Wer rastet, der rostet. Das trifft auch auf die 1000-Punkte-Wertung von MOTORRAD zu. Deshalb gibt es ab sofort einige teils gravierende Änderungen in der Bewertung.
Wer rastet, der rostet. Das trifft auch auf die 1000-Punkte-Wertung von MOTORRAD zu. Deshalb gibt es ab sofort einige teils gravierende Änderungen in der Bewertung.
Seit Anfang 2001 praktiziert MOTORRAD die 1000-Punkte-Wertung. Im Laufe der Jahre gab es hier und da kleinere Modifikationen, nun aber stand eine größere Zäsur an, die einen direkten Vergleich mit früheren Bewertungen nicht mehr ohne Weiteres zulässt.
Zunächst ging es um eine Optimie-
rung. Die praktischen Erfahrungen und der technische Fortschritt mündeten in diverse
Änderungen und Umschichtungen der Bewertungskriterien. Auch hat sich das politische Umfeld verändert. Dank Euro 3 sind aktuelle Motorräder endlich sauber, daher entfällt die Bewertung des Abgasverhaltens. Im Grundsatz bleibt das Schema trotzdem erhalten, allerdings werden die Schwerpunkte zugunsten der fahrdynamischen Aspekte verschoben. Die Kosten treten
jedoch keineswegs in den Hintergrund. Im Gegenteil: Das Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt sogar eine extra Benotung.
Dass alle Motorräder wie am Beispiel der Tiger erkennbar mehr oder weniger Punkte verlieren, hat einen weiteren Grund. MOTORRAD bewertet fortan etwas strenger, da sich der Punkte-Level in vielen Einzelkriterien mit der Zeit zu weit nach oben geschoben hatte. Sowohl bei subjektiven Kriterien werden strengere Maßstäbe angelegt als auch bei Messwerten, für die es teilweise neue Bewertungskataloge gibt.
Mehr Kriterien, mehr Punkte, mehr Gewicht für die Antriebseinheit statt 200 sind im Kapitel Motor nun 250 Punkte zu vergeben. Zum einen, weil die wichtigen Fahrleistungsmesswerte »Durchzug« und »Beschleunigung« von jeweils 30 auf 40 Punkte aufgewertet wurden. Zum
anderen, weil Ansprech- und Lastwechselverhalten getrennte Bewertungen bekommen,
somit auch mehr Punkte. Und schließlich, weil die Laufruhe aus dem Abschnitt Komfort zum Motor wanderte. Dagegen gibt es nun nur noch ein Kriterium für die Getriebeabstufung, es
wird nicht mehr zwischen Abstufung und Gesamtübersetzung getrennt. Hinter dem Begriff Motorcharakteristik verbirgt sich das frühere Kriterium Leistungsentfaltung. Für die Höchstgeschwindigkeit können nach wie vor maximal 30 Punkte erzielt werden, maßgebend ist hier unverändert der Homologationswert, lediglich in Zweifelsfällen wird nachgemessen.
Neben dem Motor wird auch dem Kapitel Fahrwerk jetzt eine stärkere Bedeutung beigemessen, indem hier ebenfalls die Maximalpunkt-
zahl von 200 auf 250 Punkte angehoben wird, verteilt auf elf Kriterien. 20 Punkte steuert
die Schräglagenfreiheit bei (früher im Kapitel Sicherheit). Dazu kommen drei neue Kriterien, nämlich die Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks (früher unter Ausstattung), die Rückmeldung (bislang unter Lenkpräzision) und der
Federungskomfort (bisher unter Fahrwerksabstimmung). Dass die Abstimmung der Federungselemente gesplittet wurde, bringt mehr Transparenz: Eine stuckerige Gabel oder ein schlaffes Federbein sind so schnell identifizierbar. Außerdem wurden wichtige Kriterien wie Handlichkeit und Lenkverhalten (entspricht Lenkpräzision) um 10 auf je 40 Punkte aufgewertet. Dagegen wurde die Punktzahl für die Geradeauslaufstabilität reduziert.
Um die Übersichtlichkeit zu verbessern, sind die bisherigen Kapitel Alltag und Komfort zu
einem Block zusammengefasst. Dieser enthält außerdem die Kriterien Sicht und Licht (liefen bisher unter Sicherheit) und Verarbeitung
(bisher unter Kosten/Umwelt aufgeführt). Auch innerhalb der einzelnen Kriterien hat sich einiges getan. Für die Ausstattung gibt es einen neuen Bewertungskatalog, nachdem die Fahrwerkseinstellung und die Gepäckunterbringung nun zu eigenen Kriterien aufgewertet wurden. Letzteres umfasst Gepäckhaken, Staufach, Gepäckbrücken oder serienmäßige Koffer. Weitere Verschiebungen: nur noch 10 Punkte für die
Zuladung, dafür maximal 30 für die Reichweite und 20 für die Sicht nach vorn und hinten. Handhabung und Wartungsfreundlichkeit (bis dato getrennt) bilden nun ein Kriterium, so
dass sich auch beim Alltag ein Kapitel mit elf Kriterien und 250 Punkten ergibt.
Nur noch 150 statt 200 Punkte: Das bedeutet keineswegs, dass MOTORRAD dem Thema
Sicherheit weniger Bedeutung beimisst. Der Punktverlust rührt daher, dass Kriterien umgeschichtet wurden. Es blieben neben Bodenfreiheit und Lenkerschlagen die wichtigen Bremskriterien, wobei die Bremswirkung (hieß
bislang Verzögerung/Betätigungskraft) mehr Gewicht erlangte. Darin enthalten ist auch die Wirkung einer Verbundbremse, die nun vom ABS abgekoppelt wurde. Die Zwischensumme Eigenschaftswertung entfällt in Zukunft.
Das Kapitel Kosten wird in Zukunft schon deshalb nicht mehr so stark auf das Endergebnis durchschlagen, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis herausfällt. Hinzu kommt die leichte
Abwertung der Inspektionskosten auf 20 Punkte. Das Thema Umwelt ist weiterhin durch das
Kriterium Verbrauch vertreten, das Abgasverhalten entfällt.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird ab sofort getrennt bewertet. Die Note ergibt sich, indem Kaufpreis und erreichte Punktzahl in Relation gesetzt werden und daraus eine Schulnote
gebildet wird. So kann es jetzt durchaus einen Punktsieger geben, der nicht zwangsläufig
die beste Bewertung in Relation zum Kaufpreis hat siehe Vergleichstest Seite 46.