Ich höre ihn schon von weitem. Lautes Knattern durchbricht die Stille vor dem Cafe, eine Harley in blassem Gelb rollt vorbei – drauf sitzt Ralf Möller. Wir haben uns in Venice im Cafe Rose verabredet, ich warte seit zehn Minuten.
Ich höre ihn schon von weitem. Lautes Knattern durchbricht die Stille vor dem Cafe, eine Harley in blassem Gelb rollt vorbei – drauf sitzt Ralf Möller. Wir haben uns in Venice im Cafe Rose verabredet, ich warte seit zehn Minuten.
Mit 1,96 Meter ist Möller zehn Zentimeter größer als ich, seine Oberarme haben einen größeren Umfang als meine Waden, sein Händedruck ist natürlich kräftig. Braun gebrannt, Drei-Tage-Bart, die Haare vom Helm zerzaust – sieht ganz normal aus und gar nicht Hollywood-Like.
Er trägt Nike Turnschuhe, einen blauen Pullover von Tiesto, darunter ein normales graues T-Shirt, natürlich eine Ray Ban und am rechten Arm eine Uhr so groß wie ein halbes iPhone. An vielen anderen würde sie lächerlich groß aussehen, dem Ex-Bodybuilder steht sie gut. „Das ist ein limitiertes Sondermodell von Arnold Schwarzenegger.“ Schwarzenegger und er sind gute Freunde, der Ex-Gouverneur von Kalifornien wohnt nur ein paar Häuser weiter.
Ralf fragt mich aus: woher, wohin, wie lange schon, warum, womit und überhaupt. Schon nach wenigen Minuten kann ich sagen, dass er ein unheimlich sympathischer Typ ist. Wir unterhalten uns und plötzlich deutet Ralf mit dem Finger hinter mich: „Der da hinten mit dem Hut, das ist Paul Verhoeven. Daneben sitzt seine Frau.“ Nicht schlecht, einen der bekanntesten Hollywood-Regisseure (Basic-Instinct, Showgirls, Starship Troopers etc.) beim Frühstück zu treffen. Als er kurze Zeit später vorbeikommt, hält Ralf ihn an und erzählt kurz, dass ich mit dem Motorrad von Alaska nach Feuerland fahre. Verhoeven zeigt sich beeindruckt, schüttelt mir die Hand, wünscht mir viel Glück auf der Tour und natürlich warnt auch er mich vor Mexiko.
Ralf nutzt die Gelegenheit und fragt ihn, ob er nicht schnell mit rauskommen würde, ein Foto vor dem Motorrad machen. Geht klar, leider kann der Tourist, dem wir die Kamera in die Hand drücken, kaum damit umgehen – die Bilder sehen alle gleich schlecht aus.
Wir unterhalten uns über eine Stunde, trinken Kaffee, ich esse Pancakes. Erst gestern hat er Mel Gibson im Havana-Club getroffen, völlig normal hier. Er überlegt, ob er mich am Mittwoch vielleicht mit hinnehmen sollte; ich halte das für keine gute Idee, weil ich aussehe wie ein Backpacker. „Das ist überhaupt kein Problem hier. In LA ist alles erlaubt.“ Selbst mit Trainingshosen kann man sich hier blicken lassen, sagt er später. Naja, ich weiß nicht recht. Ansonsten sind die Stars unter sich, mit Arnold fährt er hin und wieder mit Motorrad die Küste hoch. Gottschalk wohnt seit Jahren in Malibu, auch nicht weit weg.
Wir kommen zum Dienstlichen, ich stelle ihm 20 Fragen zu seiner Motorrad-„Karriere“. Er hat später noch zu tun und wir sitzen schon relativ lange hier – ob wir Fotos unten am Strand machen wollen? Klar doch. Ralf zahlt für mich mit, vielen Dank! Er knattert vorne weg. Entweder sind seine Blinker kaputt oder er nutzt sie nicht. Einmal hält er immerhin die Hand raus. Wir fahren nach Santa Monica und schieben die Bikes auf die Promenade, mittlerweile ist es fast Mittag – schlechte Zeit, um Fotos zu machen.
Routiniert nimmt er verschiedene Posen ein, es dauert nicht lange. Auf der Yamaha gibt er ziemlich gute Figur ab, sie passt ihm auch von der Größe her perfekt – ein Kerl wie ein Baum auf einem ebenso robusten und großem Bike. „Das ist natürlich schon was ganz anderes als meine Harley. Mit der Maschine kommst du wirklich überall durch.“
Das will ich doch hoffen. Sie scheint ihm zu gefallen, er fragt spaßeshalber, ob Yamaha noch einen Markenbotschafter in den USA braucht. Für Audi ist er es, fährt A8L, ab nächstem Jahr dann den S8, wie er mir nicht ohne Stolz erzählt.
Ich sehe mir seine Harley genauer an. „Originalzustand“ trifft es wohl am besten.
In dem Sinne, dass seit Jahren nichts daran gemacht wurde. Das hat aber Charme, die rissigen Ledertaschen mit den brüchigen Lederriemen als Verschluss sind noch die ersten aus 1989 – Klasse! Die salzige Luft an der Küste setzt dem Bike schwer zu. Gabel, Sturzbügel und andere verchromte Teile sind mit Flugrost überzogen. In nächster Zeit soll aber etwas Zeit und Geld ins Motorrad gesteckt werden.
Am Dienstag brauche ich wieder einen zweiten Helm, und Ralf hat einen in seiner rechten Satteltasche… Ob ich mir den für ein, zwei Tage ausleihen kann? Kein Problem! Ich soll ihn Mittwoch anrufen, dann machen wir aus, wo ich ihm den Helm zurückgeben kann. Wir verabschieden uns, er fährt zum nächsten Termin, ich zurück zum Hostel.