Panamericana 2012: Unterwegs von Alaska nach Feuerland

Panamericana 2012: Unterwegs von Alaska nach Feuerland Panamericana 2012: Unterwegs nach Guadalajara

Nach zehrenden Fahrten duch die Baja California geht es mit der Fähre zurück ans Festland. Neues Ziel: Guadalajara.

Panamericana 2012: Unterwegs nach Guadalajara Heerwagen

Montag, 10. September

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Clubhotel Cantamar in La Paz. Ratet, in welchen Zimmern wir sind.

Morgen verlassen wir die Baja California und wollen mit der Fähre zum Festland übersetzen. Während der Fahrt von Cabo San Lucas nach La Paz regnet es hin und wieder kräftig, wir freuen uns, dass es endlich weniger als 33 Grad Celsius hat. In den Bergen fällt das Thermometer auf angenehme 25 Grad. Wir brauchen rund drei Stunden bis nach La Paz, das Navi leitet uns zum Fährhafen, etwa 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Wir haben uns extra beeilt und sind früh losgefahren, um heute noch den nötigen Papierkram für die Motorräder zu erledigen.

Es ist 16 Uhr, leider ist das Büro schon seit einer Stunde geschlossen. Nicht schlimm, die Fähre geht morgen erst 14.30 Uhr, davor bleibt genug Zeit. Ganz in der Nähe des Fährhafens, keine 500 Meter entfernt, gibt es ein Hotel, das von außen so aussieht, als wäre es nicht in unserer Preisklasse. Wir haben keine Lust, in die Stadt zurück zu fahren, außerdem wäre es äußerst bequem, gleich morgen früh für den Papierkram ohne Gepäck vom Hotel zum Büro zu fahren.

Mark fragt nach dem Preis und mit umgerechnet 20 Dollar pro Person ist es deutlich günstiger als erwartet. Das Club-Hotel Cantamar ist hauptsächlich Ausgangspunkt für Tauch- und Angeltouren, dementsprechend sind auch einige amerikanische Angler hier mit denen wir uns abends etwas unterhalten. Der größte Marlin den sie heute gefangen haben wog 150 Kilogramm, die Filets nehmen sie mit nach Hause nach Texas. Wir trinken Bier an der Poolbar, essen auf der Terrasse über dem Meer – der letzte Abend auf der Baja ist noch einmal richtig schön.

Dienstag, 11. September

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Warten auf die Abfertigung vor der Fähre.

Bereits um 8.30 Uhr stehen wir am Schalter, um unsere Motorräder nun offiziell vorübergehend nach Mexiko zu importieren. Für die Baja California war das nicht nötig, also machen wir es hier. Die junge Frau hinter dem Schalter spricht etwas Englisch, sagt uns, welche Papiere sie braucht und dass wir gleich nebenan ein paar Kopien davon machen sollen. Reisepass, Touristenkarte, Fahrzeugschein – mehr braucht sie nicht. Alles geht recht schnell, sie hackt die Daten in ihren Computer, kassiert 44 Dollar und bemerkt sogar, dass die Yamaha nicht auf mich zugelassen ist. Ich zücke die in Spanisch übersetzte Vollmacht, mache davon noch eine Kopie und sie ist zufrieden.

Für Fahrzeuge die jünger sind als Baujahr 2007 wird eine Art Kaution in Höhe von 400 US-Dollar fällig, die per Kreditkarte hinterlegt wird. Bei älteren Fahrzeugen sind es 300 bzw. 200 Dollar, je nach Baujahr. Bei der Ausreise aus Mexiko wird das Fahrzeug „ausgestempelt“ und die Kaution wieder gutgeschrieben. Bei der Gelegenheit noch ein Tipp: Vor längeren Auslandsreisen sollte das Kreditkartenlimit angehoben werden! Ich hatte das vergessen und da ich mein relativ niedriges Limit diesen Monat beinahe ausgeschöpft hatte, konnte ich die Kaution nicht mit meiner Kreditkarte von der Sparkasse hinterlegen – obwohl genug Geld auf dem Konto ist.  Mit der DKB-Karte ging es zum Glück problemlos, auch ein Grund, lieber zwei Kreditkarten dabei zu haben.

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Die Zeit totschlagen: sechs Stunden auf der Fähre.

Nach einer Stunde hat jeder von uns seine Dokumente und das Fährticket in der Tasche. Von La Paz aus geht es entweder nach Topolobampo oder Mazatlan. Da wir keine Lust haben, 16 Stunden auf der Fähre nach Mazatlan zu verbringen und lieber etwas länger Motorrad fahren, buchen wir die Etappe nach Topolobampo – das sind nur sechs Stunden Fahrt.

