Classic Superbikes Motorrad Museum Gifhorn
Superbike-Palast wird eröffnet

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Am 28. März 2023 wird das Classic Superbikes Motorrad Museum im Gifhorner Glockenpalast eröffnet. MOTORRAD durfte schon vorab reinschauen.

In diesem Artikel:
  • Ein Museum für Youngtimer-Fans
  • Museumseröffnung Ende März 2023
  • Horst Edler und die Classic Superbikes
  • Der Glockenpalast in Gifhorn
  • Von den 1970er-Jahren bis ans neue Jahrtausend
  • Ziemlich einmalige Zeitreise
  • Fazit

Wer klassische Motorräder schätzt, sollte gelegentlich seinen durch die eigene Garage begrenzten Horizont erweitern und sich andernorts weiterbilden. Dabei sind die Freunde echter Altertümer klar im Vorteil, denn sie können ganz einfach ins nächste Museum gehen. Dort steht von Hildebrand & Wolfmüller über BSA A65 und DKW RT 125 bis hin zu BMW R 54 oder Moto Guzzi Airone alles rum, was unsere Vorfahren bewegte.

Ein Museum für Youngtimer-Fans

Youngtimer-Fans haben es deutlich schwerer. Als ob die Geschichte der Lebenden keine museale Darstellung wert wäre, müssen sie Treffen aufsuchen oder sich in Klubs organisieren, um eine schöne Eckert-Honda oder eine Yoshimura-Suzuki bewundern zu dürfen, mal wieder eine originale GSX-R 750 oder FZR 1000 betrachten zu können. Dann blitzt es kurz auf, das "Weißt du noch", dieses "Die hatte doch der oder die", ein "Mein Traum" oder auch "Mein Trauma" − aber so oder so wird es allen warm ums Herz, und sie haben zu reden den halben Abend lang.

Unsere Highlights

Museumseröffnung Ende März 2023

Wer die ganze Nacht mit den Freunden quatschen oder auch ganz allein durchträumen will, der kann sich ab 28. März 2023 die dafür nötige Dosis im niedersächsischen Gifhorn besorgen. Angerührt und aufbereitet wird die Droge von einem, der diese Sucht versteht, seit frühester Jugend ganz viel Motorrad im Kopf und auch im Herzen hat und die Lust am Abenteuer noch dazu. Der also quasi aus echtem Mitgefühl handelte, als er eine Sammlung von über 100 Motorrädern der 70er, 80er und 90er zusammenfügte, um sie auszustellen. Im Museum!

Horst Edler und die Classic Superbikes

Horst Edler heißt der Mann, als Chef von Team Métisse schon seit Jahrzehnten bekannt für sinniges und auch sinnfreies Zubehör und ebenso als Schöpfer etlicher hervorstechender Umbauten mit einem oder vielen Zylindern, mit ausreichender und überbordender Leistung, mal schlicht und mal bunt gehalten, aber immer sauber und klasse gemacht. Und so piekfein präsentierten sich auch die Räumlichkeiten des Classic Superbikes Museums, als Horst und seine Frau Petra dessen Tore vorab für uns öffneten. Hell, großzügig, wohlgeordnet und liebevoll ausgestattet. Auf kniehohen weißen Podesten stehen die Motorräder, fast schwebend wirken sie.

Doch bevor diese Podeste angemessen gewürdigt werden, noch ein paar Worte zur Lokalität: In Gifhorn – übrigens Horsts Geburtsstadt – gab es einen kunsthandwerklich bewegten Feingeist namens Horst Wrobel, der am dortigen Stadtrand seit den 90er-Jahren ein überregional bekanntes Mühlenmuseum aufgebaut hatte.

Classic Superbikes Motorrad Museum Gifhorn
Fred Siemer
Horst Edler, der Sammler und Macher im Classic Superbikes Motorrad Museum.

Der Glockenpalast in Gifhorn

Direkt nebenan erschuf er einen mehrstöckigen hölzernen Palast, der einem russischen Kloster nachempfunden ist und in dessen Mitte sich eine funktionsfähige Glockengießerei befindet. Altersbedingt bot Wrobel Kloster und Mühlen zum Verkauf, die Stadt Gifhorn griff 2022 zu. Als sie dann per Ausschreibung jemanden suchte, der für das Kloster einen schlauen Plan kennt, musste Horst Edler nur in die geistige Schublade greifen. Er hatte nämlich gerade mit seinen Youngtimern einen Probelauf hinter sich und suchte neue Räume: "Wir hatten zwei Jahre lang in deutlich kleinerem Rahmen in Braunschweig ausgestellt. Und die Begeisterung, die wir dort ausgelöst haben, die hat uns total angespornt. Ein Museum für Youngtimer, das wollen die Leute. Und wir, Petra und ich, wir wollen es machen."

