Kymco Like II S 125i CBS im Test
125er-Retro-Roller für A1 und B196

Leicht, kompakt, frech – der wuselige Kymco Like II S 125i CBS eignet sich bestens als flinker Begleiter im dichten Großstadtverkehr. Aber nicht nur. Er ist auch ein sportlicher wie alltags­tauglicher Untersatz.

Kymco Like II S 125i CBS Kompakttest
Foto: Tyson Jopson

Für einen 125er-Viertakter gast der Kymco Like II S 125i CBS überzeugend an, leichtfüßig wedelt er auf der mehrspurigen City-Tangente durch den fließenden Verkehr. Nun aber steht die erste ernste Prüfung an: Ampelstart. Fein auf die Pole zwischen Sportcoupé und kräftigem Kompakten vorgedrängelt – Rot, Gelb … und go! Das lief schon mal prima, ein über die Variomatik vermitteltes Dutzend Pferdestärken reicht aus, um die Autos hinter sich zu ­lassen. Den legalen City-Speedbereich jedoch auch. Doof, dass nun die Radarfalle (zudem ein Tempo-30-Blitzer!) nur wenige ­Meter später auftaucht. Also nächste Prüfung: Vollbremsung. Funktioniert mit dem S-Modell (für "Sport") auch erstaunlich ­wirkungsvoll. Die Scheiben (220 mm vorn, 200 mm hinten) der Verbundbremse packen fest zu und haben kein Problem mit dem 128-Kilo-Roller plus Fahrergewicht, neigen in Ermangelung von ABS aber bei zu grobmotorischem Eingrätschen zu Überbremsern. Der Lenkkopfbereich verwindet sich bei derartigen Brachial­aktionen zudem spürbar.

Unsere Highlights

Der Puls geht übrigens auch hoch, wenn beim Rumwuseln im Stadtverkehr mit dem Kymco Like II S 125i CBS die relativ niedrig posi­tionierten Lenkerenden gegen die Fahrerknie stoßen. Ups, fast auf die Klappe gelegt! In solche Paniksituationen kommen aber wohl nur sehr Langbeinige, für die der Abstand von Sitzbank zu Frontschild ohnehin viel zu kurz ist. Die Ergonomie ist generell eher für kleinere Fahrer/innen und/oder Kurzeinsätze zugeschnitten, dafür, schnell ein paar Erledigungen zu machen. Dafür erweist sich dann das ordentlich große, verschließbare Staufach unter der Sitzbank als praktisch, wenngleich dort kein Integralhelm reinpasst.

Sport­lich-straffe Abstimmung und starke Brem­sen

Und nein, auch trotz vorbildlich straffer und breiter Sitzbank, kommodem Soziusplatz mit großen Haltegriffen sowie USB-Anschluss taugt der Kymco Like II S 125i CBS nicht für größere Touren. Dazu fehlt der Windschutz, und Federung wie Dämpfung sind bockelhart. Selbst über kleinste Unebenheiten springt der Roller wie ein verschreckter Kater, bei Bodenwellen oder größeren Asphaltverwerfungen stört selbst auf harmloser Stadtrundfahrt der mangelnde Komfort. Außerorts, auf planer Fahrbahn über kurvenreiche Strecken durchs hügelige Land, lassen sich mit der sport­lich-straffen Abstimmung und den bereits gelobten starken Brem­sen indes wieder viele Pluspunkte sammeln. Dann nämlich lässt sich der überaus handliche Like zielgenau und spurstabil durch Spitzkehren steuern, die 12-Zöller (Reifenbreite v./h. 110/130) erlauben ausreichende Schräglagen. Das könnte Berufspendlern gefallen, die auf Nebenstrecken ihren (Fahr-)Spaß haben wollen.

Auf der Schnellstraße schwimmt man passabel mit, aber ab Tempo 90 kriecht die Tachonadel nur wie ein Minuten­zeiger vorwärts. Lieber wieder zurück in die City, dorthin, wo sich der Kymco Like II S 125i CBS am wohlsten fühlt. Vorteilhaft bei abendlichen und nächtlichen Fahrten: das sehr gut sichtbare LED-Licht mit zwei hell strahlenden Zusatzleuchten am Frontschild.

Beim Tanken (3,0 Liter/100 km) ein letzter Blick auf die Verarbeitung und Ausstattung: solide, konventionell, wenig aufregend. Etwas störend: mitunter klemmende Sozius­rasten und, ganz alte Schule, ein nicht arretierbarer Seitenklappständer (erhöhte Umfallergefahr beim Abstellen) – besser immer den standfesteren Hauptständer benutzen!

Fazit

Unterm Strich ist der Kymco Like II S 125i CBS ein sehr ehrlicher Euro-5-Roller ohne viel Chichi, kompakt und wendig wie ein 50er, im hübschen ­Retro-Look. Der Preis geht in Ordnung: 2.899 Euro plus 300 Euro Nebenkosten (Stand: August 2021).

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023