Suzuki AN 250 Burgman

Suzuki AN 250 Burgman Neuer Chef

Länger, tiefer, stärker: Der Suzuki Burgman AN 250 soll Honda Foresight und Yamaha Majesty übertrumpfen.

Mit dem CN 250 Helix hatte Honda 1986 versucht, Rollerfahren und Cruisen unter einen Hut zu bringen. Zeitgeist und Kundschaft akzeptierten das Prinzip des Sofa-Rollers indes erst zehn Jahre später und in sportlicherer Form: Yamaha nutzte mit dem YP 250 Majesty die Gunst der Stunde, Honda zog 1997 mit dem ähnlich konzipierten FES 250 Foresight nach.
Suzuki ließ sich ein Jahr länger Zeit, um mit dem Burgman die eigene Version des 250er-Themas vorzuzeigen. Er geht dafür einen Schritt weiter als die Maxi-Scooter von Honda und Yamaha. Immerhin 23 PS statt der sonst üblichen 20 Pferde bringt der wassergekühlte und von einer Ausgleichswelle beruhigte Vierventil-Single des Suzuki-Rollers. Dessen kryptischer Name Burgman weist übrigens nach der Interpretation des deutschen Importeurs auf den Herrschaftsanspruch eines Burgherrn hin. Große 13-Zoll-Räder und langer Radstand sollen für Linientreue bürgen, ein Integral-Bremssystem mit Scheiben an beiden Rädern überbordenden Vorwärtsdrang zähmen. Ein unter dem Trittbrett liegendes, über ein Hebelsystem angelenktes Mono-Federbein wirkt auf die Einarm-Triebsatzschwinge und ermöglicht niedrige Sitzhöhe und guten Federungskomfort.
Bei einem ersten Fahrtermin im Odenwald durfte der Burgman zeigen, was in ihm steckt. Das ist zunächst mal die ganze Palette an Komfortdetails, die moderne Roller nun mal so haben: E-Starter und stufenlose Riemenautomatik, Haupt- und Seitenständer, eine Feststellbremse gegen eigenmächtiges Wegrollen. Unter der per Gasdruckfeder angehobenen Sitzbank gibt’s ein großes, beleuchtetes Helmfach im DIN A3-Format. Zwei kleinere Fächer öffnen sich in der Frontverkleidung, in der auch die wartungsfreie Batterie untergebracht ist. Windschutzscheibe, Lendenstütze, Tank- und Zeituhr sind in der Liga der 250er Tourenroller selbstverständlich, der elektronische Kilometerzähler mit zwei unabhängigen Trip-Zählern ist dagegen eine sinnvolle Neuerung. In manchen Gegenden mag man auch die Zündschloßabdeckung schätzen, die sich nur mit einem Magnetcode am Schlüsselgriff entriegeln läßt und so das Schloß vor Knackversuchen schützt.
Wie alle 250er Roller startet auch der AN ausschließlich elektrisch, sein Viertakter braucht zum Anspringen etwas Gas. Weich greift die Fliehkraftkupplung, setzt das vollgetankt rund 180 Kilogramm schwere Langschiff in Bewegung. Dank einer gut abgestimmten und üppig dimensionierten, durch ein eigenes Lüfterrad gekühlten Riemenautomatik bringt der ebenso kultiviert wie entschlossen anschiebende Motor den Suzuki recht flott voran. Nicht nur innerorts, sondern vor allem zwischen 70 und 100 km/h scheint der Burgman einen Tick mehr nachlegen zu können als andere 250er Roller.
Doch es sind kaum die drei Extra-PS, die den Suzuki zum neuen Chef auf der Landstraße prädestinieren. Die Hauptrolle spielt der Charakter seines Fahrwerks, und den bestimmt nicht nur das Gewicht, sondern auch der 1590 Millimeter lange Radstand, die Dreizehnzöller und eine ziemlich flach stehende Gabel. Statt rollertypisch leichten Handlings zeigt der AN 250 denn auch beim Anfahren ein wenig Schwerfälligkeit nach Chopper-Art, die sich bei zunehmendem Tempo bald in eine souveräne Spurhaltung verwandelt, wie sie unter Rollern bislang nicht zu finden war.
Nicht nur lange Geraden schätzt der Burgman, auch Kurven umrundet er mit stoischer Ruhe - mit einer Einschränkung: Rechtsherum darf man es vor allem bei voller Beladung mit zwei Personen nicht so doll fliegen lassen, weil sonst der Hauptständer innigen Asphaltkontakt sucht. Dem wäre durch langsameres Fahren, besser aber durch eine konstruktive Änderung des Hauptständers abzuhelfen, denn Schräglagen-Reserven sind auch in Rollerkreisen keine Schande.
Gut, daß der Suzuki das Anbremsen von Kurven wie das Bremsen überhaupt zu Lieblingsdisziplinen erkoren hat. Begünstigend wirkt seine Ausstattung mit je einer Scheibenbremse vorn und hinten sowie einem fast narrensicheren Integral-Bremssystem. Dieses funktioniert um so besser, je weniger sich der Fahrer ums Bremsen Gedanken macht: Einfach immer links ziehen, dann greift erst hinten ein großer, bei mehr Zug auch vorn ein kleiner Kolben. Wenn’s brennt, und die Rechte auch dem großen Kolben vorn »Faß!« gebietet, steht der Burgman wie festgenagelt.
Auch um die Bequemlichkeit von Fahrer und Sozius steht es überdurchschnittlich gut. Die wohlgepolsterte Bank ist von luxuriöser Länge und wird durch eine Lendenstütze geteilt, die nur Menschen über 1,90 Meter Körperlänge als störend empfinden. Anschrauben sollte man auf jeden Fall die von der deutschen Suzuki-Vertretung geplanten Extra-Trittflächen für den Sozius. Der findet nämlich serienmäßig einen Weltklasse-Sitzplatz vor, dessen Benutzung nur von den kleinen, ungünstig positionierten Trittbrettchen vergällt wird.
Einen geänderten Hauptständer zwecks besserer Schräglagenfreiheit vorausgesetzt, hat der Burgman das Zeug für mehr als 23 PS. Wetten, daß er seinen Herrschaftsanspruch bald etwas deutlicher vortragen wird - etwa als AN 400 mit 34 PS? 1999 wäre das richtige Jahr dafür. Ehrlich.

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