Wir lesen, lungern herum und warten auf die Abfahrt. Ich bestaune die Hafen-Arbeiter, die mit ihren Rangier-Zugmaschinen die LKW-Auflieger mit einem Affenzahn rückwärts eine steile Rampe hochrangieren und zwischen den einzelnen Aufliegern keine 30 Zentimeter Platz lassen. Wirklich beeindruckend.

Für die nächsten sechs bis acht Stunden ist die ziemlich modern aussehende „California Star“ unser Schiff. Nur wenige Passagiere fahren mit, die meisten sind LKW-Fahrer. Zu Beginn quält uns eine der Mitarbeiterinnen mit einer etwa einstündigen, sehr lauten und nicht besonders guten Karaoke-Einlage.

Ich schreibe meinen Blog bis der Laptop-Akku schlapp macht, lese danach Charles Bukowski, höre zwischendurch Musik – irgendwie vertreiben wir uns die Zeit.

In Topolobampo müssen wir warten, bis alle LKW das Schiff verlassen haben. Das dauert fast eine Stunde, mittlerweile ist es dunkel, wir sind müde und wollen so schnell wie möglich in ein Hotel. Wir finden eins ganz in der Nähe und fallen erschöpft in die Betten.

Mittwoch, 12. September

Mark Atley macht sich heute allein auf den Weg nach Guadalajara, seine Freundin wartet dort auf ihn und er möchte ein paar Tage mit ihr verbringen. Matt, Ferg und ich werden eine andere Route durch die Berge nehmen und in ein paar Tagen in Guadalajara ankommen. Auf relativ guten Straßen geht es Richtung Mazatlan, das knapp 400 Kilometer südlich von uns liegt. Es ist noch immer sehr warm, aber schon deutlich angenehmer als auf der Baja. Endlich sehen wir wieder sattes Grün, die üppige Vegetation rechts und links der Straße sieht so aus, als wenn es hier häufig regnet.

Hin und wieder passieren wir Militär-Kontrollen, bei denen uns die gelangweilten, sehr jungen Soldaten aber einfach immer durchwinken. An dieser Stelle ein paar Worte zum Verkehr in Mexiko. Individualverkehr trifft es wohl am besten, im Sinne von: jeder fährt, wie er will. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden natürlich missachtet und nicht selten um mehr als das Doppelte überschritten. Auf einem Abschnitt fahre ich in einer 50er-Zone knapp 90 – und werde von der Polizei überholt, die noch deutlich schneller unterwegs ist! Ohne Blaulicht, also wohl nicht im Einsatz. Dazu muss ich sagen, dass die meisten Geschwindigkeitsvorgaben völlig sinnlos sind.

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Aussichtspunkt zwischen Mazatlan und Durango.

Viele 60-Zonen, sogar 40-Zonen gibt’s oft, sogar auf Landstraßen. Wenn wir uns daran halten würden, wäre es deutlich gefährlicher für uns, da alle anderen waghalsig überholen würden. Also passen wir uns dem mexikanischen Fahrstil an. Zwar stehen in regelmäßigen Abständen große Schilder am Straßenrand, die auf die Gurtpflicht hinweisen, trotzdem schnallen sich bestimmt 90 Prozent der Mexikaner nicht an.

Wie die Fahrer so die Autos. Fehlende oder abgerissene Radbolzen, keine Bremslichter, kaputte oder fehlende Rücklichter – völlig normal hier. Ich staune nicht schlecht, als ich an der Tankstelle einen LKW mit dreiachsigem Auflieger sehe, an dem rechts aber nur zwei Räder montiert sind. Das dritte fehlt.

Am frühen Abend suchen wir uns ein Hotel, das schlecht, aber trotzdem nicht günstig ist.

Donnerstag, 13. September

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Noch nicht über den Wolken, aber nah dran.

Matt hat gestern Abend mit ein paar Mexikanern Bier getrunken, und alle haben ihm empfohlen, von Mazatlan nach Durango zu fahren. Wir sehen uns auf dem Navi die Strecke an und wissen warum: Die Linie geht kaum ein Stück geradeaus, überall sind Kurven und scharfe Zacken auf der Route. Perfekt. Die Strecke entpuppt sich tatsächlich als eine der schönsten, die ich bislang während der Tour gefahren bin. Von Meereshöhe in Mazatlan windet sich die Straße bis auf über 2800 Meter in die Höhe. Bestimmt hundert Kilometer lang reiht sich eine Kurve an die andere.