Der Gemeinderat stimmte einstimmig für die Motorräder. Horst war selig – und ging mit Frau und Freunden an die Arbeit. Monatelang. Von einer klaren Vorstellung geleitet: "Jedes ausgestellte Motorrad soll wirken dürfen. Und zwar richtig." Deshalb die Podeste. Hier muss sich niemand bücken, wenn er mal wieder unter die Verkleidung einer Yamaha YZF 750 linsen möchte. Hier muss sich niemand verrenken, wenn er auch mal die andere Seite einer Honda VF 750 sehen will. Einfach drumherum spaziert, fertig.

Classic Superbikes Motorrad Museum Gifhorn
Classic Superbikes Motorrad Museum Gifhorn
Der Gifhorner Glockenpalast ist jetzt das Classic Superbikes Motorrad Museum.

Von den 1970er-Jahren bis ans neue Jahrtausend

In den 70er- bis 90er-Jahren ergoss sich aus Japan, aber auch aus Italien jährlich eine Modellflut über die geneigte Kundschaft. Keine Ausstellung der Welt könnte diese Fluten darstellen. Die Gifhorner Sammlung fokussiert sich eher auf sportliche Motorräder. Gut so, die Sportler gaben damals den Ton an, waren technologische Schrittmacher. Aber hier ein Softchopper, dort ein Kardantourer oder was für den Einsteiger, das erdet, dadurch bleibt die Kirche im Dorf.

Und dann wieder weiter, weil da hinten steht doch so eine endgeile Honda VTR 1000 SP-1, von der Kumpel Axel immer behauptet hat, sie sei besser als jede Duc. Und Axel müsste es wissen, denn vor der SP hatte er hemmungslos die geniale Yamaha FZR 1000 gelobt, welche ja, das musste jeder zugeben, echt besser war als die eigene Honda VF 1000, Kawasaki ZXR 750…

Über zehn Jahre älter sind die luftgekühlten Riesen-Vierer um Yamaha XS1100 und Suzuki GSX 1100, und ja, sind das schöne Motoren, aber Kerl, haben die gewackelt. Um die Ecke wieder 25 Jahre weiter, eine Aprilia Mille. Stimmt, die wäre eine Sünde wert gewesen. Dann wurde es doch die Fireblade – und guck sie dir an, da steht sie. Umwerfend, oder?

Ziemlich einmalige Zeitreise

Vielleicht ist die dynamische Bimota YB 11 noch umwerfender. Oder die edle Magni-Honda. Oder die Nahansicht auf die Mikuni-Flachschieber in der Yoshimura-Replika. Oder die Fernsicht auf dieses atemberaubend opulente Ghezzi & Brian-Kunstwerk rund um den luftgekühlten Guzzi-Twin. Treppauf, treppab geht die Pilgerreise durch das Pseudo-Kloster, atemlos landet man irgendwann wieder in der Eingangshalle. Und erzählt sich später − aber auch das gehört zum Konzept − beim Bier in der Altstadt, was man noch alles gern gesehen hätte während dieser ziemlich einmaligen und sehr lange nachwirkenden Zeitreise durch das ...

... Classic Superbikes Motorrad Museum Gifhorn, Bromer Straße 2A. Öffnungszeiten von 28. März bis 29. Oktober 2023: Dienstag bis Sonntag und an allen Feiertagen von 10 bis 17 Uhr, Eintrittspreis: 14,90 Euro, Kinder bis 15 Jahre in Begleitung eines Elternteils frei (Stand März 2023).

Fazit

Ein prächtiger (Glocken-)Palast für Classic Superbikes. Das Motorradmuseum in Gifhorn eröffnet am 28. März 2023. MOTORRAD durfte schon vorab reinschauen und empfiehlt allen Classic- und Superbike-Fans einen Besuch.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD CLASSIC 6 / 2023

Erscheinungsdatum 05.05.2023