Wer kennt sie nicht, die TV-Serie mit den knuffigen Omis. Das Ex-IDM-Motorrad Yamaha YZF-R6 von BCC ist auch eine Art Golden Girl, allerdings ein besonderes.
Wer kennt sie nicht, die TV-Serie mit den knuffigen Omis. Das Ex-IDM-Motorrad Yamaha YZF-R6 von BCC ist auch eine Art Golden Girl, allerdings ein besonderes.
Während die echten Golden Girls in Florida sitzen, ihre Rente verjucken und sich und die Nachbarschaft auf Trab halten, muss die Renn-Rentnerin von BCC noch das Haupt hinhalten. Ja genau - die Yamaha YZF-R6 von BCC aus Heilbronn (www.bcc-heilbronn.de) ist eine waschechte IDM-Racerin, die nach den Rennen 2010 kurzzeitig in den Ruhestand ging und dann von Andreas „Andykaze“ Gerlich wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt wurde.
Doch der Reihe nach. 2010 bestritt Christian „Kelle“ Kellner nach unzähligen Jahren seine letzte Saison auf dieser von SKM eingesetzten R6. Beim IDM-Finale in Hockenheim brannte Kelle mit der Ypse noch aufs Podest und sicherte sich mit ihr punktgenau zum Karriere-Ende noch einen dicken Pott. Wer nun glaubt, der Bayer hätte aus purer Emotion das Einsatzgerät als Andenken mit in Rente genommen, der irrt. Der Brenner ging mit zurück ins SKM-Hauptquartier von Frank Krekeler und parkte dort im Schaufenster.
Bis Andy aus Heilbronn vorbeikam, sie entstaubte und ihr einen großen Service zukommen ließ - und einige Umbauten. Mittlerweile ist das Ex-IDM-Motorrad in der DRC unterwegs und technisch auf dem Stand zwischen IDM- und WM-Reglement. Gut erkennbar ist das zum Beispiel am Kühlschrank-großen Talea-Kühler oder dem Slipper-System von Vector-Racing zur Standgasanhebung beim Runterschalten. Dass jede Menge YEC-Teile (originale Yamaha-KitTeile aus dem Racing-Katalog) an der R6 verbaut sind, ist eh klar. So finden sich nicht nur die YEC-Ansaugtrichter, sondern auch der Kit-Kabelbaum und das Kit-Steuergerät am Motorrad.
In der Summe sollen 130 Pferde am Hinterrad ankommen, was natürlich Lust aufs Angasen macht. Also rauf auf die Ex-Rentnerin und Feuer frei. Gemessen an ihrer Dynamik hat der Kleinen die Standzeit im Schaufenster keinesfalls geschadet. Sie geht ab wie Schnitzel, brennt die Hockenheimer Parabolika runter wie eine Große und vernascht dabei das ein oder andere Superbike. Herrlich, wie ungezügelt rotzig der Brenner dabei schreit, wie unverschämt präzise er auf der Bremse vor der Sachskurve innen reinsticht und auf die Senke zubrennt. Ein leichtes Zucken im Lenker signalisiert ein sehr leichtes Vorderrad, das aber spätestens beim Einlenken in die Senke wieder massiv Grip aufbaut.
Wer so wie der Autor schon lange keine Sechshunderter mehr gefahren ist, wird große Augen machen. Denn eine R6, die ja mittlerweile bis auf minimale Face-Lifts bereits im sechsten Jahr auf der Piste ist, brennt immer noch gewaltig daher. Nur erfordert der flotte Umgang mit dieser Waffe eben einen sehr sauberen Fahrstil. Und der geht auf den elektronisch kastrierten Superbikes, die auf der Geraden alles richten, zügig verloren. So wird auch schnell klar, dass die Ex-IDM-R6 von Kelle zwar goldig aussieht, aber gerade wegen ihrer Performance einfach noch lange keine Golden Girl-Rentnerin ist. Es wäre zu schade, diesen Renner in einem Wohnzimmer, Schaufenster oder einer Garage verstauben zu lassen.
Daten
Antrieb:
Reihen-Vierzylinder, vier Ventile/Zylinder, ca. 95 kW (130 PS) am Hinterrad bei 14800/min, Drehmoment: ca. 69 Nm bei 12 500/min, 599 cm³, Bohrung/Hub: 67,0/42,5 mm, Zünd-/Einspritzanlage, 45-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsgang-getriebe, Kette
Fahrwerk:
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 66,0 Grad, Nachlauf: 97 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, Zentralfederbein mit Umlenkung
Räder und Bremsen:
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17, 310-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Fest-sätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe hinten
Gewicht:
zirka 170 kg vollgetankt
Preis:
zirka 25000 Euro