Schwabenleder im Porträt

Schwabenleder im Porträt Hochklassige Lederkombis aus Familienbetrieb

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Wie führt man ein Geschäft weiter, das mindestens so sehr wie ein Unternehmen auch ein persönliches Erbe ist? Ein Besuch bei Schwabenleder in Winterbach.

Hochklassige Lederkombis aus Familienbetrieb Orth
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Er macht es natürlich nicht so wie sein Vater. Das kann er nicht, und er will es auch nicht. Wenn also ein alter Kunde in den Laden kommt, dann sagt er zu ihm nicht: „Was willst du Arschloch denn schon wieder hier?“ Er fragt ihn auch nicht: „Was hast du denn für eine Figur, wie kann man in so einem Körper leben?“ Bei seinem Vater hat einem das durchaus passieren können, „Arschloch“ als Ausdruck des Respekts und der Verbundenheit. Aber Dennis Hämmer sagt: „Wir können das doch nicht nachmachen, das geht nicht, da macht man sich ja lächerlich. Wir können dem Vadder seine Fußstapfen nicht füllen. Wir müssen einen eigenen Weg finden.“

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Tatsächlich haben sie ihn schon gefunden, und es ist nicht wirklich ein anderer Weg als der, den Claus Hämmer selbst gegangen ist mit der Firma Schwabenleder, die er Ende der 70er gegründet und bis 2014 nicht nur geleitet hatte, sondern auch gelebt. Im Sommer 2013, da ist er 59 Jahre alt, hört Claus Hämmer von seinem Arzt, dass er schwer krank sei, in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 2014 stirbt er.

Seine Art, sein Wesen, sein Witz, seine Prinzipien

Aber er verschwindet nicht. Er hinterlässt etwas. Er hinterlässt ein Unternehmen, Schwabenleder, und er hinterlässt ein Erbe, das sich, weil es einen anderen Wert hat, nicht in Zahlen fassen lässt. Und auch nicht leicht in Worte, wenn man besondere Kunden eben nicht mehr als „Arschloch“ oder „Dackel“ ehren und sich, wie er das gern und oft tat, laut fragen kann: „Warum mach ich den ganzen Scheiß hier eigentlich?“ Seine Art, sein Wesen, sein Witz, seine Schrullen und seine Prinzipien – Claus Hämmer war selbst die beste Antwort auf seine Frage.

Schwabenleder war etwas Persönliches, und das ist es immer noch. „Man bekommt ja nicht nur ein Produkt hier“, sagt Dennis. „Das Verhältnis zum Kunden, das macht Schwabenleder aus.“ Dennis sagt auch: „Das war immer Papa seins, hier, und irgendwie ist er auch noch da.“ Seine Zwillingsschwester Julia sagt: „Hier ist Schwabenleder. Das ist alles der Papa.“ Lisa, die als Schneiderin schon bei Schwabenleder arbeitete, als die beiden Kinder vor 24 Jahren geboren wurden und die sich oft genug als Babysitterin um die Zwillinge gekümmert hat, sagt: „So was findet man selten, wenn überhaupt.“ Robin, der jetzt mit Dennis zusammen die Geschäfte führt, erzählt von seinem Bewerbungsgespräch vor 16 Jahren: „Wir haben in der Kneipe ein Bier zusammen getrunken und uns unterhalten. Schließlich fragte Claus: ‚Bisch dabei?’ Handschlag, dann war‘s geschwätzt. So war er, da gab‘s kein Vertun. ‚Da braucha mir koi Aktanotiz’, hat er gesagt.“ Und dann hat Robin Gänsehaut am Arm. „Man arbeitet nicht einfach hier. Man gehört dazu. Das war dem Claus wichtig. Die Dinge gemeinsam zu tun. Das war sehr prägend. Er hat das hier immer als ‚Insel’ bezeichnet. So war das eigentlich ohne irgendwelche Verträge klar, das geht hier weiter.“

Sparen am Material stand nie zur Diskussion

Mehr noch. Es geht in dieselbe Richtung weiter. Und die Richtung heißt nicht Wachstum. Sie heißt Qualität, Kontinuität, Sicherheit, Service, Anstand, Vertrauen und Verlässlichkeit. Auch: Kompromisslosigkeit und Konsequenz. „So wurden wir schon immer geimpft“, sagt Julia. Und Robin ergänzt: „Es wird erst etwas geändert, wenn ich etwas Besseres bieten kann. Sparen am Material oder in der Fertigung stand nie zur Diskussion, und steht nicht zur Diskussion. Das gibt es nicht, weil billiger nichts nützt. Was bringt ein Kunde mehr in einem billigen Produkt?“