Die Straße ist eng und nicht ganz ungefährlich. Viele LKW quälen sich langsam den Berg herauf, überholen ist heikel, denn eine Kurve folgt der nächsten und wir sehen kaum, was sich hinter der nächsten verbirgt. Oft sind die Kurven so eng, dass die Trucker davor weit ausholen und die Gegenfahrbahn mitbenutzen. Mehr als einmal wird es etwas eng; als ich die GoPro-Kamera von Matt an meinem Helm habe, filme ich auch, wie mir ein Kleintransporter auf meiner Spur ziemlich zügig entgegenkommt. Klingt aber alles schlimmer als es ist. Hin und wieder halten wir an kleinen Aussichtsplätzen und genießen den Blick über die dicht bewachsenen Täler, über denen die Wolken hängen. Bei einem der Stopps sieht Matt eine Schlange im Gras verschwinden, und ich, wie ein Mexikaner aus seiner Hütte kommt, seine Pistole durchlädt und sich in die Jacke steckt.

Nicht nur die Landschaft ist wunderschön, bei etwa 20 Grad Celsius müssen wir endlich nicht mehr schwitzen und können viel entspannter fahren. Gegen Abend erreichen wir La Ciudad, ein Dorf mit zerfallenen Häusern und ein paar Hütten. Aus fast jedem Schornstein steigt Rauch auf, wir sehen viele Mexikaner mit Wurzeln oder Ästen auf dem Arm – hier wird noch komplett mit Holz geheizt und gekocht. Und das riecht man. Der Geruch und die Rauchschwaden der Holzfeuer liegen über dem ganzen Dorf, die Sonne scheint ab und zu durch die Wolken und verleiht der Szenerie etwas Gespenstisches. Wir fragen ein paar Jugendliche nach einem Hotel, können es aber nicht finden und fragen ein paar Erwachsene die an einer Mauer lehnen und rauchen.

Einer deutet mit dem Finger auf die andere Straßenseite und ich kann erst kaum glauben, dass das ein Hotel sei soll. Ein heruntergekommenes Holzhaus, die weiße und blaue Farbe bröselt von den Balken, vergitterte Fenster – alles nicht sehr einladend. Matt sieht sich die Sache an, kommt zurück und sieht nicht begeistert aus. Er sagt nur „Bottom“, schlechter geht’s also nicht. Doch wir haben kaum eine Wahl, es wird langsam dunkel und bis zur nächstgrößeren Stadt ist es weit. Also zahlen wir, ich sehe mein Zimmer und bin nicht begeistert, aber auch nicht wirklich schockiert.

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Das “Hotelzimmer” im Bergdorf La Ciudad, zwischen Mazatlan und Durango.

Ein Bett, ein kleiner Tisch, davor ein Klappstuhl, die Tapete ist an die Decke genagelt, von den Wänden bröckelt die Farbe, der Vorhang ist schmutzig und hängt an einer Wäscheleine. Naja, ist ja nur für eine Nacht.

Das Gepäck ist abgeladen, wir sind umgezogen und gehen noch etwas durchs Dorf. Auffallend viele Kinder und Jugendliche spielen draußen, ein paar der Älteren reiten auf drei Pferden umher, alle lachen und sehen glücklich aus. Wir sind garantiert nicht die ersten Weißen, die die Kinder hier sehen, aber Touristen dürften sich eher selten in  dieses Bergdorf verirren. Dementsprechend werden wir angestarrt, die Kinder lachen und tuscheln, manchen winken. Alles harmlos und wir fühlen uns recht sicher.

In einem der beiden kleinen Läden kaufen wir Bier und setzen uns auf den „Balkon“ unseres Gefäng…, pardon Hotels. Vier Äpfel, sechs Bananen, eine Dose Spam-Frühstücksfleisch und ein paar Waffeln – unsere letzten Reste und unser Abendessen.

Freitag, 14. September

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Über den Bergen schwebt noch immer oder schon wieder ein rauchiger Nebel.

Zehn Grad Celsius, über dem Dorf und den Bergen schwebt noch immer oder schon wieder ein rauchiger Nebel, ich hole mir einen Kaffee aus einer Hütte am Straßenrand. Das ist also das „echte“ Mexiko. Der Hotelbesitzer verabschiedet uns freundlich, sagt, dass das nächste Stück nicht mehr so kurvig sei und wir dementsprechend gut vorankommen werden.

