"Auf drei Rädern steht sich's besser", dachten Piaggios Ingenieure und verpassten dem Fuoco 500 ein zweites Vorderrad. Was taugt die doppelte Vorderradaufhängung?
"Auf drei Rädern steht sich's besser", dachten Piaggios Ingenieure und verpassten dem Fuoco 500 ein zweites Vorderrad. Was taugt die doppelte Vorderradaufhängung?
Unfassbares Staunen rundum: Da steht der Gilera Fuoco 500 mit seinen zwei Vorderrädern kerzengerade an der Ampel, während der Fahrer seine Füße seelenruhig auf den Trittbrettern hält. Fuhr dieser Roller nicht eben noch in voller Schräglage um die Kurve? In der Tat. Was den Beobachtern verborgen blieb: Dem Piloten genügte ein kleiner Schalterdruck, um im Stand die Parallelachse der beiden geschobenen Kurzschwingen über ein elektrohydraulisches Stellglied zu arretieren.
Bis 40 Grad Schräglage funktioniert dieser Feststellmechanismus. Hat der Fahrer dann den Schalter noch nicht betätigt oder den Fuß gesetzt, kippt der Roller um. Andererseits lässt sich das Gefährt auf abschüssigen Straßen quer parken, ohne den Hauptständer bemühen zu müssen. Gewöhnt hat man sich an das Knopfdrücken schnell, beim Losfahren löst sich die Blockade selbständig. Doch Vorsicht, das passiert auch, wenn man nur mit dem Gas spielt.
Im Fahrbetrieb verhält sich der Fuoco so einfach wie ein gewöhnlicher Roller. Nur etwas unhandlicher wirkt er. Wüsste man nicht, dass vorn zwei Räder die Spur halten, man würde es nicht glauben wollen. Auffällig ist allerdings, wie komfortabel die Vorderradaufhängung gerade auf schlechten Straßen arbeitet. Selbst Kanaldeckel und Schlaglöcher spürt man kaum aus einem simplen Grund: Sie mit beiden Rädern gleichzeitig zu treffen hat Seltenheitswert.
Auf Spurrillen reagiert der Fuoco ebenfalls gelassen, wie auch seine Seitenwindempfindlichkeit mehr der eines Pkw als der eines Motorrads gleicht. Immerhin läuft der Fuoco mit seinen vollgetankt 262 Kilogramm Gewicht und 28 PS am Hinterrad locker 140 km/h. Auch auf regennasser Fahrbahn fühlt sich das Dreirad pudelwohl und schiebt an der Haftgrenze gut kontrollierbar über das vordere Duo. Sogar blockierende Vorderräder beim Bremsen verlieren ihren Schrecken.
Der Fuoco ein einsteigerfreundliches Zweirad? Auf alle Fälle. Und das Interesse an ihm könnte größer werden, wenn im Herbst sein Nachfolger auf der Intermot in Köln präsentiert wird. Mittels nur weniger technischer Änderungen wird der mit dem Autoführerschein zu fahren sein.
Motor
Wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine oben liegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile, Kipphebel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 38 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 380 W, Batterie 12 V/14 Ah, Fliehkraftkupplung, stufenlose Riemen-Automatik.
Bohrung x Hub94,0 x 71,0 mm
Hubraum493 cm³
Verdichtungsverhältnis10,5:1Nennleistung
30,0 kW (41 PS) bei 7250/min
Max. Drehmoment46,5 Nm bei 5250/min
Fahrwerk
Rohrrahmen aus Stahl, Parallelogramm- Aluminium-Querlenker und zwei geschobenen Kurzschwingen, Triebsatzschwinge, zwei Federbeine, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 240 mm, Zweikolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 280 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel.
Alu-Gussräder3.00 x 12; 4.50 x 14Reifen120/70-2; 140/70-14
Bereifung im TestPirelli GTS 23/24
Maße+Gewichte
Radstand 1550 mm, Federweg v/h 85/110 mm, Sitzhöhe* 800 mm, Gewicht vollgetankt 262 kg, Zuladung 183 kg, Tankinhalt/Reserve 12,0/1,8 Liter.Garantiezwei Jahre
Service-Intervallealle 5000 km
FarbenRot, Blau, Grau, Schwarz
Preis inkl. Nebenkosten 7600 Euro
Messwerte
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit 142 km/h
Beschleunigung
0-100 km/h9,8 sek
0-140 km/h27,5 sek
Durchzug
60-100 km/h 5,7 sek
100-140 km/h 16,4 sek
Tachometerabweichung
Effektiv (Anzeige 50/100)45/92 km/h
Verbrauch
Landstraße 4,2 l/100 km
Theor. Reichweite Landstraße 286 km
Kraftstoffart Super
PLUS:
+Fahrwerk mit hohem Federungskomfort
+Gute Haftung bei nasser Fahrbahn
+Gutes Licht, viel Stauraum
MINUS:
-Unhandlicher als ein Zweirad
-Spürbar hohes Fahrzeuggewicht
-Windschutz könnte besser sein