Der Öhlins-IDM-Lauf vom vergangenen Wochenende ist als Erfolgs-Story auf dem Nürburgring eingegangen. Tausende Zuschauer erlebten bei strahlend blauem Himmel den Spurt von Europas Top-Serie in Richtung der Zielgeraden. Extrem spannende Klassen, Fahrer aus über zehn Nationen am Start, ein Pit-Walk mit Autogrammstunde vor den Boxen und Stars wie Stefan Bradl im Paddock – so sah auf dem Nürburgring das Live-Programm vor Ort aus. Die vorletzte Saisonrunde des Jahres zeigte einmal mehr die Qualität des deutschen Top-Acts im Motorradrennsport auf.
Die IDM-Rennen lassen sich per kostenlosem Live-Stream unter www.idm.de/live/ verfolgen.
IDM Superbike: Siebter Sieg von Tulovic auf Ducati
In der Königsklasse IDM Superbike ist der Meistertitel für Lukas Tulovic (Triple M Racing Ducati Frankfurt) nach zwei weiteren Siegen zum Greifen nah. Neun Punkte fehlen dem 25-jährigen Baden-Württemberger jetzt noch zu seinem Ziel. Kurzzeitig machte er es im ersten Rennen spannend und bekam selbst einen Schock: Frühstart. Die Rennleitung brummte ihm als Strafe zwei Long-Lap-Runden auf. "Ich war voll wütend", platzte es aus ihm heraus. "Ich dachte nur noch: Entweder gewinne ich jetzt das Rennen oder ich schmeiße das Ding weg." Die Ducati hat das Urteil ohne einen einzigen Kratzer überlebt.
Schon in der dritten Runde baute der Ducati-Fahrer an der Spitze eine Lücke zur nachfolgenden BMW-Armada auf. Das Abarbeiten seiner Strafe viel deshalb kaum ins Gewicht. Auf dem Podium wurde "Tulo" nach 18 Runden und 65,124 Kilometern von den BMW-Teamkollegen Hannes Soomer und Leandro "Tati" Mercado (Masteroil Alpha Van Zon BMW) flankiert.

Hannes Soomer (links) und Lukas Tulovic im Gespräch nach dem Rennen.
Im zweiten Lauf setzte sich Tulovic gleich in der ersten Kurve gegen den nicht gerade zimperlichen Hannes Soomer durch und fuhr anschließend in seiner eigenen Welt zum siebten Saisonsieg. Später kämpfte Leandro Mercado gegen seinen Teamkollegen Soomer und überholte ihn eiskalt. Damit war er Zweiter. "Um den Sieg zu kämpfen ist unmöglich", weiß der in Italien lebende Argentinier im Hinblick auf Tulovic längst. Der zu den Titelfavoriten zählende Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) auf der einzigen Honda im Feld war aus der dritten Startreihe nach vorn geschossen und betrieb mit P5 im ersten und P4 im zweiten Rennen Schadensbegrenzung. Der Nürburgring war nicht sein Pflaster: zu wenig Grip.
IDM Supersport: Schlagabtausch zwischen Kofler und Geiger, Yamaha und Honda
In der kleineren Supersport-Klasse spekulierte Titelverteidiger Andreas Kofler (Yamalube Motorsport Kofler) aus Österreich mit einem Doppelsieg, denn dieser fehlt ihm dieses Jahr in der Bilanz. Sein deutscher Konkurrent Dirk Geiger (MCA Racing) verhinderte das im zweiten Rennen.
Honda-Fahrer Geiger führte auch im ersten Rennen, bis Kofler auf seiner Yamaha kurz vor dem Ende das entscheidende Manöver platzierte, welches ihn zurück an die Spitze brachte, wo er zu Beginn gewesen war. Im Ziel hatte der 21-Jährige ein breites Grinsen im Gesicht. "Das Rennen hat mir richtig Spaß gemacht. Wir hatten auch ein paar Berührungen." Geiger war sich sicher: "Andy hat gepokert", und schickte gleich noch eine Ansage hinterher, "beim nächsten Mal schlage ich ihn."

