Triumph Street Triple-Cup
Uli und der T-Cup

Die Kombination ist einmalig: Triumph-Pressesprecher und Kundendienstleiter, T-Cup-Organisator und -Initiator, T-Cup-Teilnehmer, mittlerweile T-Cup-Titelaspirant. Wenn er könnte, würde Uli Bonsels auch noch eigenhändig die Startampel bedienen und die Zielflagge schwenken. Garantiert.

Uli und der T-Cup
Foto: trackriders.eu

Langsam wird es Zeit, darüber nachzudenken, denn so nah dran wie beim Saisonfinale in Most war er noch nie. Es fehlten nur ein paar Zentimeter. Nicht einmal eine halbe Motorradlänge, und es wäre passiert. Uli Bonsels hätte sein erstes T-Cup-Rennen gewonnen. Und dann? Dann hätte er sich ernsthaft die Frage stellen müssen: Darf ich das überhaupt? Darf ich in meinem eigenen Cup gewinnen? Und mit Blick auf die Saison 2016: Darf ich in diesem Cup vielleicht sogar Meister werden? Lassen Triumphs Compliance-Richtlinien das zu?

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Dass es überhaupt so weit kommen konnte, daran hat Uli, seit er 2012 als fester Starter in den Cup einstieg, beharrlich und mit viel Ehrgeiz gearbeitet. Der Triumph-Kundendienstleiter und Pressesprecher mit Idealgewicht (70 Kilogramm) gäbe ein gutes Vorbild ab für so manchen von der Midlife-Crisis gebeutelten Manager der mittleren Führungsebene. „Glaubst du ernsthaft, ohne den Cup würde ich es schaffen, zweimal die Woche morgens vor der Arbeit eine Dreiviertelstunde auf dem Hometrainer zu trainieren?“, fragt er. Keine Frage, der Mann meint es ernst. Und das mit 52 Jahren.

Professionalisierung von T-Cup und T-Challenge

Das bestätigt auch sein engeres T-Cup-Umfeld. „Der Uli ist am Rennwochenende abends um zehn Uhr nach zwei Bier verschwunden“, erzählt MOTORRAD action team-Chef Matthias „Schrotti“ Schröter, sozusagen der Co-Cup-Erfinder, der anno 2007 zusammen mit Uli Bonsels den Cup erfand. „Der Uli will es wissen, ist penibel vorbereitet. Und er hat in den vergangenen zwei Jahren bezüglich der Rundenzeiten ja auch einen Sprung nach vorn gemacht.“ Überhaupt beobachtet Schröter eine nicht unangenehme Professionalisierung beider Serien, des Street Triple-Cups und der Triumph-Challenge. „Die Zeiten, als da am Tag vor dem Rennen noch bis spät in die Nacht gefeiert wurde, sind vorbei.

"Angesichts des Tempos, das mittlerweile gegangen wird, ist das auch kein Wunder." Was Schröter meint, liest sich in der Rundenzeitentabelle so: Je nach äußeren Bedingungen kam die T-Cup-Spitze in Oschersleben auf 1.34er- bis 1.36er-Rundenzeiten, die Challenge mit ihren stärkeren, getunteren und vollverkleideteren Daytonas hat sich derweil auf Respekt einflößende 1.32er hinuntergearbeitet. Und noch eine Hausnummer: In Hockenheim auf dem GP-Kurs waren die Schnellsten der Challenge 2015 mit 1.48er-Runden unterwegs, die T-Cup-Spitze schlug sich mit 1.52er-Zeiten ebenfalls brillant.

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2015 kostete das Cup-Paket 9990 Euro

Uli Bonsels wurde in Hockenheim mit knapp fünf Sekunden Abstand Dritter und fuhr tiefe 1.53er-Zeiten. Mit einem Motorrad mit 106 PS, bei dem Motortuning ausdrücklich verboten und Fahrwerkstuning nur im bescheidenen Rahmen (Öhlins-Kit, Bremsen) erlaubt ist. „Diese Performance wäre ohne die Weiterentwicklung der Reifen überhaupt nicht möglich“, ist sich Uli sicher. Ausgerüstet werden Cup und Challenge seit Jahren von Bridgestone, aktuell mit dem Bridgestone Slick, den die Teilnehmer beim Bridgestone-Service vor Ort zu Sonderkonditionen kaufen können.

Überhaupt die Konditionen: 9990 Euro kostete ein Cup-Paket 2015. Darin enthalten waren eine neue Street Triple RX mit serienmäßigem Schaltautomaten, eine LSL-Fußrastenanlage, Brems- und Kupplungshebel von LSL, Flyscreen und Soziusabdeckung, Bugspoiler, Bodis-Schalldämpfer mit dB-Eater, X-Lite-Helm, Castrol-Schmierstoff-Paket, alle Aufnäher und Sticker sowie alle Nenngelder für fünf Veranstaltungen mit jeweils zwei Rennen inklusive der dazugehörigen Trainings. Ein faires Angebot, das sich zudem für die Schnellsten nochmals vergünstigte, weil neben den Pokalen auch zusätzliche Preisgelder ausgelobt wurden. So erhielt der Sieger einen Nenngeldgutschein im Wert von 2000 Euro. Spätestens an dieser Stelle kommen Uli und „sein Cup“ wieder ins Spiel. Und die eingangs gestellte Frage. Triumph muss das finanzielle Engagement voraussichtlich zurückfahren, doch den Cup beim MOTORRAD action team wird es weiterhin geben. Und Uli wird wieder starten. Über alles Weitere will er erst beim ersten Sieg nachdenken.

