Wer wissen wollte, was es bedeutet, wenn relativ warme Luftmassen bei südwestlicher Grundströmung durch kühlere Luftmassen ausgetauscht werden, konnte es im Laufe des 28. Juni nirgendwo besser erleben als im Fahrerlager des Hockenheimrings.
Dort wich das Kaiserwetter der vergangenen Woche pünktlich zum Beginn des MOTORRAD-Festivals einer Großwetterlage, „welche sich bis zum Sonntag in kräftigen Schauern mit Starkregen, Hagel, Sturmböen und Gewittern mit örtlichem Unwetterpotenzial bemerkbar macht“. Keine Frage: Wer mit dieser Wettervorhersage aufsteht, legt sich am besten gleich wieder hin – oder plant seinen Tag zumindest ohne ausgedehnte Zweiradaktivitäten.
Ganz so schlimm kam es dann doch nicht, aber die Aussicht reichte vermutlich, um viele vom Trip ins Badische abzuhalten. Auf alle, die dem Wetter trotzten, wartete dennoch ein flottes Programm. Rund 1000 Unerschrockene reisten an und vertrieben sich die Zeit zwischen Leistungsprüfstand und Sachskurve, zwischen Mini Kochs Fahrwerks-Workshop und Händlermeile, um der Faszination Fahrdynamik zumindest theoretisch zu erliegen. So wie Michael Simons, der mit seiner Honda CBX eigens aus Aachen angereist war. 160 000 Kilometer hatte das Schätzchen des 54-Jährigen bereits auf der Uhr, und zwar mit dem ersten Motor. Der Sechszylinder war denn auch nicht das Thema des Aacheners, sondern das Fahrwerk: Die Linienwahl gestalte sich schwierig. Ein Fall für Mini Koch. Gedrückt, gewippt, über den Ständer gezogen – Diagnose: das Lenkkopflager, ganz klar. Und wenn man schon dabei sei: Es würde helfen, das Gabelöl zu wechseln. Mit 20er- statt 15er-Viskosität, was der dünnen CBX-Gabel dämpfungsmäßig ein wenig auf die Sprünge helfen würde. Wunder könne er natürlich nicht versprechen. Aber die hatte Simons auch nicht erwartet.
Ebenso wenig wie Norbert Zimmer von seiner Fireblade auf dem Leistungsprüfstand. Aus Neuenburg bei Pforzheim war er zusammen mit Familie angereist. Nicht zuletzt, um endlich einmal zu erfahren, wie viel Druck sein Schätzchen denn nun wirklich auf den Töpfen hat. 125 PS im Fahrzeugschein, 124 auf dem Rollenprüfstand – Zimmer konnte zufrieden sein. Und nutzte die zunehmenden trockenen Abschnitte, um auf der Tribüne und im Fahrerlager Rennatmosphäre zu schnuppern, die von den über 400 aktiven Renntrainingsteilnehmern und Triumph-Challenge-Startern verbreitet wurde.
Für alle, die trotz wechselnder Streckenbedingungen selbst einmal auf den Racetrack wollten, war ebenfalls gesorgt. Egal ob zwei Runden im Motorradkorso auf der GP-Strecke, eine Stunde Schnuppertraining auf der Querspange oder gar eine Stunde Kompakttraining mit 20 Minuten auf dem großen Kurs – es war alles möglich. Auch Auto konnte man fahren. Mit den AMG A45 und CLA45 bei einstündigen Lehrgängen im Handlingparcours. Und wer bis zum Abend aushielt, den erfreuten die „Dicken Kinder“ auf der Bühne im Fahrerlager mit tollen Coverversionen. Da machte dann auch der Regen nichts mehr – er wurde einfach ertränkt.