In den ersten 15 von 16 Runden von Lauf zwei passierte gefühlt jedoch gar nichts. Bei Yamaha, Honda und Ducati lagen die Nerven blank. Vorne stand Kofler unter Beobachtung. Geiger taktierte. Daniel Blin (AF Racing Team), der Drittplatzierte aus dem ersten Lauf, war eher ein passiver Mitspieler, der sich nicht einmischte, aber zur Stelle gewesen wäre, wenn sich die Gelegenheit bietet. In der letzten Runde war es endlich soweit. In der AMG-Arena zog Geiger an Kofler vorbei. Der Österreicher hatte keine Chance zu kontern, sondern kam aus dem Konzept und machte einen Fahrfehler. Das war genau der Moment, auf den wiederum Blin gewartet hatte. Auch der Pole schob sich konsequent am Österreicher vorbei, der am Ende Dritter wurde. Auf dem Podium ging es demzufolge international zu mit drei Motorradmarken und Fahrern aus drei Ländern. Mehr geht nicht. In der Gesamtwertung hat Kofler vor dem Hockenheim-Finale 15 Punkte Vorsprung vor Geiger.
IDM Sportbike: Drama im Kopf-an-Kopf-Rennen
Die kleinste IDM-Klasse erreichte den Gipfel der Spannungskurve. Punktgleich gingen der Däne Oliver Svendsen (Triumph Germany Racing Team) und der Spanier Iñigo Iglesias (Wematik Racing by RT Motorsports) in das Rennen am Nürburgring. Obwohl sich Svendsen vor vier Wochen das Waden- und Schienbein brach, glaubte er fest an einen Sieg. Der größte Pokal im ersten Lauf ging jedoch an Iglesias trotz einer Long-Lap-Strafe, die er noch vom letzten Event aus Assen mitgebracht hatte. Bei einer Kollision mit einem anderen Gegner war der Spanier als Verursacher ermittelt worden. Mit Iglesias, Svendsen und Rick Kooistra (Pearle Gebben Racing) versammelten sich auf dem Podium ausschließlich Fahrer einer Triumph Daytona 660.

Das zweite Rennen entwickelte sich zum Drama. Svendsen stürzte in der Einführungsrunde, hechelte nach dem medizinischen Check dem Feld aber später aus der Boxengasse hinterher. Iglesias fiel mit einem Motorschaden aus. Das wäre Svendens Chance gewesen, Punkte gut zu machen, doch er wurde am Ende nicht gewertet, weil er nicht die dafür erforderlichen 75 Prozent der Renndistanz absolviert hatte.
Die 25 Punkte für den Sieg räumte zum ersten Mal der 17-jährige Luis Rammerstorfer (Freudenberg RORA-PALIGO Racing) auf Triumph ab. Zweiter wurde Aprilia-Fahrer Korbinian Brandl (AK Racing Team), bevor Rick Kooistra als Dritter die Triumph-Erfolgsquote noch erhöhte. Der tschechische Aprilia-Fahrer Petr Svoboda (WRP Racing) musste nach seinem Sturz im Training mit verletzter Ferse zusehen und seine möglichen Titelambitionen begraben. Iglesias und Svendsen trennen vor dem Finale in Hockenheim fünf Punkte.
Titelentscheidung im Rahmenrennen
Im Rahmen der IDM wurde auf dem Nürburgring vorzeitig der Titelkampf im Northern Talent Cup entschieden. Der 15-jährige Fynn Kratochwil gewann die zwei mit permanenten Überholmanövern gespickten Rennen mit 0,018 Sekunden beziehungsweise 0,005 Sekunden Vorsprung. In der Pro Superstock 1000 Klasse sicherte sich der IDM-erfahrene Niederländer Ricardo Brink souverän vorzeitig den Titel. Außerdem wurden jeweils zwei Läufe im ADAC Junior Cup und dem Kawasaki ZX-4RR Cup ausgetragen.
"Es war wirklich von allem etwas dabei", blickt IDM-Serienmanager Normann Broy auf das vergangene Wochenende zurück und fügt hinzu, "wir hatten so viele Zuschauer wie noch nie. Und in allen Klassen bleibt es weiterhin spannend, sodass alle Titel erst beim Finale in Hockenheim vergeben werden. Die Leistungsdichte in der IDM ist enorm."

Termine 2025:
09.05.-11.05.2025 – Oschersleben
30.05.-01.06.2025 – Schleiz
20.06.-22.06.2025 – Most (CZ)
04.07.-06.07.2025 – Oschersleben
15.08.-17.08.2025 – Assen (NL)
05.09.-07.09.2025 – Nürburgring
26.09.-28.09.2025 – Hockenheim