Wann kommt es schon mal vor, dass Motorradfahrer allen anderen Verkehrsteilnehmern als leuchtendes Vorbild präsentiert werden? Alle Jahre wieder. Dann nämlich, wenn die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) ihren Mängelbericht vorstellt.
Wann kommt es schon mal vor, dass Motorradfahrer allen anderen Verkehrsteilnehmern als leuchtendes Vorbild präsentiert werden? Alle Jahre wieder. Dann nämlich, wenn die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) ihren Mängelbericht vorstellt.
Im »Mängel-Barometer« der GTÜ könnten Motorradfahrer noch viel besser dastehen, als sie es jetzt schon tun (siehe Statistiken rechts). Etwa, wenn illegal montierte Tüten vor der Fahrt zur Hauptuntersuchung durch die Originalteile ersetzt würden. Immerhin sind allein 16,1 Prozent der Bean-
standungen im Bereich »Umweltbelastung« auf unkorrekte Schalldämpfer zurückzuführen. Auch könnte es nicht schaden,
danach zu schauen, ob die Kette richtig spannt 37,6 Prozent der Detailmängel
bei »Fahrgestell, Rahmen, Aufbau«. Und wenn die Prüfer bei Marginalien wie der
leidigen Radabdeckung 19,3 Prozent statt pingelig mit dem Zentimetermaß zu hantieren ihrem ästhetischen Empfinden freien Lauf ließen, könnte die Anzahl der Mängel bei Fahrgestell und Co. um glatte zwei Drittel nach unten gedrückt werden.
Erhebliche Mängel attestierten die
Prüfer an 7,4 Prozent der Krafträder; 18,5 Prozent sinds bei Pkw, 21,7 bei den Nutzfahrzeugen. Zahlen, die die GTÜ so interpretiert: »Vorbildlich wie bereits in den Vorjahren die Gruppe der Krafträder.«
Mit zirka zwölf Prozent Marktanteil am Geschäft mit den Hauptuntersuchungen spielt GTÜ hinter TÜV und Dekra zwar nur die dritte Geige im Konzert der Großen, aber repräsentativ sind die Ergebnisse
allemal. Meinungsumfragen, die durchaus ernst genommen werden, kommen mit
gut 1000 Befragungen aus, die GTÜ kann ihre Statistik mit 2,8 Millionen Checks im Jahr 2004 füttern. Da stört es nicht wei-
ter, dass die Konkurrenz ihre Ergebnisse, leider, für sich behält.
Dass immer mehr Fahrzeuge Motorräder ausgenommen sicherheitsrelevante Mängel aufweisen, ist sicherlich auf die schwierige wirtschaftliche Lage zurückzuführen. So wird ein Pkw heute durchschnittlich 11,9 Jahre lang gefahren, und gespart wird nicht nur bei Neuanschaffungen, sondern auch beim Unterhalt, bei Reifen sowie Werkstattkosten. Das spie-
gelt sich in der Statistik wider, laut der Personenkraftwagen, die über sieben Jahre
alt sind, wegen technischer Mängel doppelt so oft verunglücken wie Fahrzeuge jüngeren Datums. Dazu passt, dass die Mängelquote über sieben Jahre alter Pkw bei immensen 71 Prozent liegt.
Auch das Durchschnittsalter der zugelassenen Motorräder steigt immer weiter, 2004 lag es bei 10,9 Jahren, allerdings schafften es von den Maschinen über
sieben Jahren immerhin 67 Prozent, ohne Beanstandung durch die Hauptuntersuchung zu kommen.
Die Ausnahmestellung, die das Motorrad einnimmt, zeigt sich allein schon darin, dass GTÜ jährliche Hauptuntersuchungen lediglich für Pkw mit sieben und mehr
Jahren auf dem Buckel (historische Fahrzeuge ausgenommen) sowie gewerblich genutzte Transporter der gleichen Altersklasse fordert, nicht jedoch für Motor-
räder. Warum auch? »Rollende Zeitbomben auf unseren Straßen« hat die GTÜ über ihre Dokumentation geschrieben. Motorräder gehören nicht zu diesen explosiven Gefährten. Sie sind zwar meist schneller unterwegs, dafür aber technisch sicherer.
Eigentlich steht das Motorrad noch viel besser da, als der »GTÜ-Mängelindex« (links) es ausweist. Der zeigt nämlich lediglich die Anzahl der Mängel pro auffälliges Fahrzeug an, und bei Motorrädern war an lediglich 26,1 Prozent der vorgeführten Maschinen
etwas zu beanstanden, bei Autos dagegen lag die Quote bei 56,3, bei Nutzfahrzeugen gar bei 63,3 Prozent.
Interessant auch, dass der Mängelindex für Motorräder stabil blieb, während er für andere Fahrzeugklassen merklich anstieg. Als verkehrsunsicher stufte die GTÜ nur 0,02 Prozent der Motorräder ein, unter zehntausend also zwei. Nicht wenige der von der GTÜ konstatierten Mängel resultieren, so die Gutachter, aus dem Versuch,
die Maschine individuell zu gestalten. Wobei gerade hier die Prozentzahlen in ihrer Relation gesehen werden müssen. Vor allem die für »Geräuschentwicklung«. 12,1 Prozent, das klingt nicht gut. Aber die 12,1 beziehen sich auf die vier Prozent, die »Umwelt« überhaupt an der Mängelverteilung ausmacht. Und die Mängelverteilung wiederum basiert auf den lediglich 24 Prozent der Motorräder, an denen es überhaupt was zu kritisieren gab. Womit statistisch bewiesen wäre, dass es laute Motorräder so gut wie überhaupt nicht gibt.