Nach dem was ich heute gesehen habe, machen mir die – vermeintlich – plumpen, kleinen Schwarzbären keine Angst mehr.
Nach dem was ich heute gesehen habe, machen mir die – vermeintlich – plumpen, kleinen Schwarzbären keine Angst mehr.
Von Prince George nach Jasper sind es nicht ganz 400 Kilometer, also bequem zu schaffen. Ich lasse mir morgens Zeit und fahre mit Weng zu einem Yamaha-Händler. Sein Motorrad braucht einen Service und ein neues Kettenkit. Wir geben sein Bike ab, fahren zu McDonalds und nutzen Gratis WLAN – welches ich immer mit einem furchtbaren Frühstück bezahlen muss. Keine Ahnung, ob das bei uns auch so traurig aussieht, aber ich bin immer enttäuscht, wenn ich meinen Frühstücks-Bagel mit Ei und einem „Hashbrow“ bekomme, denke jedes Mal an den Film „Falling Down“. Egal, wir sitzen warm und trocken, haben ein Klo in der Nähe, Strom und Internet.
Gegen 11 Uhr verabschiede ich mich von Weng und fahre Richtung Osten, zum Jasper Nationalpark. Rund 100 Kilometer vor dem Nationalpark, gar nicht so fern der Zivilisation, springt etwa 50 Meter vor mir ein – tja, wenn ich das nur wüsste – vor das Motorrad. Mein erster Gedanke: ein Puma. Im Zoo würde ich sagen, das ist ein Löwen-Weibchen – und ich glaube, da komme ich der Sache schon recht nahe. Während ich das schreibe habe ich keinen Internet-Zugang und kann das daher nicht prüfen, aber ich bin mir sicher, dass es ein Berglöwe/Puma war. Im Ernst, das Tier war richtig groß! Ich komme in Jasper an und gehe wie meistens zur Touristen-Information, sehe mich um, hole ein paar Karten und lese: Neben allerlei anderem Getier gibt es auch Pumas in der Gegend! Ich vermute, dass man sehr selten einen sieht. Glück gehabt!
Auf dem mit knapp 27 Dollar recht teuren Campingplatz baue ich mein Zelt auf, ziehe mich um und fahre nach Jasper rein, es ist nur drei Kilometer entfernt. Die Hauptstraße besteht eigentlich nur aus Souvenirshops und Restaurants, schlimm. Trotzdem hat der Ort irgendwie Charme: Die Häuser im französischen Chalet-Stil – unten Stein, oben Holz. Mit bunten Blumen bepflanzte Hängeampeln baumeln vor vielen Häusern, die Grünanlagen wirken gepflegt, überall stehen Bänke – sieht schon nett aus hier. Natürlich kaufe ich Sticker für die Koffer, etwas zu essen und ausnahmsweise ein Sixpack Bier. Ausnahmsweise deshalb, weil es 14,50 Dollar kostet.
Um auf dem Campingplatz zu den Duschen und Toiletten zu kommen, muss ich etwa 300 Meter über eine Wiese gehen, die von Wald umgeben ist. Bereits als ich das erste Mal hingehe, stehen ein paar Hirsche auf der Wiese, gar nicht so weit entfernt. Beim zweiten Mal sind es insgesamt bestimmt 20 Tiere, davon etwa die Häfte Kälber. Sie lassen sich gar nicht stören, grasen in unmittelbarer Nähe von mir weiter. Ich fotografiere, gehe zurück zu meinem Platz, mache mir was zu essen und lese in meinem Buch, als plötzlich etwa vier bis fünf Meter entfernt von mir ein Hirsch durchs Gebüsch kommt. Die Herde geht ganz ruhig von Platz zu Platz und spaziert zwischen den Zelten und Wohnmobilen hindurch. Nicht schlecht!
Später am Abend wird mir dann doch ein wenig mulmig. Mein Kamera-Akku ist fast leer und ich lade ihn ihm Sanitärgebäude auf, lese daneben mein Buch. Als ich nach einer Stunde rauskomme ist es richtig dunkel – ich habe keine Lampe dabei und muss zurück über die Wiese mit nun bestimmt 30 Hirschen. Ich kann kaum etwas sehen, die Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit.
Ein paar Meter vor mir kann ich die Umrisse eines großen Hirschs ausmachen und mache einen Bogen um ihn. Er schnaubt ein bisschen, macht einen Schritt auf mich zu, bleibt dann aber stehen. Ich gehe ruhig weiter, nur keine falsche Bewegung. Ich stolpere auf die Lichtung, in der mein Zelt steht, verpacke mein Zeug und lege mich schlafen.
++UPDATE++
Das Internet sagt, dass Berglöwen/Pumas hier durchaus verbreitet sind, uns das Tier im Internet sah genauso aus, wie das, was ich gesehen habe.
Morgen zeige ich euch dann Bären im Baum, 70 Meter neben meinem Zelt :)