Ich bin nun in Mexiko, der Stempel ist im Pass. Endlich rauf aufs Bike und los, der Fahrtwind macht die 32 Grad einigermaßen erträglich.
Ich bin nun in Mexiko, der Stempel ist im Pass. Endlich rauf aufs Bike und los, der Fahrtwind macht die 32 Grad einigermaßen erträglich.
Ich bin nun in Mexiko, der Stempel ist im Pass. Das Motorrad führe ich erst in La Paz im Süden der Baja California offiziell ein, man muss es nicht gleich an der Grenze machen. Das kommt mir sehr gelegen, denn es ist heiß und in den Motorradklamotten läuft mir mittlerweile der Schweiß nur so herunter. Endlich rauf aufs Bike und los, der Fahrtwind macht die 32 Grad einigermaßen erträglich. Mein erstes Ziel ist Ensenada an der Westküste der Baja California, nur etwa 100 Kilometer entfernt. Die Straße dorthin ist schmal, kaum befahren und in relativ gutem Zustand. Leider erinnert mich die Landschaft wieder an Arizona und Utah – Wüste. Leider deshalb, weil ich so langsam genug von Wüste habe und gerne mal wieder länger als ein paar Tage Bäume, grüne Wiesen und Wälder sehen würde. Ich sehne mich nach Montana und Wyoming zurück zumindest was die Landschaft angeht.
In Ensenada halte ich am Walmart, kaufe Wasser und Bananen. Ein paar Parkplatz-Reihen weiter stehen drei Motorräder. Einer der Fahrer schiebt anscheinend Wache, während seine Freunde einkaufen. Als alle da sind fahre ich zu ihnen rüber und sehe schon das Nummernschild aus Alberta/Kanada – die Jungs (Mark, Matt und Mark – ich passe hervorragend rein :-) sind also auch auf einer größeren Tour. Wir unterhalten uns etwas und da die drei ungefähr wissen, wo ein gutes Hostel liegt, fahre ich mit ihnen gemeinsam weiter. Knapp 70 Kilometer sind es bis dorthin, doch in der Nähe haben wir Schwierigkeiten, das Hostel zu finden. Matt und Mark sprechen etwas Spanisch und fragen ein paar Mal nach dem Weg. Die Straße führt weg von der großen Mex-1, die sich der Länge nach durch die gesamte Baja California zieht. Zehn Kilometer von der Hauptstraße entfernt wird aus Asphalt Schotter, die Umgebung sieht ganz und gar nicht so aus, als wenn hier ein Hostel stünde. Wir fragen ein paar Amerikaner, die vor ihrer Wochenend-Hütte Bier trinken. Sie erklären uns den Weg und ein paar Minuten später stehen wir tatsächlich vor dem Hostel, das direkt am Meer liegt, etwas oberhalb auf einer Steilküste. Es gibt kaum andere Gäste und so haben wir vier ein großes Zimmer mit Küche für uns allein. Rick, der Besitzer, gibt uns den Tipp, dass man am Strand Muscheln fürs Abendessen suchen kann.
Mark und Mark brauchen eine Weile, kommen dann aber mit einem Dutzend großer Muscheln zurück. Einige von ihnen sind schon offen, wir sortieren sie lieber aus. Reis und frisches Muschelfleisch – das erste Abendessen in Mexiko kann sich sehen lassen. Wir unterhalten uns, trinken Bier und fallen irgendwann erschöpft in die Betten.
Reifenwechsel bei Julio
Mein Hinterreifen ist noch der von Carey aus Calgary, und mittlerweile völlig abgefahren, zumindest in der Mitte. Die neuen Heidenau K 60 Scout müssen rauf, Rick vom Hostel erklärt mir den Weg zu einem Reifen-Mechaniker in der Nähe, der sehr gut und günstig sein soll. Ich finde ihn, bin aber zunächst skeptisch, denn sein Laden sieht aus, wie ich mir Werkstätten in Afrika vorstelle. Überall liegen alte Reifen verstreut herum, eine uralte Reifenmontiermaschine steht vor der Hütte auf dem festen Sandboden, ein Kompressor verliert zischend Luft, in einem halbierten LKW-Reifen schwappt Seifenlauge.
