotzdem Spaß und nach einiger Zeit fegen mich die Wellen auch nicht mehr vom Brett. San Juan del Sur ist Ausgangspunkt zu mehreren Stränden bzw. Buchten, die fürs Surfen gut geeignet sind. (Während man auf Utila nur Tauchen und Trinken konnte, kann man hier nur Surfen und Trinken.) Beth und Ava haben die Tour gestern gebucht und weil ich sowieso nichts vorhatte, bin ich mitgefahren. Bis heute wusste ich auch nicht, dass Nicaragua als eines der besten Surf-Reviere der Welt gilt und erst vor einigen Wochen hier irgendwelche Meisterschaften ausgetragen wurden.
Es ist heiß, die Sonne steht fast im Zenit und selbst am Strand geht nur eine schwache Brise. Beth und ich wechseln uns mit dem Brett ab, einer bleibt immer bei den Klamotten. Die Hostel-Chefin hatte uns gewarnt, kein Gepäck alleine liegen zu lassen, weil hier oft geklaut wird. Daher habe ich auch keine Kamera mitgenommen und kann leider keine Bilder zeigen. Ava kann ziemlich gut surfen und macht ihr Ding weiter draußen. Am Strand stehen ein paar Hütten und kleine Bars mit Palmendächern, die Cocktails und Sandwiches verkaufen. Wie überall an solchen Stränden, egal in welchem Land, läuft Bob Marley – haben die nichts anderes?