Das muss man sich leisten wollen und können, das wissen sie bei Schwabenleder, denn es gilt für das Unternehmen, das in der Nische der Besten agiert, ja nicht weniger als für den Kunden. Es verlangt eine klare Entscheidung, die Sache muss es einem wert sein. Stefan kommt deshalb über 300 Kilometer weit nach Winterbach, um sich für seine Kombi, die Schwabenleder ihm vor 20 Jahren gefertigt hatte, eine neue Hose machen zu lassen. Er steht mit Robin zusammen, der nimmt Maß, sie unterhalten sich über Ausstattung und Farbe, dann nimmt Robin die Daten des Kunden auf. Der sagt ihm seinen Namen, Stefan, und Robin fragt: „Mit f oder mit ph?“ Beiläufig? Nein.

Kein Wenn und Aber

Es sind solche Fragen, die den Unterschied machen. Sie zeugen von einer Aufmerksamkeit und Sorgfalt, die den Umgang und die Arbeit in Winterbach ausmachen. Und die dem Produkt hinterher anzumerken sind. Stefan mit f sagt: „Hier weiß ich, dass man mir weiterhilft. Das ist das eine. Das andere ist, dass ich mich mit der Kombi sicher fühle, da habe ich was um mich, auf das ich mich verlassen kann. Wenn ich mir das nicht wert wäre, müsste ich dafür wohl einen höheren Preis zahlen.“ Etwa ein Jahr vor seinem Tod sagt Claus Hämmer zu seinem Sohn, er solle freitags und samstags „ins Geschäft kommen und schaffen“. Dennis macht da gerade die Fachhochschulreife, nachdem er zuvor eine Banklehre abgeschlossen hatte. „Da gab es kein Wenn und Aber, ich kam freitags und samstags, wenn keine Schule war, und schaffte.

Und ich weiß jetzt, dass mir was Besseres als diese Ansage vom Vadder nicht hätte passieren können. Mein Wunsch war ja, irgendwann hier mitzuarbeiten. Aber die Umstände, die hätte ich mir anders gewünscht.“ Als ihr Vater noch keine Woche tot ist, meldet Julia sich bei der Handwerkskammer: Sie, die bis dahin eigentlich Profisportlerin werden und was mit Sport hatte studieren wollen, will eine Ausbildung zur Maßschneiderin machen. „Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse, ich hatte keine Ahnung, aber ich wusste, ich wollte in die Firma. Wir hatten mit dem Papa darüber geredet, darüber, was das bedeutet.“ Sie sagten ihrem Vater: „Wir versuchen‘s.“ Es ist erst ein paar Wochen her, da besteht Julia nach ihrer Lehre bei Schwabenleder die Gesellenprüfung. Manchmal, wenn langjährige Kunden nach Winterbach in den Verkaufsraum gleich an der Schneiderei kommen, dann sagen sie irgendwann zu Julia und Dennis: „Ihr seid nicht wie er. Aber ihr seid seine. Ich glaub‘, der Claus wär stolz auf euch.“

Weitere Infos über Schwabenleder

Die erste auf Maß gefertigte Schwabenleder-Kombi liefert Claus Hämmer im Oktober 1978 persönlich aus. Er leitet und prägt und lebt die Firma über Jahrzehnte. Im Januar 2014 stirbt er nach kurzer, schwerer Krankheit mit nur 59 Jahren. Seine beiden Kinder Julia und Dennis sowie zwei der Angestellten, Robin und Jasmin, führen die Firma seither weiter. 16 Mitarbeiter produzieren rund 1.100 bis 1.200 Kombis pro Jahr und kümmern sich um Reparatur, Änderungen und Service. Alle Schwabenleder-Kombis werden in Winterbach gefertigt, 90 bis 95 Prozent auf Maß. Das dauert im Schnitt 20 bis 25 Stunden. Die Preise starten bei 1.600 Euro. Verkauf im Werksgeschäft von Dienstag bis Freitag von 9.30 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr und über zwölf Händler und Designstudios in Deutschland.

Anschrift & Adresse:

Fabrikstraße 22
73650 Winterbach
Telefon 0 71 81/96 70 10
info@schwabenleder.de

Mehr Infos unter www.schwabenleder.de.

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