Racebike Sattler-Ducati 1098S

Racebike: Sattler-Ducati 1098S Ein ausbalanciertes Racingbike

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Mit zarter Poesie hat diese leichtgewichtige Ducati 1098S zwar nichts am Hut. Doch auch sie beflügelt mit perfektem Rhythmus und leichter Beschwingtheit. Auf ganz besondere Weise.

Ein ausbalanciertes Racingbike fact

Wer von Motorrädern aus Bayern spricht, meint fast immer von Vernunft geprägte, mit weiß-blauem Propeller gebrandete Bikes, die einige Pfunde zu viel auf den Rippen haben. Doch Süddeutschland kann auch anders! Das zeigt die Firma Sattler Motorsport, die in einem 5000-Seelen-Dorf in Niederbayern zuhause ist. Sie schuf auf Basis einer 2007er-Ducati 1098S einen 173 PS starken Renner, der vollgetankt exakt so viele Kilogramm auf die Waage bringt, wie sein Motor Pferde generiert. Dieses 1:1-Verhältnis bietet atemberaubende Fahrdynamik, stellt aber heute bei hubraumstarken, getunten Supersportlern ohne Straßenzulassung keine Seltenheit mehr dar. Ähnlich leichte Superbikes wie die Sattler-Duc bekam PS bisher allerdings nur wenige in die Finger. Neben zahlreichen gewichtsreduzierenden Maßnahmen, deren Aufzählung den Rahmen des Tests sprengen würde, bildet das Eigenbauheck eine Besonderheit. Das tiptop verarbeitete Einzelteil besteht überwiegend aus Kohlefaser-Rundrohr und wiegt mit lediglich 1980 Gramm zirka drei Kilogramm weniger als das Serienheck. Passend dazu verbauten die Tüftler Auspufftöpfe aus gleichem Material. Diese Modifikationen sparen Gewicht und senken darüber hinaus den Schwerpunkt. Entsprechend easy schießt die 1098S in die Ecken. Selbst auf der Bremse winkelt sie sehr leichtfüßig ab. Außerdem zirkelt die Italienerin überaus zielgenau durch die Bögen und liefert ein sensationelles Feedback von der Straße. Einmalig! Dabei läuft sie sehr stabil und bleibt zuverlässig auf der eingeschlagenen Linie. In Schräglage kurzerhand die Spur zu wechseln, gelingt mit der Ducati allerdings nur bedingt. Diese Eigenschaft erinnert an die Serienmaschine, die bekanntermaßen unerschütterlich ihre Kreise zieht.

Echten Anlass zur Kritik bietet die Sattler-Duc lediglich in einem Punkt: Hochgeschwindigkeits-Pendeln in der Parabolika-Kurve. Bodenwellen nach dem ersten Drittel der langgezogenen, ultraschnellen Links auf dem Hockenheimer Rundkurs leiten Unruhe ins Fahrwerk, worauf sich die Duc kräftig aufschaukelt. Abhilfe schafft ein kleiner Trick: Gesäß anheben! Dadurch verlegt der Pilot sein Gewicht fast vollständig auf die Rasten und die Fuhre verträgt problemlos Vollgas. Nach der Parabolika heißt vor der Spitzkehre und das bedeutet: Hart in die Eisen greifen! Die weitgehend serienmäßige Bremse verrichtet tadellos ihren Dienst. Bis auf den leicht wandernden Druckpunkt gibt es nichts zu mäkeln. Im Gegensatz zur Serienmaschine werkelt in der Sattler-Ducati eine Anti-Hopping-Kupplung. Sie verhindert Bremsstempeln und sichert ein ruhiges Fahrzeugheck beim Ankern. Um Leistung und Drehmoment zu steigern, entwickelten die Tuner riesige Ram-Air-Kanäle, die wesentlich mehr Frischluft in die Airbox leiten als die Originalteile.

Ein durchlassfreudiger Luftfilter bildet auf dem Weg zum Drosselklappenkörper geringstmöglichen Widerstand, und das frei programmierbare Motorsteuergerät portioniert die Spritzufuhr. Die Racing-Termignoni mit riesigen Krümmern (70er-Durchmesser) entlässt die Abgase ins Freie. Sämtliche Innereien des Motors blieben unangetastet. Verglichen mit von PS gemessenen Serienmaschinen leistet die Tuning-Duc zirka 15 PS und vier Nm mehr. Im Verhältnis zum Aufwand ein sehr achtbarer Wert.

Auch die Art und Weise, wie die 1098S ihre Power freisetzt, begeistert. Eine sanfte Gasannahme und die trotz des immensen Punchs außerordentlich gut beherrschbare Leistungsentfaltung unterstützen den Ducatisto beim Rennstreckenbolzen und überfordern ihn zu keiner Zeit. Das gilt selbst zwischen 7000/min und 8000/min, wo Drehmoment und Leistung des V2 steil ansteigen. In den ersten beiden Gangstufen strebt das Vorderrad des weißroten Renners naturgemäß gen Himmel. Den Überschlag nach hinten verhindern frühe Gangwechsel, die dank des Schaltautomaten fix vonstattengehen. Die Performance der Sattler-Duc zeigt also nachdrücklich: Bayern kann auch anders!

Daten & Leistungskurve

PS
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 150.

Gewicht: 172,9 kg
Vorne/hinten: 50,4/49,6 Prozent
Leistung: 173 PS
Umbaukosten: 9000 Euro

Bilski
Die Innereien des Motors blieben unangetastet. Hinter der halboffenen Abdeckung liegt die Anti-Hopping-Kupplung. Racing-Krümmer mit riesigem 70er-Querschnitt.

Maßvolles Tuning, prima Ergebnis: Ihre 173 PS und 127 Nm serviert die Sattler-Ducati trotz des steilen Anstiegs zwischen 7000/min und 8000/min benutzerfreundlich.

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