Die Zahlen sprechen für sich: Die neue Vespa GTS 300 hpe bringt zwölf Prozent mehr Leistung und 18 Prozent mehr Drehmoment mit – das ergibt 24 PS, 26 Nm und 120 km/h Spitze und die stärkste Vespa aller Zeiten. Trotz der Steigerungen übten sich die Entwickler aber keineswegs in Revolution, sondern in dezenter Evolution. Die Italiener wären ja schön dumm, wenn sie den berühmtesten Roller der Welt plötzlich von Grund auf umkrempeln würden, zumal sein Verkaufserfolg ungebrochen ist: .Allein in Deutschland wurden von der bisherigen 300er im letzten 5.772 Stück verkauft. Das bedeutet Platz zwei in der Hitliste, direkt hinter der BMW GS – und ein starkes Kundenvotum dafür, alles doch bitte schön mehr oder weniger so zu lassen, wie es ist.
Neuer Motor verbessert Fahrgefühl
Optisch bleibt die Neue ihrer Vorgängerin daher weitgehend treu, nur kleine Designänderungen lassen sich ausmachen, etwa an der Sitzbank, an der Blende unterhalb des Scheinwerfers oder an den Abdeckungen von Motorgehäuse und Schalldämpfer. Unter der traditionsreichen Stahlblechkarosse dagegen sorgt viel Feinarbeit an allen Motorkomponenten für den Muskelzuwachs. Verantwortlich dafür ist vor allem ein neuer Zylinderkopf, der zudem für leisere Töne und weniger Abgas bei gleichzeitig geringerem Verbrauch sorgen soll. „High Performance Engine” nennt sich der dergestalt überarbeitete Motor, was als Kürzel „hpe” in die Modellbezeichnung einfließt.

Im Sattel macht sich die Arbeit der Entwickler vor allem durch den verbesserten Antritt bemerkbar, sei es beim Ampelsprint im Stadtverkehr, sei es beim Kurvenswing auf der Landstraße. Gerade auf steilen Passagen legt der Fahrspaß zu – zumindest bergauf, denn bergab zeigen die weiterhin eher stumpfen Bremsen dem Kultroller doch gewisse Grenzen auf. Was man der ewig jungen Italienerin aber verzeiht, schließlich wurde sie nicht fürs Driften geschaffen, sondern als eleganter Stadtroller. Dank der Feinarbeit an den mechanischen Komponenten dreht der Motor nun leichter, und weil auch die Variomatik überarbeitet wurde, haben sich die Vibrationen verringert. Weiterer erfreulicher Nebeneffekt des Bemühens der Vespa-Ingenieure: Die Wartungsintervalle für den Motor wurden von 5.000 auf 10.000 Kilometer erhöht.
Sitzposition weiterhin makellos
Am guten Fahrverhalten hat sich nichts geändert, die makellose Sitzposition und die übersichtlichen Instrumente sorgen für viel Kontrolle und Übersicht. Die serienmäßige Traktionskontrolle greift erst spät und auch dann nur defensiv ein. Bodenwellen und Schlaglöcher federt die Vespa ordentlich ab, noch mehr Komfort lassen sich angesichts der kleinen Zwölf-Zoll-Räder und dem dadurch beschränkten Platz für Federwege aus dem Vespa-Konzept nicht herausholen.

Zum Händler kommt die neue Vespa in fünf Versionen, die sich vor allem durch die Farben von Karosserie und Felgen unterscheiden: Basismodell GTS 300 hpe für 6.290 Euro in Grau, Dunkelblau und Mintgrün; Modell „Super” für ebenfalls 6.290 Euro in Schwarz, Rot, Weiß, Gelb mit schwarzen Felgen; Modell „Supersport” für 6390 Euro in Grau und Knallblau mit roter Dämpferfeder und roten Applikationen; Modell „Touring” für ebenfalls 6.390 Euro in Dunkelgrün und Dunkelrot mit kleinen Windschild und Heckgepäckträger. Später im Frühjahr tritt dann noch die „SuperTech” an, die als Einzige der Modellpalette ein modernes TFT-Display mitbringt und über die App „Vespa MIA” die Verbindung zum Smartphone herstellt. Deren Preis wurde noch nicht bekannt gegeben.
Ein ausführlicher Fahrbericht der neuen Vespa GTS 300 hpe erscheint in MOTORRAD 7/2019.