Aber er wird schon wissen, was er tut. Ich erkläre was ich will (was nicht schwer ist, wenn man zwei Reifen auf dem Gepäckträger hat) und baue das Hinterrad aus. Er nimmt nicht etwa die Maschine, um den Reifen abzuziehen, sondern herkömmliche Montiereisen und die Seifenlauge. Julio ist geschickt, weiß was er tut und innerhalb weniger Minuten kriegen wir zusammen den alten Schlappen von der Felge und den neuen genauso schnell wieder rauf. Gleiches Spiel vorne.
Es ist der zweite Tag in Mexiko, ich weiß noch nicht wirklich, wie viele Pesos ein Dollar sind. So ungefähr weiß ich es, und auf dem Rückweg zum Hostel kommen mir die 50 Pesos doch verdammt wenig vor. Nur 4 Dollar für das Wechseln von zwei Reifen? Hostel-Besitzer Rick sagt, das stimmt schon so, manche verlangen 100 Pesos, aber Julio eben nur 50. Ob ich Trinkgeld gegeben habe? Nein, weil ich noch nicht wusste, was und wie viel und überhaupt. Als wir eine halbe Stunde später voll bepackt wieder an der Reifenbude vorbei kommen, halte ich nochmal an und drücke Julio drei US-Dollar in die Hand – Rick meinte, das wäre okay. Das Gewissen beruhigt, alle sind glücklich, niemand fühlt sich abgezockt und ich kann immer noch nicht glauben, wie billig es war.
Die nächsten Kilometer sind langweilig, staubig, trocken und wieder sehr heiß – es hat deutlich über 30 Grad Celsius. Wir halten nur, um ein paar Fotos zu machen, Mittag essen wir in einer typisch mexikanischen Imbissbude. Fleisch-Tacos, dazu Cola – gut und günstig. Nach den zwanzig Dollar, die wir letzte Nacht pro Kopf für das Hostel gezahlt haben ist uns allen nach Gratis-Camping, am besten am Strand.
Weg zum Strand
Irgendwann biegen wir einfach nach rechts von der Straße auf eine Schotter-/Sandpiste ab. Das Navi zeigt eine dünne graue Linie, die zum Meer führt. Wenn der Weg im Navi vermerkt ist, wird er schon nicht so schlimm sein. Denken wir. Zunächst geht es gut voran, auf dem Feldweg haben wir kaum Probleme, auch wenn einige Anstiege schon recht steil und von Auswaschungen zerfressen sind. Immer öfter mischen sich Sandpassagen in den Boden, aber es geht langsam voran.
Plötzlich stehe ich auf einer Anhöhe, vor mir breitet sich eine große Ebene aus, der Strand ist schon zu sehen. Aber vorher müssen wir runter, und zwar verdammt steil und steinig. Ich bin vorne und sehe schon, dass es knifflig wird. Vom Weg nach rechts abweichen? Geht nicht, dort ist ein steiler Hügel. Nach links? Auch schlecht, tiefer Sand und Hügel. Tja, ich stehe leider vorn, gebe den anderen ein Zeichen lieber erst mal weiter oben zu warten und eventuell doch einen anderen Weg nach unten zu nehmen. Am liebsten würde auch ich umdrehen, doch der Weg ist sehr schmal. Also runter. Irgendwie. Ich fahre los, versuche, der tiefen Auswaschung in der Mitte des Weges nach links auszuweichen, bremse vorn und hinten, das ABS regelt und ich bin sicher, dass ich ohne schon mit blockiertem Vorderrad am Boden wäre. Ich mache ein paar gewaltige Sätze über die tiefen, sehr nahe beieinander liegenden Bodenwellen und denke: Scheiße, das geht nicht gut mit dem voll beladenen Bike. Doch dann bin ich unten, heil und ohne Sturz, sicher auch mit jeder Menge Glück. Ich stelle die Yamaha ab, kraxle hoch zu Matt und empfehle ihm, lieber einen anderen Weg zu nehmen und prophezeie, dass er vermutlich stürzen wird. Er will es trotzdem versuchen, sieht sich den Weg genau an, macht seine Sache auch ganz gut, aber an den wirklich tiefen Bodenwellen an einer Steilen Stelle erwischt es ihn und er stürzt nach links in den Dreck. Zusammen heben wir sein Bike auf und lassen es nun nach unten rollen, ich halte es mit fest.