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Interview mit Uli Bonsels

"Und dann wachsen die Ansprüche"

Triumph-Pressesprecher und T-Cup-Starter Uli Bonsels über die lange Geschichte des T-Cups, seinen Einstieg in den Cup – und darüber, warum er im hohen Alter immer schneller wird.

MOTORRAD: Uli, wenn wir über die Anfänge des Street Triple-Cups reden – wie weit müssen wir da zurückgehen?

Uli Bonsels: Das ging im Grunde genommen schon 1995 los, mit der alten Speed Triple T 300, dem Eisenschwein. Veranstalter in Deutschland war damals Wolf Töns. Der Cup wurde auch in England und Frankreich ausgetragen, es gab ein Europafinale in Le Castellet in Südfrankreich im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens. Das hat damals Franky Heidger gewonnen.

MOTORRAD: Und dann? Ihr seid auch mit der T 595 gefahren, oder?

Uli Bonsels: Ja, das muss dann 1998 gewesen sein und ging bis zum Jahr 2000. Für 2001 haben wir dann noch die TT 600 dazugenommen. 2003 war dann Schluss – bis 2007, als die Street Triple präsentiert wurde. Bei der Pressevorstellung am Gardasee habe ich damals bei einem guten Glas Rotwein mit Schrotti (Matthias Schröter, damals PS, heute MOTORRAD action team, A. d. Red.) darüber sinniert, dass dieses tolle Motorrad unbedingt einen eigenen Cup braucht. 2008 ging es dann los, und zwar mit Sport Evolution und Dietmar Franzen. Der ist damals schon mit unserer Daytona 675 und Rico Penzkofer in der IDM gefahren und hat dann 2008 und 2009 gemeinsam mit uns den Cup veranstaltet. 2010 hat dann euer action team den Cup übernommen. Die Starterfelder waren proppenvoll. Stellenweise hatten wir 36, 37 Starter – so wie in den letzten Jahren auch mit unserer Triumph-Challenge, wo von der Daytona 675 bis zur Speed Triple alle fahren dürfen.

MOTORRAD: Wann genau kam denn dann dein Einstieg in den Cup?

Uli Bonsels: Mit der ganz alten Speed Triple bin ich nicht gefahren. Als dann die T 595 kam, habe ich angefangen, die ersten Gaststarts zu machen. Da wollte ich auch mal eine ganze Saison fahren, bin aber beim Flugplatzrennen in Dalhemer Binz gestürzt und habe mir wehgetan. Die erste komplette Saison bin ich dann 2010 gefahren.

MOTORRAD: Und wie hast du das sportliche Niveau erlebt?

Uli Bonsels: Das war schon immer relativ hoch, aber das wusste ich ja. Die waren übrigens auch im alten Speed Triple-Cup richtig schnell. Damals sind ja auch Leute wie Franky Heidger und Claus Ehrenberger mitgefahren. Das ging schon ab. Und auch heute ist es ja so, wenn die Jungs aus dem Cup mal woanders mitfahren, sind sie in der Regel vorn dabei. Dann staunen die Leute immer, wie schnell man mit 106 PS, Hochlenker und ohne jede Traktionskontrolle fahren kann. Aber genau das ist ja auch der spezielle Reiz.

MOTORRAD: Wo lagen deine eigenen Ambitionen bei deinem Einstieg?

Uli Bonsels: Ich hatte keine Ambitionen, als ich eingestiegen bin. Ich wollte einfach nur Spaß haben, Rennstrecke fahren, ein bisschen Wettbewerb. Aber im Laufe der Jahre versucht man natürlich, sich ein wenig nach vorn zu bringen, sich zu steigern. Und dann wachsen natürlich auch die Ansprüche. Das ist doch klar.

MOTORRAD: Was zeichnet den Cup aus? Was gibt es nur hier, was ist das Besondere?

Uli Bonsels: Ganz sicher, dass es hier eine tolle Kameradschaft gibt. Im T-Cup – wie übrigens auch in der T-Challenge – hilft jeder jedem. Ich kann mich über die Jahre nur an einen richtigen Blödmann erinnern, aber der wurde von allen geschnitten. Ich weiß nicht warum, aber es ist eine Ansammlung von supersymphatischen Menschen. Das sind für mich die schönsten Wochenenden des Jahres.

MOTORRAD: Liegt das auch daran, dass so ein Naked Bike wie die Street Triple für Rennsport-Novizen weniger Berührungsängste weckt?

Uli Bonsels: Vermutlich. Andererseits ist das in der Challenge ja auch nicht anders, obgleich das ein richtiges Supersport-Motorrad ist.

MOTORRAD: Gibt es den typischen T-Cup-Fahrer?

Uli Bonsels: Grundsätzlich sind wir da breit aufgestellt, aber die meisten dürften zwischen 40 und 50 Jahre alt sein. Unser Alter eben (lacht).

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023