Nach einer Weile rollen wir wieder mal auf einen Militär-Posten zu, werden langsamer, und während Ferg durchfährt, werden Matt und ich raus gewunken. Während wir versuchen, mit den normalen Mexikanern so viel Spanisch zu sprechen wie irgend möglich und bestmöglich mit ihnen zu kommunizieren, stellen wir uns bei den Kontrollen dumm. Patrick und Joe, die wir in Loreto kennengelernt hatten, haben uns empfohlen, einfach gar nichts zu sagen und so zu tun, als wenn man überhaupt nichts versteht. Bislang fahren wir damit ziemlich gut. Wir schauen uns nur fragend an, heben die Augenbrauen, zucken mit den Schultern, schütteln den Kopf – und meist werden wir dann auch schon durch gewunken.

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Zacatecas bei Nacht.

Der etwa 19-jährige Soldat hat scheinbar gerade Langeweile, denn er deutet auf meinen rechten Seitenkoffer, ich soll ihn aufmachen. Ich nicke, steige betont langsam ab, lasse mir Zeit und gerade als ich meinen randvoll mit Drogen, Waffen, Bargeld, falschen Reisepässen und anklebbaren Schnauzbärten gefüllten Koffer öffnen will, kommt sein vielleicht 21-jähriger Kollege und winkt ab. Wir sollen einfach weiterfahren. Geht doch, als wenn Touristen hier irgendetwas Illegales bei sich tragen würden. Bock auf den mexikanischen Knast dürfte niemand haben.

In Zacatecas steuern wir als erstes einen McDonald‘s an, um kostenlos W-Lan zu haben und so nach einem Hostel zu suchen.

Wir finden ein schönes, das direkt in der historischen Altstadt liegt. Wir haben Glück und bekommen zwei Zimmer, eines mit einer grandiosen Aussicht über die Stadt. Die Zimmer sind klein, aber gemütlich, Holzmöbel, bequeme und ordentliche Betten, das alles für nur etwas mehr als zehn Dollar. Wir setzen uns zu ein paar Leuten auf der Dachterrasse, die bereits Bier und Tequila auf dem Tisch haben.

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Auf der Dachterasse des Hostel Villa Colonial in Zacatecas.

Innerhalb einer Stunde kommen bestimmt zehn Leute dazu aus mindestens zehn Ländern. Mexikaner, Italiener, Franzosen, Australier, Deutsche, Honduraner, Holländer – vielleicht auch nur aus sieben Ländern. Die Terrasse ist in unserer Hand, wir trinken, einige spielen Gitarre, alle sprechen einen lustigen Spanisch-Englisch-Mix.

Was wir nicht wussten: morgen feiert Mexiko seine Unabhängigkeit von den Spaniern und schon seit Tagen gibt’s hier in Zacatecas ein riesiges Fest (wie überall in Mexiko). Taxi fahren ist billig und für jeweils weniger als drei Dollar bringen uns wenig später vier Taxen zur Party.

Eine Stimmung wie auf dem Oktoberfest beschreibt es ziemlich gut. Überall Menschen, Taco-Buden, hunderte Musiker und dutzende Mariachi-Bands – eine bunte Mischung, alle haben Spaß. In einer riesigen Halle stehen die Menschen dicht gedrängt, der Lärm der Bands ist unbeschreiblich, alle trommeln und trompeten gleichzeitig. Einige Biere später gehen wir ins „Cesars“, eine Großraum-Disko, die auch in Deutschland stehen könnte, so modern sieht sie aus.

Ehe wir uns versehen, stehen wir auf einer separaten Fläche, etwas oberhalb und neben der Tanzfläche. Also da, wo man normalerweise nicht hinkommt, wenn man nicht Russe ist und Champagner für hunderte Dollar spendiert. Auf vielleicht 40 Quadratmetern stehen schicke Sessel, auf den Tischen mit Eis und Bierflaschen gefüllte Eimer.

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Party zum Unabhängigkeitstag.

Neben uns tanzen und trinken noch ein paar mexikanische Paare auf der Terrasse und es dauert nicht lange, da sind wir umgeben von einigen wunderschönen jungen Frauen, die alle nur unser Bestes wollen. Nämlich unser Geld. Einige von uns unterhalten sich mit ihnen und es ist offensichtlich, dass Mann sie bei Bedarf kaufen könnte. Mir fallen ein paar junge Mexikaner mit vermutlich maßgeschneiderten Hemden auf, die hin und wieder eines der Mädels gezielt zu einem von uns schicken. Mein Ring am Finger rettet mich mehr als einmal vor allzu aufdringlichen Anmachen. Die Stimmung ist ausgelassen, wir, die mexikanischen Mädels und ihre Chefs feiern zusammen, und keiner von uns fühlt sich irgendwie unsicher.

