Baut BMW einen Boxer-Cruiser? Noch nicht. Aber Wolfgang Wilhelm von WiWo nahm sich die Freiheit, die Idee schon jetzt in die Tat umzusetzen.
Baut BMW einen Boxer-Cruiser? Noch nicht. Aber Wolfgang Wilhelm von WiWo nahm sich die Freiheit, die Idee schon jetzt in die Tat umzusetzen.
Liberté,das französische Wort für Freiheit auf dem Tank der weißblauen Boxer-BMW, klingt nicht nur wohltuend, es macht auch Sinn. Denn durch eine zweiteilige Tankattrappe aus GFK, die dem Originalbenzinfaß in kurzer Zeit übergestülpt werden kann, genießt der Fahrer die Freiheit, heute mit dem R 1100 R-Tank und morgen mit der dickbauchigen Attrappe durch die Lande zu schippern, als wär`s ein anderes Motorrad.Zum Cruiser wird die Liberté jedoch erst durch die feinen Zutaten, die Bremsen- und Räderhersteller Wilhelm der R 1100 R angedeihen läßt. Mit CNC-gefräßten Naben aus eigener Produktion und Borrani-Felgen rollt der Boxer ganz nach amerikanischem Vorbild auf fetten Speichenrädern - hinten sogar auf einer 5,5 Zoll breiten Felge, die eine 200/70-15 dicke Gummiwalze zuläßt. Das funktioniert allerdings nur, wenn zuvor der großvolumige Endschalldämpfer aufgeschnitten und verschmälert wurde, damit der Metzeler ME 88 Marathon durchpaßt, ohne an Kardangehäuse oder Auspuffanlage zu schleifen.Die CNC-Maschinen kamen auch bei der um etwa 120 Millimeter vorverlegte Fußrastenanlagen zum Einsatz, aus Aluminium gefräßt und wie die Soziusrasten hochglanzpoliert, ebenso bei der eigens hergestellten oberen Gabelbrücke, die die Riser für den Buckhorn-Lenker aufnimmt.Außerdem nahm sich Wolfgang Wilhelm noch des wenig stilvollen Original-Cockpits an. So konstruierte er ein Leichtmetallgehäuse, das außer dem Tacho sämtliche Kontrolleuchten, Kippschalter nebst Lampenhalter aufnimmt und hochglanzpoliert eine unauffällig kompakte Einheit bildet.Stahlummantelte Brems- und Ölleitungenvervollständigen den sauberen Umbau zum Cruiser. WiWo-Bremszangen sucht man allerdings an der Liberté vergeblich. Das ABS-System der R 1100 R machte es dem Ulmener unmöglich, seine eigenen Bremszangen zu verbauen, aber am Original-Bremssystem mit Brembo-Vierkolbenzangen gibt’s ja auch nichts auszusetzen gibt. Die Sitzhöhen-Verstellung der R 1100 R fiel dagegen Wilhelms Cruiser-Konzept zum Opfer. Die Doppelsitzbank mit integriertem Heck ist fest montiert. Für kleinere Menschen ein verschmerzbarer Verlust, da man auf der hart gepolsterten, etwas kantigen Bank angenehm niedrig sitzt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Fahrhaltung mit den weit vorn plazierten Fußrasten dennoch. Der stark gekröpfte, hohe Buckhorn-Lenker ist bei engen Kurven und Wendemanövern hinderlich. Und beim Einlenken benötigt der Fahrer mehr Handkraft als gewöhnlich.Daß die WiWo-BMW weniger handlich als das Original ist, geht ganz klar auch auf das Konto des breiten Hinterradreifens, der sie außerdem spurrillenempfindlich und je nach Straßenzustand mehr oder minder kippelig werden läßt.»Die Leute stehen auf breite Hinterradreifen«, meint Wolfgang Wilhelm. »Da muß man ein etwas gewöhnungsbedürftigeres Fahrverhalten in Kauf nehmen.« Mit anderen Eigenheiten des Umbaus muß man nicht unbedingt leben. So ist der Buckhorn-Lenker nur eine von vielen Lenkervarianten, mit der die Liberté ausgestattet werden kann. Auch die Fußrastenposition und Sitzhöhe kann beim Kauf des Umbaukits ohne Aufpreis anders festgeschrieben werden. Nur die Lackierung ist im Preis von 13 615 Mark für den Kit mit TÜV-Gutachten und Anbauanleitung nicht enthalten. Und wer sich die Arbeit des Umbaus nicht antun will, kann gleich das ganze Motorrad mit ABS und Kat in Originallackierung und samt TÜV-Eintragung für 33 810 Mark ordern. Außerdem hat der Kunde die Freiheit, für 1000 Mark weniger für die 850er Variante zu erwerben.