Man hat den Eindruck, dass die MotoE trotz verschobener Premiere nach dem verheerenden Brand im März noch etwas Vorbereitungszeit hätte gebrauchen können. Nicht, weil die Energica-Maschinen nicht die erwartete Performance geliefert oder es keine spannende Renn-Action gegeben hätte. Nein, das Rennen, so kurz es mit seinen sechs Runden auch gewesen sein mag, war spannend. Auch wenn die 260 Kilogramm schweren Bikes noch knapp hinter den Zeiten der Moto3 zurücklagen.

Polesetter Niki Tuuli fiel nach dem Start auf Position fünf zurück und kämpfte sich in den folgenden Runden zurück an die Spitze. Am Ende gewann er das Rennen, das wegen eines Sturzes von Lorenzo Savadori abgebrochen wurde, vor Bradley Smith und Mike di Meglio, wovon die wenigsten Zuschauer Notiz nahmen.
Kommentatoren verschlafen den Start
Der Abbruch nach sechs (der ohnehin wegen Regens nur sieben angesetzten) Runden ist nicht der einzige Grund dafür. Schon der Start wurde von fast jedem an der Strecke, mal abgesehen von den Fahrern und Teams, verschlafen. Sogar von den TV-Kommentatoren, die – wie auch die Zuschauer – eine Aufwärmrunde erwarteten. Allerdings gibt es diese in der MotoE zugunsten einer längeren Renndistanz nicht, denn die Reichweite der Elektro-Renner ist aktuell noch sehr beschränkt. Ohne das Spektakel lauter Motorengeräusche taten die Energicas das, wofür viele sie im Straßenverkehr so schätzen: unbemerkt lossprinten.
Großer Sicherheitsaufwand
Der Rennabbruch war dann Folge des harten Einschlags von Lorenzo Savadoris Energica in die Streckenbegrenzung, wobei die schwere Maschine die Airfences beschädigte. Rennabbrüche wegen Bergungsarbeiten könnten in dieser Saison noch häufiger vorkommen, unter anderem deswegen, weil für die Streckenposten akute Stromschlaggefahr besteht. Für den Fall, dass ein E-Bike in Brand gerät, wird es von einer spanischen Spezialfeuerwehr, die bei jedem Rennen vor Ort ist, im brennenden Zustand abgeschleppt und erst in einer Sicherheitszone gelöscht. Am Sachsenring war das aber nicht nötig.

Das Sicherheitskonzept wirkte im Gegensatz zur Kommunikation des Reglements ausgereift, nahm dem Rennen aber seinen letzten möglichen Höhepunkt: Den Zieleinlauf. Alle Fahrer rollten ebenso leise und unbemerkt zurück in die Box, wie sie gestartet waren. Damit war das Rennen unter dem Radar perfekt.
Diesel-Strom für die MotoE
Am meisten Aufsehen erregten noch die großen Dieselgeneratoren, die für die Ladung der MotoE-Bikes betrieben werden mussten. Auch beim Österreich-GP am Spielberg werden die Ladestationen voraussichtlich mit Dieselstrom versorgt und erst im September auf erneuerbare Energien umgestellt – was das genau bedeutet, ist noch nicht klar.
Fazit
Schade. Die ohnehin umstrittene MotoE hat sich am Sachsenring ein Stück weit selbst sabotiert und ist unabsichtlich unter dem Radar geflogen. Andererseits können nun die offensichtlichen Kinderkrankheiten ebenso unauffällig beseitigt werden.