Ein paar lustige Transvestiten sind auch unterwegs und jeder muss sich mit ihnen fotografieren lassen, ob wir wollen oder nicht. Leider stelle ich zu spät fest, dass ich für das Bier in den Eimern auf unserer Terrasse nicht mal hätte bezahlen müssen. Egal. Gegen fünf Uhr morgens fahre ich mit Matt und einer Begleitung (keine käufliche) zurück zum Hotel. Später erzählt uns Ferg, dass die Rechnung am Ende um die 6000 Pesos betrug und ein junger reicher Mexikaner ohne mit der Wimper zu zucken bezahlt hat. Wahrscheinlich ein Zuhälter.  6000 Pesos sind nicht ganz 500 US-Dollar, was zunächst nicht viel klingt, aber bei einem Bierpreis von zwei Dollar doch ganz anständig ist. Zumal wir in Mexiko sind.

Samstag, 15. September

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Wir feiern im Hostel “Tequila”.

Zacatecas ist wirklich schön, und gerne würden wir noch bleiben, aber Matt und Ferg müssen morgen in Guadalajara sein und auch ich hänge meinem selbst gesteckten Zeitplan etwas hinterher. Knapp 320 Kilometer langweilige Schnellstraßen-Kilometer liegen vor uns, leider auch viele Maut-Stationen an denen wir jeder umgerechnet 30 Dollar lassen, unverschämt viel, wie wir finden. Ich sage nicht, dass ich von Anfang an eine andere und sogar kürzere Strecke vorgeschlagen habe. Auch das gehört dazu, wenn man mit mehreren Leuten reist.

Wir hängen ziemlich durch, machen viele Pausen und sind müde. In Guadalajara führt der erste Weg, na klar, zu McDonalds – Mails checken. Mark Atley ist schon seit ein paar Tagen hier und hat glücklicherweise ein Hostel für uns gebucht, das passenderweise „Tequila“ heißt. Wir müssen uns also nicht noch um eine Unterkunft kümmern und vertrödeln etwa 20 Minuten bei McDonalds. Das war ein Fehler.

Schon seit langem war der Himmel stark bewölkt, und keine fünf Minuten nach Abfahrt fängt es so stark an zu regnen, wie ich es während der Tour und auch in Deutschland selten erlebt habe. Das Problem: Für die letzten Kilometer zum Hostel habe ich meine Jacke nicht zugemacht, da nützt das beste wasserdichte Zeug nichts. Matt und Ferg trifft es noch schlimmer, denn die stecken in ihren Sommerklamotten aus Mesh und sind nach wenigen Minuten komplett durchgeweicht. Ein weiteres Problem: Wir fahren auf einer Art Schnellstraße durch die Stadt, zwar nicht schnell, aber wir können nirgendwo halten. Ich habe Angst, dass mein Tankrucksack durchweicht, in dem die Kamera liegt.

Ferg hat kein Navi, also fährt er als zweiter zwischen Matt und mir. Leider sieht er schlecht, bei Regen und Dunkelheit noch viel weniger und schon bald ist Matt im Verkehr verschwunden. Ferg klemmt sich hinter mich, wir fahren im Starkregen durch Guadalajara, an einer Ampel gucken wir uns nur an und ich muss lachen als Ferg seinen Arm nach unten bewegt und ein Schwall Wasser herausläuft.

Im Hostel stellen wir unsere Stiefel zusammen, hängen die Socken hinein und legen den Stand-Ventilator aus dem Zimmer einfach oben auf die Stiefel. Duschen, umziehen, feiern.

Im Hostel ist nicht gerade die Hölle los, aber auf der überdachten Veranda stellt das Personal Tische und Bänke auf und nach und nach kommen immer mehr Mexikaner, die ihren Unabhängigkeitstag feiern wollen. Der Tequila fließt in Strömen, besonders viel und gratis für diejenigen, die sich in die Mitte der Mexikaner setzen, einen riesigen roten Sombrero aufsetzen und aus vollem Halse „Viva Mexiko!“ brüllen. Ratet, was wir machen.

Sonntag, 16. September

Nach mehr als zwei Wochen, die wir zusammen unterwegs waren, verabschieden sich Matt und Ferg von mir. Sie bleiben einen Monat hier, lernen Spanisch in einer Schule und wohnen in Gastfamilien – der wahrscheinlich beste Weg, Spanisch zu lernen. Ich hatte vor, einen Kurs in Guatemala oder Honduras zu besuchen, mal sehen, ob daraus noch was wird. Den Rest des Tages liege ich am Pool, schreibe den Blog, relaxe und plane meine weitere Route.

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