Harley im Sport US Road&Track

Harley-Davidsons Geschichte ist von Anfang an untrennbar mit dem Motorsport verbunden. Seit den vierziger Jahren allerdings vorwiegend im Heimatland.

US Road&Track Harley-Davidson

Zum neunzigsten Harley-Geburtstag 1993 schaffen es die Amis zwar nicht, aber ein Jahr später ziehen sie das Tuch von ihrem Superbike namens VR 1000. Technischer Höhepunkt eines seit Beginn des Jahrhunderts währenden Sport-Engagements.
Wassergekühlter 60-Grad-V2, dohc, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, 996 cm3. Leistung: keine Angabe. Für
das zulassungsfähige Homologationsmodell verspricht Harley indes 135 PS
bei 10000/min. Mit derartigen Drehzahlen
liefen in Milwaukee bis dahin höchstens die Schleifmaschinen. Auf dem MOTORRAD-Prüfstand produziert eine der orange-schwarzen Raritäten 116 PS. Allen Beteiligten dröhnen noch heute die Ohren und kratzt es im Hals ob der halbherzigen Geräuschdämpfung und des Abgasaromas. Aber 116 PS bei 205 Kilogramm vollgetankt waren und sind ein Wort.
Doch die Rennerfolge blieben zunächst aus. Beim 200-Meilen-Rennen in Day-
tona kämpft die Werkstruppe noch mit gebrochenen Pleueln und Schlüsselbeinen sowie mit einer gerissenen Steuerkette. Okay, der ehemalige Profi-Dirttracker Chris Carr erkämpft 1995 mit der VR 1000 den zwölften Platz der US-Superbike-Meisterschaft – sowie mit 28 Jahren den Titel des »Rookie of the year«. 1996 schafft die scharfe Rennschwester dann immerhin Platz zehn bei den 200 Meilen.
Rund zehn Jahre zuvor erringt Harley noch einen veritablen Sieg im BoT-
Rennen von Daytona, als Gene Church der Konkurrenz mit »Luzifers Hammer« zeigt, wo derselbe hängt. Dieser Hammer, korrekte Bezeichnung XRTT, mit 1000-cm3-Zweiventiler, Verkleidung und 16-Zoll-Vorderrad setzt mehr auf brachiale
Präsenz denn auf filigrane Eleganz.
In den siebziger Jahren schien die Sonne noch heller auf die Orange-Roten. Etwa auf die Dirttrack-Heroen Jay Springsteen und Scott Parker, die Kings der Drift-Arenen. Scott Parker avanciert mit 93 Siegen und neun »AMA Grand National Championship«-Titeln bis in die Achtziger zu Harleys erfolgreichstem Piloten. Powered by XR 750. Mit ihrem feinverrippten Zweiventil-V2 das All-American-Racebike schlechthin. Von dem einige Exemplare den Sprung über den großen Teich schaffen, so wie unser Fotomodell. Das Triebwerk atmet von hinten durch die beiden Vergaser ein und nach vorn durch praktisch ungedämpfte Rohre wieder aus. Mindestens 90 PS wirken auf den
Hinterreifen in der Dimension 4.00-19. Die Rechtsschaltung sowie die asymmetrische Fußrastenanordnung zeigen, dass es in den Driftovalen linksrum geht
und der linke, stahlbeschuhte Fuß vor-
wiegend zum Abstützen dient. Bis auf eine variable Federbeinaufnahme findet sich kein Schnickschnack an der XR. Mehr oder weniger unbehelligt von Hightech-Attacken der Konkurrenz brettern diese archaisch anmutenden, gedopten Stoßstangen-Motoren auch heute über US-Tracks. Obwohl die Mittbewerber einst mächtig angriffen: etwa Kawasaki mit einem von Tuner Erv Kanemoto
arrangierten Dreizylinder-Zweitakter oder Yamaha mit Motoren auf XS 650-Basis und sogar mit dem im Straßensport
haushoch überlegenen Vierzylinder-Zweitakter TZ 750. Der junge Kenny Roberts schleudert und wheelt Mitte der Siebziger mit dem 120 PS starken Monster-Dirttracker zwar siegreich ums Oval, erklärt aber seine Abneigung gegenüber dem Konzept. Ende der Siebziger beschließt die amerikanische Motorsportbehörde AMA dann für Dirttrack die Beschränkung auf zwei Zylinder.
Ähnlich wie rund vierzig Jahre zuvor, als die AMA Harley per Reglement einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft: Die Flathead-Seitenventiler dürfen aus 750 cm3 Hubraum schöpfen, während sich moderne ohv-Konstruktionen, vorwiegend aus England, mit 500 cm3 begnügen müssen. Ab 1941 brüllt Harleys WR-Reihe der Konkurrenz um die Ohren, ab 1952 übernehmen die KRs diese Aufgabe. Eine vorgeschriebene Kleinserie von 200 Stück sorgt gemeinsam mit der überschaubaren Technik für eine weite Verbreitung.
In Europa feiert Harley in den sechziger Jahren erste große Sport-Erfolge und zwar mit 250er- und 350er-Einzylinder-Viertaktern vom italienischen Hersteller Aermacchi, der mittlerweile zum Konzern gehört. Zu Beginn der Siebziger folgen dann Zweizylinder-Zweitakter. Walter Villa holt mit den orange-schwarz lackierten
Bikes zwischen 1974 und 1976 vier WM-Titel in der 250er- und 350er-Klasse.
Regionale Erfolge auf dem Kontinent kann Harley indes schon in den dreißiger und vierziger Jahren verzeichnen. So unterschreibt der Aachener Feinkosthändler Paul Weyres 1930 in Milwaukee einen Werksvertrag und erringt vor dem Krieg in rund 400 Rennen über 100 Siege.
Zur gleichen Zeit steigt Joe Petrali in den USA zum Superstar auf und räumt mit den V-Twins in praktisch allen Disziplinen ab: Hillclimbing, Speedway, Dirttrack, US-TT-Races. Ebenso glorreich schlägt sich ab 1914 die so genannte »Wrecking Crew«, das erste Harley-Werksteam rund um Renningenieur William Ottaway. Dessen Piloten haben die Wahl zwischen
starken 1000-cm3-Vierventil-V2 – 180 km/h schnell, aber anfällig – oder konventionellen wechselgesteuerten Motoren. Egal wie, die Crew lässt Indian, Thor und
Excelsior hinter sich. Die rappeln sich erst wieder auf, als Harley das Werksengagement zu Beginn der zwanziger Jahre wieder einstellt. Es ist nun Sache von
Privatfahrern, ab Mitte des Jahrzehnts
mit leichten, stabilen Einzylindern, den »Peashootern«, Siege einzufahren. Ein Einzylinder – der Silent Grey Fellow –
ist es auch, mit dem Walter Davidson 1908 das Langstreckenrennen von New York gewinnt. Getreu der damaligen
Harley-Devise: »Sport ist die beste Promotion für ein Motorrad, die es gibt.« Nun, die Zeiten haben sich geändert – jedenfalls bei der Marke aus Milwaukee.

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