Allzu schnell waren sie wieder verschwunden, die wassergekühlten V2-Hondas mit ihren charakteristischen querstehenden Zylindern. 1978 auf die Straße gekommen, sorgte nicht nur Rötger Feldmann mit seinem Kultcomic „Werner" für viel Spott in Bikerkreisen, wurde doch die CX von Werner als Güllepumpe eingesetzt. Auch ihr ziemlich umstrittenes Design machte der Honda das Leben schwer. Die wulstige Sitzbank, eine unschöne Tacho-Lampeneinheit und eine nach hinten abfallende Linie ließen sie nicht gerade sportlich erscheinen. Dabei war sie technisch durchaus geglückt. Der Motor war äußerst robust, trotz Stoßstangen-Ventiltrieb drehfreudiger als jeder Guzzi-Antrieb, das Fahrwerk sehr komfortabel. Dank Kardanantrieb war die CX pflegeleicht, eine ideale Reisemaschine also. Dennoch war schon Mitte der 80er-Jahre wieder Schluss.
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Honda CX 1200 Kompressor
Super Gülle-Pumpe
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Güllepumpe bleibt unvergessen
Trotz der beliebten Chopper-Version CX 500 C, der starken CX 500 Turbo und der nachfolgenden 650er mit viel gefälligerem Design hatte Honda mit der gesamten Baureihe nichts mehr im Sinn. Man arbeitete da schon an V2-Motoren mit 52 Grad Zylinderwinkel, obenliegenden Nockenwellen und querliegender Kurbelwelle, die dann in der VT 500 E, Transalp und Africa Twin viele Jahre erfolgreich verbaut wurden und eher sogar noch robuster waren als die CX-Motoren. Für MOTORRAD bleibt die Güllepumpe aber unvergessen. Und für das 70-Jahre-Motorrad-Jubiläum schenken wir Honda nun die Idee einer Super-Güllepumpe: eine CX 1200 Kompressor, deutlich sportlicher ausgelegt, aber einzigartig in der Konzeption und sicher mal ein paar Gedankenspiele wert.
markus-jahn.com
1983 - Honda CX 650 Turbo: Zunächst als 500er 82 PS stark, lieferte der spätere 650er bis zu 100 PS.
V2-Motoren mit quer zur Fahrtrichtung stehenden Zylindern gibt es nur von Moto Guzzi. Die Italiener haben aber irgendwie vergessen, wie man neue Motorräder baut, und dümpeln heute etwas antriebslos dahin – eine perfekte Nische für unsere 1200er. Dank Stoßstangen-Ventiltrieb mit zentraler, halbhoher Nockenwelle würde der Vierventiler nicht so ausladend wie beispielsweise die aktuellen Boxer von BMW, aber wäre dennoch schon in der Sauger-Version für 120 PS gut. Schön logisch würde die Anordnung von Kupplung, Getriebe und Kardanwelle gelingen, denn alles würde in Längsrichtung drehen, ohne Umlenkung. Um dem V2 noch zusätzlich Leistung und Drehmoment einzuhauchen, braucht es aber eine Aufladung. Statt wie in früheren Zeiten einen schwer zu beherrschenden Turbolader zu verwenden, schlägt MOTORRAD einen mechanisch angetriebenen Kompressor vor. Dieser liefert schon ab niedrigen Drehzahlen genügend Ladedruck, um aus der CX einen 150 PS starken Dampfhammer zu machen. Damit läge die Super-Güllepumpe mindestens auf Höhe der nächsten BMW-Boxer-Generation, wenn nicht sogar darüber.
Würde Honda so ein Motorrad jemals bauen?
Um dem ordentlichen Leistungsangebot auch ein adäquates Umfeld zu bieten, würden wir die CX 1200 Kompressor klar sportlicher positionieren, als es die Ur-Baureihe jemals war. Mit einer größeren und wirksamen Lenkerverkleidung, einem niedrigen, aber stabilen Aluminium-Brückenrahmen und einer nach vorn fallenden Linie würde sie schon im Stand eine ganz andere Dynamik ausstrahlen. Und mit ihren beiden Federbeinen an der Hinterradschwinge auch noch jenen Schuss Retro-Style tragen, der heutzutage Bikerherzen schwach werden lässt. Dieser würde auch noch von dem im traditionellen englischen Stil geformten Einmannhöcker unterstrichen, der natürlich mit einer abnehmbaren Soziussitzabdeckung versehen wäre.
MOTORRAD-Archiv
Deutlich gefälliger gestaltet war 1982 die CX 500 E. Statt Turbo schlagen wir Kompressor vor, zwischen zwei Zylindern versteckt.
Ganz frech würde die neue CX neben den Gabelholmen ansaugen. Wenn schon, denn schon. Und ganz chic wären die Zylinderköpfe auch wieder leicht gedreht. Dieser Kniff, mit dem Honda schon 1978 für Furore sorgte, sieht nicht nur dynamisch aus, er erlaubt auch einen besseren Knieschluss und eine geradlinigere Durchströmung der Köpfe. Und genau wie damals wäre der Antrieb wieder für ein Baukastensystem prädestiniert – vom Tourer bis zum Muscle-Bike ist alles mit ihm möglich. Würde Honda so ein Motorrad jemals bauen? Trauen sie sich das? Sag niemals nie. Immerhin baut der größte Zweiradhersteller der Welt wieder eine neue Gold Wing, eine neue Monkey und auch eine neue Super Cub. Alles Ikonen aus der Frühzeit, und Honda ist heute stolz auf diese Modelle. Warum sollten sie jetzt nicht endlich auch auf ihre CX stolz sein?